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kleinere, einhändig verwendete Form der Axt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Beil (althochdeutsch bīhal, altenglisch bil ‚Hiebschwert‘) ist die kleinere, einhändig geführte Variante der zweihändig geführten Axt.
Die im Gegenwartsdeutschen als altertümlich empfundene Bezeichnung Barte konnte Äxte wie auch Beile meinen und wird noch im historischen Kontext (Archäologie, Mediävistik, Heraldik) verwendet.
Die Schneide des Beils ist relativ breit, wenn es für spezifische Aufgaben bestimmt ist, z. B. als Behaubeil im Zimmererhandwerk oder als Richtbeil des Henkers. Beile, die als Waffe verwendet werden, können in der Schneidenbreite je nach Zeitalter und kultureller Herkunft stark variieren. Die Schneide kann fast ohne Krümmung sein, wenn es für präzise Holzarbeiten bestimmt ist (Tischler- oder Schreinerbeil).
Dieses kurzstielige Gerät wird als Waffe und als Werkzeug verwendet. Das Beil wird zum Schlagen und Schneiden benutzt. Daher sind Haus und Kopf bei Qualitätswerkzeugen immer geschmiedet. Das Beil ist leichter und der Stiel etwa halb so lang wie bei einer Axt und kann daher mit einer Hand geführt werden.
Im Vergleich mit der Axt ist der Einsatzbereich durch den kürzeren Stiel, den leichteren Kopf und die daraus resultierende geringere Wucht auf genauere und feinere Arbeiten eingeschränkt. So wird das Beil z. B. zur Holzgewinnung in kleineren Mengen, oft auch auf Grund des Gewichts für unterwegs, und zum Zurichten mittlerer Holzstücke verwendet. Im Werkzeughandel sind zahlreiche Klingenformen für spezielle Anwendungen bekannt.[1] Nachfolgend ein kleiner Ausschnitt der Bekannten Beilarten.
Das Richtbeil wurde von Scharfrichtern benutzt, um Urteile zu vollstrecken.
Das Ärmchenbeil aus der Hallstattzeit war aus Eisen und etwa 20 cm lang. Es wurde vermutlich als Kriegswaffe im Nahkampf und zum Wurf verwendet. Sehr bekannt ist der Tomahawk, das Beil der Indianer, oder die Franziska der Franken. Ein auf einer langen Stange befestigtes Beil wurde in der Wikingerzeit 'Dänenaxt' genannt, sehr viel später und in veränderter Form als Hellebarde bezeichnet (Helle ‚Stiel‘ oder ‚Handhabe‘ und Barte ‚Beil‘).
Die großen Feuersteinbeile gehören neben der Keramik zu den wichtigen typochronologischen Leitformen des nordischen Neolithikums. Die Formen werden im Wesentlichen durch die Form des Beilkörpers, die Gestaltung des Nackens und die Art des Schliffs unterschieden. Die Geräte sind in spitz-, dünn- und dicknackige Geräte gegliedert, die den verschiedenen zeitlichen Stufen des Früh- bis Mittelneolithikums zugeordnet werden.
Die dünnackigen Flintbeile stellen eine der Leitformen innerhalb der nordischen Trichterbecherkultur (TBK) dar. Die Gerätegruppe wurde in den letzten 50 Jahren umfassend untersucht. Mit Hilfe einer statistischen Analyse von knapp 2000 Geräten aus dem nördlichen Schleswig-Holstein konnten neue Erkenntnisse gewonnen werden. Im Zentrum des Interesses standen dabei die Vergleiche der Längen- und Dickenmaße unterschiedlich bearbeiteter Geräte. Die Untersuchungen erweitern die Kenntnisse zum täglichen Gebrauch der Beile.
Im abweichenden Sprachgebrauch der Archäologie haben Äxte ein Schaftloch, Beile keines. Die Klassifikation ist unabhängig von Material (Bronze, Eisen, Geweih, Kupfer, Stein), Handhabung (ein- oder zweihändig) und Verwendung. Allerdings gibt es auch kleine Steinbeile mit gebohrtem Stielauge.
Diese Terminologie ist historisch mit dem Begriff Streitaxt gewachsen und weicht von der handwerklich gebräuchlichen Bezeichnung ab:[5] Hier sind Beile kurzstielige, einhändige Äxte (militärisch: Barte, etymologisch zum Bart des Schlüssels, vgl. hierzu auch den heraldischen Fachbegriff Barte), immer mit längs stehendem Blatt, während quer stehende Schneiden als Dechsel oder Hacke bezeichnet werden. Die Franziska, im archäologischen Verständnis eine „Streitaxt“,[5] wird in der heutigen Nomenklatur der Blankwaffen als „Wurfbeil“ bezeichnet.[6]
Steinbeile sind seit dem Mesolithikum bekannt (Kern- und Scheibenbeile aus geschlagenem Feuerstein). Aus Irland (Ferriter’s Cove) und Skandinavien sind auch mesolithische geschliffene Beile belegt. Auch in der mesolithischen Bestattung von Bad Dürrenberg wurde ein geschliffenes Flachbeil aus schwarzem Hornblendeschiefer gefunden.[7]
Für das Neolithikum sind geschliffene Beile aus Felsgestein typisch.[8] Bereits in der ältesten bäuerlichen Kultur Mitteleuropas, der Bandkeramik, wurde Amphibolit als Rohmaterial für die damals üblichen Dechsel (auch „Schuhleistenkeile“ genannt) verhandelt.[9] Andere neolithisch verwendete Materialien sind Basalt, Diabas, Jadeit und Dolerit. Solche Rohmaterialien wurden teilweise über weite Entfernungen gehandelt, zum Beispiel der westalpine Jadeit, der bis nach Großbritannien (Sweet-track jade) und die Bretagne gelangte.[10] In einigen jungsteinzeitlichen Kulturen wie der Trichterbecherkultur und der Kugelamphorenkultur wurden Beile aus Feuerstein zugeschlagen und anschließend mehr oder weniger vollständig überschliffen. Die europaweit zu findenden Jadeit-Prunkbeile der Jungsteinzeit stammen vom Monte Viso und Monte Beigua. Steinbeile wurden bis in die späte Bronzezeit genutzt.
Die bisher ersten Nachweise mittels Verhüttung gewonnener Kupferbeile stammen aus dem 6. vorchristlichen Jahrtausend im heutigen Serbien (Pločnik)[11][12]. Deren Klingen wurden bereits kalt ausgeschmiedet und somit oberflächlich verfestigt.
Flachbeile aus Kupfer sind v. a. aus der Michelsberger Kultur und der Trichterbecherkultur bekannt. Sie bestanden aus reinem Kupfer oder Kupfer mit natürlichen Verunreinigungen. So ist etwa das Beil der Similaun-Mumie aus fast reinem Kupfer gefertigt. Später wurde mit Arsen, Antimon, Blei und Zinn legiert. Die ersten Beilformen der Bronzezeit sind die Flachbeile, gefolgt von Randleistenbeilen. Absatzbeile, Lappenbeile und Tüllenbeile (meist mit einer Öse) folgen ab der mittleren Bronzezeit. Absatzbeile haben einen Absatz zwischen der Klinge und dem Schaftansatz, der die Spaltung des Holzschaftes durch die Schlagwirkung verhindern sollte. Sie gelten deshalb als Weiterentwicklung des Randleistenbeils. Tüllenbeile können auf gerade oder natürlich gebogene Stiele (sog. Knieholz) gesetzt sein. Sie laufen bis in die frühe Eisenzeit.
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