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Dachorganisation für Clubs mit gemischter Berufszugehörigkeit Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Rotary International (RI) ist die Dachorganisation der Rotary Clubs (RC). Dabei handelt es sich um international verbreitete Service-Clubs, zu denen sich Angehörige verschiedener Berufe unabhängig von politischen und religiösen Richtungen zusammengeschlossen haben.[1][2] Als seine Ziele nennt Rotary humanitäre Dienste, Einsatz für Frieden und Völkerverständigung sowie Dienstbereitschaft im täglichen Leben.[3] Im deutschsprachigen Raum nennen sich die Mitglieder Rotarier. Die Clubs werden auch als soziales und berufliches Netzwerk genutzt.[4]
Rotary International (R.I.) | |
---|---|
Rechtsform | NGO |
Gründung | 1905 |
Gründer | Paul Percy Harris |
Sitz | Evanston, Illinois, USA |
Motto | Service above self (dt. „Selbstloses Dienen“) |
Aktionsraum | Weltweit |
Vorsitz | Gordon McInally |
Umsatz | 35.000.000 Euro (2020) |
Mitglieder | 1.450.000 |
Website | www.rotary.org |
Der Name Rotary (englisch für rotierend, drehend) erwuchs ursprünglich aus dem wöchentlich wechselnden Treffpunkt der Mitglieder; heute entspricht ihm der Brauch, die meisten Ämter im Club normalerweise jährlich neu zu besetzen. Gegründet im Jahr 1905, ist Rotary unter den Service-Clubs der älteste und einer der größten. Laut Rotary sind in 200 Staaten insgesamt rund 1,2 Millionen Menschen Mitglied in über 36.000 Rotary Clubs. Hinzu kommen rund 11.000 Rotaract Clubs mit ca. 250.000 Mitgliedern, die seit 2022 den Rotary Clubs gleichgestellt sind. Insgesamt sind somit ca. 1,45 Millionen Menschen in ca. 47.000 rotarischen Clubs organisiert. Deutschland hat rund 1.100 Rotary Clubs mit insgesamt ca. 56.800 Mitgliedern (Stand: Juli 2020).[5]
Den ersten Rotary Club gründete der Rechtsanwalt Paul Harris (1868–1947) in Chicago am 23. Februar 1905 mit drei Freunden, dem Kohlenhändler Sylvester Schiele, dem deutsch-amerikanischen Bergbauingenieur und Freimaurer Gustav Löhr sowie dem Konfektionär Hiram Shorey. Die Gründungsmitglieder wählten Schiele zum Präsidenten des Clubs und den Drucker Harry Ruggles zum Schatzmeister.
Mit dem Zusammenschluss soll Harris das Ziel verfolgt haben, in der Großstadt eine ähnlich stabile und vielseitige Wertegemeinschaft zu schaffen, wie er sie als Kind auf dem Land erlebt hatte, wo jeder entsprechend seinen Fähigkeiten andere nach Möglichkeit unterstützte. Der noch befolgte Grundsatz einer „Gemeinschaft von Berufsleuten“ galt von Anfang an. Paul Harris selbst war kein Freimaurer.[6]
Der erste Rotary Club (RC) außerhalb der USA wurde 1910 in Winnipeg (Kanada) gegründet. 1911 folgten die ersten europäischen Clubs in London, Dublin und Belfast. Der erste Club in Lateinamerika war der 1916 gegründete RC Havanna (Kuba). 1918 folgte der erste südamerikanische Club in Montevideo (Uruguay). Die ersten asiatischen Clubs wurden 1919 in Manila (Philippinen), Kalkutta (Indien) und Shanghai (China) gegründet. Der erste Club in Afrika war der 1921 gegründete RC Johannesburg (Südafrika). Im selben Jahr wurden in Melbourne, Sydney und Wellington auch die ersten Clubs in Australien und Ozeanien gegründet.[7]
In Kontinentaleuropa breitete sich Rotary systematisch von West nach Ost aus. Es begann 1920 mit dem RC Madrid (Spanien). 1921 folgten der RC Paris (Frankreich) und in Kopenhagen (Dänemark) der erste Club in Skandinavien. Der RC Amsterdam (Niederlande) war 1922 der erste Club in Benelux und 1923 wurde mit dem RC Mailand der erste Club in Italien gegründet. Der erste Club im deutschsprachigen Raum wurde 1924 in Zürich (Schweiz) gegründet. Ein Jahr später wurde am selben Ort das RI-Büro für Kontinentaleuropa eröffnet.
