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Stadt im Erzgebirgskreis, Sachsen, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Bergstadt Lößnitz (von altsorbisch Lěśnica für Waldbach)[2] im Erzgebirge, auf Grund des Alters auch Muhme genannt, ist eine Stadt im Erzgebirgskreis, Sachsen, Deutschland und gehört zum Städtebund Silberberg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 37′ N, 12° 44′ O | |
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Erzgebirgskreis | |
Höhe: | 422 m ü. NHN | |
Fläche: | 30,49 km2 | |
Einwohner: | 7794 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 256 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 08294 | |
Vorwahl: | 03771 | |
Kfz-Kennzeichen: | ERZ, ANA, ASZ, AU, MAB, MEK, STL, SZB, ZP | |
Gemeindeschlüssel: | 14 5 21 370 | |
Stadtgliederung: | 6 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktplatz 1 08294 Lößnitz | |
Website: | www.stadt-loessnitz.de | |
Bürgermeister: | Alexander Troll (CDU) | |
Lage der Stadt Lößnitz im Erzgebirgskreis | ||
Lößnitz ist eine Kleinstadt im westlichen Teil des Erzgebirges und gehört seit dem Ende des 20. Jahrhunderts zum Erzgebirgskreis. Sie liegt, eingebettet von bewaldeten Höhenzügen, in einem langgezogenen Tal in ca. 432 m Höhe über NN.
Ortsteil | Bevölkerung (31.12.14) |
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Lößnitz Stadt | 6.812 (davon 2.880
in Niederlößnitz) |
Affalter | 1.074 |
Grüna | 103 |
Streitwald | 339 |
Dittersdorf | 300 |
Dreihansen | 218 |
Lößnitz geht auf eine Gründung der Meinheringer (spätere Burggrafen zu Meißen) im Jahr 1170 zurück. In einer Urkunde aus dem Jahr 1284 wurde sie als Civitas bezeichnet. Der Name der Stadt entwickelte sich aus dem altsorbischen Wort Lesnica für Waldbach.[5] Als „Lesnitz, dem Waldort“ taucht der Ort bereits 1238 urkundlich auf. Auf Lößnitzer Flur befindet sich Sebottendorf, welches 1286 wüst fiel.
In dem ersten Jahrhundert nach der Stadtgründung war in Lößnitz eine Münze des Stadtherren, des Burggrafen von Meißen, ihr Münzmeister zu Lößnitz ist 1286 bezeugt. (Lößnitzer Brakteat)
Die Geschichte von Lößnitz ist in ihrer Anfangszeit eher spekulativ: Ein im Jahr 1304 erwähnter Schulmeister führte zu der Vermutung, dass die Lößnitzer Lateinschule mindestens seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts besteht. Der 1372 genannte erste Bürgermeister Hermann von Buten erlaubt die Annahme, dass zu dieser Zeit bereits ein Rathaus bestanden haben muss.
Als „civitas“ 1284 erwähnt, deren Weichbildrecht Kaiser Ludwig 1338 bestätigte. Das Brauwesen als Bestandteil des Weidhbildrechts übten 141 Lößnitzer Bürger innerhalb der Stadtmauer als Brauconsortschaft in Form des Reiheschank bis 1871 (Reichsgründung) aus.
Lößnitz verdankt seine Entwicklung dem früh beginnenden Salzhandel, durch den Ort führte die Salzstraße von Halle über Zwickau und Hartenstein nach Böhmen. Der Burggraf zu Meißen hatte Lößnitz im Jahr 1388 das Salzprivileg verliehen. Das bedeutete, die durchziehenden Kaufleute mussten ähnlich dem Niederlagsrecht einen Teil ihrer Waren feilbieten. Das eingenommene Geld durfte nur für den Stadtausbau verwendet werden. Nach Abzug des Salzzehnten an die Obrigkeit blieb der Stadt zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein jährlicher Gewinn von 63 Scheffel aus dem Verkauf des Salzes, das entsprach etwa 80 Zentner Salz. (Ein Kilogramm Salz hatte zu dieser Zeit den Wert eines Groschens, was etwa dem Wochenlohn eines Bergmannes entsprach.) Mit den Einnahmen aus dem Salzhandel leistete sich die Stadt unter anderem eine mächtige Stadtmauer mit drei Türmen.[6]
Im Jahr 1382 wurde Lößnitz Bergstadt. Doch noch zum Ende des 14. Jahrhunderts brannte es bis auf die Stadtmühle vor den Toren komplett nieder. Im Jahr 1406 erwarb Graf von Schönburg die Grafschaft Hartenstein und machte Lößnitz zu deren Hauptort. Auf Bitten von Ernst von Schönburg privilegierten Kurfürst Albrecht und Herzog Ernst von Sachsen die Stadt 1483 mit dem Recht eines Jahrmarktes am Sonntag nach Liebfrauen.
