Natriumthiocyanat

chemische Verbindung, anorganisches Salz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Natriumthiocyanat ist eine chemische Verbindung mit der Formel NaSCN, die bei Raumtemperatur als weißer, hygroskopischer Feststoff vorliegt. Es wird in vielen Synthesen verwendet, die das Thiocyanation (Rhodanid) SCN benötigen.

Schnelle Fakten Strukturformel, Allgemeines ...
Strukturformel
Natriumion Thiocyanation
Allgemeines
Name Natriumthiocyanat
Andere Namen
  • Natriumrhodanid
  • Natriumsulfocyanid
  • SODIUM THIOCYANATE (INCI)[1]
Summenformel NaSCN
Kurzbeschreibung

farbloser, hygroskopischer Feststoff [2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 540-72-7
EG-Nummer 208-754-4
ECHA-InfoCard 100.007.960
PubChem 516871
ChemSpider 10443
Wikidata Q425176
Eigenschaften
Molare Masse 81,07 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,74 g·cm−3 [2]

Schmelzpunkt

310 °C [2]

Dampfdruck

<1 hPa (20 °C) [3]

Löslichkeit

sehr leicht in Wasser (1250 g·l−1 bei 20 °C)[3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[4] ggf. erweitert[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 302+312+332318412
EUH: 032
P: 261280301+312+330305+351+338+310[2]
Toxikologische Daten

764 mg·kg−1 (LD50, Ratte, oral)[3]

Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0°C, 1000 hPa).
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Gewinnung und Darstellung

Die Darstellung von Natriumthiocyanat wird mit Natriumcyanid und elementarem Schwefel durchgeführt:

Eigenschaften

Kristalle von Natriumthiocyanat sind orthorhombisch, wobei jedes Natriumion von drei Schwefel- und drei Stickstoffliganden umgeben ist.[5] Durch starke Säuren wird aus Natriumthiocyanat (NaSCN) Isothiocyansäure (S=C=NH, pKa = −1,28) freigesetzt.[6]

Verwendung

Verwendung findet Natriumthiocyanat bei der Umwandlung von Halogenalkanen in entsprechende Alkylthiocyanate, wobei auch Kaliumthiocyanat und seltener Ammoniumthiocyanat eingesetzt werden können. Beispiele für derartige Synthesen sind die Herstellung von Isopropylthiocyanat[S 1] aus Isopropylbromid mit Natriumthiocyanat in heißem Ethanol.[7] Zur Herstellung von Thioharnstoff wird aus Natriumthiocyanat die instabile Thiocyansäure (HSCN) in situ erzeugt, welches dann mit organischen Aminen Thioharnstoffverbindungen bildet.[8] Wie die beiden anderen erwähnten Thiocyanate (von K+ und NH4+) wird Natriumthiocyanat in der Phototechnik (Sensibilisierung), Galvanotechnik (Glanzbildner für Kupferbäder), Metallurgie (Extraktion von Zirconium, Hafnium und Lanthanoiden), Textilindustrie (Färbehilfsmittel, Bedrucken), chemischen Industrie und Analytik (Produktion von Herbiziden und Fungiziden, Fe3+-Nachweis) verwendet.

In medizinischer Dosierung findet Natriumthiocyanat Anwendung als Haarwuchsmittel sowie zur Hautpflege bei Neurodermitis.[9][10][11][12]

Gefahrenhinweise

Natriumthiocyanat ist als mindergiftig eingestuft, d. h. gesundheitsschädlich beim Verschlucken und bei Berührung mit der Haut, allerdings entwickelt es bei Kontakt mit Säure sehr giftige Gase. Das krebserzeugende und wassergefährdende Potential von Natriumthiocyanat ist als relativ gering zu bewerten.

Einzelnachweise

Anmerkungen

Literatur

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