Loading AI tools
Gemeinde im Bezirk Bludenz, Vorarlberg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Gemeinde Thüringen mit 2341 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) liegt im österreichischen Bundesland Vorarlberg im Bezirk Bludenz am Ausgang des Großen Walsertals auf der nördlichen Talseite des Walgau. Sie gehört zu den Blumenegg-Gemeinden.
Thüringen | ||
---|---|---|
Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Vorarlberg | |
Politischer Bezirk: | Bludenz | |
Kfz-Kennzeichen: | BZ | |
Fläche: | 5,67 km² | |
Koordinaten: | 47° 12′ N, 9° 46′ O | |
Höhe: | 573 m ü. A. | |
Einwohner: | 2.341 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 413 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 6712 | |
Vorwahl: | 05550 | |
Gemeindekennziffer: | 8 01 26 | |
NUTS-Region | AT341 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Dorfstraße 21 6712 Thüringen | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Harald Witwer | |
Gemeindevertretung: (Wahljahr: 2020) (21 Mitglieder) |
||
Lage von Thüringen im Bezirk Bludenz | ||
Blick von der Villa Falkenhorst | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Thüringen liegt im westlichsten Bundesland Österreichs, Vorarlberg, im Bezirk Bludenz. Im Süden bildet die Lutz die Gemeindegrenze zu Ludesch. Während der zentrale Dorfplatz auf rund 550 m Höhe liegt, steigt das Land im Nordwesten zu bewaldeten Höhen an. Deren höchste Erhebungen bilden der Letschkopf auf rund 750 m sowie der Tschanesakopf auf rund 850 m Höhe, welcher bereits auf der Gemeinde- und Bezirksgrenze zu Schnifis im Bezirk Feldkirch liegt. Die Grenze zu Thüringerberg verläuft im Norden ebenfalls teilweise auf über 800 m und erstreckt sich über das Schlosstobel im Nordosten des Gemeindegebiets bis zur Mündung des durch das Schlosstobel fließenden Falsterbachs in die Lutz am Talboden.
Die Gemeinde hat eine Fläche von 5,67 Quadratkilometer. Davon sind 38 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche und 42 Prozent sind bewaldet.[1]
Es existieren keine weiteren Katastralgemeinden in Thüringen. Die Bezirkshauptstadt Bludenz liegt etwa 9 Kilometer südöstlich.
Schnifis (FK) | Thüringerberg | |
Bludesch | Ludesch |
Der Ort samt Pfarrkirche wurde urkundlich erstmals 842 als „Turingos cum ecclesia“ (dt. Thüringen mit einer Kirche) erwähnt[2] und bildete bis ins Jahr 1848 eine Einheit mit Bludesch. Die heutige Pfarrkirche St. Stephan wurde jedoch im Wesentlichen in den Jahren 1712–1714 errichtet. Es bestand auch eine Doppelpfarre mit einem in Thüringen wohnhaften Pfarrer[3]. Im Churrätischen Reichsurbar werden außerdem nicht nur der Ort mit Kirche erwähnt, sondern auch Wiesen und Äcker im Gebiet des Walgau, sowie Weinberge in Thüringen und an einigen anderen Orten.
Der rätoromanische Süden Vorarlbergs blieb – im Gegensatz zum Vorarlberger Unterland, das seit dem 3. Jahrhundert Alemanneneinfälle verzeichnet – lange Zeit weitgehend unberührt von germanischem Einfluss, was zu kultureller Kontinuität und dem Erhalt vieler ursprünglicher Flurnamen führte, wie z. B. dem Gurdinetsch, dem Lafun oder dem Flugelin[4].
Unter den Montforter Grafen entstand im 13. Jahrhundert die Veste Blumenegg. 1405 wurde sie in einem Bauernaufstand zerstört. Nach ihrem Wiederaufbau fiel sie 1650 und 1774 Bränden zum Opfer. Nach dem letzten Brand wurde sie nicht mehr aufgebaut.
Nach dreijährigen Verhandlungen gelang der Reichsabtei Weingarten unter dem gebürtigen Bregenzer Abt Georg Wegelin im Februar 1613 der Kauf der Herrschaft Blumenegg[5], welche damals rund 1700 erwachsene Einwohner umfasste[6]. Der Kauf wirkte sich für die Bewohner unter anderem in einer geordneteren Verwaltung und verstärkter kirchlicher Bautätigkeit aus, jedoch erhöhte sich auch die Steuerlast und die Strenge der Gerichtsbarkeit. Der Zusammenschluss mit der Habsburgermonarchie, das die Herrschaft Blumenegg zu dieser Zeit umgab, verzögerte sich dadurch um gut 200 Jahre.
Der ehemalige Untervogt Johann Rudolf von der Halden wurde von Weingarten als Landvogt von Blumenegg weiterbeschäftigt. Als „halbdemokratisches“ Element fungierte der Landammann, der aus drei vom Landvogt vorgeschlagenen, „redlichen, ehrlichen und tapferen“ Kandidaten von den männlichen Wahlberechtigten unter den Linden (gegenüber der St. Annakirche) gewählt wurde[7]. Im Jahr 1630 wurde Thomas Zimmermann in dieser Funktion bestätigt[8]. Zu seinen Aufgaben zählte die Bestätigung von Urkunden durch Besiegelung, sowie den Vorsitz bei Gerichtsverfahren, bei denen nicht über Leben und Tod entschieden werden musste. Die Gerichtsbeisitzer (Schöffen) wurden allerdings von der Obrigkeit bestimmt.