1542 hatte die Reformation Lößnitz erreicht. Hier fanden in den 1580er Jahren Hexenprozesse statt. Während dieser Hexenverfolgung wurden im Jahr 1583 der Wagner Christoph Brühl und seine Frau umgebracht: Der Mann wurde gehenkt, die Frau unter dem Vorwurf des Schaden- und Wetterzaubers verbrannt.[7]
Zwischen 1601 und 1607 bauten die Bürger ihr bisheriges Rathaus um, zunächst war ein neues Portal fertiggestellt. Allerdings fielen das Rathaus, die Kirche, das Pfarr- und Schulgebäude und weitere 108 Häuser im Jahr 1616 der „Roten Ruhr“ (wie dieser Stadtbrand genannt wurde) zum Opfer. In den Folgejahren hatte die Stadt mit Plünderungen, der Pest und einem erneuten Stadtbrand zu kämpfen.
Neben der wiederaufgebauten mittelalterlichen St. Johanniskirche wurde 1714 die barocke Hospitalkirche St. Georg eingeweiht.[8]
Am 10. Dezember 1806 fielen das Rathaus, Pfarr- und Schulgebäude, das Brau- und Malzhaus sowie 182 Häuser und 16 Scheunen dem Feuer zum Opfer. Mitten in dem gerade begonnenen Wiederaufbau setzte ein Blitzeinschlag 1809 wieder große Teile der Stadt in Brand. Von den bei diesem Stadtbrand zerstörten 104 Häusern waren 26 gerade erneuerte Gebäude dabei. Die alte Stadtpfarrkirche St. Johannis wurde abgerissen und als steinerner Bau neu errichtet. Am 29. Oktober 1826 wurde sie als Haupt- und Stadtkirche eingeweiht. Spätere Brände zerstörten die Hospitalkirche, die bis 1862 erneuert wurde.
Nachdem die städtische Gerichtsbarkeit an das Haus Schönburg abgetreten worden war, entstand 1861 das „Fürstlich Schönburgische Justizamt Stein“. Infolge der Übernahme der schönburgischen Fürstentümer durch das Königreich Sachsen 1878 erhielt Lößnitz ein Königlich-Sächsisches Amtsgericht, das bis 1931 bestand.
Durch königliches Dekret vom 11. Oktober 1851 wurde am 3. Januar 1852 die Lößnitzer Sparkasse im Rathaus eröffnet. Verzinst wurden die Spareinlagen mit 3 %.
Das erste Geschäftsjahr wies einen Einlagenbestand von 4904 Taler aus.
Im Ersten Weltkrieg wurden 1917 die Bronze-Glocken der St. Johanniskirche und der Hospitalkirche eingeschmolzen. Bis zum Jahr 1920 erhielt die St. Johanniskirche drei neue Glocken. Im Jahre 1939 installierte man in der Turmlaterne der Kirche ein aus 23 Bronzeglocken bestehendes Glockenspiel.
Als das Ende des Zweiten Weltkriegs abzusehen war, wollte der Zweite Bürgermeister Rudolf Weber am 20. April 1945 die Stadt den Amerikanern kampflos übergeben, woraufhin ihn die in der Stadt präsente Waffen-SS standrechtlich erschießen ließ.[9] Zu seinen Ehren ließ die Lößnitzer Stadtverwaltung später am Rathaus eine Gedenktafel anbringen. Zwischen 1985 und 1992 entstand am Rande der Stadt ein großes Siedlungsgebiet, in dem im 21. Jahrhundert fast die Hälfte der Bevölkerung lebt.
Der älteste Schnitzverein im Erzgebirge ist in Lößnitz und wurde am 12. Januar 1879 gegründet („Lößnitzer Schnitz- und Bergverein e. V.“[10])
Innungsladen und Briefe im Lößnitzer Stadtarchiv
Folgende Einwohnerzahlen (ab 1982) beziehen sich auf den 31. Dezember des voranstehenden Jahres mit Gebietsstand Januar 2007:
1546 bis 1939
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1946 bis 1986
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1987 bis 1994
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1995 bis 2002
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2003 bis 2013
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2014 bis |
Das Maximum der Einwohnerzahlen lag in der Mitte der 1990er Jahre, nachdem durch das damals erst neu fertig gestellte Wohngebiet aus Gründen der Wohnungsnot im Altlandkreis Aue viele aus den umliegenden Orten zuzogen. Dieser Trend kehrte sich doch relativ schnell um, da in den Herkunftsorten auch neuer moderner Wohnraum entstand. So gingen viele wieder zurück. Einige wechselten aufgrund der Arbeitsstelle auch in die alten Bundesländern.
