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staatliche Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst in Nürnberg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg ist eine staatliche Kunsthochschule in Nürnberg, die 1662 als erste Kunstakademie im deutschsprachigen Raum gegründet wurde. Mit rund 320 Studierenden zählt sie zu den kleineren Hochschulen in Deutschland und bietet mit den Studiengängen Freie Kunst, Grafik-Design / Kommunikationsdesign, Freie Kunst / Schmuck und Gerät, Kunstpädagogik, Lehramt Kunst am Gymnasium sowie Live Art Forms (Master Program) verschiedene Studienmöglichkeiten im freien und angewandten Bereich.
Akademie der Bildenden Künste Nürnberg | |
---|---|
Gründung | 1662 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Nürnberg |
Bundesland | Bayern |
Land | Deutschland |
Präsident | Holger Felten[1] |
Studierende | 279 (SoSe 2023)[2] |
Mitarbeiter | 108 (2022)[3] |
davon Professoren | 19 (2022)[3] |
Website | www.adbk-nuernberg.de |
Die Nürnberger Akademie der Bildenden Künste wurde 1662 von dem Ratsherren Joachim Nützel von Sündersbühl, dem Kupferstecher Jacob von Sandrart und dem Architekten Elias von Gedeler (1620–1693) gegründet und ist damit die älteste Kunstakademie im deutschsprachigen Raum.
1674 wurde die Akademie, nach einigen Ortswechseln, in einem Zimmer im ehemaligen Franziskanerkloster untergebracht. 1699 wurde die Akademie als reichsstädtische Institution anerkannt und unter die Aufsicht des Bauamts gestellt. Im gleichen Jahr wurde dem Kupferstecher und Astronomen Georg Christoph Eimmart die Leitung übertragen und es erfolgte der Umzug ins Katharinenkloster. Die Studienschwerpunkte waren das Aktzeichnen und das Antikenstudium. Nach dem Vorbild der Pariser Protektoratsverfassung erließ der Rat der Stadt 1704 die „Ordnung bei der Malerakademie“.
Nach dem Tod Georg Christoph Eimmarts wurde 1705 bis 1737 Johann Daniel Preissler Direktor der Akademie. Er gründete 1716 die Zeichenschule für Handwerkslehrlinge, deren Besuch kostenlos und ab 1766 für Lehrlinge des Bauhandwerks Pflicht war. In den folgenden Jahren wurde die Leitung der Akademie 1737 bis 1738 von Johann Martin Schuster, 1738 bis 1742 von Paul Decker und 1742 bis 1771 von Johann Justin Preißler übernommen. 1788 entbrannten unter der Leitung des Direktors Johann Eberhard Ihle Konflikte um die Organisation der Akademie, die öffentlich diskutiert wurden.
Nach dem Ende der reichsstädtischen Zeit im Jahr 1806 wurde die Akademie eine Einrichtung des Königreichs Bayern. In den Jahren von 1813 bis 1817 wurde sie, unter der Leitung von Albert Christoph Reindel, in den Hertelshof am Paniersplatz und 1818 in die Nürnberger Burg verlegt.
Von 1835 bis 1897 befand sich die Kunstgewerbeschule gemeinsam mit Teilen der städtischen Kunstsammlung in Räumlichkeiten des Landauerschen Zwölfbrüderhaus. 1897 zog die Kunstgewerbeschule in einen eigens für sie von Professor Conradin Walther entworfenen großzügigen Neorenaissancebau in der Flaschenhofstraße um.[4]
Um München als Kunststadt zu fördern, stufte der bayerische König Ludwig I. die Nürnberger Akademie zur Kunstschule herab. Der Lehrplan wurde um den Unterricht in Ölmalerei erweitert und einige Vorlesungen in Architektur gegeben; die Ausbildung von Architekten war aber nicht mehr möglich. Seitdem diente die Kunstschule als Ausbildungsinstitut für die traditionellen Nürnberger Gewerbe, vor allem für die graphischen Künste und die Porzellan- und Dosenmalerei.
