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Die Philosophisch-theologische Hochschule Regensburg hatte als Vorläufer das Lyzeum des 1588 gegründeten Jesuitengymnasiums St. Paul und entstand im letzten Schritt 1923 in Regensburg aus dem Königlich-Bayerischen Lyzeum. Die Hochschule hatte die Aufgabe, römisch-katholische Geistliche auszubilden. 1968 wurde die Philosophisch-theologische Hochschule aufgelöst und als Katholisch-Theologische Fakultät in die neu gegründete Universität Regensburg eingegliedert.
Vorläufer der Philosophisch-theologischen Hochschule (PTH) Regensburg war das Lyzeum des Jesuitengymnasiums St. Paul, das 1588 vom Wittelsbacher Herzog Wilhelm V. gegründet worden war. Das katholische Lyzeum sollte einen Gegenpol bilden zu dem nach 1505 im Verlauf der Reformation in Regensburg entstandenen protestantischen Gymnasium poeticum. Das neue Jesuitengymnasium sollte in Räumen des nicht mehr als Frauenkloster benötigten Mittelmünsters untergebracht werden, gelegen auf dem Gelände des Jesuitenplatzes, am Standort des heute dort platzierten Parkhauses. Dem Jesuitengymnasium seit 1615 angegliedert war eine wissenschaftspropädeutische Oberstufe, als eine Art Hochschule, die man Lyzeum nannte. Die Entwicklung des Lyzeums verlief mit nur zwei Professuren für einen moralisch theologischen Kurs und einen dialektischen Kurs zunächst aber nur schleppend und stagnierte sogar während der Kämpfe um Regensburg im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges. Nachdem aber ab 1669 eine dritte Professur für Kontroverstheologie und 1716 mit einer vierten Lehrkanzel auch eine Ausbildung in Kirchrecht erfolgen konnte, begann eine Blütezeit der Lehr-Anstalt mit 220 Studierenden im Jahr 1757.[1][2]
Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurde die gesamte Lehr-Einrichtung in ein „Bischöfliches Gymnasium mit Lyzeum“ umgewandelt. In der Regierungszeit von Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg trug diese Einrichtung die Bezeichnung „Erzbischöfliches Lyzeum Albertinum.“ 1809 wurden im Verlauf der von französischen Truppen unter Napoleon gegen österreichische Truppen geführten Schlacht bei Regensburg alle nahe hinter der Stadtmauer gelegenen Gebäude des ehemaligen Mittelmünsters komplett zerstört. Das Lyzeum-Albertinum musste in neuen Räumen gesondert untergebracht werden. Verfügbar waren damals viele leer stehende Räume im 1803 säkularisierten Dominikanerkloster St. Blasius. in der Folgezeit konnten diese Räume für den Unterricht des ehemaligen Lyzeums Albertinum genutzt wurden.
Mit den beiden unterschiedlich religiösen Gymnasien wurde in den Folgejahren pragmatisch verfahren. Das ehemalige Jesuitengymnasium St. Paul wurde mit dem protestantischen Gymnasium poeticum vereinigt zum sog. Vereinigten Paritätischen Gymnasium. Dieses Gymnasium wurde 1880 umbenannt in Altes Gymnasium, aus dem 1962 das heutige Albertus Magnus-Gymnasium wurde.[3]
Nachdem Regensburg 1810 an das Königreich Bayern gefallen war, wurde das Lyzeum Albertinum nicht wie andere bischöfliche Einrichtungen in Bayern aufgelöst, sondern verstaatlicht und als Königlich-Bayerisches Lyzeum weitergeführt.[4] Im Bayerischen Konkordat von 1817 wurde die staatlich finanzierte Priesterausbildung staatskirchenrechtlich abgesichert und eine bischöfliche Einflussnahme auf Ausbildung und Professorenschaft geregelt.[5] Neben Regensburg gab es seinerzeit in Amberg, Bamberg, Dillingen, Freising und Passau Lyzeen, die jeweils über eine philosophische und eine theologische Abteilung verfügten. Neben der PTH besuchten angehende Priesteramtsstudenten auch noch das bischöfliche Priesterseminar Regensburg.
