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Kirchengebäude in Ottobeuren Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
St. Alexander und Theodor ist die Kirche der oberschwäbischen Benediktinerabtei Ottobeuren im Landkreis Unterallgäu. Das Gotteshaus der ehemaligen Reichsabtei gehört durch seine spätbarocke Ausstattung zu den Höhepunkten der Oberschwäbischen Barockstraße. Im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen ist St. Alexander und Theodor nicht geostet, sondern nach Süden ausgerichtet. Die seit 1804 dem Land Bayern gehörende Kirche erhielt 1926 von Papst Pius XI. den Ehrentitel Basilica minor. Die Kirche ist dem Heiligen Theodor Tiro und dem Märtyrer Alexander von Rom geweiht.
St. Alexander und Theodor | |
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Gesamtansicht | |
Daten | |
Ort | Ottobeuren |
Architekt | Johann Michael Fischer |
Baustil | Barock |
Baujahr | 1737 bis 1766 |
Höhe | 82 m |
Koordinaten | 47° 56′ 29″ N, 10° 17′ 53″ O |
Besonderheiten | |
Basilica minor |
Bekannt wurde die Basilika vor allem durch die Ottobeurer Konzerte, von denen einige im Fernsehen ausgestrahlt wurden. Wallfahrten waren früher eine wichtige Einnahmequelle der Benediktiner, sind aber heute nicht mehr von Bedeutung.
Die Kirche steht auf einem sanft ansteigenden Hügelrücken westlich des Marktplatzes des oberschwäbischen Marktes Ottobeuren. Sie ist weithin über das Tal der Westlichen Günz zu sehen.
Die erste Kirche muss mit der Klostergründung im Jahr 764 erbaut worden sein. 1089 ist ein Neubau belegt.[1] Bereits 1204 ist ein weiterer Neubau mit einem Michaelschor im Westen in Angriff genommen worden. Unter dem Michaelschor befand sich eine Ursulagruft. 1525 wurde das Kloster samt Kirche im Bauernkrieg geplündert. 1553 wurde mit der Erneuerung der gotischen Kirche begonnen. Zuerst wurde der Michaelschor mit der Ursulagruft abgebrochen und durch einen breiteren Mönchschor ersetzt. Der damalige noch geostete Hochchor wurde mit einer Krypta versehen. Die achteckigen Abschlüsse der beiden Osttürme wurden mit Zwiebelhauben gekrönt. Am 21. September 1558 wurde die im Renaissancestil erneuerte Kirche eingeweiht. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche samt Kloster zwischen 1630 und 1635 mehrmals verwüstet.
Im Jahre 1682 wurde der Neubau eines barocken Klosters geplant, der 1686 mit der Barockisierung der alten Kirche begann. Dieser Umbau wurde jedoch kurz darauf eingestellt. Ab 1711 wurde die gesamte Klosteranlage Stück für Stück abgebrochen und durch einen neuen, barocken Bau ersetzt. Die Klosterkirche wurde zwischen 1737 und 1766 neu erbaut. 1802 wurde die Reichsabtei im Zuge der Säkularisation aufgelöst, die Kirche ging in den Besitz des Kurfürstentums Bayern, später in das Königreich Bayern über. Einigen der damals 48 Mönche wurde erlaubt, das Klosterleben im oberschwäbischen Ottobeuren fortzuführen, was nur unter schwierigen Bedingungen möglich war. So blieb auch die Klosterkirche weiterhin als solche bestehen. Ab 1834/1835 wurden Kloster und Klosterkirche als abhängiges Priorat der Benediktinerabtei Augsburg weitergeführt. Am 25. Januar 1926 verlieh Papst Pius XI. der Abteikirche mit dem Apostolischen Schreiben Refert ad Nos den Titel Basilica minor.[2] Zwischen 1960 und 1964 erfolgte eine umfassende Innen- und Außenrenovierung der Basilika. Die größte Sanierung der Kirche begann 2004 und wurde 2010 abgeschlossen. Dabei wurden auch der gesamte Dachstuhl und die Türme der Kirche saniert.
