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leichtverständliche, ein breites Publikum ansprechende Literatur Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Trivialliteratur (lateinisch trivialis ‚allgemein zugänglich, gewöhnlich‘) ist eine (schöne) Literatur, die im Gegensatz zur Hochliteratur als einfach, allgemein verständlich und leicht zu erfassen gewertet wird. Der Begriff hat pejorativen Charakter. Alternative Begriffe sind Schemaliteratur, Massenliteratur oder Paraliteratur. Neben dieser Zweiteilung steht ein Dreischichtenmodell: Es unterscheidet Hoch-, Unterhaltungs- und Trivialliteratur.
Der Begriff Trivialliteratur wurde 1807 von Joseph Görres in seiner Publikation Die teutschen Volksbücher geprägt, in der er vierzig von ihnen nacherzählte. Während der Begriff in dieser Bedeutung nichts Abwertendes hatte, lag das Unbehagen an dem später von dem Begriff abgedeckten Phänomen jedoch bereits vor. So berichtete Heinrich von Kleist am 14. September 1800 in einem Brief an Wilhelmine von Zenge von einem Besuch in einer Würzburger Leihbibliothek, in der er vergeblich nach den Klassikern Ausschau hielt. Auf die Frage, was für Bücher denn in den Regalen ständen, antwortete ihm der Besitzer: „Rittergeschichten, lauter Rittergeschichten, rechts die Rittergeschichten mit Gespenstern, links ohne Gespenster, nach Belieben.“
Seine heutige Bedeutung erhielt der Begriff Trivialliteratur durch Marianne Thalmanns 1923 veröffentlichte Dissertation Der Trivialroman des 18. Jahrhunderts und der romantische Roman. Trivialliteratur ist demnach eine Form literarischer Unterhaltung. Mit dem Begriff wird seit den 1920er Jahren der Bereich der populären, häufig als minderwertig angesehenen Massenliteratur bezeichnet. In einer groben Aufteilung von Literatur in die drei Felder Dichtung bzw. Hochliteratur, Unterhaltungsliteratur und Trivialliteratur wird Letztere als die mit dem geringsten literarischen Anspruch – bis hin zu Kitsch- und Schundliteratur – gewertet. Allerdings sind die Übergänge zwischen diesen Wertungen fließend und Zuordnungen werden je nach Betrachtung der einen oder anderen Stufe erfolgen können.
Trivialliteratur widmet sich meist großen Themen wie Liebe, Tod, Abenteuer, Verbrechen, Familie oder Krieg, behandelt die Themen aber in einer vereinfachenden, klischeehaften und oftmals die Vorstellung einer „heilen Welt“ verklärenden Weise. Triviale Texte sind in Sprache, Verständlichkeit und Emotionalität so strukturiert, dass sie den Erwartungen einer möglichst großen Leserschaft gerecht werden (indem sie dieser eine oftmals schöne, durchweg gerechte Welt mit klaren Unterscheidungen zwischen Gut und Böse vermitteln). Wesentliches Merkmal der Trivialliteratur ist – anders als die eher auf kritische Reflexion gängiger Vorstellungen und etablierter Denkweisenden setzende Hochliteratur – den Erwartungshorizont des Lesers nicht zu durchbrechen, was einer Bestätigung (Affirmation) seiner bestehenden Meinungen, Gesellschaftsbilder usw. gleichkommt. Das hat zur Bezeichnung affirmative Literatur (im Gegensatz zu kritischer Literatur) als einem weiteren Synonym für Trivialliteratur Anlass gegeben. In dieser Hinsicht werden als trivial auch solche literarischen Texte bezeichnet werden können, die gewöhnliche bis primitive Erwartungshaltungen bedienen. Hierzu zählt etwa das wiederholende Ausbreiten emotionaler und sensationeller Inhalte bis hin zu verschiedenen Formen des Voyeurismus.
