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69. Kapitel des biblischen Buches der Psalmen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der 69. Psalm (nach griechischer Zählung der 68.) ist ein Psalm Davids in der Bibel und gehört in die Reihe der Klagelieder eines Einzelnen.
Bereits Theodor von Mopsuestia, ein christlicher Bibelkommentator des 5. Jahrhunderts, ordnete Psalm 69 dem makkabäischen Zeitraum zu. So schrieb er in seinem Psalmenkommentar:[1]
„Dieses Lied wurde zur Zeit der Makkabäer in prophetischem Geist verfaßt, und das Gebet paßt zu den Personen und Vorgängen eben dieser Zeit. (…) Das Unrecht gegen dein Haus, heißt es, konnte ich nicht mehr ertragen, in dem das Bild des Jupiter stand und die Juden Opfer darbrachten. Diese Aussage paßt in besonderer Weise zu Mattatias.“
Ferdinand Hitzig vermutete 1853: Dieser historische Hintergrund ist die Entheiligung des Tempels verbunden mit der Zerstörung Jerusalems und dem Anrichten eines Blutbades. Außerdem weise der Psalm Verwandtschaft mit anderen Psalmen aus dieser Zeit auf.[2]
Heute stehen sich in der Exegese zwei Modelle gegenüber:
Der Psalm wurde von Hermann Gunkel folgendermaßen strukturiert:[5]
Die Feinde bilden einen wichtigen thematischen Schwerpunkt (V. 5, 13, 15, 19–29). Typische Feindesbegriffe insgesamt sind
In Ps 69 geht es anfangs zunächst um das Motivfeld des Versinkens. Dann kommen rasch die Feinde ins Spiel. Wassermassen/Schlamm und Feinde sind einander ergänzende Bilder für die Not, in der sich das betende Ich befindet (Vgl. V. 2–5). In den weiteren Abschnitten geht es stärker um die Verknüpfung von Scham/Entehrung und Feinden. Scham/Schande/Spott ist ein klassisches Thema von Klageliedern, besonders des Einzelnen, aber auch des Volks. Die eigene Erniedrigung schlägt in den Wunsch um, dass auch die Feinde beschämt werden (vgl. V. 20ff). Scham entwickelt sich vor allem gegenüber „bedeutenden anderen“ (significant others), also gegenüber anderen, die einem selbst viel bedeuten (vgl. V. 9+13).[6] In V. 10 fallen die Beschämungen Gottes und die des betenden Ich zusammen – Gott und Ich bilden eine Art Schicksalsgemeinschaft.[7] Verhöhnung ist eine derart tiefgehende Beschämung, dass sie als quasi tödliche Krankheit bezeichnet wird (V. 20f, vgl. auch Ps 42,11), was das Phänomen eines sozialen Todes einfängt. Ähnliche Bewertungen finden sich in der rabbinischen Literatur:[8]
„Jeder, der das Gesicht eines Gefährten vor den Vielen erbleichen lässt, ist, als ob er Blut vergießt […] ich habe es nämlich gesehen, wie die Röte geht und die Blässe kommt“
Die Verspottung von Menschen trifft letztlich Gott selbst und wird dadurch umso schwerwiegender.
„Wer öffentlich einen Mitmenschen beschimpft, begibt sich des ewigen Lebens: eine öffentliche Beleidigung ist die Entheiligung der Ebenbildlichkeit Gottes, nach der ein jeglicher Mensch geschaffen ist […] Darum ist die Kränkung eines einzelnen Menschen eine Herabwürdigung der ganzen Menschheit.“
„Wer den Armen verspottet, verhöhnt dessen Schöpfer; und wer sich über eines andern Unglück freut, wird nicht ungestraft bleiben.“
Die „Ehre“ (כָבוֹד) als Gegenbegriff zur Scham wird aber im alttestamentlichen nicht kompetitiv erkämpft, sondern ist dem Menschen als Menschen voraussetzungslos in seinem Geschöpf-Sein gegeben (vgl. Ps 8,6) und wäre wohl in diesen Zusammenhängen besser mit „Würde“ wiederzugeben.[10]
Die Band Ministry nutzte diesen Psalm als Grundlage für den gleichnamigen Song auf ihrem Album Psalm 69: The Way to Succeed and the Way to Suck Eggs von 1992.[11]
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