Als Hausarchitekt erstellte der Prior des Klosters P. Christoph Vogt im Jahre 1711 die ersten Pläne für eine neue Kirche im Typus der Kollegienkirche in Salzburg. Ab 1720 bewarben sich mehrere Architekten um den Bau der Kirche, zunächst Donato Giuseppe Frisoni, Kaspar Radmiller und Andrea Maini, später auch so bedeutende wie Dominikus Zimmermann und Joseph Schmuzer. Doch erst Simpert Kramer konnte sich mit seinen Plänen von 1736 durchsetzen und die Leitung für den Kirchenbau übernehmen. Er orientierte sich stark an der Basilika Weingarten, die 1724 eingeweiht worden war. Am 27. September 1737 wurde der Grundstein zum heutigen Kirchenbau durch Abt Rupert Neß gelegt. Nach dessen Tod am 20. Oktober 1740 entzog sein Nachfolger, Abt Anselm Erb, Baumeister Kramer 1744 die Bauleitung. Der Münchner Hofbaumeister Joseph Effner musste die Pläne überarbeiten. Effner entschied sich für einen geraden Abschluss des Chores. Wegen seines Todes im Jahre 1745 wechselte die Bauleitung ein weiteres Mal. Der Münchner Architekt Johann Michael Fischer übernahm 1748 den noch in den Fundamenten steckenden Bau. In den folgenden fünf Jahren wurde die alte Kirche abgebrochen und der Rohbau der heutigen Kirche erstellt. Der riesige Dachstuhl wurde 1753 unfallfrei auf den vollendeten Rohbau gesetzt.
Bei der Bewerbung um die Innenausstattung setzte sich 1755 Johann Michael Feuchtmayer gegen seinen Cousin und Konkurrenten Joseph Anton Feuchtmayer durch. Das Künstlerteam um Feuchtmayer konnte ebenfalls für die Innenausstattung gewonnen werden. Gleichzeitig wurde der erste Vertrag mit dem Bildhauer und Stuckplastiker Johann Joseph Christian bezüglich des Chorgestühls geschlossen. Im Mai 1755 waren die Maurerarbeiten an den Gewölben beendet. Zur selben Zeit wurden vermutlich die ersten Verträge mit den Tiroler Malern und Freskanten Johann Jakob Zeiller und Franz Anton Zeiller für die Gewölbefelder geschlossen. Beide freskierten später, teilweise gemeinsam, die Gewölbefelder. Ein Jahr später begannen die Innenarbeiten mit der Freskierung der Gewölbe und der Anfertigung der ersten Stuckplastiken. 1758 wurde ein zweiter Vertrag mit J.M. Feuchtmayer über Stuckarbeiten geschlossen. Ein Jahr später waren die Steinskulpturen an der Fassade fertig. Die dortigen Vergoldungen stammten von Johann Jakob Kleindorffer aus Mindelheim.
Die beiden Türme wurden 1760 vollendet. Die Turmkreuze vergoldete Martin Knoblauch aus Söflingen bei Ulm. Im selben Jahr wurden die Fresken in den Hauptgewölben fertiggestellt. Der Hochaltar wurde 1761 gefasst, mit ihm begann die Ausstattung der Kirche mit der mobilen Inneneinrichtung, welche erst 1777 abgeschlossen wurde. Die beiden Chororgeln wurden 1766 vollendet. Zur Einweihung des Gotteshauses veranstaltete man eine achttägige Feier, die am 28. September 1766 begann. Mit dieser Einweihung feierte das Kloster sein 1000-jähriges Jubiläum nach, das man wegen der noch nicht fertiggestellten Kirche um zwei Jahre verschoben hatte. 1767 starb der Bauherr Abt Anselm Erb. Kleinere Veränderungen beim Mobiliar wurden noch des Öfteren vorgenommen, jedoch stammt der Großteil der erhaltenen Gegenstände aus der Erbauungszeit. 2004 wurde mit einer groß angelegten Sanierung des Dachstuhles begonnen.
