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italienischer Architekt und Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Vittorio Magnago Lampugnani (* 5. März 1951 in Rom) ist ein italienischer Architekt, Architekturtheoretiker, Architekturhistoriker und Hochschullehrer.
Lampugnani besuchte von 1957 bis 1960 die Schweizer Schule Rom, danach, von 1960 bis 1970, die Deutsche Schule Rom. Von 1970 bis 1973 studierte er an der Universität La Sapienza in Rom und der Universität Stuttgart Architektur. 1973 erhielt er sein Diplom, 1977 promovierte er in Stuttgart. 1983 erwarb er den Dottore in Architettura an der Universität Rom.
Als Autor mehrerer grundlegender Werke zur Architekturgeschichte und -theorie und Verfasser zahlreicher Aufsätze und Architekt vielbeachteter städtebaulicher Projekte wird Lampugnanis pointierte Auffassung weit rezipiert. Zwischen 1974 und 1980 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Grundlagen der modernen Architektur und Entwerfen der Universität Stuttgart bei Jürgen Joedicke. 1981–82 folgte ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes im Berliner Künstleraustauschprogramm, 1981–83 eine Research Fellowship des American Council of Learned Societies an der Columbia University in New York. 1983 war Lampugnani Professor an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg, 1984–85 Professor an der Graduate School of Design der Harvard University in Cambridge, Massachusetts. 1986 folgte ein einjähriges Fellowship am Wissenschaftskolleg zu Berlin.
Als Nachfolger von Heinrich Klotz leitete Lampugnani von 1990 bis 1995 das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt/Main. Von 1990 bis 1994 war er Universitätsprofessor an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste (Städelschule) in Frankfurt am Main. Von 1994 bis 2016 war er ordentlicher Professor für Geschichte des Städtebaus an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, 1998–2001 zudem Vorsteher des Departements für Architektur, seit 2003 Mitglied des Instituts für Städtebau, 2005–07 Vorsteher des Netzwerks Stadt und Landschaft. 2002–07 war er Direktor des Graduiertenkollegs „Stadtformen: Bedingungen und Folgen“, 2007–2010 Leiter der Arbeitsgruppe „Raumwissenschaften im ETH-Bereich“, 2010–2016 Vorsteher des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur (gta). Von 2017 bis 2018 war er erneut Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, 2022 war er wissenschaftlicher Gast an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Seit 2018 lehrt er sporadisch an der Graduate School of Design der Harvard University. Daneben hielt er zahlreiche Vorträge und hatte Gastprofessuren inne, unter anderem am Massachusetts Institute of Technology (MIT) an der Escuela Técnica Superior de Arquitectura der Universidad de Navarra in Pamplona und an der Architekturfakultät des Politecnico di Milano.
Lampugnani vertritt eine formal disziplinierte, zeitlos klassische und auch ästhetisch nachhaltige Architektur ohne modernistische oder postmodernistische Extravaganzen.[1] Er formte die eigene architektonische Haltung in den Kreisen von Vittorio Gregotti, Aldo Rossi und vor allem Giorgio Grassi, wie auch Oswald Mathias Ungers und Josef Paul Kleihues. Als Berater und theoretischer Kopf der Internationalen Bauausstellung Berlin für die Neubaugeschichte konnte er sie in den 1980er Jahren konkret umsetzen. Ein Jahrzehnt später war er einer der Protagonisten des Berliner Architekturstreites[2], der sich an den Leitbildern der Neubebauung der Berliner Innenstadt nach der Wiedervereinigung entzündete. Seit den 1990er Jahren, als sein vielbeachtetes Buch „Die Modernität des Dauerhaften“ erschien, setzt sich Lampugnani für eine Architektur ein, die vor allem dadurch nachhaltig ist, weil sie lange lebt: technisch, funktional und ästhetisch.
1980 eröffnete Lampugnani ein Architekturbüro in Berlin, weitere Büros folgten in Mailand (Studio di Architettura) und Zürich (Baukontor Architekten, in Partnerschaft mit Jens Bohm).
