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Meilenstein, Distanzsäule an einer Römerstraße Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Miliarium (griechisch als Fremdwort μιλιάριον miliárion; Plural: miliaria)[1] war im Römischen Reich eine Distanzsäule an einer Römerstraße (Meilenstein). Steine dieser Art gab es bereits seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. Beim Straßenbauprogramm des Gaius Sempronius Gracchus erlebten sie offenbar einen ersten Höhepunkt (Plut. C. Gracchus 7), ihre eigentliche Blüte erreichten sie in der Kaiserzeit. Doch hat es, wie es scheint, nicht an allen Straßen Miliaria gegeben.
Die Steinsäulen, übermannshoch (teilweise bis zu drei Meter hoch) und mit einem Durchmesser von 50 bis 60 Zentimetern, trugen als wesentliches Element Orts- und Entfernungsangaben. Die Distanz ist in römischen Meilen (1000 Doppelschritte, „mille passus“, „milia passuum“, abgekürzt MP) angegeben, was knapp unter 1,5 km liegt; auch das griechische Äquivalent von acht Stadien ist nicht einheitlich.
In Rom stand auf dem Forum Romanum das Milliarium Aureum, die „goldene Meilensäule“ (sie bestand freilich nur aus Bronze; lediglich die Inschrift, die die wichtigsten von Rom ausgehenden Straßen sowie deren Endziele nannte, war aus Goldlettern). In den einzelnen Provinzen stellt oft die Hauptstadt den Ausgangspunkt (caput viae) dar; so zählen alle in Raetien bisher gefundenen Meilensteine von der Provinzhauptstadt Augsburg (Augusta Vindelicum) aus, was nahelegt, dass die Straßen von dort aus vermessen wurden.[2] In weiter entwickelten Gegenden kann auch von den Zentralpunkten einzelner Völkerschaften (Civitates) aus gerechnet werden. Ein solcher Nullpunkt war auch das Milion in Byzanz.
Da die Steine von vielen Menschen gesehen wurden, stellen sie ein vorzügliches Mittel der Propaganda dar. Seit Augustus wurde dieses „Medium“ dem Herrscher vorbehalten, obwohl gelegentlich Statthalter zusätzlich genannt sind. Mit der Zeit bildeten sich regelrechte Formulare heraus, die neben der Datierung einen (standardisierten) Hinweis auf den Anlass der Aufstellung des Steines bieten. Damit können in vielen Fällen Lücken der Inschrift gefüllt werden.
Ab der Zeit der Adoptivkaiser ist ein Übergang der Verantwortlichkeit für die Instandhaltung der Straßen (cura viarum) an einzelne Gemeinden feststellbar. Die Homogenität der Inschriftenserien lässt dadurch nach. Ausgangspunkt der Zählung auf den Säulen, die nun von den Gemeinden gesetzt wurden, war dann das Forum oder die Stadttore der Gemeinde. Eine Übereinstimmung der Zuständigkeit mit dem Territorium der Civitates ist nicht immer feststellbar.[3]
Heute sind ungefähr 7000–8000 kaiserzeitliche Steine bekannt.[4] Sie bilden eine wichtige Quelle für die Kenntnis der Geschichte und Streckenführung der Straßen, darüber hinaus aber auch für die allgemeine Reichsverwaltung und Herrschaftsorganisation.
Es ist jedoch zu beachten, dass sie oftmals als Baumaterial verschleppt worden sind, mitunter wurden sie per Schiff weit transportiert. Eine Rekonstruktion römischer Wegführungen anhand der Funde von Meilen- und Leugensteinen ist nur in sehr seltenen Fällen möglich.[5]
In bestimmten, vormals keltischen Gebieten der gallischen und germanischen Provinzen wurde zeitweilig nicht mit Meilen gerechnet, sondern mit Leugen, die 1,5 MP entsprechen, also etwa 2,22 km.[6] Daher spricht man hier von Leugensteinen. Sie kamen seit trajanischer Zeit auf und wurden seit Septimius Severus in diesen Regionen flächendeckend üblich.
Auch in Südeuropa (Frankreich, Spanien, Portugal und natürlich in Italien) und in Nordafrika wurden römische Meilensteine gefunden; ein Beispiel für Frankreich ist der Meilenstein von Alba-la-Romaine.
Mogulzeitliche Distanzmonumente (Kos-Minar) finden sich in weiten Teilen Nordindiens, also von Afghanistan bis nach Bengalen.
Die Veröffentlichung aller Miliaria ist als Vol. XVII des Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL) vorgesehen. Erschienen sind bisher (Februar 2021):
Miliaria Imperii Romani
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