1925 wurden in den drei großen Metropolen der ehemaligen Habsburgermonarchie, Wien (Österreich), Budapest (Ungarn) und Prag (Tschechoslowakei) die ersten Clubs gegründet. Das Deutsche Reich galt erst nach dem Beitritt zum Völkerbund 1926 als rehabilitiert. Der erste deutsche Club konnte daher erst am 7. Oktober 1927 in Hamburg gegründet werden. Gründungspräsident war Altkanzler Wilhelm Cuno.[8] Die zweite deutsche Clubgründung erfolgte im Dezember 1927 in Frankfurt am Main. Die ehemaligen Residenzstädte des Deutschen Kaiserreichs wurden wegen der Kriegsschuldfrage bewusst nachgereiht. Die Reichshauptstadt Berlin bekam erst 1929 ihren ersten Rotary Club.[9] Im selben Jahr wurde auch ein eigener Rotary-Distrikt für alle deutschen und österreichischen Rotary Clubs mit der Nr. 73 gegründet.[10]
1929 wurden mit Belgrad und Zagreb auch die ersten Clubs in Jugoslawien gegründet. 1931 folgte mit dem RC Warschau der erste Club in Polen und 1933 mit dem RC Riga (Lettland) der erste Club im Baltikum. In der Sowjetunion war Rotary von Anfang an verboten.
Bereits zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland schlossen einige, wie der Rotary Club München, wenn auch nicht alle deutschen Rotary Clubs, ihre jüdischen Mitglieder aus. Andernorts wurde jüdischen oder anderweitig nicht erwünschten Mitgliedern der Austritt „nahegelegt“, andere verließen Rotary oder das Land aus eigenem Antrieb. Zu den „verlorenen“, tatsächlich aber ausgeschlossenen Mitgliedern zählte beispielsweise Thomas Mann.[11] Vielerorts hatten Rotary-Clubs allerdings schon vor 1933 keine „Juden und Marxisten“ als Mitglieder. Rotary Deutschland schrumpfte im Jahr 1933 von 1700 auf 1200 Mitglieder. Der nationalsozialistischen Führung war Rotary wegen ihrer internationalen Organisation dennoch suspekt.[12]
1934 war der Kommerzienrat, Senator, Freimaurer und Alleininhaber der Pelikan AG, Fritz Beindorff, zum Rotary-Governor gewählt worden.[13]
Zu den Rotariern zählten damals auch 150 Freimaurer, die nach dem Verbot der Freimaurerei vom 17. August 1935 als Mitglieder der Rotary-Clubs gehalten wurden. Als 1937 immer noch 115 passive und ehemalige Freimaurer unter den Rotarieren waren, erzwangen die Nationalsozialisten Beindorffs Abdankung. An seine Stelle trat der ausgewiesene Nationalsozialist und Chemnitzer Kreishauptmann Hugo Grille.[14]
Obwohl internationale Rotarier der deutschen Staatsführung versichert hatten, Rotary sei nicht politisch aktiv und nehme auf Regierungsangelegenheiten keinen Einfluss, wurde Beamten und NSDAP-Mitgliedern die Doppelmitgliedschaft bei Rotary ab 1. Januar 1938 untersagt.[15] Einige deutsche Rotary Clubs nahmen an, sie könnten die nationalsozialistische Regierung durch Anpassung beeinflussen. Der Governor Hugo Grille gab in einer Denkschrift vom 13. August 1937 an den Reichsinnenminister Wilhelm Frick eine Unterwerfungserklärung für die Clubs ab. Die beinhaltete 1. die Erklärung unbedingter Treue zu Adolf Hitler, 2. die Zusage, keine „Juden“ im Club zu dulden, 3. alle von der obersten Parteiführung geäußerten Wünsche zu erfüllen, 4. die Bitte, ein hohes Parteimitglied mit der Führung des Clubs zu betreuen und 5. die Bereitschaft, alle zukünftigen Entscheidungen der Clubs vorher der Reichsführung zur Genehmigung vorzulegen. Die Reichsregierung ging auf dieses Angebot nicht ein.[12]
