Denkmal in Gedenken an Martin Luther Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Lutherdenkmäler wurden vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in zahlreichen deutschen Städten zur Erinnerung an die auf Martin Luther zurückgehende Reformation errichtet. Häufig nehmen sie Bezug auf konkrete Ereignisse im Leben Luthers oder auf einen Aufenthalt in der jeweiligen Stadt.
Das älteste Lutherdenkmal, das gleichzeitig das erste öffentliche ganzfigurige Standbild für eine bürgerliche Persönlichkeit in Deutschland war, befindet sich in Lutherstadt Wittenberg; es wurde von Johann Gottfried Schadow entworfen und 1821 enthüllt. Finanziert wurde dieses Denkmal von den Bürgern der Städte Eisleben und Mansfeld, die schon lange für ein Lutherdenkmal gespart hatten. Friedrich Wilhelm III. ordnete aber an, Wittenberg zu bevorzugen. Erst 1883, zum 400. Geburtstag des Reformators, wurde in Eisleben ein Lutherdenkmal nach einem Entwurf von Rudolf Siemering errichtet. Mansfeld mit einer Darstellung Luthers als Kind folgte 1913.
Das größte Denkmal ist das 1868 in Worms eingeweihte Lutherdenkmal nach Entwürfen Ernst Rietschels, das in seiner Form Luthers bekannteste Lieddichtung Ein feste Burg ist unser Gott aufnimmt. Das Wormser Denkmal beeinflusste die Darstellung zahlreicher anderer Denkmäler, mehrfach wurde die Lutherfigur des Wormser Entwurfs nachgegossen, einige Denkmäler verwendeten aber auch verworfene Entwürfe für das Wormser Denkmal. Allein in den Vereinigten Staaten finden sich nach Angaben der Smithsonian Institution sieben Kopien der Wormser Lutherstatue.[1]
Insbesondere an runden Jubiläen von Ereignissen aus Luthers Leben oder der Reformationsgeschichte wurden vielerorts Lutherbäume gepflanzt.
Lutherkandelaber in Ilmenau (1894) Anlässlich des 350. Jahrestags der Einführung der Reformation wurde ein Luther-Kandelaber auf dem Kirchplatz vor der Jakobuskirche aufgestellt.
LutherdenkmalWennigsen (Deister), Niedersachsen (1960), Nachbildung eines Lutherdenkmals, das Friedrich Adolf Sötebier im Jahr 1957 für den Campus des Concordia Theological Seminary in der Stadt Springfield (Illinois) gefertigt hat und das seit 1976 auf den Campus des Concordia Theological Seminary in Fort Wayne, Indiana, Vereinigte Staaten steht.
Lutherplastiken von Valentin Kühne befinden sich an den barocken Kanzelaltären der Kirchen von Groß Quenstedt (1696), heute Jessen, Westerhausen (1697/98) und Gatersleben (1710). Eine besondere Form des Lutherdenkmals stellt die Betonskulptur man in a cube des chinesischen Künstlers Ai Weiwei dar, die anlässlich der Ausstellung Luther und die Avantgarde 2017 in Wittenberg zu sehen war und seit Oktober 2020 dauerhaft im Innenhof des Lutherhauses Eisenach präsentiert wird.[14]
Martin Luther in Mount Clemens, Michigan, Vereinigte Staaten (1930) Cadillac Memorial Gardens, Kopie nach Ernst Rietschel[26]
Martin Luther in Seguin, Texas, Vereinigte Staaten (1976) Campus des Texas Lutheran College, von Elmer Paul Petersen[27]
Martin Luther the Teacher, Martin Luther the Musician in Springfield, Ohio, Vereinigte Staaten (1956) Campus der Wittenberg University, von A. Regis Milione[28]
Martin Luther in St. Paul, Minnesota, Vereinigte Staaten (1921) Campus des Concordia College, Kopie nach Ernst Rietschel[29]
Martin Luther in Streator, Illinois, Vereinigte Staaten (1935) Hillcrest Memorial Park, Kopie nach Ernst Rietschel[30]
Luther Monument in Washington, D.C., Vereinigte Staaten (1884) Thomas Circle, Washington D.C., Kopie nach Ernst Rietschel[31]
An zahlreichen weiteren Orten in Deutschland wurden zur Erinnerung an den Reformator Bäume gepflanzt. Vorwiegend wurden dafür Eichen, insbesondere Stieleichen, als Luthereichen gewählt, an einigen Ort finden sich aber auch Lutherbuchen, Lutherlinden und Lutherulmen.
Lutherbuchen (Auswahl)
Die Lutherbuche in Lokstedt, einem Stadtteil von Hamburg, wurde zum 400. Jahrestag des Thesenanschlags durch Martin Luther an der Schloßkirche zu Wittenberg im Jahre 1917 gepflanzt.
