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23. Kapitel des biblischen Buches der Psalmen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der 23. Psalm (nach masoretischem Text, in Septuaginta und Vulgata Psalm 22), auch als Hirtenpsalm oder Psalm vom guten Hirten bezeichnet, gehört zu den bekanntesten Bibeltexten. Seine Bilder wurzeln in der altorientalischen Viehzüchtergesellschaft.
Der Psalm ist Teil des Buches der Psalmen. Der 23. Psalm hat für das Christentum besondere Bedeutung, weil Jesus Christus selbst sich gemäß dem Johannesevangelium als der „gute Hirte“ bezeichnet, der sein Leben für die Schafe hinzugeben bereit ist (Joh 10,11 EU).
Neben dem Motiv JHWHs als Hirten tritt im zweiten Teil des Psalmes ein zweites, weniger beachtetes Motiv auf: JHWH als Gastgeber. Beiden Motiven gemeinsam ist das unbedingte Vertrauen des Beters in den einen Gott, der den Menschen auf seinem Lebensweg mit all seinen Unwägbarkeiten behütet und begleitet.
Der Textbefund des 23. Psalms gilt als außerordentlich günstig. Es liegen in den alten Handschriften keine wesentlichen Abweichungen vor. In Vers 6 steht im masoretischen Text „ושבתי“ („und ich werde zurückkehren“), die Septuaginta übersetzt „καὶ τὸ κατοικεῖν με“ („und mein Wohnen ist …“) d. h. „ich werde wohnen“.
In der katholischen Kirche wird die Einheitsübersetzung verwendet, in der evangelischen Kirche in der Regel die 2017 an das Gegenwartsdeutsch angepasste Version der Lutherübersetzung.
Vers | Einheitsübersetzung (2016) | Lutherbibel (2017) |
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1 | [Ein Psalm Davids.] Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. | Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. |
2 | Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. | Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. |
3 | Meine Lebenskraft bringt er zurück. Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen. | Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. |
4 | Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab, sie trösten mich. | Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. |
5 | Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, übervoll ist mein Becher. | Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. |
6 | Ja, Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang und heimkehren werde ich ins Haus des Herrn für lange Zeiten. | Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. |
Vers | Lutherbibel (1545) | Schlachter-Bibel (2000) |
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1 | Ein Psalm Davids. DER HERR ist mein Hirte / Mir wird nichts mangeln. | Ein Psalm Davids. Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. |
2 | Er weidet mich auff einer grünen Awen / Vnd füret mich zum frischen Wasser. | Er weidet mich auf grünen Auen und führt mich zu stillen Wassern. |
3 | Er erquicket meine Seele / er füret mich auff rechter Strasse / Vmb seines Namens willen. | Er erquickt meine Seele; er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen. |
4 | Vnd ob ich schon wandert im finstern Tal / fürchte ich kein Vnglück / Denn du bist bey mir / Dein Stecken vnd Stab trösten mich. | Und wenn ich auch wanderte durchs Tal der Todesschatten, so fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, die trösten mich. |
5 | Du bereitest fur mir einen Tisch / gegen meine Feinde / Du salbest mein Heubt mit öle / Vnd schenckest mir vol ein. | Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde; Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fließt über. |
6 | Gutes vnd Barmhertzigkeit werden mir folgen mein Leben lang / Vnd werde bleiben im Hause des HERRN jmmerdar. | Nur Güte und Gnade werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Haus des HERRN immerdar. |
Vers | Die Heilige Schrift des alten und neuen Testamentes (1830)[1] |
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1 | Ein Psalm Davids. Der Herr regieret mich, und nichts wird mir mangeln: |
2 | Auf einem Weideplatze, da hat er mich gelagert: am Wasser der Erquickung mich erzogen: |
3 | Meine Seele bekehret: mich geführt auf die Wege der Gerechtigkeit, um seines Namens willen. |
4 | Denn wenn ich auch wandle mitten im Todesschatten, so will ich nichts Übels fürchten, weil du bei mir bist. Deine Ruthe und dein Stab, die haben mich getröstet. |
5 | Du hast einen Tisch vor meinem Angesichte bereitet wider die, so mich quälen. Du hast gesalbet mit Öl mein Haupt: und mein berauschender Becher wie herrlich ist er! |
6 | Und deine Barmherzigkeit folget mir all’ die Tage meines Lebens: daß ich wohne im Hause des Herrn auf lange Zeit. |
Der hebräische Text, Übersetzungen der Septuaginta und der Vulgata sowie verschiedene deutsche Übersetzungen finden sich unten unter Ps 23,1–6 GNB (hier voreingestellt auf die Übersetzung Gute Nachricht Bibel).