Trivialliteratur erfüllt Erwartungshaltungen der Leserschaft. Weil sie aber durchaus inhomogen aus den Erfahrungen und Erwartungen einzelner Leser erwachsen und von deren individuellen und gesellschaftlichen Kontexten geprägt sind, wird die Analyse und Beschreibung der sozio-literarischen Bedingungen sowohl für die Möglichkeit der Verbreitung von trivialer Literatur generell als auch für die literatur-ästhetische Wertung des einzelnen Textes weiterhin die Grundlage der Trivialliteraturforschung bilden.
Der Begriff Trivialliteratur war und ist Gegenstand literaturwissenschaftlicher Forschung und Diskussion, da er Texte vorab als von vermeintlich niedrigem ästhetischen Niveau einstuft und teilweise als Oberbegriff von Schundliteratur oder Kitsch fungiert.
Ein eher strukturanalytischer Ansatz, welcher den stark schematisierten Charakter trivialer Texte und auch Textausschnitte hervorhebt und zudem die abwertende Konnotation des Begriffes vermeidet, charakterisiert Trivialliteratur als Schemaliteratur.[1] Sie verfügt danach über folgende Merkmale: schematischer Spannungsaufbau, melodramatische und sentimentale Handlungen, Schwarz-Weiß-Zeichnung bei Charakteren, Vermittlung eindeutiger moralischer Ansichten und Vortäuschung eines scheinbar klaren Weltbildes. Ihre starke Bindung an fixe Schemata geht einher mit ihrer Tendenz zur seriellen Erscheinungsweise, wie zum Beispiel in Fortsetzungsromanen, Mainstream-Comic-Heften oder Roman-Heften und -Reihen.
All diese Werke erfüllen kollektive Leserbedürfnisse, wonach Texte dieser Art gewisse gemeinsame Grundmuster umzusetzen und zu erfüllen vermögen. Dadurch setzt Schemaliteratur sich von den zeitgeschichtlich etablierten, gleichwohl aber epochal veränderlichen Normen „hochliterarischer“ Systeme ab, die durch Intertextualität, Originalität, Singularität und Innovation geprägt erscheinen.
Auch wenn der eigentliche Ursprung der Trivialliteratur im 18. Jahrhundert liegt, können erste Formen bereits in den im 15. Jahrhundert weit verbreiteten Einblattdrucken gesehen werden. In ihnen ging es um meist religiöse Inhalte, die für jedermann klar, anschaulich und deutlich zu vermitteln waren. Im Laufe der Zeit weitete sich das inhaltliche Spektrum der Blätter, wobei das Sensationelle zunehmend an Bedeutung gewann. Viele Heiligendarstellungen wurden mit grausamen, brutalen Geschichten überhöht; Berichte von Naturkatastrophen, von Kriegsgeschehen und Schlachten oder von der Ausbreitung von Seuchen wurden häufige Themen. So vermischte sich Information mit Sensation und Unterhaltung, wobei die nachrichtliche Information zunächst nicht im Vordergrund stand. Diese Einblattdrucke gelten als Vorläufer der Groschenheftliteratur des 20. Jahrhunderts. Ebenfalls im 15. Jahrhundert sind Einblattdruck-Wandkalender entstanden, die sich im 16. Jahrhundert zu Kalenderheften weiterentwickelten. Ab dem 17. Jahrhundert wurden sie immer häufiger mit belehrenden und unterhaltsamen Texten wie zum Beispiel Sentenzen und Anekdoten, Rätsel oder Horoskope versehen, so dass die Kalender zu einem Unterhaltungsmedium wurden, das anspruchslose Lesebedürfnisse befriedigte. Im Zuge der Aufklärung im 18. Jahrhundert dienten Kalender jedoch zunehmend auch pädagogischen Zwecken und wurden zu Vermittlern vernünftigen und sinnvollen Wissens.
