Remove ads
märkisches Adelsgeschlecht Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Rochow ist ein altes märkisches Adelsgeschlecht, das insbesondere in den Jahrhunderten des Spätmittelalters zu den einflussreichsten Familien in der brandenburgischen Zauche gehörte.
Einst sollen die Rochows aus Burgund um 767 nach Franken gekommen sein, ehe sie unter Karl dem Großen um 789 in die Elbgegend kamen.[1] Aus dieser Zeit liegen keine Urkunden, sondern nur Erzählungen vor:
„Was vor drittehalb Jahrhunderten von demselben geglaubt wurde, hat Laurentius Peckenstein, ein kurfürstlich sächsischer Historiograph, aus Grimma gebürtig, unter dem Titel Von dem Ursprunge, Alterthum, rühmlichen Thaten und Aufnahme der berühmten Familie von Rochow 1607 aufgezeichnet und ist in der Potsdamschen Quintessenz, Stück LXXXV ffg. 1741 abgedruckt. Nach einem aus der Königlichen Bibliothek befindlichen „Extractus“ aus derselben heißt es:
- Wenn man eigentlich nachforschen will, von wannen und woher das uralte adeliche Geschlecht derer von Rochow auf dem Rittersitze Goltze seinen adelichen Ursprung habe, müssen wir uns nicht allein in der bewährtesten Historiographorum Scriptis mit Fleiß umsehen, sondern auch die Zeit wohl gegen einander cenferiren wie und welchergestalt dieselben mit den Historien übereinstimmen. G. Johannes Stumphius, Svicerus, in seiner Schweizerischen als auch Aventinus Thurmayer, Bavarus, in dessen edirten Bayerischen Chronik wollen klar affermiren, daß ohngefehr um das Jahr Christi 767 über tausend vornehme Adelsgeschlechter, so umb Solothurn, Freyburg und Basel gesessen, aus diesen Ursachen daselbst mit Haab und Guth aufgestanden, daß, als die Schweizerischen Städte sich damals von dem Römischen Reiche gewandt, sich frei gemacht, und unter ihnen ein sonder Regiment angefangen, also dadurch auch gewaltig und mächtig worden, der umbgesessene Adel von ihnen gleichsam geschertzet, und in vielen an seinen Gerechtigkeiten und Freiheiten betrübet, auch zum Theil in seinen Häusern überzogen worden, unter denen dann die Truchseß, Ebershausen, Bernstein, Schonberger, Bünau, dann die von Quitzow, Sandow, Bredow, Staupitze, Sparren, Zauge, Rochow und Lüderitze, als auch Berner, Werder, Auern, Schenken, Bottlar, Klenken, Bülan, Seestedts, Bogerell und Wenckheim ausdrücklich genannt werden, gewesen sein sollen, so sich in anderen Fürstenthümern niedergelassen und ihren Schutzherrn zu suchen gedrungen worden. Und weil damals zugleich die Sächsischen und Wendischen Kriege unter Kaiser Carolo Mlagno mit Gewalt angegangen, haben sich dieselben Ehre und Ruhm zu erlangen zu den Franken geschlagen und die Sachsen und Wenden dämpfen helfen, mit welcher Gelegenheit sich dann solche adeliche Geschlechter in Sachsen, Mecklenburg, Pommern, der Mark und anderen Ländern damals vertheilet, Lehen und Erbe gekauft.“
Im Jahre 968 wurde zu Merseburg der Ritter Achatz von Rochow erwähnt:
„Im George Rürner: ‚Anfang, Ursprung, und herkommen des Thurniers inn Teutscher nation. Simmern 1532‘ kommt kein Arnold von Rochow vor, bei dem vierten Thurnier, zu Merseburg 968 wird aber Fol. XXIX unter folgender Rubrik ‚diese nachbenannten sind dißmals nit zugelassen, darum daß sie nit beweisen kundten‘, Achatz von Rochow mit mehreren andern genannt, und auf den neunten Turnier, 1119 zu Güttingen gehalten, erscheint Fol. I.XX unter den ‚Frawen und Jungfrawen, welche zu der Helmschau erwölt wurden, von der Schwaben wegen, Jungfrau Anna geboren von Rocho‘.“
Ein Teil der Altmark führte bereits im 12. Jahrhundert den Namen Rochau oder Rochow, dort schienen ihre Stammgüter gewesen zu sein, da vorherige Besitzer nicht bekannt sind. Im Jahr 1238 urkundlich erwähnt wird der bereits verstorbene Wighard oder auch Wichard: „Filii domini Wighardi habent in villa Roegawe quindecim mansos.“[2]
Die Söhne des Wichard blieben als solche ungenannt. Da jedoch die Besitzungen in der Altmark später in den brandenburgischen Lehnslisten auftauchen, ist zu vermuten, dass Albero (Albrecht), am 4. Juli 1225 im Schlosse Strits als Zeuge genannt, Hans, Zeuge am 17. November 1264 bei dem Verkauf des Dorfes Stargezer, Heinrich, 1280 auf einem Landtage zu Berlin anwesend, und Meinhard (1305) in der Mark, „zwischen der Biese und Ohre gesessen“, seine Söhne waren.[3]
