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Zürcher Gemeindewappen und Gemeindefahnen

kommunale Hoheitszeichen im Schweizer Kanton Zürich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Zürcher Gemeindewappen und Gemeindefahnen
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Die im Kanton Zürich verwendeten Gemeindewappen gehen auf die Einführung von Vogtei-, Amts-, Orts- und Dorfwappen im 16. Jahrhundert zurück, meist bereits damals in Anlehnung an die Wappen mittelalterlicher Familien aus dem regionalen Kleinadel.

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Die «Krauertafel» (Johannes Krauer, um 1850–1860)
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Zürcher Ämterscheibe von 1616 (Hans Jakob Nüscheler dem Älteren zugeschrieben), mit 35 Wappen der Ämter und Gemeinden (Kyburg, Grüningen, Eglisau, Winterthur, Greifensee, Freiamt, Laufen, Hegi, Pfyn, Meilen, Rümlang, Stammheim, Regensdorf, Hedingen, Bülach, Elgg, Sax, Weinfelden, Neuamt, Sellenbüren, Fluntern, Männedorf, Kilchberg, Thalwil, Küsnacht, Wollishofen, Zollikon, Stäfa, Horgen, Wädenswil, Andelfingen, Stein, Maschwanden, Regensberg).

Die modernen Gemeindewappen gehen zurück auf die Arbeit der Gemeindewappenkommission der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, die zwischen 1926 und 1936 die Wappen der damals insgesamt 179 Zürcher Gemeinden festlegte; acht Gemeinden verloren schon bei der Zürcher Eingemeindung von 1934 ihren Status als Gemeinde. Die Gemeindefusionen jüngeren Datums (2014–2022)[1] reduzierten die Zahl der Gemeinden per 1. Januar 2023 auf 160. Daneben führen zahlreiche Ortsteile, Quartiere und ehemalige Zivilgemeinden eigene Wappen.

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Frühe Geschichte

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Wappendarstellungen in Edlibachs Zürcher Chronik (um 1490)
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Grüninger Amtscheibe von 1587

Nur vier der heutigen Gemeinden besassen bereits im Mittelalter eigene Wappensiegel: Zürich (1250), Winterthur (1264), Grüningen (1370) und Elgg (1371). Die Verwendung von Dorf- bzw. Ortswappen geht auf das ausgehende 15. Jahrhundert zurück, als erstmals Wappen einzelner Vogteien oder Ämter abgebildet wurden (meist basierend auf Wappen längst ausgestorbener Adelsgeschlechter aus der jeweiligen Gegend). So zeigt die Zürcher Chronik von Gerold Edlibach (um 1490) neben den Wappen von Städten und Vogteien auch Wappen der Kirchgemeinden am Zürichsee (die zechen kilchhövinen an Zürich see). Im 16. Jahrhundert treten Dorfwappen vermehrt auf Landkarten (Kantonskarte von Jos Murer 1566) und in Wappenscheiben (Ämterscheibe der Herrschaft Grüningen 1587, Ämterscheibe von Zürich 1544[2]) auf. Zahlreiche Ämter- und Gemeindescheiben aus dem 17. Jahrhundert sind erhalten.[3] Nach der Gründung des modernen Kantons Zürich und der modernen politischen Gemeinden im frühen 18. Jahrhundert begannen die Landgemeinden, mit grösserem Selbstbewusstsein Wappen zu führen, ohne dass die jeweiligen Wappen auf kantonaler Ebene offiziellen Status gehabt hätten. Der Zürcher Lithograph Johannes Krauer gab um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine Tafel mit farbigen Darstellungen der Wappen aller Zürcher Gemeinden heraus (die «Krauertafel»). Diese war eilig zusammengestellt und enthielt zahlreiche Fehler und Auslassungen.

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Bereinigung der Gemeindewappen

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde es Mode, Gemeindehäuser, Fahnen von Ortsvereinen, Briefköpfe usw. mit Gemeindewappen zu versehen. Aufgrund der Widersprüche zwischen der weit verbreiteten «Krauertafel» und einzelnen lokalen Traditionen kam es zu zahlreichen Nachfragen an das Staatsarchiv Zürich. Im Jahr 1917 unternahm der Archivbeamte Friedrich Hegi systematische Nachforschungen. Um zu erfassen, wo alte Wappendarstellungen vorhanden waren und aus welcher Zeit sie stammten, versandte er Fragebogen an die Gemeindekanzleien aller Gemeinden im Kanton, die Beantwortung blieb aber lückenhaft.

In den 1920er Jahren stieg in der Schweiz das Interesse an Gemeindewappen. Kaffee Hag gab zu Reklamezwecken Sammelalben schweizerischer Gemeindewappen heraus, und in zahlreichen Kantonen wurden Kommissionen zur Erforschung der Gemeindewappen gegründet. In Zürich entstand eine solche Kommission 1925 auf Anregung von Hans Hess in einem Brief an den Vorstand der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Die Kommission sammelte einerseits historische Darstellungen von Ortswappen und regte andererseits die Festlegung offizieller, moderner Gemeindewappen an. Die Gemeindewappen sollten wenn möglich auf historischen Wappen beruhen. Mit Vorliebe griff man auf Wappen von Adelsgeschlechtern zurück, die in einem Dorf Herrschaftsrechte besessen hatten. Nur für das Wappen von Bertschikon fand sich überhaupt keine historische Anknüpfung.[4] Gleichzeitig waren aber auch «überladene» Wappen zu vereinfachen und heraldisch «falsche» zu verbessern.

