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Marktgemeinde im Bezirk Baden, Niederösterreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Teesdorf ist eine Marktgemeinde mit 1891 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Baden in Niederösterreich.
Marktgemeinde Teesdorf | ||
---|---|---|
Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Baden | |
Kfz-Kennzeichen: | BN | |
Fläche: | 7,30 km² | |
Koordinaten: | 47° 57′ N, 16° 17′ O | |
Höhe: | 235 m ü. A. | |
Einwohner: | 1.891 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 259 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 2524 | |
Vorwahl: | 02253 | |
Gemeindekennziffer: | 3 06 37 | |
NUTS-Region | AT127 | |
UN/LOCODE | AT TEF | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Schulstraße 11 2524 Teesdorf | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Andreas Hoch (SPÖ) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020) (19 Mitglieder) |
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Lage von Teesdorf im Bezirk Baden | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Teesdorf liegt im Industrieviertel in Niederösterreich, in der Ebene des Steinfeldes. Durch die Gemeinde fließt die Triesting. Die Fläche umfasst sieben Quadratkilometer, davon sind sechzig Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche, zehn Prozent Weingärten und acht Prozent Gärten. Nur zwei Prozent der Fläche sind bewaldet.
Die Gemeinde besteht aus der einzigen Katastralgemeinde Katastralgemeinde Teesdorf.
Kottingbrunn | Baden | |
Tattendorf | ||
Günselsdorf | Blumau-Neurißhof |
Die Ansiedlung Teesdorf entstand voraussichtlich in keltischer Zeit. In der keltischen Sprache bedeutet Tees einen „Platz, wo Hirten mit Rinderzucht beschäftigt sind“. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort in einem Gerichtsbrief des Jahres 1365. Darin ist vermerkt, dass der Kellermeister des Stiftes Heiligenkreuz eine verspätete Zahlung des Heim von Teesdorf erhält. In dieser Zeit gab es bereits Weingärten in Teesdorf. Im Jahr 1385 wird eine Veste genannt, deren Besitzer mehrfach wechselte. Von 1640 bis 1811 war das Stift Melk Eigentümer des Gutes. Die Nachbesitzer waren die Brüder Johann Baptist und Carl Puthon. Sie erweiterten die 1802 gegründete Spinnfabrik und benutzten das Gebäude als Direktionsgebäude. Die Fabrik hatte fünf Stockwerke mit einem vertikalen Produktionsfluss und war die erste mechanische Baumwollspinnerei der Monarchie. Der Antrieb erfolgte durch die Wasserkraft der Triesting und zwei Dampfmaschinen. Ab 1842 erzeugten zwei Turbinen elektrischen Strom für die Antriebe.
Die Brüder Puthon bauten Wohnhäuser für die Arbeiter und 1813 die erste Schule in Teesdorf. Darin wurden die Kinder, die ab zwölf Jahren in der Fabrik arbeiteten, unterrichtet. Der 1856 gegründete Wechselseitigen Unterstützungsvereins der Fabrikarbeiter zu Teesdorf hatte das Ziel, günstig Nahrungsmittel für die Mitglieder zu beschaffen. Er war damit der erste Konsumverein in Österreich. Voraussetzungen für die Mitgliedschaft waren eine Bestätigung des ehelichen Standes und ein sittlicher Lebenswandel. Jeden Sonntag fuhr ein Geschäftsbesorger mit einem Handwagen, später mit einem Pferdefuhrwerk, nach Wiener Neustadt und holte die bestellten Waren. Im Jahr 1873 wurde ein eigenes Geschäft eröffnet. Dieses öffnete dem 14-stündigen Arbeitstag angepasst von 19:30 bis 22:00 Uhr.
Die Aspangbahn, die in den Jahren 1881/82 gebaut wurde, verläuft durch das Gemeindegebiet. Eine eigene Haltestelle erhielt Teesdorf erst 1887.
Im Jahr 1906 streikten die Arbeiter der Spinnfabrik für bessere Arbeitsbedingungen. Sie wurden daraufhin vom Militär aus den Fabrikwohnungen vertrieben und campierten sechs Wochen lang mit ihren Familien im noch heute so genannten „Zigeunergraben“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Infrastruktur ausgebaut. Im Jahr 1960 eröffnete die dem hl. Petrus geweihte Filialkirche, 1965 erhielt Teesdorf das Marktrecht. Die 1972 zusammengelegten Gemeinden Teesdorf, Tattendorf, Günselsdorf und Blumau-Neurißhof wurden 1988 wieder verselbständigt.[1]
Wahrzeichen des Ortes ist das Gebäude der ehemaligen Baumwollspinnerei Teesdorf. Der 1908 bis 1912 nach Plänen von Bruno Bauer errichtete Stahlbetonskelettbau mit seinem markanten Wasserturm gilt als bedeutendes Beispiel der frühen architektonischen Moderne in Österreich. Die Spinnerei selbst wurde 1803 gegründet. Von 1906 bis 1926 war der später berühmte Romanautor Hermann Broch Assistenzdirektor bzw. Geschäftsführer der von seinem Vater erworbenen Firma. Der Betrieb der Spinnerei wurde 1993 eingestellt, seit damals stand das Gebäude leer und war dem Verfall preisgegeben. 2015 wurde die Umwandlung in Wohnungen abgeschlossen und das Objekt somit gerettet.[2] Der Turm steht unter Denkmalschutz.