Mit Gründung des Königlichen Lyzeums war nach 1810 aus dem ehemaligen Priesterseminar und Jesuitengymnasium ein neuer Schultyp entstanden, mit dem sowohl Priester ausgebildet werden sollten, der aber auch weltliche Ausbildungsaufgaben übernehmen sollte, zumal im 19. Jahrhundert die Entwicklung der Wissenschaften eine immer größere Bedeutung erhielt und die Spannungen zwischen Naturerforschung, kirchlichem Dogma und schulischer Vermittlung schwierig zu lösen waren. Hinzu kam die schwierige Zwitterstellung des Lyzeums zwischen Gymnasium und Universität, wo die experimentellen Forschungen in den Naturwissenschaften, die der philosophischen Abteilung zugeordnet waren, eine immer größere Bedeutung erhielten. Für experimentelle Forschungen dieser Art war die Situation in Regensburg nicht schlecht, denn es gab einige naturwissenschaftliche Sammlungen (z. B. die nach der Säkularisation in Bayern nicht nach München abgegeben werden mussten, sondern für den Unterricht im Lyzeum verfügbar blieben). Dort blieben in der für die Naturwissenschaften zuständigen philosophischen Abteilung drei von fünf Professuren für die Naturwissenschaften erhalten. Nach 1850 wurde die finanzielle Lage für die Unterrichtung der Naturwissenschaften schwieriger und die Kurse verliefen ohne Forschungsvorhaben mit damals im Versandhandel käuflichen Apparaturen. Ausnahmen gab es nur auf dem Gebiet der Meteorologie. Für andere naturwissenschaftliche Bereiche bildeten sich eigene Gesellschaften und Vereine wie die Regensburgische Botanische Gesellschaft oder die Sternwarte Regensburg[1] oder der Naturwissenschaftliche Verein (1846), deren Vorstände auch dem Lehrpersonal angehörten, wie z. B. der Botaniker und Arzt David Heinrich Hoppe oder der Pater Placidus Heinrich.[6]
Nach Auflösung des Königreichs Bayern wurden gemäß der Weimarer Verfassung von 1919 die Lyzeen in Philosophisch-theologische Hochschulen (PTH) umbenannt. Der Betrieb der Priesterausbildung wurde im Wesentlichen wie zuvor fortgeführt. Die PTHs hatten weiterhin weder Promotions- noch Habilitationsrecht. Weil das bestehende Konkordat mit dem Untergang der Monarchie hinfällig geworden war, kam es zur erneuten vertraglichen Regelung zwischen dem Vatikan und dem Freistaat Bayern. Im Bayerischen Konkordat von 1924 wurden alle wesentlichen Bestimmungen erneuert und den Diözesanbischöfen weitere Rechte eingeräumt. Die Ortsbischöfe konnten weiterhin nach Artikel 3 § 2 auch bereits beamteten Lehrkräften die Lehrerlaubnis (Missio canonica) entziehen.
„Sollte einer der genannten Lehrer (…) von dem Diözesanbischofe wegen seiner Lehre oder wegen seines sittlichen Verhaltens aus triftigen Gründen beanstandet werden, so wird die Staatsregierung unbeschadet seiner staatsdienerlichen Rechte alsbald auf andere Weise für einen Ersatz sorgen.“
Die Professoren der PTHs wurden beamtenrechtlich denen der Theologischen Fakultäten an Universitäten gleichgestellt, ein Promotionsrecht bestand jedoch weiterhin nicht. Die Regensburger PTH hatte zu dieser Zeit sechs theologische Lehrstühle.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten schlossen das Deutsche Reich und der Vatikan im Juli 1933 das Reichskonkordat ab. Darin wurden die staatskirchenrechtlichen Vereinbarungen von 1924 erneuert und die Priesterausbildung unter der Zuständigkeit der Bischöfe bestätigt. Darüber hinaus wurde im Art. 19 des Konkordats ein ausdrücklicher Bestandsschutz der Philosophisch-theologischen Hochschulen vereinbart.
Anfang April 1933 forderte der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund die Studentenschaft der Regensburg PTH auf, sich an der Aktion wider den undeutschen Geist zu beteiligen. Der „Führer der Studentenschaft“, der Priesteramtsstudent Rupert Fochtner, antwortete am 26. April, man könne sich an der geplanten Bücherverbrennung „aus zeitlichen Gründen“ nicht beteiligen.