Zudem sollten identische Wappen vermieden werden, was in Einzelfällen, in denen zwei Gemeinden dasselbe Wappen beanspruchten, zu Schlichtungsgesprächen zwischen Gemeindeabgeordneten führte. In den meisten Gemeinden gab schliesslich der Gemeinderat in eigener Kompetenz seine schriftliche Zustimmung zu der vorgeschlagenen Blasonierung. Daher datiert die Einführung der allermeisten Gemeindewappen im Kanton Zürich auf die späten 1920er Jahre. Behörden, die zu Beginn der 1930er Jahre immer noch unschlüssig waren, wurden unter Druck gesetzt, indem die Kommission ankündigte, die betreffenden Wappen würden in der geplanten Wappentafel einfach fehlen. In dreizehn Ortschaften, nämlich Bülach, Dietlikon, Humlikon, Hüntwangen, Marthalen, Oberembrach, Oberrieden ZH, Oberweningen, Otelfingen, Regensberg, Uster, Wangen und Zumikon, konnte sich der Gemeinderat nicht für ein Wappen entscheiden und legte die Frage der Gemeindeversammlung vor.

Wenn jeweils fünf Wappen von den Gemeindebehörden genehmigt waren, wurden sie als Serie zusammengefasst und als farbige Postkarte herausgegeben, in insgesamt 35 Serien zwischen 1926 und 1936. Die vier letzten Wappen (Marthalen, Uetikon am See, Volken und Wangen) erschienen 1936 schliesslich einzeln. Der Erfolg der Kommission wurde in der Neuen Zürcher Zeitung vom 29. April 1936 gewürdigt: «Wie einige Kantone der Westschweiz ist nun auch der Kanton Zürich in der angenehmen Lage, eine vollständige Sammlung der Gemeindewappen seines Gebietes zu besitzen, und zwar, was von Bedeutung ist, handelt es sich dabei ausnahmslos um Wappen, die von den betreffenden Gemeinden offiziell anerkannt worden sind.». Am 7. November 1936 wurde die Gemeindewappenkommission, die ihren Auftrag nun erfüllt hatte, aufgelöst.

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Gemeindewappenbuch

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Nach 1940 erschienen in verschiedenen Kantonen Gemeindewappenbücher (Solothurn 1941, St. Gallen 1947, Schaffhausen 1951, Basel-Landschaft 1952, Graubünden 1953, Thurgau 1960). Dies führte in Zürich zur Nachfrage nach einer entsprechenden Publikation, und die Antiquarische Gesellschaft beschloss 1969 eine Neubearbeitung der Serien in Buchform.

Die Blasonierungen sollten inhaltlich belassen, aber präziser formuliert und die graphische Darstellung sanft modernisiert werden. Letzterer Punkt führte zu Widerstand aus einzelnen Gemeinden, die die Darstellung von um 1930 unverändert beibehalten wollten, während andere Gemeinden die graphische Darstellung in der Zwischenzeit selbständig und teilweise radikal modernisiert hatten. Es zeigte sich also bereits eine Kluft zwischen der traditionellen Heraldik, die die Blasonierung als einzig massgeblich betrachtet, und der Verwendung von Gemeindewappen als Logo im optischen Auftritt einer Behörde.

Der verantwortliche Heraldiker Hans Kläui versuchte sich mit einem Artikel, der im Sonderdruck an die Gemeinden verteilt wurde, Gehör zu verschaffen, um über (aus Sicht der Heraldik) «Dilettantismus», «falsche Vorstellungen» und «Missverständnisse» aufzuklären.[5] Die Publikation verzögerte sich durch den Tod des Zeichners Walter Käch 1970. Käch wurde durch den Heraldiker Fritz Brunner ersetzt, und das Gemeindewappenbuch erschien schliesslich im Jahr 1977.

Gemeinde-Logos

Nach 2000 wurde es zunehmend üblich, dass Gemeinden neben einem Wappen auch ein offizielles Logo definieren, das in offiziellen Internetauftritten und gedruckten Publikationen verwendet wird, oft zusammen mit einem Slogan. Diese Logos lehnen sich teilweise an die Gemeindewappen an (unter Beifügung von Schriftzügen oder graphischen Elementen), teilweise sind sie vom Wappen völlig unabhängig. Zum Beispiel die Gemeinde Bubikon führte 2011 ein Logo ein, das dem Gemeindewappen einen «stilisierten Treppenhausgiebel» in hellem Grau beifügt.[6] Die Gemeinde Bassersdorf gab sich 2007 ein Logo unter Einbezug der Postleitzahl 8303, in der Form «8303assersdorf».[7]

Der Kanton Zürich verfolgt ein eigenes Corporate Design, vom Regierungsrat 2014 verabschiedet.[8]

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Liste

Zusammenfassung
Kontext
siehe auch Gemeinden des Kantons Zürich

Der Kanton Zürich hat gegenwärtig (Stand 1. Januar 2023) 160 politische Gemeinden.

Gemeindewappen

Gemeindefahnen

Ehemalige Gemeindewappen

Ehemalige Gemeindefahnen

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Siehe auch

Literatur

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Einzelnachweise

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