Die kreuzförmig angelegte Kirche ist von Norden nach Süden orientiert. Zwei 82 Meter hohe Türme flankieren die Nordfassade. Dahinter schließt sich das etwa 30 Meter lange dreischiffige Langhaus. Danach folgt das Querhaus, dessen Querarme abgerundet enden, bevor der sich anschließende erhöhte Chor- und Hochaltarraum, auf die Breite des Hauptschiffs reduziert, nach etwa 40 Meter in einem geraden Chorabschluss endet. Die vorgewölbte Nordfassade ist in Breite und in Höhe dreigliedrig gestaltet. In der unteren Zone befinden sich das große Hauptportal und links und rechts davon jeweils ein kleineres Eingangsportal, darüber sind in Kartuschen die Worte aus der Jakobsgeschichte der Genesis (28,16-19) Heilig und Haus Gottes und Himmels Porten zu lesen. Die mittlere Zone der Fassade ist durch drei große Rundbogenfenster aufgelockert. Über dem Mittelfenster konfrontiert der Erzengel Michael auf seinem Schild mit der Frage Quis ut Deus?. Unmittelbar darüber stehen der Heilige Benedikt, der Gründer des Benediktinerordens, an den Giebelenden als Begleitfiguren die Märtyrer Alexander und Theodor, denen die Kirche geweiht ist. Den Dachfirst schmückt das Auge Gottes im trinitarischen Dreieck.
2014 sind die originalen Heiligen Alexander und Theodor aus Sandstein (Höhe 4 m) von Joseph Christian, Steinbildhauer, Holzschnitzer und Stuckplastiker, „zu uns auf die Erde gekommen“.[3] Sie säumen seitdem den Treppenaufgang zur Basilika wie die moderne Bronzeskulptur des Erzengels Raphael mit Wanderstab (Höhe ca. 5 m) von Marlene Neubauer-Woerner (1968).[4] Die neuen Figuren der Heiligen Alexander und Theodor an der Nordfassade in 35 Metern Höhe sind Nachbildungen.
Der Innenraum ist spätbarock ausgestattet. Er gliedert sich in Eingangshalle, Hauptschiff mit östlichem und westlichem Seitenschiff, westliches und östliches Querschiff, und den Chor.
Den drei Eingangsportalen sind an der Decke der Vorhalle drei mit Stuck verzierte Gewölbefresken in Goldrahmen zugeordnet. Das mittlere Deckenfresko, das größte der drei, mit trapezförmigem Zuschnitt, zeigt die Vertreibung der Geldwechsler und Händler[5] aus dem Tempel, das westliche Deckenfresko, birnenförmig, die Opfergabe der armen Witwe[6], das östliche, ebenso geformt, das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner.[7] Durch das klassizistische schmiedeeisernes Gitter in Weiß und Gold (1792) gelangt man in das Langhaus. Die Wappen über den Emporen-Stützsäulen sind die von Papst Pius XI. und das von Papst Benedikt XVI. Über der Vorhalle befindet sich die Empore für die Marienorgel.
Das Mittelschiff hat eine Länge von 89 Metern und besitzt pro Seite 10 Marmorsäulen, welche das Hauptschiff von den Seitenschiffen trennen. Die Höhe in der Vierung beträgt 36 Meter. Die Decke ist durch drei große Kuppeln mit Fresken und zwei kleinere Gewölbefresken unterteilt.
Nördlicher Teil
Die über der Eingangshalle liegende Musikempore zwischen den Turmwänden wird von zwei Engeln als Atlanten auf Stuckmarmorsäulen getragen. An den Turmwänden befinden sich je ein kleiner Balkon sowie ein Prospektteil der Marienorgel. Darüber wölbt sich das Jubiläumsfresko (Franz Anton Zeiller). Es feiert die Fertigstellung und Einweihung der barocken Kirche im Jahr 1766 und das 1000-jährige Bestehen der Abtei, indem es mit dem dargestellten adeligen Stifterpaar und Kaiser Karl d. Gr. mit seiner Gemahlin Hildegard und Kaiser Otto I. mit den Bischöfen und Diözesanpatronen Ulrich von Augsburg und Konrad von Konstanz an die Gründung im Jahr 764 und die Unterstützung der Benediktinerabtei in den folgenden Jahrhunderten erinnert, mittig im Bildhintergrund ist die vollendete barocke Kirche. In der Himmelszone darüber schwebt der Ordensgründer Benedikt auf einer Wolkenbank mit begleitenden Engeln und Heiligen unter dem Ottobeurer Kreuzreliquiar.