Jedes Jahr findet am ersten Augustwochenende (Samstag – Montag) das Kirtagsfest im Volksheim Teesdorf statt. Dabei steht der Samstag ganz im Zeichen der Jugend und es findet ein Clubbing statt. Am Sonntag gibt es nach der Kirche ein gemütliches Frühschoppen. Der Montag wird wegen seines Hauptangebots auch Backhendlkirtag genannt.
In Teesdorf befindet sich seit 1987 das älteste Fahrsicherheitszentrum Österreichs, das vom Automobilclub ÖAMTC betrieben wird.
Von den zwanzig landwirtschaftlichen Betrieben des Jahres 2010 wurden vierzehn im Haupterwerb geführt. Diese bewirtschafteten zwei Drittel der Flächen. Sechs Betriebe des Produktionssektors stellten Waren her, sechs waren Baufirmen. Diese beschäftigten achtzig Prozent der Erwerbstätigen. Die wichtigsten Arbeitgeber des Dienstleistungssektors waren die Bereiche Handel und soziale und öffentliche Dienste.[3][4][5]
Wirtschaftssektor | Anzahl Betriebe | Erwerbstätige | ||
---|---|---|---|---|
2011 | 2001 | 2011 | 2001 | |
Land- und Forstwirtschaft 1) | 20 | 23 | 27 | 25 |
Produktion | 12 | 5 | 118 | 26 |
Dienstleistung | 90 | 46 | 450 | 244 |
1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999
Von den rund 900 Erwerbstätigen, die im Jahr 2011 in Teesdorf lebten, arbeiteten 165 in der Gemeinde, vier Fünftel pendelten aus. Von den umliegenden Gemeinden kamen über 400 Menschen zur Arbeit nach Teesdorf.[6]
In der Gemeinde gibt es einen Kindergarten,[7] eine Volksschule, eine Allgemeine Sonderschule und eine Neue Mittelschule.[8]
Im Marktgemeinderat gibt es nach der Gemeinderatswahl 2020 bei insgesamt 19 Sitzen folgende Mandatsverteilung:[9][10]
Partei | 2020 | 2015 | 2010 | 2005 | 2000 | 1995 | 1990 | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
% | Mandate | % | Mandate | % | Mandate | % | Mandate | % | Mandate | % | Mandate | % | Mandate | |
SPÖ | 75,45 | 15 | 79,46 | 15 | 80,31 | 16 | 76,35 | 15 | 67,31 | 13 | 54,07 | 10 | 58,26 | 11 |
ÖVP | 21,39 | 4 | 20,54 | 4 | 19,69 | 3 | 23,65 | 4 | 32,69 | 6 | 45,93 | 9 | 41,74 | 8 |
FPÖ | 3,17 | 0 |
Bürgermeister der Marktgemeinde ist seit dem 12. März 2024 Andreas Hoch[11], Amtsleiterin Heidi Windisch.[12]
1945–1950 | Franz Drexler |
1950–1955 | Julius Grübl |
1955–1965 | Johann Schuster |
1965–1971 | Alfred Schedewy |
1972–1985 | Ludwig Wenger |
1985–1997 | Bruno Seitz |
1998–2003 | Franz Baumgartner |
2003–2024 | Hans Trink |
seit 2024 | Andreas Hoch |
Der Marktgemeinde wurde 1988 folgendes Wappen verliehen: Ein gespaltener Schild, in seinem vorderen silbernen Feld in einem blauen Schildhaupt zwei goldene Lilien, im Schild selbst ein roter, rechtsgewendeter, aufspringender Hund, das rückwärtige rote Feld belegt mit drei silbernen auf goldenen Trägern ruhenden Spindeln, von denen jeweils ein silberner Faden zur Schildmitte läuft.[1]
Seit 2015 hat Teesdorf eine Partnerschaft mit der ungarischen Gemeinde Szomód, welche im Rahmen der 650-Jahr-Feier Teesdorfs unterzeichnet wurde.[14]
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