Diese Vorläufer weisen viele Parallelen zu den ab dem 18. Jahrhundert als Trivialliteratur bezeichneten Werken auf, für deren Inhalte die beispielhafte Gegenüberstellungen von „gut“ und „böse“, „schön“ und „hässlich“ oder „klug“ und „dumm“ zu einem Prinzip wurde. Dessen klare Dualität ermöglichte die verdeutlichende Darstellung ganz bestimmter Wertvorstellungen und kam damit zugleich dem Verlangen der Leserschaft nach Information und Sinngebung entgegen.
Die einsetzende Entwicklung und rasche Verbreitung der Trivialliteratur wurde dabei durch den enormen Anstieg der Lesefähigkeit in der Bevölkerung und das damit verbundene Vergnügen am Lesen befördert, dem die (technischen) Fortschritte in der Druck- und Buchproduktion im 18. Jahrhundert entsprachen. Das Lesen konnte so zur unterhaltsamen Freizeitbeschäftigung werden, die Erholung vom oft harten Arbeitsalltag versprach. Die Tatsache, dass Frauen über mehr häusliche Freizeit verfügten als Männer, erklärt, dass sie die Mehrheit des Lesepublikums stellten. Ihre Lesebedürfnisse wurden von empfindsam-sentimentalen Frauen- und Liebesromanen erfüllt, welche größtenteils von englischsprachigen Vorbildern inspiriert waren. Das Pendant hierzu in heutiger Zeit ist der „freche Frauenroman“ wie ihn zum Beispiel Eva Heller vorlegt.
Ebenso entstand das noch heute populäre, trivialliterarische Genre des Schauerromans, der – als Reaktion auf den Rationalismus gedeutet – von der englischen Gothic novel und ihres Begründers Horace Walpole[2] inspiriert war. Bedeutendster deutschsprachiger Vertreter dieses Genres war Christian Heinrich Spieß.
Neben diesen Ausprägungen bildete sich im 18. und 19. Jahrhundert die Heimatliteratur heraus sowie die Räuberromane, die nicht zuletzt durch ihre vorgeblichen Freiheitsideale und ihren aktionistischen Protest gegen die bestehende Gesellschaftsordnung beträchtliche Popularität gewinnen konnten.[3] So erregte etwa Heinrich Clauren mit dem Erfolg seiner Mimili den Unwillen des hochliterarisch orientierten Wilhelm Hauff so sehr, dass dieser ihn zum Ziel satirischer und polemischer Angriffe machte. Auch die Indianer- und Wildwestliteratur fand – inspiriert durch Romane des Amerikaners James Fenimore Cooper – eine breite Leserschaft, da sie das Auswanderungsland Amerika als besondere Thematik der Abenteuer- und Reiseliteratur in diesen Romanen entdecken konnte. Als wohl wichtigster Vertreter ist hierbei – neben Friedrich Gerstäcker oder Charles Sealsfield – Karl May zu nennen, der u. a. durch seine Winnetou-Romane bis heute anhaltenden Ruhm sich erschrieb, ebenso wie der historische Roman, der seit dem 19. Jahrhundert – geprägt vor allem durch Walter Scott und Alexandre Dumas – sich anhaltender Beliebtheit und breiter Leserschichten erfreut.
Die seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstehenden kommerziellen Leihbibliotheken waren als Verbreitungsform der Trivialliteratur ebenso wichtig wie die Kolportageliteratur. Daneben trugen insbesondere die Fortschritte in der Drucktechnik des Zeitungswesens dazu bei, dass sich gedruckte Prosaliteratur zum leicht erhältlichen Massenmedium entwickeln konnte, wobei Eugène Sue mit Les mystères de Paris zum Begründer des Fortsetzungsromans in Zeitungen wurde.
Im 20. Jahrhundert wird der historisch-zeitgeschichtliche Roman des 19. Jahrhunderts fortgeschrieben, aber auch zum Vermittler patriotischen Gedankenguts umfunktioniert. Kriegsgeschehen, das heldenhafte Töten und Sterben für das Vaterland, sowie die propagandistische Verunglimpfung des Gegners werden zum kriegsverherrlichenden thematischen Zentrum der Erzählhandlungen.