Der Psalmtext lässt sich in vier Abschnitte gliedern, die u. a. durch den Wechsel der Sprechsituation erkennbar werden.[2]
Im Psalm überlagern sich mehrere Strukturen: Zum einen eine chiastische (überkreuzt), dann eine fortlaufende Struktur.
Chiastische Strukturelemente:
Fortlaufende Strukturelemente:
Wie in fast der Hälfte aller biblischen Psalmen gibt der 23. Psalm David als Verfasser an. Gemeint ist der zweite König Israels, der um 1000 vor Christus herrschte und unter den israelitischen Königen eine herausragende Stellung einnimmt. Der biblischen Überlieferung nach war David in seiner Jugend ein Hirtenjunge. Seine spätere Aufgabe als König empfand er im übertragenen Sinne ebenfalls als „Hirtendienst“.
Die Psalmüberschrift „מזמור לדוד“ (mizmor ledawid; „Ein Psalm. Von/für David“) wird heute als sekundär angesehen. Für die meisten Exegeten spricht u. a. der letzte Vers des 23. Psalms gegen eine Verfasserschaft Davids; hier ist vom „Haus des Herrn“ die Rede, womit der Jerusalemer Tempel gemeint sei. Dieser wurde aber erst während der Regierungszeit seines Sohnes Salomo erbaut. Einige Befürworter der Verfasserschaft Davids weisen jedoch darauf hin, dass mit dem Begriff „Haus“ auch „Familie“ und „Sippe“ gemeint sein kann.
Obwohl der Psalm archaische Motive aus der Lebenswelt der Halbnomaden aufgreift, dürfte er aus inhaltlichen Erwägungen (Gott-Mensch-Beziehung; Armenfrömmigkeit) erst nach dem Exil zur Zeit des zweiten Tempels entstanden sein.
Im Christentum wird Psalm 23 heute meist als ein individuelles Vertrauenslied verstanden. Andere Ausleger tendieren angesichts der Verse 5 und 6 zu der Annahme, dass Psalm 23 seinen ursprünglichen Platz im (Jerusalemer) Tempelgottesdienst hatte. Zu denken sei dabei an ein Gemeindelied, das JHWH als den Hirten Israels besang (vgl. Psalm 80,2).
Willy Schottroff meint, dass der Wortlaut ursprünglich auf ein Lob- und Danklied eines Flüchtlings im Jerusalemer Tempelasyl verweise. Die individuelle Erfahrung wurde im Psalter Israels aufbewahrt und wurde so zu einem wirklichen Volkslied. Weil Israel sich mit dem lyrischen Ich gemeint weiß, ist dieser Psalm und sind die Psalmen Teil der Tradition und des Gebetbuches Israels.[3]
Dagegen sprechen nach Meinung einiger Ausleger die sehr persönlich gehaltenen Formulierungen des Psalms. Diese lassen eher auf eine private Andacht als ursprünglichen Ort des Psalms schließen.