Drei Wochen später, am 4. September 1937, musste der Governor Hugo Grille die Clubs mit Wirkung zum 15. Oktober 1937 auflösen. Damit war die Gleichschaltung erfolgt. In Österreich erfolgte die Auflösung etwa eine Woche nach dem Anschluss Österreichs.[14]
Mitgliedern von Rotary-Clubs, wie August Reuss, wurde jedoch aufgrund ihrer Mitgliedschaft der Eintritt in die NSDAP verwehrt.[16]
In den europäischen Staaten unter sowjetischer Vorherrschaft – so auch in der DDR – waren die Clubs verboten wegen ihrer Zusammenarbeit mit den Freimaurerlogen und wegen zahlreicher anderer internationaler Beziehungen vornehmlich zu den USA und westlichen Ländern. 1989 wurden die ersten Clubs in Budapest und Warschau wiedergegründet.[17]
Nach dem Fall der Mauer 1989 wurde der Rotary Club in Dresden, der ursprünglich 1928 gegründet worden war, als einer der ersten in den neuen Bundesländern am 17. Juni 1990 wiedergegründet. Der erste neue Club entstand in der sächsischen Stadt Freiberg am 24. März 1990, der 1929 gegründete Club in Leipzig wurde am 27. März 1990 wiedergegründet.[17] In den Folgejahre nahm die Zahl der Mitglieder und damit auch der Clubs zu. Bis zum Jahr 2000 wuchs die Zahl der Distrikte auf 14 an,[18] und 2013 erfolgte eine Neuaufteilung in 15 Distrikte.[19]
Rotary bildet ein weltweit aktives, sozial engagiertes Netzwerk. Das Rotary-Verfahrenshandbuch aus dem Jahr 2001 beschreibt eine „Weltgemeinschaft von Berufsleuten“. Der Wahlspruch der Rotarier lautet: Service above self (selbstloses Dienen).
„Das Ziel von Rotary besteht darin, das Ideal des Dienens als Grundlage des Geschäfts- und Berufslebens zu fördern, indem seine Mitglieder:
- freundschaftliche Beziehungen entwickeln, um sich anderen nützlich zu erweisen
- hohe ethische Grundsätze im Geschäfts- und Berufsleben verwirklichen, den Wert jeder nützlichen Tätigkeit anerkennen und die berufliche Tätigkeit jedes Rotariers als Möglichkeit zum Dienst an der Gesellschaft würdigen
- das Dienstideal in der privaten, beruflichen und öffentlichen Tätigkeit jedes Rotariers verwirklichen
- Völkerverständigung und Frieden durch eine im Ideal des Dienens vereinte Weltgemeinschaft aus beruflich erfolgreichen Frauen und Männern fördern.“
Jeder Rotarier soll sein Verhalten nach der 4-Fragen-Probe ausrichten.
Im „Kampf“ gegen Kinderlähmung (Polio) begann Rotary 1979 zunächst ein auf fünf Jahre angelegtes Projekt zur Verbreitung der Schluckimpfung.[21] Das Programm erreichte sechs Millionen Kinder auf den Philippinen. 1985 dehnte Rotary International das Programm unter dem Namen PolioPlus weiter aus: Alle Kinder der Welt sollten bis zum hundertjährigen Jubiläum Rotarys im Jahr 2005 gegen Kinderlähmung geimpft sein. Mit seinem weltumspannenden Netz von ehrenamtlichen Helfern unterstützt Rotary die Bemühungen zur Ausrottung der Kinderlähmung vor Ort. Rotarier helfen bei der Verteilung des Impfstoffs, der Mobilisierung der Bevölkerung und logistischen Organisation der Impfaktionen. PolioPlus wird in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), den Gesundheitsbehörden der USA (CDC) und den nationalen Gesundheitsministerien betrieben. Bis zum Jahr 2019 wurden weltweit zwei Milliarden Kinder vor dieser Krankheit geschützt.