Die Abenteuer- und Reiseliteratur entwickelt sich in Richtung auf Science-Fiction weiter.[4] Auch die Comics erlangten nun durch ihre enorme Vielfalt ihren bis heute anhaltenden Erfolg in allen Gesellschaftsschichten. Hervorgegangen aus den am Ende des 19. Jahrhunderts in amerikanischen Zeitungen veröffentlichten Comic-Strips sind sie heute in ihren vielfältigen Varianten und Ausprägungen nur noch bedingt der Trivialliteratur zuzurechnen. So standen Comic-Strips anfangs dem Satirischen sehr nahe, die Erwachsenen-Comics der 1960er Jahre waren stark von der Pop-Art beeinflusst und wandten sich mit sozialkritischem Hintergrund an eine intellektuelle Leserschaft, bis hin zur sensiblen Behandlung sehr komplexer Themen wie etwa der Shoah.[5]
Merkantiles Ziel der Produktion von Trivialliteratur bleibt durchwegs, eine möglichst breite Leserschaft und damit potentiell hohe Verkaufszahlen – bis hin zum Bestseller – zu erreichen.
In der Lyrik werden häufig einzelne Gedichte, teilweise auch Autoren mit ihrem Werk der Trivialliteratur zugeordnet. Die Bezeichnung des Trivialen konstruiert sich aus einer einfachen Sprachbeherrschung, der im Gedicht plakativ vorgestellten Thematik oder der Gedichtkomposition. Epigonale Lyrik wird ebenfalls aufgrund der mangelnden Bewältigung ihrer Gegenwart oftmals als trivial betrachtet. Hierzu zählt nicht selten die Lyrik von Schülern, welche sich vom Einfluss ihres Meisters nicht freimachen konnten oder wollten. Die naive Gefühlslyrik, welche mit einem einfachen Ausdruck (abgegriffene Metaphern, Beschreibungsstil) auf Authentizität abhebt, stellt seit je her den größten Teil der lyrischen Trivialliteratur dar. In der Vergangenheit als Poesiespruch oder privates Liebesgedicht, findet die triviale Lyrik im Internet weite Verbreitung und überragt nach Verkaufszahlen die Werke renommierter Dichter deutlich. Losgelöst von der Musik oder dem Vortragsstil sind die Liedtexte der Popmusik (Lyrics) und Schlagertexte wie des Poetry Slam in der Regel trivial. Die Gebrauchslyrik, welche von Laien wie professionellen Textern anlässlich von privaten Feierlichkeiten, Firmenjubiläen etc. produziert wird, zählt ebenfalls zur Trivialpoesie. Schließlich stellt jene Dichtung, welche in Inhalt und Form monothematisch einem Zweck untergeordnet ist, ungeachtet ob religiöse Erbauungslyrik, nationale Lieder oder Marsch- und Kampflieder, Studentenlieder und die Heimatliteratur einen weiteren Bereich der Trivialliteratur dar. Als Forschungsgegenstand der Literatursoziologie sowie der Alltags- und Mentalitätsgeschichte ist die Trivialpoesie von Bedeutung. Nicht zur trivialen Lyrik zählt die Volkspoesie und die komische Lyrik, welche zumeist einfach strukturiert und eingängig sind. Anerkennung als unfreiwillige Komödiantin gewann die Dichterin Kempner[6]
Social-Media-Anbieter wie Instagram und Twitter stellen die wichtigste Möglichkeit zur Veröffentlichung von Trivialpoesie dar. Aufgrund der erwartbaren hohen Verkaufszahlen bei populären Autoren wird die Trivialpoesie von etablierten Verlagen vermarktet.
In all den nachfolgend genannten Genres finden sich neben trivial- auch hochliterarische Beispiele. Bei Trivialliteratur handelt es um eine spezifische Art, ein Genre zu nutzen, während ein Genre als solches in keinem Fall per se hoch- oder trivialliterarisch ist.
Eine Ausnahme bildet die nordamerikanische Romance-Literatur, die per definitionem eine serielle Literatur ist.
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