Mittlerer Teil
Rupertus II: Ness † 1740
Qui hoc Monasterium novum construxit
et huius templi fundamenta iecit
und
Anselmus Erb † 1767
Qui hoc splendidissimum templum
perfecit et sua donavit coronide.
Südlicher Teil
Der südliche Teil des Mittelschiffs umfasst die Vierung mit dem Kreuzaltar, dessen romanisches Kruzifix (nach 1200) als Gnadenkreuz verehrt wird, und den vier Pfeileraltären, die dem Erzengel Michael, dem Schutzengel bzw. den Heiligen Joseph und Johannes dem Täufer geweiht sind. Bekrönender Abschluss in der Höhe ist die Vierungskuppel mit dem Fresko, das in den Pfingsthimmel schauen lässt (Südhälfte von Johann Jakob Zeiller; Nordhälfte von Franz Anton Zeiller). Dargestellt ist die Sendung des Heiligen Geistes, wie sie im NT in der Apostelgeschichte 1,14 und 2, 1-4 geschildert ist. Im Scheitel des Freskos der Heilige Geist als Taube, umgeben von sieben Engeln als Repräsentanten der sieben Geistesgaben, er kommt auf Maria und die zwölf Apostel herab, die erste Christengemeinde in Jerusalem, und auf die weltumfassende Kirche, die in Gestalten der damals bekannten Erdteile Afrika, Asien, Amerika und Europa allegorisch dargestellt ist. Vertreterin Europas ist „Kaiserin“ Maria Theresia - Ottobeuren war Reichsabtei. Ihr zu Füssen am Kuppelrand sind Gestalten mit Instrumenten zu erkennen, die auf die Künste hinweisen. Das Notenblatt steht für die Musik, zugleich könnte der auf ihm notierte Jodler als versteckter Hinweis auf die Künstler-Vettern Zeiller und deren Heimat Tirol verstanden werden.[9] Das Vierungskuppelfresko wird von den Eckpfeilern und den sie flankierenden Säulen getragen. Die Evangelisten in den Gewölbezwickelbildern (Johann Jakob Zeiller und Franz Anton Zeiller) und die abendländischen Kirchenväter darunter in Stuckplastik (Johann Michael Feichtmayr) auf dem Gesims verweisen auf das Neue Testament und die Schrifttradition als den schriftlichen Quellen der römisch-katholischen Kirche.
Das östliche Seitenschiff wird im einstöckigen nördlichen Teil für zwei Kapellen, die Antonius- und Martinskapelle, genutzt. Altar und Deckenfresko (Johann Jakob Zeiller) nehmen Bezug auf das Leben des jeweiligen Heiligen, wie im Eselswunder des Antonius und bei der Mantelteilung Martins. Vom östlichen Querhaus unterbrochen, setzt sich das Seitenschiff nach der Vierung verdeckt zweistöckig fort, wobei das Erdgeschoss als Sakristei und das Oratorium im ersten Stock als Raum für die Heilig-Geist-Orgel dienen.
Dem östlichen Seitenschiff entsprechend wird auch das westliche Seitenschiff im nördlichen Teil für Kapellen mit Gewölbefresken (Johann Jakob Zeiller) genutzt. Im Deckenfresko der Nepomukkapelle gibt Johannes Nepomuk das Beichtgeheimnis nicht preis, obgleich König Wenzel IV. Druck ausübt. Im Deckenfresko der Nikolauskapelle rettet Nikolaus unschuldig zum Tod Verurteilte. Nach der Unterbrechung durch das Querschiff, die mit Scheinarchitekturen überspielt wird, läuft der südliche Teil des Seitenschiffs doppelstöckig weiter. Im unteren Teil führt ein öffentlicher Durchgang von der Kirche zum Klostergebäude, den ersten Stock nimmt die Dreifaltigkeitsorgel ein.