PolioPlus führte zu einem Rückgang der Infektionen um 99 Prozent.[21] Nach jüngsten Schätzungen wird Rotary bis zur endgültigen Ausrottung des Virus 1,2 Milliarden US-Dollar aufgewendet haben,[22] die unzähligen Arbeitsstunden der bis zu 10 Millionen freiwilligen Helfer nicht mitgerechnet. Die Poliokampagne profitiert von einer Partnerschaft, die Rotary International mit der Bill & Melinda Gates Foundation eingegangen ist. Gegenstand sind Finanzmittel in Höhe von 200 Millionen US-Dollar, die beide Seiten im November 2007 zu gleichen Teilen aufbrachten.[23] Im Januar 2009 kündigte Bill Gates weitere 255 Millionen US-Dollar Spende für das Polio-Programm von Rotary International an, verbunden mit der Erwartung, dass Rotary seinerseits wiederum bis 2012 nochmals 100 Millionen US-Dollar dazusteuert.[22] Insgesamt beläuft sich das Spendenaufkommen beider Organisationen allein von 2007 bis 2012 also auf 555 Millionen US-Dollar.
Damit verbunden ist der Rotary nahestehende Deckel drauf e. V. mit Sitz in Nürnberg, welcher bundesweit von 2014 bis 2019 Kunststoffschraubverschlüsse, welche im Normalfall aus Polypropylen (PP) und High-Density-Polyethylen (HDPE), einer Art des Polyethylens (PE) bestehen, sammelte und verkaufte, wobei der Gewinn komplett an das Projekt PolioPlus ging. Der Gewinn von ca. 500 Deckeln, was ungefähr einem Kilogramm entspricht, ermöglichte eine Schluckimpfung mit dem Polioimpfstoff, welche im Zeitraum jeweils rund 50 US-Cent kostete. Der Verein an sich finanziert sich rein durch Mitgliedsbeiträge und erfüllt die Standards der Initiative Transparente Zivilgesellschaft. Von der Gründung des Vereins im August 2014 bis zum April 2019 konnten über 1.105 Tonnen Deckel gesammelt werden. Da die Bill & Melinda Gates Foundation den gesammelten Betrag jeweils verdreifachte, konnten so insgesamt über 3.315.000 Schluckimpfungen durchgeführt werden. An einzelnen Standorten wird das Projekt außerhalb des Vereins weitergeführt.[24]
Rotary International betreibt eines der größten nichtstaatlichen Jugendaustauschprogramme.[25] Der erste Austausch, der sich das Rotarynetzwerk zunutze machte, war vermutlich die Organisation eines Austauschs vom Club Kopenhagen im Jahre 1929. Seit etwa 1965 ist Youth Exchange offizieller Bestandteil des Rotaryprogramms.
Das Austauschprogramm ist nicht auf Kinder von Rotariern begrenzt, sondern steht allen Schülerinnen und Schülern offen. So ist die Mehrheit der Teilnehmer nicht über einen Verwandten mit Rotary in Kontakt gekommen. Wer teilnehmen darf und wohin der Austausch geht, entscheidet Rotary in den einzelnen Clubs und auf der übergeordneten Ebene der Distrikte.
Ein Rotary Club, der sich entschließt, einen Schüler aus seinem Distrikt für einen Auslandsaufenthalt zu empfehlen, muss sich im Gegenzug dazu bereit erklären, ebenfalls ausländische Austauschschüler (Inbound) zu beherbergen. Dieses Prinzip trägt dazu bei, die Kosten für Rotary und die Austauschschüler zu senken. Die Familie des ausgesandten Schülers (Outbound) muss nur die Flugkosten, die Versicherungsprämien und die Visumsgebühren tragen. Vor Ort im Gastland wird der Austauschschüler durch die Gastfamilie, den Jugenddienstbeauftragten des Clubs (YEO) und einen vom Club gewählten Ansprechpartner (Counselor) betreut, der sich des Austauschschülers während des gesamten Jahres annimmt. Teilweise wird diese betreuende Funktion aber auch von Rotex-Vereinen übernommen. In diesen Vereinen schließen sich unter der Schirmherrschaft von Rotary auf Distriktsebene Rebounds, also ehemalige Austauschschüler, zusammen. Rotex-Vereine betreuen die Jugendlichen auf selber organisierten Veranstaltungen. So wird die Verständigung unter den Austauschschülern gefördert und der Einstieg in bestehende soziale Netzwerke durch Ansprechpartner erleichtert.