Ab 1853 wurde unter der Direktion August von Kreling (1853–1874) die Kunstgewerbeschule und der Lehrplan mit großem Erfolg reformiert. Die Nürnberger Kunstgewerbeschule galt als vorbildlich für andere Institutionen in Deutschland.[5]
Aus dem Vermächtnis von Carl Haller von Hallerstein gelangten 1823 Gipsabgüsse der Aegineten in die Studiensammlung. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Schule mehrfach umbenannt: 1833 in „Kunstgewerbeschule“, 1928 in „Staatsschule für angewandte Kunst“. 1940 erfolgte unter der Leitung von Hermann Gradl die Erhebung zur „Akademie der bildenden Künste in der Stadt der Reichsparteitage“. 1943 wurde das Akademiegebäude in der Flaschenhofstraße bombardiert und die Akademie in das Deutschordensschloss Ellingen ausgelagert. Einige politisch belastete Professoren wurden nach dem Zweiten Weltkrieg suspendiert und die Akademie in „Akademie der bildenden Künste“ umbenannt.
In den Nachkriegsjahren von 1945 bis 1948 wurde Max Körner kommissarisch mit der Leitung betraut, bis Fritz Griebel zum Direktor ernannt wurde. 1954 zog die Akademie in die von Sep Ruf entworfenen Neubauten in der Bingstraße, im Waldgebiet zwischen Mögeldorf und Zerzabelshof, am Nürnberger Tiergarten ein. Die transparente Pavillonarchitektur stellt die erste denkmalgeschützte Nachkriegsarchitektur Süddeutschlands dar. Rufs Neubau, in dem Natur- und Architekturraum miteinander verschmelzen, zählt neben der Berliner Philharmonie zu den wenigen Juwelen der frühen deutschen Nachkriegsarchitektur.
Im Verhältnis zu Fächern wie Silber- und Goldschmiedekunst, Innenarchitektur, Textilkunst, angewandter Malerei und Gebrauchsgrafik hatten die freien Künste Malerei, Bildhauerei und Grafik gleiches Gewicht.
1960 wurde die Präsidialverfassung eingeführt und die formale Gleichrangigkeit mit der Münchener Akademie erzielt. Seit 1973 konnten in Nürnberg Kunsterzieherprüfungen abgehalten werden. 1985 zog die Abteilung der Kunsterziehung in das Wenzelschloss in Lauf an der Pegnitz um und bildet die Außenstelle für Lehramtsstudenten. 2010 wurde vom bayerischen Landtag der Ausbau der Nürnberger Gebäude genehmigt, so dass die Akademie das Schloss 2013 als Außenstelle aufgeben konnte.[6] Der Entwurf für den Erweiterungsbau der Akademie stammt von dem Berliner Architekturbüro Hascher Jehle Architektur und wurde im April 2013 fertiggestellt.
Heftige Kritik am 2001 geäußerten Vorhaben, die Innenarchitektur-Klasse aufzugeben, resultierte in der Umwandlung des Vollstudiengangs in ein Aufbaustudium mit internationalem Abschluss.
Von 2005 bis zu seiner Emeritierung 2017 war Ottmar Hörl Akademiepräsident. Er trat seinerzeit die Nachfolge von Ulla Mayer und Karlheinz Lüdeking an.