„Eine Verbrennung jüdischen Schrifttums wird nicht erfolgen, da sich in unseren Büchereien solches nicht findet. Unsere Hochschule ist immer schon frei von jüdischem Geist gewesen und wird es auch in Zukunft sein, was man anscheinend von den Universitäten nicht immer sagen kann.“
Verbrannt wurden am 12. Mai 1933 auf dem Regensburger Neupfarrplatz Bücher verfemter Autoren, die angeblich „ausgesprochen bolschewistische, marxistische, internationale, pazifistische und atheistische Tendenzen aufweisen“ und vor allem aus der sozialdemokratischen „Volkswachtbuchhandlung“ und dem privaten Buchgeschäft „Bücherkiste“ stammten.[9]
Mitte November 1933 unterschrieben alle Professoren der Regensburger PTH das Bekenntnis zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat. Prorektor war seinerzeit Josef Engert, Rektor Franz Heidingsfelder. Am 9. Oktober 1939 wurden alle bayerischen Philosophisch-theologischen Hochschulen gemäß einer kultusministeriellen Anordnung geschlossen.[10]
Nach der Zerschlagung des NS-Regimes gehörte Regensburg zur amerikanischen Besatzungszone; die Universitäten und Hochschulen blieben auf Direktive der amerikanischen Militärregierung vom Juli 1945 geschlossen. Um die PTHs möglichst bald wieder eröffnen zu können, schlugen das bayerische Kultusministerium in Abstimmung mit den örtlichen Bischöfen vor, die alte Professorenschaft wieder einzusetzen. Diese wurden daraufhin von der amerikanischen Militärregierung hinsichtlich ihrer politischen Einstellung befragt und für geeignet befunden.[11] Am 15. November 1945 konnte der Lehrbetrieb in Regensburg wieder aufgenommen werden.[12] Erst Anfang Februar 1947 wurden die PTH-Professoren nach dem Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5. März 1946 genauer überprüft und von deutschen Spruchkammern entnazifiziert. Nach Vorgabe der amerikanischen Stellen sollten zunächst auch Dozenten, die als „Mitläufer“ und „Minderbelastete“ eingestuft wurden, von der Lehrtätigkeit ausgeschlossen werden. Die Regensburger PTH unter Rektor Josef Engert verschleppte allerdings die Zusammenarbeit mit den amerikanischen Behörden, bis diese im Sande verlief.[13] Nach Intervention des Kultusministeriums wurden diese Restriktionen aufgeweicht, woraufhin die PTH Regensburg mehrere Dozenten der ehemaligen Deutschen Universität Prag berief, die als Mitläufer eingestuft worden waren.[14] So zum Beispiel der Historiker Anton Ernstberger. Als Regensburger Dozenten, die in der NS-Zeit an Versuchen mit KZ-Häftlingen beteiligt waren, sind zu nennen, der Anatom Anton Kiesselbach und der Chemiker Wolfgang Grassmann.[15]
An der Regensburger Philosophisch-theologischen Hochschule wurden von 1947 bis 1954/55 neben den regulären Priesteramtsstudenten zur Entlastung der Universitäten München, Würzburg und Erlangen jährlich etwa 3000 Studenten ausgebildet.[16] Im Wintersemester 1948/49 hatte die PTH mit 1516 Einschreibungen ihren höchsten Zuwachs zu verzeichnen. In dem im Juli 1962 verabschiedeten „Gesetz über die Errichtung einer vierten Landesuniversität“ wurde auch die Auflösung der PTH und die Einrichtung einer Theologischen Fakultät beschlossen. Letztere nahm im Sommersemester 1968 ihren Betrieb noch am Ölberg, in den Gebäuden der PTH, auf und übersiedelte ab 1971 in die Räume der neu errichteten Universität.
Zu den Hochschullehrern der philosophisch-theologischen Hochschule gehörten Georg Schreiber, Ernst Schwarz, Bernhard Panzram, Bruno Stäblein und Ernst Rösser.
Die Überlieferung des Lyzeums und der Philosophisch-theologischen Hochschule wird im Universitätsarchiv Regensburg verwahrt. Sie umfasst etwa 780 Archivalien in etwa 500 Verzeichnungseinheiten und zusätzlich die Matrikelkartei von 1945 bis 1968 mit ca. 5.000 Karteikarten. Die ältesten Schriftstücke datieren in die Zeit um 1815. Die jüngsten Schriftstücke reichen bis in die Gründungszeit der Universität um 1967.[17]
Anordnung nach Geburtsjahr
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