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Adelsgeschlecht Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Pollheim (auch Pohlheim, Polheim, Polheimb, Polhaimb bzw. Pollheimer etc.) ist der Name eines der ältesten oberösterreichischen Adelsgeschlechter, mit Stammsitz in Pollham bei Grieskirchen. Die Familie von Polheim zählte zu den Apostelgeschlechtern und besaß zahlreiche Güter in Ober-, Niederösterreich und der Steiermark. Sie verzweigte sich in mehrere Linien,[1] wobei im 16. Jahrhundert noch die Linien von Parz, von Wartenburg und von Leibnitz blühten. Die Adelsfamilie erlangte den Freiherren- und 1712 den Grafenstand und starb 1909 im Mannesstamm aus.
Nach den nicht immer zuverlässigen Angaben Constant von Wurzbachs soll sich der Ursprung des Geschlechtes bis an den Anfang des 10. Jahrhunderts zurückverfolgen lassen.[2] Pilgram von Polheim wird um 1073 urkundlich erwähnt. Die ununterbrochene Stammreihe beginnt mit Weichard von Polheim, der 1143 urkundlich auftritt.[3]
Die Stammburg der Polheimer befand sich in Pollham bei Grieskirchen zuerst am Keltenhügel Rabenberg in Hainbuch. Nachdem die alte Burg zu klein wurde, errichteten die Polheimer ihr neues großzügiges Schloss im „Herrenholz“ in der Ortschaft Aigen. Das neue Schloss Polheim brannte im Mittelalter bis auf die Fundamentreste ab. Vom neuen Stammhaus im Herrenholz existieren immer noch die dazugehörigen Güter Dopplergut (Erdgeschoss im nahezu originalen Zustand) und das Schwarzlehnergut. Nach einer wundersamen Heilung von einer tödlichen Krankheit schenkte Reichsgraf Martin II. von Polheim das Dopplergut dem Stift Wilhering bei Linz, von dem im Kreuzgang an einem Fresko zu lesen ist.[4]
In der Stadt Wels erwarb die Familie um 1200 einen bedeutenden Besitzkomplex. Dort errichtete Albero von Polheim das 1237 erstmals erwähnte Schloss Polheim (Wels). Der Besitz in und um Wels gehörte längere Zeit den drei Polheimer Linien gemeinsam und zuletzt der Welser Linie, bis er 1630 infolge Überschuldung verkauft wurde.
Im Jahr 1319 wurde mit Ortolf von Pollheim erstmals ein Polheimer als Inhaber der nahe dem Stammsitz gelegenen Herrschaft Wartenburg genannt, die danach über 300 Jahre im Besitz der Linie von Pollheim und Wartenburg verblieb. Einer der bedeutendsten Besitzer war Wolfgang von Polheim (1458–1512), der im nahegelegenen Oberthalheim das erste Kloster der Paulaner im deutschsprachigen Raum stiftete. Sein Sohn Cyriak von Polheim (1495–1533) und dessen Nachkommen schlossen sich der Reformation an. Im Zuge der Gegenreformation wurde die Herrschaft um 1640 von dem protestantischen Ludwig von Pollheim an den katholischen Tobias Nütz von Goisernburg veräußert.[5]
1369 kam der Ansitz der Herren von Leibnitz, das sogenannte Leibnitz-Schloss oder Polheim-Schloss, ein Burgmannensitz nahe dem erzbischöflich-salzburgischen Schloss Seggau in der Steiermark, bis 1575 an die Polheimer.
Nachdem die Polheimer bereits 1398 die Burg Tegernbach mit der Herrschaft Tegernbach sowie den Markt Grieskirchen erworben hatten,[6] kaufte 1514 Sigmund Ludwig von Pollheim von Han(n)s Pürchinger die Herrschaft Parz und inkorporierte sie der etwa zwei Kilometer nordöstlich gelegenen Herrschaft Tegernbach. Das zerstörte Pollhamer Stammhaus liegt etwa 4 km nördlich.