Im Juli 2011 fand in der Akademie der Bildenden Künste in Vorbereitung des 350-jährigen Jubiläums des Bestehens eine Kunsthistorikertagung statt. Die Tagung „Die Akademie der Bildenden Künste in der Stadt der Reichsparteitage“ untersuchte u. a. die Verflechtung der Lehrenden der Akademie mit dem Nationalsozialistischen Regime und inwieweit künstlerische Arbeiten regimedienlich waren. Teilnehmer waren u. a. Hans Ottomeyer, Birgit Schwarz, Doris Gerstl, Thomas Heyden, Frank Matthias Kammel.[7]
2012 feierte die Akademie der Bildenden Künste ihr 350-jähriges Bestehen. Anlässlich des Jubiläums widmete die Gemälde- und Skulpturensammlung der Museen der Stadt Nürnberg der Frühzeit der Nürnberger Kunstakademie eine Sonderausstellung (16. Mai bis 2. September im Stadtmuseum, es erschien dazu ein umfangreicher, wissenschaftlicher Katalog). Die Ausstellung „Geartete Kunst“ im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände widmete sich der Zeit der Akademie in den 1940er Jahren, die Ausstellungen „return“ und „b.east“ zeigten Absolventen seit 1980 und Studenten aus Nürnberg in Kooperation mit anderen Kunsthochschulen Auf AEG. Die Ausstellung „Vorhang auf …“ präsentierte die 14 Klassen und Aufbaustudiengänge im Neuen Museum Nürnberg. Höhepunkt des Jubiläumsjahres war ein Festakt im Staatstheater Nürnberg.
Mit der Ausstellungshalle und der Akademie Galerie Nürnberg verfügt die Akademie der Bildenden Künste sowohl über einen großzügigen Ausstellungsraum am Stammgebäude als auch über Galerieräume im Stadtzentrum Nürnbergs.
2017 wurde der Grafikdesigner Holger Felten vom Hochschulrat zum Präsidenten der Akademie gewählt.
1954 hat die Akademie die ersten von Sep Ruf (1908–1982) entworfenen Gebäude bezogen, welche ursprünglich für 150 Studierende ausgerichtet waren. Die transparente Pavillonarchitektur vereint in gelungener Weise alle Ateliers, Werkstätten und zentrale Einrichtungen wie Bibliothek, Mensa und Verwaltung. Nachdem die Ausbildung insbesondere um das Fach Kunsterziehung erweitert wurde, konnte der Raumnot nur mit einem Ausweichquartier in der Laufer Kaiserburg Abhilfe geschaffen werden und so war die Akademie mit ihren bald 300 Studierenden seit 1985 an zwei Orten untergebracht. Mit Blick auf größere Synergien und Effizienz in der Ausbildung wurde die Planungen für einen Neubau neben der Ruf’schen Pavillonarchitektur begonnen und im Frühjahr 2013 fertiggestellt.
Während des Zweiten Weltkriegs war die Akademie von Nürnberg nach Ellingen ausgelagert worden. Im Ellinger Schloss befand sich die Hochschule auch noch 1947 als Sep Ruf zum Professor der Architektur und Stadtplanung an diese berufen wurde. Der etablierte Architekt war bekannt für seine lichtdurchfluteten Gebäude, die zur Sonne ausgerichtet waren und sich harmonisch in die umgebende Landschaft einbetteten. Den im Frühjahr 1950 ausgelobten Architekturwettbewerb für den Neubau der Akademie am östlichen Nürnberger Stadtrand konnte Sep Ruf für sich gewinnen. Der Baubeginn verzögerte sich allerdings um zwei Jahre und so war der erste Bauabschnitt erst im Juni 1954 vollendet. Die Akademie konnte den ersten Teil des Neubaus einweihen und beziehen. 1956 waren die Ruf’schen Pavillons an der Bingstraße endgültig fertiggestellt, sodass die Hochschule nach Nürnberg zurückkehren konnte.
Sep Rufs Entwurf für den Neubau der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg zeigt erstmals die charakteristische Sprache seines späteren Werks: Leichtigkeit der Erscheinung, minimierte Konstruktion, transparente Wände und schlanke Dächer. Der Bau nimmt das Konzept es Deutschen Pavillon zur Weltausstellung 1958 in Brüssel (1956–1958) vorweg, den Ruf zusammen mit Egon Eiermann ausführte, und der ihm internationale Anerkennung brachte.