Diese und weitere Architektur-Arbeiten wurden in verschiedenen Monografien[4] und in internationalen Architekturzeitschriften veröffentlicht, darunter Casabella, Domus und Lotus international, Mailand, Arquitectura Viva, Madrid, und AMC (Architecture Mouvement Continuité), Paris. Lampugnani war Mitglied zahlreicher Jurys für Architekturwettbewerbe und Architekturpreise, darunter des Praemium Imperiale, Tokio (Berater), des Mies van der Rohe Award for European Architecture, Barcelona (Vorsitz) und des Green Prize for Urban Planning der Harvard University.
1984 konzipierte und leitete Lampugnani die Ausstellung „Das Abenteuer der Ideen. Architektur und Philosophie seit der industriellen Revolution“ in der Neuen Nationalgalerie Berlin (1985 unter dem Titel „L'avventura delle idee nell'architettura 1750–1980“ im Palazzo della Triennale in Mailand). 1987 folgte die Ausstellung „Le città immaginate: un viaggio in Italia“, ebenfalls im Palazzo della Triennale (mit Vittorio Savi). 1990–95 war er Direktor des Deutschen Architektur-Museums in Frankfurt am Main, wo zahlreiche Ausstellungen, Symposien und Vortragsreihen unter seiner Leitung entstanden. Weiterhin kuratierte er die Ausstellung „Rinascimento. Da Brunelleschi a Michelangelo: La rappresentazione dell'architettura“, die 1994 im Palazzo Grassi in Venedig (mit Henry A. Millon), 1995–96 in der National Gallery of Art, Washington D.C., im Musée des Monuments historiques, Paris, und im Alten Museum, Berlin zu sehen war. Verschiedene seiner Architektur-Arbeiten wurden wiederholt in Einzel- und Kollektivausstellungen ausgestellt, unter anderem auf der Biennale in Venedig.
Von 1980 bis 1984 war Lampugnani wissenschaftlicher Berater der Internationalen Bauausstellung Berlin (Die Neubaugebiete). Etwa gleichzeitig war er Mitglied des Redaktionsausschusses von „Casabella“ in Mailand. Zwischen 1986 und 1990 war er stellvertretender Herausgeber, ab 1990 bis 96 alleinverantwortlicher Herausgeber des „Domus“. 2000–2005 war er Mitglied des Redaktionsausschusses von „The Harvard Design Magazine“. Im Jahr 2010 war er Städtebau- und Architekturberater für den Wiederaufbau von L’Aquila. Lampugnani saß neben Willi Egli, Ulrike Lauber, Florian Nagler, Karl Frey und Ludwig Wappner unter Vorsitz von Jörg Homeier im Gestaltungsbeirat der Stadt Ingolstadt.[5] Seit 1995 schreibt er regelmäßig für die Neue Zürcher Zeitung (NZZ).
1987 erhielt Lampugnani den Preis des Comité International des Critiques d’Architecture. Seit 1991 ist er Mitglied des Bundes Deutscher Architekten, seit 1995 des Bundes Schweizer Architekten. 1992–96 war er Mitglied des Architekturbeirats der Deutschen Bank, Frankfurt am Main, 1999–2002 Mitglied der wissenschaftlichen Beiräte der Triennale di Milano und des Musée d’Architecture Français, Paris. Es folgte 2000–2004 die Mitgliedschaft des wissenschaftlichen Beirats des Collegium Helveticum, Zürich, sowie des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierats, Bern. 2001–2014 war Lampugnani Mitglied des Steering Committees sämtlicher Campus-Anlagen von Novartis, 2012–2014 des Gestaltungsbeirats des Flughafens München. Seit 2001 ist er Mitglied der Internationalen Bauakademie Berlin und des Programmbeirats des Oskar von Miller Forum, München. 2006 erhielt er den Ehrenpreis der Vereinigung Freischaffender Architekten Deutschlands für sein Buch „Die Modernität des Dauerhaften“, 2009, 2011 und 2017 den Preis für besondere Verdienste in der Lehre am Departement Architektur der ETH, 2010 den Bruno Zevi Book Award des International Committee of Architectural Critics, 2017 den Credit Suisse Award für den besten Dozenten der gesamten ETH und die Heinrich-Tessenow-Medaille.
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