Nach Brandenburg kamen die Rochows vermutlich mit Albrecht dem Bären. Dieser belehnte Henning von Rochow für seine Verdienste mit Golzow (1138). Da er ein sehr frommer Mann war, hinterließ Henning dem Zisterzienserkloster zu Brandenburg eine Stiftung und soll dort begraben worden sein. Urkundlich sicher ist 1329 in „Goltzowe“ Ludwig von Rochow.[4][5] Die Güter wurden jedoch 1335 durch die Brüder Wichard, Betiko und Johannes „von Rockowe“ an den Markgrafen Ludwig abgetreten.[6]
Im Jahr 1351 beginnt die Geschichte der Herrschaft der Familie von Rochow über Golzow und Umgebung. Hans IV. und seine Vettern Heinrich IV. und Wichard IV. werden mit Golzow belehnt.[7] Schon vorher hatten sie den Wohnsitz Duster-Reckahn aufgeben müssen. Auf dem Gelände des heutigen Schlosses in Reckahn stand ein Vorgängerbau der Gutsherren auf Reckahn.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts schloss sich Wichard VIII. von Rochow der Adelsopposition gegen den von Kaiser Karl IV. eingesetzten Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg an. Im 16. Jahrhundert fand eine Teilung der Familie in vier Linien statt, die nach ihren jeweiligen Herrensitzen in Reckahn, Golzow, Gollwitz und Plessow benannt wurden.
Im Jahre 1900 gründeten die Rochows, wie viele größere Adelsfamilien, einen Geschlechtsverband[8] mit Familientagen im Zweijahresturnus. Nach den Unterlagen des 1991 in Stülpe entdeckten Rochowschen Gutsarchivs Stülpe-Plessow ist das Protokoll vom Jahr 1904 aus dem Hotel Kaiserhof (Berlin) überliefert. Die Familie kann noch auf eine frühe Besonderheit verweisen: 1819 wurde gemeinsam von den damaligen Vettern von Rochow ein silberner Familienhumpen nach einem Entwurf von Schinkel gestiftet. Hier wurden alle männlichen Vertreter nach der Taufe mit einem Namensschriftzug eingraviert. Der von Rochowsche Verband trifft sich weiterhin regelmäßig zu Familientagen, oft in oder bei den Orten der ehemaligen Besitzungen.
Blasonierung: „In Silber drei (2:1) je zwei schwarze abgewendete Pferdeköpfe. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender silberner Steinbock.“
Bereits 1353 findet sich eine Änderung des Wappens bei einzelnen Familienmitgliedern. Wichard V. und sein Bruder Meinhard III. führen anstelle der Pferdeköpfe Kugeln im Wappen.
Das Wappen derer von Rochow, welche später im Niederstift Münster begütert waren, enthielt drei schwarze Schachrochen statt der Pferdeköpfe, diese Rochen finden sich unter Heinrich V. im Jahre 1375 erstmals. Unter Wichard VI. auf Golzow verändert sich der Steinbock zu einem Ziegenbock, sein Urenkel Hans VIII. „Hans der Ritter“ fügte seinem Wappen Spitzen an, so dass halbe Lilien entstanden.
Die Freiherren führen als Schildhalter zwei wilde Männer mit Keulen. In den Wappenbüchern ist das Wappen sowohl mit Rochen, als auch mit Lilien dargestellt.[9]
„Wann Wir nun gnedigelich angesehen wahrgenommen vnd betrachtet die Ehrbarkeit, Redlichkeit, Dapfferkeit, Adeliches vnd Rittermessiges Herkommen, Tugent vnd vernunft, damit von Vnser Kaiserlichen Mayestätt, Vnser vnd deß Reichs lieber getrewer Moritz Augustus von Rochow berühmbt worden, auch die sehr angenembe, getrewe, gehorsamb willigst allgemainnutzlich dapffere vnd hochersprießliche Dienst, welche Er Vns vnsern Höchstgeehrten Vorfahren am Reiche, Römischen Kaisern, Königen vnd Ertzhertzogen zu Oesterreich, Christseeligsten angedenckens, auch dem Churfürstlichen Hauß Brandenburg alß bestallter Obrister wider Vnsere feinde vnd Widerwerttige in vnderschiedlichen blutigen der zeit fürvbergegangenen Schlachten, Treffen, Scharmützeln vnd andern anpraesentirenäen occasionen mit darsetzung guets vnd bluets eusseristem vermögen nach mit sonderbarer wachtsamb- vnd dapfferkeit wie einem getrewen Rittersmahn wohl anstehet, zu seinem selbst lob vnd Valor vnd vunserer gnedigsten satisfaction Ritterlich, vnerschrocken vnd gantzeyfrig erzaigt vnd erwisen u. s. w.“
Diesem Reichsfreiherren-Diplom des Kaisers Ferdinand III. vom 17. Januar 1640 wurde ein vermehrtes Wappen hinzugefügt. Dasselbe enthält außer den drei Rochow’schen schwarzen Lilien auf Fußgestellen in goldenem Feld als Herzschild, in vier Feldern überkreuz zwei schwarze Adler in silbernem Feld, und zwei silberne geharnischte Arme mit gehobenen Schwertern in rotem Feld. Über dem Schild befinden sich zwei gekrönte Helme, der eine mit dem Steinbock (laut Diplom), der andere mit dem Adler des Wappens.