Rufs spätere Werke mit seinem Partner, dem Konstrukteur Wilhelm Schaupp (1922–2005) umfasste u. a. das Wohn- und Empfangsgebäude des Bundeskanzlers in Bonn (Kanzlerbungalow, 1963–1964), ein ausgereiftes Werk in Proportion und Detail. Sep Ruf wurde zum dominanten Münchener Architekt der 1950er und 1960er Jahre und hinterlässt ein umfangreiches Werk von Wohngebäuden, Bauten für Verwaltung, Bildung, Büro und Repräsentation. 1971 gründete er mit vier Kollegen (Alfred Goller, Helmut Mayer, Hanns Oberberger, Ludwig Thomeier) eine Büropartnerschaft, die nach seinem Tod weitergeführt wurde.
Das renommierte Architekturbüro Hascher Jehle Architektur hat den Erweiterungsbau der Nürnberger Akademie nach einem begrenzt offenen Realisierungswettbewerb im Frühjahr 2009 entworfen. Mit knapp zweijähriger Bauzeit konnte das Gebäude im Sommersemester 2013 in Betrieb genommen werden. Somit sind erstmals die Studiengänge für freie und angewandte Kunst, Kunstpädagogik sowie Aufbaustudiengänge an einem Standort vereint.
Die Kunstakademie am Stadtrand Nürnbergs ist umgeben von bewaldeten Landschaftsflächen, in die sich die eingeschossige, denkmalgeschützte Bebauung aus den 1950er Jahren von Sep Ruf harmonisch integriert. In respektvollem Abstand zu den Bestandsgebäuden arrondiert der Erweiterungsbau das Gesamtareal und schafft mit einer ruhigen architektonischen Ausformulierung den neuen Campus.
Entlang der Bingstraße entstand ein langgestreckter, eingeschossiger Baukörper, der mit seinen Öffnungen und dem darüber schwebenden Dach im baukünstlerischen Kontext zu den Bestandsgebäuden steht. Die neuen Ateliers und Seminarräume sind in drei getrennten Pavillons unter einer Dachlandschaft positioniert. Das Zentrum der neuen Anlage bildet der sogenannte Kommunikationspavillon mit einem Raum für großformatiges, interdisziplinäres Arbeiten, einem Bilderlager und Multifunktionsraum mit Bühne und Kino. Das Entrée und gleichzeitig neuer Zugang auf das Gelände ist ein offener Hof. Von hier aus gelangen die Studierenden in die angrenzenden Atelier- und Seminarräume. Die Ateliers der Kunstpädagogen sind im Westen des Neubaus beherbergt; sie gruppieren sich um einen Innenhof und sind – in Analogie zu den Ruf’schen Atelierpavillons – über einen offenen, überdachten Gang miteinander verbunden. Im dritten Gebäudeteil, auf der anderen Seite des „Kommunikationspavillons“, sind die Seminarräume ebenfalls um einen Hof herum angeordnet. Die Gänge befinden sich hier jedoch im Gebäude und sind durch großflächige Glasfassaden vom Innenhof getrennt. Die horizontal durchgängige Dachlandschaft wird trotz unterschiedlicher Raumhöhen durch das natürliche Gefälle des Geländes möglich.
Insbesondere die Materialität unterstützt den Werkstattcharakter des Neubaus. Sichtbetonflächen wechseln sich mit Glasflächen und geschlossenen Stahl-Blech-Elementen ab und bilden so die äußere Hülle des Gebäudes. Durch die beweglichen Schiebeelemente aus Streckmetall, die den Glasfassaden als Sonnenschutz vorgelagert sind, verändert sich das Erscheinungsbild der Fassade je nach deren Positionierung. Damit setzt sich der Neubau in seiner Materialität und Oberflächenbeschaffenheit bewusst von den Ruf’schen Bauten ab.
Indem sich der Neubau parallel zu den historischen Pavillons und entlang der Straße erstreckt, entwickelt er einen neuen Blick auf die Architektur Sep Rufs. Sichtachsen und Wege verbinden beide Gebäude, lassen sowohl architektonische Analogien als auch Eigenständigkeiten hervor treten. Gemeinsam bilden sie einen Campus, der der demokratischen und logischen Architekturidee Sep Rufs folgt.
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