In der Schweiz fördern viele Rotarier seit 1996 in enger Zusammenarbeit mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) das Projekt „MINE-EX“, das Minenopfern in Kambodscha hilft. Jährlich werden dem IKRK für diesen Zweck 500.000,- SFr. zur Verfügung gestellt. Insgesamt wurden in den vergangenen zehn Jahren im erwähnten Land mehr als 30.000 Minenopfer mit Prothesen ausgerüstet und betreut.
Einige Rotary Clubs in Deutschland betreiben eine Berufs- und Praktikumsinformation. In Schulen, bei Berufsbildungsmessen und eigenen Veranstaltungen berichten Rotarier über ihre Erfahrungen aus dem Berufsleben und stellen – sofern vorhanden – Praktikums- und Ausbildungsplätze zur Verfügung.[26]
Seit 2002 findet jährlich der Internationaler Rotary-Musikwettbewerb für Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren in Moskau statt und wird vom Rotary Club Moscow International organisiert und ist Mitglied der Europäischen Union der Musikwettbewerbe für die Jugend (EMCY).
Rotary besteht an der Basis aus lokalen oder regionalen Clubs. Jeweils ungefähr 50 bis 100 Clubs sind zu einem Distrikt zusammengefasst, die Distrikte wiederum sind in weltweit 34 Zonen organisiert. An der Spitze eines Distrikts steht der jeweils für ein Jahr gewählte Governor, der während seiner Amtszeit Mitglied im Governorrat des Landes ist. Dieser stellt das Bindeglied zwischen dem Hauptsitz von Rotary International und den einzelnen Clubs dar.
Von 1929 bis 1937 waren alle Rotary Clubs in Deutschland und Österreich in einem gemeinsamen Distrikt mit der Nr. 73 organisiert. Dieser umfasste insgesamt 44 Clubs in Deutschland und 11 Clubs in Österreich.
In Deutschland sind seit 2013 etwa 53.000 Mitglieder in über 1.000 Clubs in 15 Distrikten organisiert.[27] In der Schweiz und Liechtenstein gibt es drei Distrikte mit 206 Clubs und ca. 11.400 Mitgliedern.
1956 wurde für Österreich ein eigener Distrikt mit der Nr. 99 eingerichtet, der nur ein Jahr später im Zuge einer Umstellung auf dreistellige Distriktnummern in 181 umbenannt wurde. 1977 bekam der österreichische Distrikt dann im Zuge einer weiteren Neunummerierung die Nr. 191. 1980 wurde der österreichische Distrikt schließlich geteilt: 191 umfasste fortan Ost- und Südösterreich mit den Bundesländern Wien, Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und dem Burgenland. 192 umfasste Nord- und Westösterreich mit den Bundesländern Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks und der Wiederzulassung von Rotary in Osteuropa erfolgte 1991 die Umstellung auf vierstellige Distriktnummern: Aus 191 wurde 1910 und aus 192 wurde 1920. Der Distrikt 1910 wurde um Ungarn und die Teilstaaten des ehemaligen Jugoslawien erweitert und der Distrikt 1920 um die Tschechoslowakei. Aufgabe und Ziel war die Wiedererrichtung rotarischer Netzwerke in den betroffenen Ländern. 2007 wurde für Ungarn ein eigener Distrikt mit der Nr. 1911 eingerichtet und 2009 der Distrikt 2240 für alle Clubs in Tschechien und der Slowakei. 2011 erhielt schließlich Slowenien den Distrikt 1912 und Kroatien den Distrikt 1913.[28] Nach diesen Trennungen sind nur noch die Clubs in Bosnien-Herzegowina beim Distrikt 1910 verblieben, der mittlerweile über 100 Clubs (95 in Österreich und 14 in Bosnien-Herzegowina) mit über 5.000 Mitgliedern umfasst. Im Distrikt 1920 gibt es 70 Clubs mit rund 3.700 Mitgliedern. Für die Verwaltung der beiden österreichischen Distrikte wurde jeweils ein Rotary Verwaltungsverein (RVV) gegründet.
