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Mauerdurchbruch in mittelalterlichen Kirchengebäuden Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Hagioskop (von gr. hágios „heilig“ und skopein „sehen, betrachten“),[1] Lepraspalte und – regional – Pönitenzfenster[2][3] (Pönitenz von lat. poenitentia „[kirchliche] Buße, Bußübung“) genannt, ist ein Mauerdurchbruch in einem mittelalterlichen Kirchengebäude, der von außen den Blick ins Innere der Kirche auf den Altar erlaubt.
Teilweise werden Hagioskope auch als Pestfenster bezeichnet. Die an der Pest Erkrankten hätten diese Guckfenster jedoch gar nicht nutzen können, da sie meist innerhalb weniger Tage starben. Als Pestfenster werden in der Schweiz teilweise auch Innenfenster von Bauernhäusern zwischen der Stube und Nebenräumen bezeichnet, die der Versorgung von Pestkranken gedient haben sollen. Tatsächlich handelt es sich aber wohl um ehemalige, später verschlossene Wandschränke.[4]
Diese Mauerdurchbrüche waren rund, rechteckig oder auch kreuzförmig. Es gibt auch Hagioskope, die mit Mauerdurchbrüchen innerhalb der Kirche, etwa von Seitenschiffen aus, den Blick auf den Altar ermöglichen; ein Beispiel dafür ist die Kirche St. Nikolaus in Bergham in Marktl in Oberbayern.
Im Mittelalter wurden manche Kirchen mit einer solchen Öffnung versehen, damit Menschen, die sich freiwillig oder notwendigerweise aus der Gemeinschaft mit anderen Menschen zurückgezogen hatten, das Geschehen am Altar betrachten und die Kommunion empfangen konnten. Freiwillig zurückgezogen lebten sogenannte Klausner oder Inklusen, die zum Zweck intensiverer religiöser Andacht und Meditation möglichst abgeschieden in kleinen Zellen lebten, die entweder von außen an die Kirche angebaut oder in dickere Wände hineingebaut waren.
Im 12. Jahrhundert kam es auch im Zuge großer Epidemien zur Notwendigkeit, größere Zahlen von Aussätzigen geistlich zu versorgen, die getrennt von der Gemeinde leben mussten. Diesen Kranken hatte das Dritte Laterankonzil 1179 zwar die Bildung eigener Gemeinschaften mit eigenen Priestern, eigenen Kirchen und eigenen Friedhöfen erlaubt, das war auf dem Land aber nicht immer möglich. Hagioskope finden sich daher meist in Gebieten, die im Mittelalter dünn besiedelt waren, kaum in Kirchen größerer mittelalterlicher Städte, wo Leprakranke oft in Leprosorien (Leprahäusern) untergebracht waren, die über eigene Kapellen verfügten.
Nach Ende der großen Lepra-Epidemien Ende des 16. Jahrhunderts wurden Hagioskope zum Teil verfüllt oder zugemauert und erst im 19. und 20. Jahrhundert bei Restaurierungsarbeiten wiederentdeckt und wiederhergestellt. Verbreitet waren Hagioskope neben Deutschland auch in Dänemark, in Finnland, in Frankreich, in Italien, in den Niederlanden, in Schweden sowie im Vereinigten Königreich.
Die einschlägige Forschungsliteratur diskutiert für das Deutschordensland nur Hagioskope, die für asketische Inklusen angelegt worden waren,[5] nicht die Nutzung durch Aussätzige.
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