Nieder-Roden
Stadtteil von Rodgau im Landkreis Offenbach Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Nieder-Roden ist mit über 15.400 Einwohnern der größte Stadtteil von Rodgau im südhessischen Landkreis Offenbach.
Nieder-Roden Stadt Rodgau | |
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Koordinaten: | 50° 0′ N, 8° 52′ O |
Höhe: | 130 m ü. NHN |
Fläche: | 15,3 km²[1] |
Einwohner: | 15.475 (Juni 2024)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 1.011 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1977 |
Postleitzahl: | 63110 |
Vorwahl: | 06106 |
Nieder-Roden liegt an der Rodau in der Rhein-Main-Ebene, ca. 8,5 Kilometer südwestlich von Seligenstadt.
Der 50. Breitengrad führt mitten durch Nieder-Rodens Puiseauxplatz.[3]
Befunde belegen, dass Nieder-Roden bereits in urgeschichtlicher Zeit Siedlungsraum war.
Im Mittelalter gehörten die umliegenden Wälder zum Wildbann Dreieich, der 30 Wildhuben hatte, eine davon war in Nieder-Roden. Die älteste erhaltene Erwähnung einer Rotaha Marca, also eine Gemarkung oder eine Markgenossenschaft Roden, stammt aus dem Jahr 786, als das Kloster Rotaha dem Kloster Lorsch geschenkt wurde.[4] Wo genau das Kloster Rotaha lag, ist bis heute nicht bekannt. 791 wurde Nieder-Roden als Rotaha inferior ausdrücklich in einer Urkunde erwähnt.[5] Damals schenkte der fränkische Adlige Erlulf seinen dortigen Besitz, den in Ober-Roden (rotahen superiore) und den in Bieber dem Kloster Lorsch. 1210/1220 schenkte Gerlind dem Kloster Patershausen zwei Malter Acker in Nieder-Roden.
Der Ort war als Mittelpunkt einer Zent und Sitz eines Zentgerichts von großer Bedeutung. Das Dorf hatte deshalb eine Befestigung. Der Bezirk des Zentgerichts umfasste Nieder- und Ober-Roden, Dudenhofen, Jügesheim, Messel, Urberach, Dietzenbach, Hainhausen, Messenhausen, Patershausen, Richolfshausen, Ippingshausen, Hartcheshofen und Neuhof.
Nieder-Roden lag im Amt Steinheim, das zunächst den Herren von Hagen-Münzenberg gehörte. Durch die Münzenberger Erbschaft kam es an die Herren von Eppstein. Diese verpfändeten das Amt ab 1371 als Pfand je zur Hälfte den Grafen von Katzenelnbogen und den Herren von Hanau. 1393 gelangte das Pfand insgesamt an die Herren von Cronberg. 1425 verkaufte Gottfried von Eppstein das Amt an das Kurfürstentum Mainz.
Zehntherr in Nieder-Roden war der Erzbischof von Mainz, der diese Einnahmequelle zeitweise als Lehen vergab. 1567 hatten die Herren von Wallbrunn und Johann Oiger Brendel von Homburg, ein Verwandter des damals regierenden Mainzer Kur-Erzbischofs, Daniel Brendel von Homburg, je die Hälfte des Zehnten zu Lehen inne. Auch die Herren von Wasen hatten in Nieder-Roden Besitz.
In den Jahren 1631–1634, während des Dreißigjährigen Kriegs, beschlagnahmte König Gustav II. Adolf das Amt als Kriegsbeute und stattete die nachgeborenen Hanauer Grafen Heinrich Ludwig von Hanau-Münzenberg (1609–1632) und Jakob Johann von Hanau-Münzenberg (1612–1636), die mit ihm verbündet waren, damit aus.[6] Da beide Grafen schon bald starben und der Westfälische Friede auf das Normaljahr 1624 abstellte, kam Nieder-Roden wieder an Kurmainz. Hier gehörte es zur Mainzer Amtsvogtei Dieburg.