Um das Ziel einer „Gemeinschaft von Berufsleuten“ zu erreichen, strebt Rotary danach, möglichst viele qualifizierte Berufskräfte zu umfassen. Aus diesem Grund sind pro Club höchstens fünf Angehörige derselben Berufsklasse zugelassen. Die Berufsvielfalt in den Clubs und deren Autonomie (im Rahmen der Verfassung und Satzung von Rotary International) gehört nach Aussagen der Rotarier zu den Hauptgründen für den Fortbestand und Erfolg ihrer Organisation.
Als Folge von Gerichtsprozessen in den USA, sind Frauen als Mitglieder seit dem Jahr 1989 willkommen. Weltweit waren 2003 von insgesamt 31.256 Rotary Clubs 21.554 gemischte Clubs, was einem Anteil von 69 Prozent entspricht. Deutschland zählte zu diesem Zeitpunkt 23 Prozent von Clubs mit Frauen. In der Schweiz und Liechtenstein waren Ende Februar 2006 von den 11.421 Mitgliedern 669 Frauen (5,86 %). Mehr als die Hälfte aller 206 Clubs haben weibliche Mitglieder.
Tabelle mit den Bestandszahlen per 26. September 2013 (A 2023, CH 2016):[29]
Bereich | Mitglieder | Clubs | Distrikte |
---|---|---|---|
Deutschland | 52.687 | 1.032 | 15 |
Österreich | ca. 8.500 | ca. 165 | 2 |
Schweiz | ca. 12.979 | 217 | 3 |
weltweit | ca. 1.230.000 | ca. 34.400 | 538 |
Ein Rotary-Club trifft sich in der Regel wöchentlich in seinem Clublokal, um Vorträge zu aktuellen Themen oder aus dem speziellen Berufsfeld eines Mitglieds zu hören. Es wird von jedem Rotarier erwartet, dass er sich an diesem Vortragswesen aktiv beteiligt. Die Mitglieder sollen nach Möglichkeit an mindestens der Hälfte aller Treffen teilnehmen. In diesem Sinn gibt es eine Präsenzpflicht. Sie gilt als Voraussetzung für den Zusammenhalt im Club. Mitglieder, die beruflich stark eingespannt sind und so nicht zu jedem Anlass kommen können, können sich von der Präsenzpflicht befreien lassen. Allerdings kann ein Rotarier seiner Präsenzpflicht auch als Gast in jedem anderen Rotary Club (z. B. während einer Reise) nachkommen.
Frauen waren als Mitglieder lange Zeit nicht zugelassen. Ab den 1970er Jahren begannen einzelne Clubs eigenmächtig, Frauen aufzunehmen. Dies führte zum Ausschluss eines dieser Clubs aus Rotary International, wogegen dieser gerichtlich vorging und eine Entscheidung kalifornischer Gerichte erwirkte, die auf Grundlage kalifornischer Antidiskriminierungsgesetze die Wiederaufnahme des ausgeschlossenen Clubs anordnete und die Geschlechtsbegrenzungen bei der Mitgliedschaft untersagte. Der Rechtsstreit endete letztinstanzlich im Jahr 1987 mit einem Unterliegen von Rotary International vor dem Obersten Bundesgericht der USA.[30] Im Zuge dieses Urteils wurde die Mitgliedschaft generell für Frauen geöffnet, es existieren allerdings noch reine Männerclubs, beispielsweise in Hamburg.[31]
Jeder einzelne Rotary-Club ist frei, die Voraussetzungen für die Mitgliedschaft eigenständig festzulegen. Man kann einem Rotary-Club jedoch nicht selbst beitreten, sondern muss sich bewerben[32] oder wird von Mitgliedern des Clubs zur Aufnahme vorgeschlagen. Daran schließt sich ein Aufnahmeverfahren an, das zumeist von einem Aufnahmeausschuss geleitet wird. Nach einem positiven Votum des Aufnahmeausschusses und des Vorstandes wird ein Kandidat in den Club aufgenommen, wenn die Clubmitglieder keinen berechtigten Einspruch dagegen erheben und er die Mitgliedschaft nicht selbst ablehnt.