Im östlichen Querschiff steht das Glaubenszeugnis frühchristlicher Märtyrer, vor allem der Kirchenpatrone Alexander, Theodor und Sebastian im Mittelpunkt. Im Gewölbefresko wird die Verurteilung der hl. Felizitas und ihrer Söhne, ihres Sohnes Alexander und dessen sechs Brüder, durch den römischen Stadtpräfekten in der Zeit Kaiser Mark Aurels dargestellt (Franz Anton Zeiller). Der Prozess findet vor römischer Kulisse mit einer Götterstatue Jupiters statt, ein Hinweis auf den Vorwurf der Kultverweigerung der christlichen Familie gegenüber den antiken Göttern Roms. Das Altarblatt des in der Ostrundung des Querarms stehenden Altars, der den Kirchenpatronen Alexander und Theodor sowie Sebastian geweiht ist, zeigt die Enthauptung des jungen Alexander, seitlich die Götterstatue des Apollo (Johann Jakob Zeiller). In der zentralen Nische unterhalb des Altarbilds wurde das Wallfahrtsbild „Unsere Liebe Frau von Eldern“ aufgestellt, die kleine Terrakottastatue einer sitzenden Madonna mit Kind; diese wurde einst im 1803 aufgehobenen Kloster Eldern verehrt und fand 1841 nach der Wiedererrichtung des Klosters Ottobeuren in der Klosterkirche ihren Platz. Sie ist auch heute noch Ziel einer Wallfahrt. Nach dem Gnadenbild wird das östliche Querhaus auch als Eldern-Kapelle und der Altar auch als Eldern-Altar bezeichnet.
Im westlichen Querschiff wird die Kraft des Gebets thematisiert.
Der Chor- und Altarraum, auch Sanktuarium bezeichnet, wird vom hochaufragenden Hochaltar und den Gewölbefresken bestimmt, außerdem vom Chorgestühl für die Mönche und den Orgelprospekten.
Trinität im Chor
Jesu Leben im Chor
Chorgestühl (Reliefauswahl)
Engelskulpturen
Die Klosterkirche verfügt über insgesamt drei Orgeln. Die zwei kleineren davon, die Heilig-Geist-Orgel und die Dreifaltigkeitsorgel, stammen aus dem Jahr 1766 und sind beinahe vollständig original erhalten. Eine Hauptorgel auf der Nordempore war bereits in der Barockzeit geplant, wurde aber erst 1955 bis 1957 durch eine Stiftung des „Kulturkreis im Bundesverband der Deutschen Industrie“ als „Marienorgel“ verwirklicht.
Die Dreifaltigkeits- und die Heilig-Geist-Orgel wurden bald nach der Fertigstellung der barocken Kirche durch den aus Ottobeuren stammenden und in Dijon (Frankreich) sehr erfolgreich gewordenen Orgelbauer Karl Joseph Riepp erbaut und 1766 fertiggestellt. Sie sind links und rechts als Chororgeln auf den Emporen über dem Chorgestühl in beeindruckender, teils hängender Konstruktion eingebaut.
Die Orgeln Riepps sind stark durch seine jahrzehntelange Wirkungszeit in Frankreich geprägt und weitgehend nach französischen Bauprinzipien konstruiert. Es handelt sich also quasi um ursprünglich französisch-klassische Orgeln, errichtet durch einen deutschstämmigen Orgelbauer in Deutschland.
Die kleinere Heilig-Geist-Orgel verfügt über 27 Register auf zwei Manualen und Pedal, während die Dreifaltigkeits-Orgel 49 Register auf vier Manualen und Pedal besitzt. Die letztere ist typisch nach den Dispositionsprinzipien des klassischen französischen Orgelbaus disponiert und intoniert, so dass sich Orgelliteratur des französischen Barock ideal darstellen lässt. Beide Orgeln wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Orgelbaufirma Steinmeyer in für damalige Verhältnisse ungewöhnlich pietätvoller Weise restauriert (Dreifaltigkeitsorgel 1914, Heilig-Geist-Orgel 1922) und sind dadurch bis auf den heutigen Tag in außergewöhnlich originalem Zustand erhalten.