Die Lutherbuche bei Altenstein mit Lutherborn am Lutherdenkmal in Steinbach wurde nicht wie die anderen Bäume im Gedenken gepflanzt, sondern markierte die Stelle der Gefangennahme Luthers am 4. Mai 1521. Nachdem der Baum 1841 bei einem Sturm schwer geschädigt wurde, erfolgte 1983 eine Neupflanzung.
Die Lutherbuche, Naturdenkmal in Neuwürschnitz (Stadt Oelsnitz/Erzgeb.) wurde 1883 gepflanzt, 2013 beim Orkan Xaver entwurzelt und 2014 neu gepflanzt.
Die Lutherbuche in Taucha wurde 1883 an der St. Moritz-Kirche gepflanzt und musste 2004 wegen Pilzbefall gefällt werden.
Die Lübecker Lutherbuche ist ein Spross der Lutherbuche zu Liebenstein, welche zur Erinnerung des 700jährigen Bestehens des Doms 1873 aus Thüringen nach Lübeck kam.
Die bekannteste Luthereiche findet sich in Wittenberg, an ihrem Standort soll Luther 1520 sein Exemplar der päpstlichen Bannandrohungsbulle Exsurge Domine verbrannt haben.
Lutherlinde in Lich (Naturdenkmal ND 12), 1883 zum 400. Geburtstag Luthers vor der Marienstiftskirche Lich gepflanzt
Lutherlinde vor der Roterde in Fernwald (Naturdenkmal ND 59)
Lutherlinde in Riesa (Sachsen), Ortsteil Gostewitz; 1846 zum 300. Todestag Luthers gepflanzt, als Naturdenkmal geschützt[33]
Lutherlinde in Herten-Scherlebeck (Kirchenkreis Recklinghausen), gepflanzt aus Anlass des 400. Reformationsjubiläums 1917.
Lutherlinde in Unternesselbach, Luther soll auf der Durchreise unter der Linde vor dem Pfarrhaus gebetet haben, da der Pfarrer den Zutritt zur Kirche verweigerte
Lutherlinde bei Hermannrode, gepflanzt am 10. November 1883 zu Luthers 400. Geburtstag, Naturdenkmal im Werra-Meißner-Kreis mit der Nummer ND636.080 und dem Ausweisungsdatum 1.August1936.
Lutherulmen (Auswahl)
Lutherbaum in Worms-Pfiffligheim, Neupflanzung im Torso einer Ulme aus dem 16. Jahrhundert, unter der angeblich Luther gepredigt haben soll.[35]
Martin-Luther-Park in Bad Gastein neben der evangelischen St.-Christophorus-Kirche, mit der Luther in Verbindung stand.
Otto Kammer: Reformationsdenkmäler des 19. und 20. Jahrhunderts: Eine Bestandsaufnahme. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2004, ISBN 3-374-02188-3.
Christiane Theiselmann: Das Wormser Lutherdenkmal Ernst Rietschels (1856–1868) im Rahmen der Lutherrezeption des 19. Jahrhunderts. Europäische Hochschulschriften, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-631-44332-3.
Familienblatt der Lutheriden-Vereinigung, 3. Band, Heft 5, 13. Jahrgang, Februar 1939. Digitalisat (PDF).
Das Denkmal wurde zu Luthers 400. Geburtstag am 10. November 1883 enthüllt, es erinnert an Luthers zehn Aufenthalte in Grimma zwischen 1519 und 1544. Die Büste ist einer der fünf ersten Abgüsse vom Denkmal in Worms – diese ersten fünf galten damals noch als Original und wurden deshalb vom Künstler signiert. Daher trägt die Luther-Büste in Grimma auf der Rückseite den Namenszug von Ernst Rietschel. – Quelle: Leipziger Volkszeitung, Ausgabe Muldental, 27. August 2014, S. 34.
Skulptur von Ai Weiwei dauerhaft im Lutherhaus Eisenach, in: Süddeutsche Zeitung online, 9. Oktober 2020; Walter Smerling: Ai Weiwei, in: Ders. (Hrsg.): Luther und die Avantgarde. Zeitgenössische Kunst im alten Gefängnis in Wittenberg mit Sonderpräsentationen in Berlin und Kassel. Wienand: Köln 2017, S. 66–69.
H. B.:Pappeln, Linden und Eichen. Stadt Riesa hat sechs geschützte Baumdenkmale. In: Stadtverwaltung Riesa (Hrsg.): Riesaer. Nachrichten für unsere Stadt. Nr.35, 2011, S.2 (online[PDF; abgerufen am 29.August 2017]).
o.V.:Sächsische Kirchgemeinden gedenken Luthers Thesenanschlag 1517.Bewegung: Re(nn)formationslauf und „Auf Luthers Spuren durch die Nacht“.Evangelisch-Lutherisches Landeskirchenamt Sachsens,27.Oktober 2012,archiviertvomOriginal(nicht mehr online verfügbar)am29.August 2017;abgerufen am 29.August 2017.