Diese Art der Mitglieder-Rekrutierung (Kooptation) lässt unter den Mitgliedern ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen. Sie kann allerdings auch zu geschlossenen und kohäsiven Gruppen führen, da die Mitglieder meistens ihresgleichen rekrutieren und Andersdenkende durch die eigene Einigkeit ausschließen können. Nach Ansicht der Rotarier werden so allerdings die besten Kräfte einer Region für ihre Gemeinschaft gewonnen.
Durch Internationale Länderausschüsse und weitere Kontaktstellen mit je einer Deutschen Sektion werden Internationale Ländertreffen organisiert, die das gegenseitige Verständnis von Rotariern verschiedener Länder fördern, Clubs und Distrikten bei der Schaffung von Kontakten zu Clubs und Distrikten anderer Länder unterstützen. Ein besonderes Ziel ist die transnationale Durchführung von Weltgemeindienstprojekten.
Rotary Fellowships sind selbständige, internationale Gruppen, die einem gemeinsamen Interesse nachgehen. Ihre Mitglieder sind im Regelfall Rotarier, Ehepartner von Rotariern und Rotaracter. Die verbindenden Gemeinsamkeiten einer Fellowship können Freizeitaktivitäten (Sport, Hobbys), berufliche Interessen oder besondere Dienstmöglichkeiten sein. Im Mittelpunkt steht bei ihnen clubübergreifend Spaß zu haben und Rotary zu erleben. Jede Fellowship besitzt eine weltumspannende Dachorganisation und ist in regional gebildete Chapter, die oft länderübergreifend organisiert sind, gegliedert.
Rotaract steht für „Rotary in action“. Die Organisation wurde in den 1960er Jahren von Rotary International gegründet, um unter jungen Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren die Entwicklung von Verantwortungsbewusstsein, internationalem Geist und ethischen Grundsätzen zu fördern. Sie besteht aus einzelnen Clubs, in denen sich junge Menschen engagieren, und ruht auf den drei Säulen „Lernen − Helfen − Feiern“.
Rotaract ist eine weltumspannende Gemeinschaft mit Clubs in mehr als 184 Ländern. Mehr als 250.000 Mitglieder gehören rund 11.000 Rotaract Clubs (RAC) an. In Deutschland engagieren sich derzeit über 3700 Mitglieder in 184 Clubs. (Stand: Oktober 2018). Jeder Rotaract Club wird in Patenschaft eines Rotary Clubs gegründet. Die deutschen Rotaract Clubs sind in 15 Distrikten zusammengefasst, die den rotarischen Distrikten entsprechen, jedoch keine Entsprechung in den Landesgrenzen finden. Die Clubs wählen jährlich einen Distriktsprecher, der die Kommunikation zwischen den Clubs fördert und den Distrikt im Rotaract Deutschland Komitee (RDK) vertritt. Das RDK besteht weiterhin aus acht Ressorts und einem Vorsitzenden, welche die Clubs infrastrukturell unterstützen und informieren. Darüber hinaus werden mehrere Beisitzer, mit welchen der Vorsitzende Themenschwerpunkte für das Jahr festlegt, bestimmt. Zusätzlich ist der Rotaract- und Interact Beauftragter des Deutschen Governorrates automatisch Teil des RDKs.