Im Zuge der Säkularisation kam das Amt Steinheim 1803 an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, das spätere Großherzogtum Hessen. Die Pforten der Befestigung wurden 1812 niedergelegt. Bei der Aufteilung der Rödermark 1818 erhielt der Ort, wie die übrigen der Mark angehörenden Dörfer, einen Anteil am Wald. In Hessen gehörte Nieder-Roden zu folgenden Verwaltungseinheiten:[1]
1821 wurde Nieder-Roden dem Bezirk des Landgerichts Langen zugeordnet[7]. Bei der großen Reform der Gerichtsbezirke 1853 wechselte die Zuständigkeit zum Landgericht Seligenstadt.[8] 1879 wurde erstinstanzlich dann das Amtsgericht Seligenstadt zuständig.[9]
Im Zweiten Weltkrieg wurde während des nationalsozialistischen Regimes das Straf- und Gefangenenlager Rollwald errichtet. Nach dem Krieg entwickelte sich dort die heutige Siedlung Rollwald.[10]
Aus dem Ort entwickelten sich durch die Suburbanisierung in den 1960er und 1970er Jahren verschiedene Neubaugebiete. Das markanteste Gebäude ist der weithin sichtbare 300 Meter lange vielgeschossige Gebäuderiegel entlang der Frankfurter Straße, der von den Einwohnern respektvoll-ironisch als Chinamauer bezeichnet wird. Eine ursprünglich geplante Erweiterung des Komplexes auf über 700 Meter Länge einschließlich einer Überbauung der Wiesbadener Straße kam nicht zur Ausführung, da der Bauunternehmer in Konkurs ging.[11]
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen ging Nieder-Roden am 1. Januar 1977 mit den Nachbargemeinden Dudenhofen, Hainhausen, Jügesheim und Weiskirchen in der neu geschaffenen Großgemeinde Rodgau auf,[12][13] die 1979 Stadt wurde.[14] Für jeden der fünf Stadtteile wurde ein Ortsbezirk eingerichtet mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher. Im Januar 2016 wurden die Ortsbeiräte aller Stadtteile abgeschafft.[15]
Der Name Rotaha Marca/Mark Roden könnte „Siedlung auf einer gerodeten Aue“ bedeuten, ebenso aber auch darauf Bezug nehmen, dass die den Ort durchfließende Rodau, die bei Urberach im Rotliegenden entspringt, sich früher bei Hochwasser rot färbte. In erhaltenen Urkunden wurde Nieder-Roden unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]
Belegte Einwohnerzahlen sind:[1][16]
Nieder-Roden: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2011 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1829 | 787 | |||
1834 | 862 | |||
1840 | 947 | |||
1846 | 1.008 | |||
1852 | 1.087 | |||
1858 | 1.017 | |||
1864 | 961 | |||
1871 | 955 | |||
1875 | 1.033 | |||
1885 | 1.104 | |||
1895 | 1.318 | |||
1905 | 1.558 | |||
1910 | 1.714 | |||
1925 | 1.876 | |||
1939 | 3.616 | |||
1946 | 2.772 | |||
1950 | 2.942 | |||
1956 | 3.288 | |||
1961 | 3.923 | |||
1967 | 8.047 | |||
1970 | 9.651 | |||
2011 | 15.432 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1][16] |
Das Wappen wurde am 7. April 1949 durch das Hessische Ministerium des Innern verliehen.
Blasonierung: „In Schwarz ein silberner Kirchturm, beseitet rechts von dem Eppsteinschen Schild: drei rote Sparren in Silber, links von dem Mainzer Schild: einem silbernen Rad in Rot.“[17] | |
Wappenbegründung: Ein im Gemeindebesitz befindlicher Stempel des frühen 19. Jahrhunderts, vermutlich ein Nachschnitt einer älteren Vorlage, mit der Umschrift: SIEGEL DER BÜRGERMEISTEREY NIEDER RODEN zeigt im Siegelfeld den Heiligen Matthias, einen Palmzweig in der Rechten und ein Beil in der Linken. Das dem Ort 1949 amtlich verliehene Wappen nimmt die Attribute des Ortsheiligen nicht auf, bringt dagegen durch die beiden Beischilde zum Ausdruck, dass der Ort aus eppsteinschem in Mainzer Besitz überging, was 1425 geschah. Dazwischen steht der kunsthistorisch interessante Turm der Ortskirche St. Matthias in der nötigen heraldischen Stilisierung.
Die Gestaltung des Wappens lag in den Händen des Heraldikers Georg Massoth. |
Die katholische Kirche St. Matthias ist ein dominierendes Gebäude im alten Ortskern. Ihr Turm ist das älteste Bauwerk Rodgaus.
Das Strandbad Rodgau befindet sich in einem Baggersee, der durch den Abbau von Sand entstanden ist. Der offizielle Badebetrieb läuft seit 1977.
1896 erhielt Nieder-Roden mit der Rodgaubahn Anschluss an die Eisenbahn und einen Bahnhof. Seit Dezember 2003 ist der Ort mit der S-Bahn-Linie S1 (Wiesbaden Hauptbahnhof–Ober-Roden) an das Netz der S-Bahn Rhein-Main angeschlossen.
Linie | Verlauf | Takt |
---|---|---|
Wiesbaden Hbf – Wiesbaden Ost – Mainz-Kastel – Hochheim (Main) – Flörsheim (Main) – Eddersheim – Hattersheim (Main) – Frankfurt-Sindlingen – Frankfurt-Höchst Farbwerke – Frankfurt-Höchst – Frankfurt-Nied – Frankfurt-Griesheim – Frankfurt (Main) Hbf tief – Frankfurt (Main) Taunusanlage – Frankfurt (Main) Hauptwache – Frankfurt (Main) Konstablerwache – Frankfurt (Main) Ostendstraße – Frankfurt (Main) Mühlberg – Offenbach-Kaiserlei – Offenbach Ledermuseum – Offenbach Marktplatz – Offenbach (Main) Ost – Offenbach-Bieber – Offenbach-Waldhof – Obertshausen – Rodgau-Weiskirchen – Rodgau-Hainhausen – Rodgau-Jügesheim – Rodgau-Dudenhofen – Rodgau-Nieder-Roden – Rodgau-Rollwald – Rödermark-Ober Roden | 30 min 15 min (Hochheim–Rödermark zur HVZ) |
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