Nach Erich Zenger wurde der Psalm ursprünglich nicht als Danklied bei einer Opfermahlsfeier im Tempel gesungen, sondern als Vertrauensgebet gesprochen. Seiner Meinung nach kann V. 5 keine Anspielung auf das Dankopfermahl im Jerusalemer Tempel sein, da die Initiative zum Mahl hier nicht vom Menschen ausgehe, im Gegenteil: Alles kommt von Gott her. Außerdem hat der „Salbungsbrauch“ in V. 5c nichts mit einem Opfermahl zu tun. Auch das Eingangsbekenntnis des Psalmes widerspricht dem Gattungsmerkmal eines Dankliedes. Der als Nominalsatz gestaltete Vers 1b ist im Sinne eines Bekenntnisses „JHWH ist mein Hirte“ (und niemand sonst) zu verstehen. Schließlich durchzieht den ganzen Psalm der Ausdruck der Geborgenheit des Beters in der ihm von JHWH geschenkten Lebensgemeinschaft, kraft derer er alle Widrigkeiten des Lebens auszuhalten vermag.[4]
Im 23. Psalm spiegelt sich nach verbreiteter christlicher Interpretation die tiefe Beziehung eines Einzelnen zu Gott, der mit dem Namen JHWH (Lutherübersetzung: Herr; Bubers Verdeutschung: ER; Zunz Wiedergabe der Ewige) identifiziert wird. Damit wird gewissermaßen unter der Hand auch ein Bekenntnis gegen andere Götter und Mächte formuliert: JHWH (und eben kein anderer Gott) ist der Hirte des Psalmisten.
Mit dem Begriff „Hirte“ werden im Alten Orient verschiedene Herrscher bezeichnet. Der Titel ist ab 3.000 vor Chr. im Zweistromland für Herrscher nachweisbar. Hirte im Gegenüber zu Herdenvieh ist eine aus der Umwelt Israels bekannte Metaphorik, die auch in der Bibel Verwendung findet z. B. für David (2 Samuel 24,17), für den erwarteten messianischen Herrscher (Ezechiel 34,23f; Sacharja 13,7), für Mose (Jesaja 63,11), für spätere Führer in Israel (Jesaja 56,11; Jeremia 2,8; 3,15 u.ö.; Micha 5,4), aber auch für fremde Herrscher wie den Perserkönig Kyros II. (Jes 44,28). Auch Gott selbst wird als Hirte bezeichnet oder mit jemand verglichen, der seine Schafe weidet, das heißt regiert (Genesis 48,15; Jesaja 40,11; Jeremia 31,10). Demgegenüber erscheint dann Israel als Gottes Herde (Psalm 77,21). Wenn Gott also in Psalm 23 weidet wie ein Hirte, dann ist damit keine romantische Vorstellung vom Hirtenleben auf dem Felde angesprochen und es wird nicht an einen Beruf armer Leute gedacht, sondern hier geht es um einen Herrschaftstitel. Eingeschlossen ist dabei immer – so zeigen es auch die Quellen aus der damaligen Umwelt Israels:
Ludwig Köhler deutete die Bildersprache des Psalms 23 vor dem Hintergrund des Weidewechsels. In der orientalischen Landschaft existieren nur „insulare“ Weideflächen. Ist die Wiese abgegrast, muss die Herde zum nächsten Weideplatz geführt werden. Zwischen den einzelnen „grünen Auen“ liegen oft gefährliche Wege („und ob ich schon wanderte im finsteren Tal“). Die Qualität eines Hirten erweist sich vor allem darin, seine Herde „auf rechter Straße zu führen“. Dieser Psalm beschreibt das menschliche Leben als Weg: auch da, wo der Weg an ein Ende zu kommen scheint, führt er trotzdem weiter. Der Psalmist vertraut seinem Hirten völlig und weiß sich sogar in der „Todesschattenschlucht“ („im finsteren Tale“) bei ihm geborgen. Allein schon das Erblicken des spezifischen Hirtenstabs (jeder Hirte hatte einen besonders geschnitzten Stab) ermutigt und hilft gegen die Angst.
Merkwürdig in diesem Zusammenhang ist der plötzliche Wechsel der Form in Vers 4: Aus dem Reden über den guten Hirten wird beim Stichwort „Todesschattenschlucht“ das Reden mit ihm. Aus dem „Er“ entwickelt sich unvermittelt das „Du“, aus einem Bekenntnis zu JHWH als dem guten Hirten wird ein Gebet: „… denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“
In den Versen 5 und 6 wird das Bild von Hirte und Schaf plötzlich durchbrochen. JHWH erscheint als der Gastgeber, der „den Tisch im Angesicht der Feinde“ deckt, dem Psalmdichter kräftig (voll) einschenkt und ihn dabei – wie bei einem vornehmen Gast üblich – mit Salböl übergießt. Der Psalmist sieht sich also nicht nur als Schaf in der Herde seines göttlichen Hirten; er wird hier zum Bedienten, zum geehrten Gast.