Stammvater von Rochow[10]
Dietrich II. von Rochow (1513–1531), Stammvater der Reckahner Linie, kurfürstlicher Rat und Hauptmann zu Zossen. Er war begütert mit: Reckahn, Krahne, Mesdunk, Göttin und Rotscherlinde mit Brückermark bei Wollin, Goltzow, Pernitz, Grüneiche, Müggeburg und Desmathe, sowie einem Teil des Goltzower Schlosses (1522). Seine Ehefrau war Elisabeth von Alten.
Friedrich Eberhard verstarb ohne Nachkommen. Es wurde eine Erbengemeinschaft zu gleichen Teilen gebildet. Diese bestand aus:
Durch Erbschaft und Kauf veränderten sich die Eigentumsverhältnisse. Schließlich waren Hans Karl Dietrich von Rochow (1791–1857) und Gustav Adolf von Rochow (1792–1847), Eigentümer zu gleichen Teilen. In einem Erbvertrag teilten sie schließlich 1827 den Reckahner Besitz. Die Güter Krahne und Rotscherlinde fielen an Karl Dietrich. Gustav Adolf, seit 1815 schon Gutsherr auf Reckahn, setzte die Reckahner Linie mit verkleinertem Besitz fort.
Jacob I. (urkundlich 1520–1564), Herr auf Groß Kreutz, Kemnitz, Bliesendorf, die Cammerodsche Heide, Möllendorf und Burg Zolchow, vermählt mit Anna von Schleinitz, aus dem Hause Seehausen, urkundlich 1533,[49] Stammvater der Linie.
Joachim I. (1522–1613), Stammvater der Linie, lebte anfänglich noch in Goltzow und Cammer. Des Weiteren gehörten ihm Besitzungen in Gollwitz, Grebs, Groß- und Klein Behnitz, und die Feldmark Neuendorf. Als Amtshauptmann von Potsdam wohnte er im Schloss Potsdam, dem ehemaligen Pfandbesitz der Familie. Seine Ehefrauen waren (1.) Barbara von Thümen († nach 1530), (2.) eine von Schlabberndorf († vor 1555) und (3.) Margarethe von Hacke
Hans X. (1529–1569), Stammvater der Linie, hatte die Güter und Forsten Plessow, Caputh und Ferch in Besitz. Ebenso Wildenbruch und Teile, später kamen weitere Besitzungen hinzu. Er war mit Anna von Dieskau verheiratet, deren Wappen sich auf den Grabplatten ihrer Nachkommen in den Kirchen von Stülpe und Plessow fand.
Im Jahr 1824 erbte Adolf von Rochow (1788–1869) nach dem Tod seines Schwiegervaters Wilhelm von Broesigke (1767–1824)[94] den Stammsitz der Familie von Broesigke, das Gut Ketzür[95] und 1836 das Gut in Gortz.[96] Er überschrieb diese Güter an seine Töchter und Söhne.[97] Laut Unterlagen im Domarchiv Brandenburg aus dem Pfarrarchiv Ketzür (DSA Ket 33/ 152) veräußerten deren damals noch lebenden Kinder, u. a. Wichard v. Rochow-Stülpe, die Besitzung Ketzür. Siehe Schreiben vom 4. Mai 1883 des Königlichen Konsistorium der Provinz Brandenburg; Verkauf am 9. März 1883; ebenda. Letzte Eigentümer von Ketzür war die Familie Kersten, vgl. Handbücher des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Provinz Brandenburg, Berlin 1896. Nachfolgend dann dazu die Einträge in Niekammers Güteradressbücher für die Provinz Brandenburg, 1914 und 1929, zum Kreis Westhavelland. Im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone wurde 1945 das 375 Hektar große Gut enteignet.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.