Der heutige Ortsteil Niederlößnitz war ursprünglich ein Bauerndorf unterhalb des Zuflusses des Aubaches in den Lößnitzbach. Aus dem Jahr 1497 stammt die erste bekannte Nennung des Ortes als Niderlesenitzs. Zirka 100 Jahre später zählte der Ort bereits 6 besessene Mann. Eines der Güter war vom Frondienst freigestellt und diente als herrschaftliches Jagdhaus. A. Schuhmann erwähnte 1820 in seinem Lexikon zwei Mahlmühlen sowie eine Papiermühle. Die Papiermühle, welche zuvor ein Zain- und Waffenhammer gewesen sein soll, brannte jedoch 1808 ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts (1875) wurde die Bahnlinie zwischen Chemnitz und Aue in Betrieb genommen, an welcher 1885 die Haltestelle Unterer Bahnhof eröffnet wurde. Nach dem Bau des Bahnhofs entstanden Häuserviertel und Industriebauten, was letztendlich die Eingemeindung des Waldhufendorfes Niederlößnitz zur Stadt Lößnitz im Jahr 1898 zur Folge hatte.
Der Gemeinderat besteht aus 18 gewählten Mitgliedern. Die nachfolgende Aufteilung ist das Ergebnis der Kommunalwahl 2024.[13]
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Bürgermeister der Stadt Lößnitz seit dem Jahr 1372:[14]
Im Juni 2015 wurde im zweiten Wahlgang Alexander Troll zum Nachfolger von Gotthard Troll gewählt.[15] Bei der Bürgermeisterwahl am 12. Juni 2022 wurde Alexander Troll mit 77,9 % wiedergewählt.[16]
Siegel von 1372: Drei Türme auf einer Mauer, deren größter und mittlerer das Wappen der Burggrafen von Meißen (Andreaskreuz) trägt
Das Lößnitzer Stadtwappen zeigt im Innenteil ein schwarzes Andreaskreuz (das Wappen der Burggrafen zu Meißen und Gründer der Stadt) auf gelbem Grund. Das Andreaskreuz ist umgeben von drei, auf einer symbolisch dargestellten Mauer gestützten Türmen auf rotem Grund. Mauer und Türme sind Hinweise auf die einstige Wehrhaftigkeit der Stadt, die drei Türme symbolisieren die ehemaligen drei Stadttore.
Seit 1990 besteht eine Städtepartnerschaft mit der westfälischen Stadt Borgholzhausen.
Für Kontroversen sorgte der seit 2016 abgehaltene „Erzgebirgische Heimattag“, da es nach Recherchen von Journalisten personelle Überschneidungen zwischen dem Veranstalterverein Haamitleit e. V. und dem Erzgebirge-Ableger der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Identitären Bewegung (IB) gibt.[19][20] Dazu gab es im Sächsischen Landtag eine kleine Anfrage des Abgeordneten Valentin Lippmann von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen am 14. September 2016,[21] die vom damaligen Innenminister Markus Ulbig wie folgt beantwortet wurde „Hierzu liegen der Staatsregierung keine Erkenntnisse vor.“
Das Marktrecht beschränkte sich auch nicht mehr nur auf den Salzhandel, sodass die Bürger und Händler über die Jahrhunderte zu einigem Reichtum gelangten.
1849 wurde die bis heute bestehende Gießerei Lößnitz gegründet.[22] Mit der in dieser Zeit, um das Jahr 1850, einsetzenden allgemeinen Industrialisierung wurde Lößnitz ein bedeutendes Industriezentrum des westlichen Erzgebirges. Darunter entwickelten sich vor allem Betriebe der Schuhindustrie, des Maschinenbaus, der Textilveredelung- und verarbeitung und der Metallwarenindustrie. Auch der Abbau von Schiefer rund um die Stadt für Wand- und Dachverkleidungen war lange bedeutsam.
Mit der deutschen Wiedervereinigung kam es zu tiefgreifenden Veränderungen in der Region und zum Verlust eines großen Teils der heimischen Industrie.
Die Bundesstraße 169 führt durch das Ortsgebiet. Nächste Autobahnabfahrten der A 72 sind Hartenstein oder Stollberg.
Lößnitz liegt an der Bahnstrecke Chemnitz–Aue, an der im Stadtgebiet mit dem oberen und dem unterer Bahnhof zwei Zugangsstellen zum Schienenpersonennahverkehr bestehen. Betreiber der Streckeninfrastruktur ist die Erzgebirgsbahn, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG. Seit Einbindung der Strecke ins Chemnitzer Modell im Januar 2022 verkehren stündlich Züge der City-Bahn Chemnitz nach Aue bzw. über Thalheim nach Chemnitz und Burgstädt. Im Nahverkehr gilt – wie bei den Lößnitz berührenden Buslinien – der Tarif des Verkehrsverbund Mittelsachsen.
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