Einige Ausleger haben deshalb angenommen, dass hier zwei ursprünglich eigenständige Psalmen miteinander kombiniert worden sind: „JHWH, der gute Hirte“ und „JHWH, der freundliche Gastgeber“. Andere bestreiten dies. Wie dem auch sei: In der Kombination der beiden Bilder offenbart sich biblischer Humor: Wer kennt ein Schaf, das sich an den Tisch seines Hirten setzen darf, und von diesem rundum bedient wird? Und welches Schaf darf mit seinem Hirten unter einem Dach wohnen? Die Antwort muss lauten: In der Welt der Hirten und Schafe gibt es so etwas nicht, wohl aber bei dem, dessen Hirte JHWH ist.
Der Vers 6 bietet eine weitere interessante Aussage: „Nur Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen alle Tage meines Lebens …“ Der Psalmist erwartet also nicht, dass er zeit seines Lebens auf „Gutes und Barmherzigkeit“ stößt. Das würde auch der Erfahrung der „Todesschattenschlucht“ und der Begegnung mit den Feinden (Vers 5) widersprechen. Schlicht und einfach formuliert lautet seine tiefe Überzeugung: Was immer mir auch auf meinem Weg begegnet, Gottes Güte bleibt mir auf den Fersen. Die Dimension dieses Glaubens wird deutlich, angesichts der Tatsache, dass dieser Psalm nicht nur in christlichen Gottesdiensten laut wird, sondern auch nach der Shoa im Judentum weiter gesungen wird.
Eine recht bekannte Abwandlung des Psalm 23 ist der sogenannte Seemannspsalm oder auch Seemannsgebet (englisch A Sailorman’s Prayer). Es wurde 1874 von Captain John H. Roberts of Holyhead geschrieben. Etwas bekannter ist jedoch die Übertragung in moderneres Englisch aus dem Buch The White Ship von Ian Cameron aus dem Jahr 1975.
Original von Captain John H. Roberts (1874) | Übertragung von Ian Cameron (1975) |
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The Lord is my Pilot; I shall not drift. | The Lord is my pilot; I shall not drift. |
He leadeth me across the dark waters and steereth me in the deep channels. | He lights me across the dark waters. He steers me through the deep channels. |
He keepeth my Log and guideth me by the star of holiness for His Name’s sake. | He keeps my log. He guides me by the Star of Holiness for His Name’s sake. |
Yea, though I sail amid the thunders and tempests of life, I shall dread no danger, For Thou art with me; | As I sail through the storms and tempests of life I will dread no danger; for You are near me; |
Thy love and Thy care, they shelter me. Thou preparest a harbor before me in the homeland of eternity; | Your love and care shelter me. You prepare a haven before me in the Homeland of Eternity; |
Thou anointest the waves with oil, and my ship rideth calmly, | You quieten the waves with oil; my ship rides calmly. |
Surely sunlight and starlight shall favor me all the days of my voyaging, and I will rest in the port of my Lord forever. | Surely sunlight and starlight shall be with me wherever I sail, and at the end of my voyaging I shall rest in the port of my God. |
Übertragung ins Deutsche |
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Der Herr ist mein Lotse. Ich werde nicht wegtreiben. |
Er leitet mich durch die dunkle See, dass ich nicht auflaufe. |
Er gibt mir neue Kraft und hält mich auf dem rechten Kurs um Seines Namens willen. |
Und geht es durch Unwetter und hohe See, fürchte ich mich nicht, denn Du bist bei mir; |
Deine Liebe und Treue sind mir Schutz. Du bereitest mir einen Liegeplatz in der Ewigkeit. |
Du beschwichtigst die Wellen mit Öl und lässt mich sicher segeln. |
Dein Sonnen- und Sternenlicht begleiten mich, wohin ich auch fahre, und am Ende meiner Reise werde ich Ruhe finden im Hafen meines Herrn. |
Der Psalm wurde von Königin Elisabeth II. für ihre Beisetzung gewünscht und gesungen.[7]
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