Unter Anselm Rittler (Abt von Weingarten 1784–1802) wurde das Kloster Weingarten im Jahr 1802 aufgrund der Erfolge Napoleons aufgehoben. Daraufhin ging das gesamte Herrschaftsgebiet von Weingarten inklusive Blumenegg in den Besitz von Fürst Wilhelm I. von Oranien-Nassau über. Seine Besitzungen in Vorarlberg verkaufte dieser in der Folge den Habsburgern. Abt Anselm soll recht bald darauf aus „Gram über den ungerechten Wandel der Dinge“ gestorben sein[9].
Mit dem Erwerb der Herrschaft Blumenegg aus dem ehemaligen Besitz des Klosters Weingarten durch die Habsburger am 23. Juni 1804 kam Thüringen zu Österreich. Durch die Niederlage im Krieg gegen Frankreich muss Österreich jedoch schon im darauffolgenden Jahr das Land Vorarlberg an das Königreich Bayern abtreten, welches das Land am 13. März 1806 bis zur Rückgabe am 7. Juli 1814 übernimmt. In dieser Zeit wird der „Kronenwirt“ Michael Anton Duelli Gemeindevorsteher von Bludesch-Thüringen, welches nach wie vor eine Doppelgemeinde darstellt. Duelli war auch zuvor schon Gemeindevorgesetzter.
Im Jahre 1837 gründete der Schotte John Douglass, der Großvater des Schriftstellers Norman Douglas, eine Textilfabrik und brachte damit wirtschaftlichen Aufschwung in den Ort. In den Jahren 1836 bis 1837 ließ er auf einer Anhöhe die Villa Falkenhorst erbauen.[10]
1849 wurde die Trennung der bis dahin vereinten Orte Thüringen und Bludesch in zwei selbständige Gemeinden vollzogen.[11]
Am 14. Februar 1905 wurde von der Gemeinde auf Anregung des k. k. Bezirksschulrates in Bludenz der Bau eines neuen Volksschulgebäudes beschlossen. Das zuvor an diesem Standort befindliche Gemeindehaus wurde abgebrochen, und nach gut zweijähriger Bauzeit konnte die Schule im Herbst 1907 bezogen werden. Es gilt zu seiner Zeit als schön und modern, auf der Westseite befindet sich beispielsweise das Weingartener Wappen als Hinweis auf die Geschichte des Ortes. Die Baukosten in Höhe von 43.000 Kronen werden 1922 aufgrund der hohen Inflation mit einem Butterbrot getilgt. Heute befindet sich in dem Gebäude die polytechnische Schule.
Die ersten Haushalte erhalten im Jahr 1913 elektrischen Strom, der vom Elektrizitätswerk der Stadt Bludenz bezogen wird. Zugleich wird auch eine erste Straßenbeleuchtung installiert.
Am 31. Dezember 2002 hatte die Gemeinde inklusive der Zweitwohnsitze 2.272 Einwohner. Der Ausländeranteil lag dabei bei 10,2 Prozent.
Bis 1991 waren Geburtenbilanz und Wanderungsbilanz positiv. Von 1991 bis 2001 hielten sich Zu- und Abwanderung die Waage, nach 2001 wurde die Wanderungsbilanz negativ, konnte aber durch die hohe Geburtenrate ausgeglichen werden.[12]
Die Wirtschaft ist geprägt durch metallverarbeitende Industrie (u. a. ein Hilti-Werk), Teppichweberei, Holzverarbeitung und etwas Sommertourismus.
Am Ort gab es im Jahr 2003 32 Betriebe der gewerblichen Wirtschaft mit 604 Beschäftigten und 60 Lehrlingen. Lohnsteuerpflichtige Erwerbstätige gab es 911. Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle. Der Anteil der landwirtschaftlichen Flächen an der Gesamtfläche liegt bei 42,3 Prozent.
Im Ort gibt es eine Volksschule mit musikalischem Schwerpunkt, eine Neue Mittelschule und eine Polytechnische Schule mit insgesamt 560 Schülern (Stand Januar 2003). An der Mittelschule Thüringen besteht die Möglichkeit des Besuchs einer Musikmittelschule mit erweitertem Musik- und Instrumentalunterricht. Pro Jahrgang werden zwei Klassen dieses Schultyps geführt. Zudem verfügt Thüringen über einen Kindergarten.
Die Thüringer Gemeindevertretung besteht aus 21 Mitgliedern. Nach der Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahl 2015 setzte sie sich wie folgt zusammen:[13]
Bei der Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahl 2020 trat nur die Liste „Gemeinsam für Thüringen“ an und erhielt alle 21 Mandate:[14]
Bürgermeister ist Harald Witwer von der Liste „Gemeinsam für Thüringen“. Er wurde in der Bürgermeister-Direktwahl 2015 mit 65,87 % der Stimmen wiedergewählt. Bei der Wahl 2010 hatte sich Harald Witwer mit 56,2 Prozent gegen Amtsinhaber Berno Witwer durchgesetzt.[15]
Bei der Wahl 2020 wurde Harald Witwer mit 67,39 Prozent im Amt bestätigt.[16]
Das Wappen von Thüringen tauchte erstmals bei Georg Wegelin, dem Abt des Reichsstiftes Weingarten (1613 bis 1627) auf und lehnt sich an das Wappen der Reichsherrschaft Blumenegg an, deren ehemaliger Amtssitz der Ort war. Mit Beschluss der Vorarlberger Landesregierung vom 1. Februar 1929 ist die Gemeinde Thüringen berechtigt, dieses Wappen zu führen. Es besteht aus einem fünfmal von Silber und Blau geteilten Schild. In jedem der drei blauen Streifen erscheinen nebeneinander vier stilisierte graue Wolken[17].
Dieses Element scheint auch in den Wappen der anderen Blumenegg-Gemeinden Bludesch, Ludesch und Thüringerberg auf.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.