2020 hat das R.I. Board of Directors beschlossen, die Rotaract Clubs den Rotary Clubs bis 2022 gleichzustellen. Dies beinhaltete u. a. die Aufhebung der Altersobergrenze, die eigenständige Teilnahme an Global Grants sowie die eigenständige Gründung weiterer RAC.[33]
Interact wurde im Jahr 1962 durch den Weltpräsidenten von Rotary International in Melbourne, Florida, USA gegründet, um unter Jugendlichen im Alter von zwölf bis achtzehn Jahren persönliches und gesellschaftliches Engagement zu fördern. Die Organisation besteht aus einzelnen Clubs, in denen sich die Jugendlichen engagieren. Das Motto von Interact lautet ebenfalls „Lernen − Helfen − Feiern“. Interact Clubs werden von Rotary Clubs gesponsert und bieten so den Teilnehmern des Jugendaustauschprogramms die Möglichkeit, einheimische Mitglieder kennenzulernen.
Interact ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine weltweite Gemeinschaft aus über 200.000 Mitgliedern in mehr als 10.700 Interact Clubs (IAC) in 109 Ländern.
Inner Wheel ist eine internationale Frauenvereinigung, deren Mitglieder weibliche Angehörige von Rotariern sind. Sie stammt aus der Zeit, als Frauen der Eintritt zu Rotary verwehrt war, so dass Inner Wheel als eine eng mit Rotary verbundene Organisation für Frauen errichtet wurde. Auch weibliche Mitglieder von Rotaract, Ehefrauen und Mütter von Rotaractlern, sowie aktive und ehemalige Rotarierinnen haben Zugang zu Inner Wheel. Seit 2003 können auch außerordentliche Mitglieder ohne Verbindung zu Rotary aufgenommen werden.
International Inner Wheel ist eine eigenständige Frauenorganisation und gehört mit circa 100.000 Mitgliedern in über 100 Ländern zu den größten der Welt.[34] Die historischen Wurzeln sind bei Rotary.
Rotex (Rotary Exchange – ex steht auch für ehemalig) ist eine Organisation unter dem Dach von Rotary International, welche dort auf Distriktebene aufliegt und den Jahresschüleraustausch von Rotary unterstützt. Ein Beispiel dafür ist das Patenprogramm in der Schweiz, bei dem Rotexmitglieder als Paten neuen Austauschschülern zur Seite stehen. Außerdem organisiert der Verein regelmäßig Treffen und Aktivitäten, bei denen Erfahrungen ausgetauscht werden sollen.
Die Mitglieder von Rotex (auch Rotexer genannt) sind überwiegend ehemalige Jahresaustauschschüler, die mit Rotary im Ausland waren. Es gibt aber auch immer wieder Mitglieder, die entweder nicht mit Rotary oder gar nicht an einem Schüleraustausch teilgenommen haben. Genauso wie für den Schüleraustausch mit Rotary ist es für die Aufnahme bei Rotex keine Voraussetzung, dass Eltern Rotarier sind. Es ist sogar so, dass nur ein kleiner Teil der Mitglieder bei Rotex verwandtschaftliche Beziehungen zu Rotary hat.
Da sich die Struktur und Arbeit einzelner Rotex-Clubs von Distrikt zu Distrikt unterscheiden, gab es in den vergangenen Jahren verstärkte Bemühungen, mithilfe internationaler Konferenzen den Erfahrungsaustausch unter Rotexern zu vereinfachen und die distriktübergreifende Kooperationen auszubauen. Die erste „International Rotex Convention“ wurde 2012 in Bordeaux veranstaltet und seitdem werden im Zweijahresrhythmus Rotex-Konferenzen organisiert.[35]
Hier werden nur Rotarier von nationaler bzw. internationaler Bedeutung aufgeführt.
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Für besondere Verdienste verleiht Rotary International den Paul Harris Fellow (PHF). Diese Auszeichnung kann sowohl an Rotarier als auch an Nichtrotarier verliehen werden. Sie ist die höchste Anerkennung für Persönlichkeiten, die sich für die Ziele oder um Rotary International verdient gemacht haben.
Von verschiedenen Seiten werden die Rotary Clubs wie auch andere Service-Clubs als „teilweise recht elitär“[4] beschrieben.
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