Heilig-Geist-Orgel
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Dreifaltigkeitsorgel
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Zur Erbauung einer Hauptorgel auf der Empore des Langschiffes, zu der Riepp bereits detaillierte Pläne ausgearbeitet hatte, kam es wegen finanzieller Schwierigkeiten des Klosters nicht mehr. Die Marienorgel erhielt die Klosterkirche erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch eine Spende des Kulturkreises des Bundesverbands der Deutschen Industrie. Sie entstand auf der Grundlage der Disposition Riepps unter beratender Mitwirkung von Arthur Piechler und Albert Schweitzer.[14] Die Orgel wurde 1955 bis 1957 durch die Firma G. F. Steinmeyer mit 82 Registern erbaut und 2002 durch die Orgelbaufirma Klais renoviert und erweitert. Dabei erhielt sie einen neuen Spieltisch, der die drei mittigen Werke mechanisch und die beiden Schwellwerke elektrisch anspielt. Das Instrument besitzt nun 90 Register. Eine Besonderheit sind die beiden auf Seitenemporen ausgelagerten Schwellwerke, die jeweils mit eigenen Pedalregistern ausgestattet sind.[15]
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* = bis f1 nicht im Schweller
Die ersten Glocken werden 1439 erwähnt. Dabei wurde die große und die kleine Hosannaglocke gegossen. 1577 wurden zwei weitere Glocken von der Biberacher Glockengießerei Joachim Vohner I. gekauft. Diese beiden existieren noch heute. Die Elfuhrglocke ist heute im Ostturm aufgehängt, die andere wurde 1948 an die Pfarrei Lamerdingen verkauft. Die nächsten Glocken wurden 1784 von der Memminger Glockengießerei Johann Georg Ernst gekauft. Es könnte sich dabei um die 1864 erwähnte Antlaßglocke gehandelt haben.[16] Die große Hosannaglocke wurde vom Freistaat Bayern 1902 an die Kirche von Wald im schweizerischen Kanton Appenzell Ausserrhoden verkauft, wo sie 1902 für ein neues Geläut eingeschmolzen wurde. Bis 1864 bestand das Ottobeurer Geläut aus lediglich drei Glocken. 1864 wurden zum 1100-Jahr Jubiläum des Klosters drei Glocken aus der Memminger Glockengießerei Johann Hermann gekauft. Die zwei kleineren wurden im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. 1929 wurden drei neue Glocken als Ausgleich von der Lauinger Glockengießerei Radler gekauft. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren auf dem Westturm die Hoasanna- und die Preciosaglocke aufgehängt, auf dem Ostturm hing die kleine Hosanna, die Elfuhrglocke, die Zwölfuhrglocke, die Marienglocke und die Benediktusglocke. Während des Zweiten Weltkrieges mussten alle Glocken, bis auf die Benediktusglocke abgegeben werden. Eingeschmolzen wurden die Marienglocke, die kleine Hosanna, die Preciosa und die Hosanna. Die anderen Glocken wurden auf dem Glockenfriedhof in Hamburg eingelagert. Die neuen Glocken, welche nach dem Zweiten Weltkrieg angeschafft wurden, kosteten 12.500 Reichsmark.
Das heutige Abteigeläute zählt mit seinen sieben Glocken, welche in beiden Türmen aufgehängt sind, zu den tontiefsten Glockenensembles in Bayern.[17][18][19]
Nr. | Name | Gussjahr | Gießer | Durchmesser | Gewicht | Nominal (16tel) |
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1 | Hosannaglocke | 1948 | Glockengießerei Johann Hahn, Landshut | 1980 mm | 4995 kg | g0 |
2 | Preciosaglocke | 1700 mm | 3032 kg | b0 | ||
3 | Kleine Hosannaglocke (auch Scheidungsglocke) | 1490 mm | 2000 kg | c1 | ||
4 | Elfuhrglocke | 1320 mm | 1422 kg | d1 | ||
5 | Zwölfuhrglocke | 1986 | Glockengießerei Bachert, Bad Friedrichshall | 1200 mm | 1122 kg | f1 |
6 | Immaculataglocke (auch alte Zwölfuhrglocke) | 1577 | Joachim Vollmer, Biberach | 1010 mm | 596 kg | g1 |
7 | Benedictaglocke | 1948 | Glockengießerei Hahn, Landshut | 880 mm | 423 kg | a1 |
Im Westturm hängen folgende Glocken:
Im Ostturm hängen folgende Glocken:
Die Basilika ist gleichzeitig Kloster- und Pfarrkirche, es finden täglich Gottesdienste statt. Sie ist auch Konzertsaal für die Ottobeurer Konzerte.
2023 wurden in der Kirche zehn Mitglieder der traditionalistischen Petrusbruderschaft zu Priestern geweiht.[20]
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