Anschließend ließ Sigmund Ludwig von Pollheim mit Genehmigung von Kaiser Maximilian I. die alte Burg in Tegernbach abtragen und errichtete, teilweise mit deren Abbruchmaterial, neben dem kleinen Wasserschloss Parz ein dreigeschossiges Renaissanceschloss mit weitläufigen Wirtschaftsgebäuden, das man anfangs daher auch als Neu-Tegernbach bezeichnete und das später Schloss Parz genannt wurde.[7] Sigmund Ludwig von Pollheims gleichnamiger Sohn (1531–1598) baute das Schloss zu seiner heutigen Form aus und machte es zu einem geistigen Zentrum des Protestantismus in Oberösterreich. Es besitzt die größten Renaissance-Fresken nördlich der Alpen mit einzigartigen Darstellungen der Reformation. Nach dem Tod des kaiserlichen Kämmerers und Reichshofrates Gundacker von Polheim (1575–1644) wurde die Herrschaft Parz veräußert.
Neben den Hauptsitzen Wels, Wartenburg und Parz gehörten den Polheimern im Lauf der Jahrhunderte eine Reihe von weiteren Herrschaften und Schlössern (siehe unten: Besitztümer).
1712 wurden die Gebrüder Franz Ludwig und Ehrenreich Andreas von Polhaimb und Warttenburg vom Freiherrenstand in den reichs- und erbländisch-österreichischen Grafenstand erhoben.[8] Die Familie war mit den bedeutendsten Geschlechtern der Habsburgermonarchie und darüber hinaus verwandt, darunter den von Starhemberg, Salm, Puchheim, Abensberg und Traun, Liechtenstein, Schaunberg, Stubenberg, Walsee, Öttingen, Borsselen und von Bourbon-Montpensier.
Graf Andreas Ehrenreich von Pollheim († 1735) wurde hochstiftisch augsburgischer Premierminister und später Präsident des Geheimen Ratskollegiums von Pfalz-Neuburg.[9] Seine Witwe Therese Wilhelmine von Pollheim-Winkelhausen († 1757) wurde 1743 zur Fürstäbtissin des Kanonissenstifts Lindau gewählt und war eine spendenfreudige kirchliche Mäzenin.
Das Geschlecht der Polheimer starb 1909 im Mannesstamm aus.
Blasonierung: Das Stammwappen zeigt einen siebenmal von Silber und Rot schräglinks geteilten Schild; auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein geschlossener (oder auch offener), wie der Schild bezeichneter Flug.[10][11]
Die älteste Linie der Polheimer wurde von Pilgram von Polheim begründet. Er lebte um 1073.
1: Pilgram von Polheim; lebte um 1073
Albero IV. von Polheim war der Sohn von Albero III. von Polheim und Chunegunde von Rohr. Die von ihm begründete Linie ist 1399 erloschen.
1: Albero IV. von Polheim; Herr zu Polheim und Steinhaus (⚭) Clara von Pergau
Heinrich II. von Polheim war der Sohn von Albero III. von Polheim und Chunegunde von Rohr. Die von ihm begründete Linie ist 1454 erloschen.
1: Heinrich II. von Polheim (*; † 1303); Herr zu Polheim und Rechberg; 1295 Hauptmann zu Enns (⚭) Geutha von Weissenberg
Philipp von Polheim war der Sohn von Albero III. von Polheim und Chunegunde von Rohr. Ihre Nachkommen begründeten die Welser Linie, Wartenburgische Linie und die Leibnitzsche Linie der Polheimer.
1: Philipp von Polheim (* 1260; † vor 1313); Herr zu Schärnstein, Ritter; Rat und Feldhauptmann des römisch-deutschen Königs Rudolf I. (⚭) Margarethe von Truchsen
Die Welser Linie der Polheimer wurde durch Gottfried von Polheim begründet. Er war der Sohn von Philipp von Polheim und Margarethe von Truchsen.
1: Gottfried von Polheim (* 1307; † 1371); von Schärnstein, Herr zu Lichtenegg und Parz (⚭ 1330) Brigitta von Marspach
Die Leibnitzsche Linie der Polheimer wurde durch Weickhard von Polheim begründet. Er war der Sohn von Werner II. von Polheim und Elisabeth von Hartheim.
1: Weickhard X. von Polheim (* nach 1330; † )
(I. ⚭ 1340) Margarethe
(II. ⚭ 1366) Catharina von Leibnitz
Die Wartenburgische Linie der Polheimer wurde durch Pilgram II. von Polheim begründet. Er war der Sohn von Werner II. von Polheim und Elisabeth von Hartheim.
1: Pilgram II. von Polheim (* nach 1330; † 1376); Herr zu Wartenburg und Rechberg (⚭) Margarethe von Thiernstein
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