Messerangriff in Villach am 15. Februar 2025

tödliche Messerstecherei in Villach, Kärnten, Österreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Der Messerangriff in Villach war ein am 15. Februar 2025 begangener Messerangriff in Villach im österreichischen Bundesland Kärnten, bei dem mehrere Personen betroffen waren und ein 14-jähriger Junge getötet wurde. Tatverdächtig ist ein 23-jähriger aufenthaltsberechtigter Syrer.

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Tatort war der Hauptplatz im Bereich des Prangers (2011)
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Gedenkstätte am Tatort Unterer Hauptplatz (2025)

Tathergang

Der 23-jährige syrische Staatsbürger Ahmad G.[1] stach ab 15:55 Uhr in der Innenstadt mit einem Klappmesser von 10 cm Klingenlänge wahllos auf Passanten ein und soll laut Zeugen dabei Allahu akbar gerufen haben.[2] Er tötete einen 14-Jährigen und verletzte fünf weitere Personen teils schwer. Drei der Opfer werden nach der Tat auf der Intensivstation behandelt.[2] Ein vorbeifahrender, ebenfalls aus Syrien stammender 42-jähriger Essenslieferant bemerkte das Geschehen und rammte mit seinem Auto den Täter, wodurch nach Aussagen der Polizei Schlimmeres verhindert wurde. Von Augenzeugen wurde der 42-jährige für einen weiteren Attentäter gehalten, daher begannen diese auf sein Auto einzuschlagen. Er fuhr langsam weiter, parkte sein Auto ein und rief anschließend die Polizei.[3] Augenzeugen schilderten, dass der Täter bei seiner Verhaftung Polizisten verhöhnt haben soll. Durch die Medien ging ein Foto von der Festnahme viral. Es zeigt den Täter lachend auf der Bank unter der Replik des Villacher Prangers mit erhobenem Zeigefinger, daneben eine Polizistin mit gezogener Dienstwaffe.[4]

Ermittlungen

Laut der Staatsanwaltschaft Klagenfurt wurden Ermittlungen wegen Mordes und versuchten Mordes eingeleitet. Sie führt das Landesamt Staatsschutz und Extremismusbekämpfung gemeinsam mit dem Landeskriminalamt Kärnten durch.[5] Ermittlern zufolge wurde die Tat von einem islamistischen Attentäter begangen.[2] Bei der Durchsuchung der Wohnung des Tatverdächtigen stellte die Polizei an der Wand aufgehängte Fahnen der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) fest.[6] Nach Ermittlungen der Polizei hat er sich innerhalb kürzester Zeit über das Internet islamistisch radikalisiert, zuvor war er nicht polizeibekannt.[7] Der Täter soll angeblich einen Treueschwur auf den IS oder eine andere dschihadistische Organisation geleistet haben.[8]

Reaktionen

Zusammenfassung
Kontext

Der österreichische Innenminister Gerhard Karner äußerte, dass der Messerangriff ein islamistischer Anschlag mit IS-Bezug sei.[2]

Christian Stocker, geschäftsführender Bundesparteiobmann der ÖVP, sagte, man müsse „politisch alle Hebel in Bewegung setzen, dass solche Horrortaten in Zukunft verhindert werden können“. Der Vorsitzende der FPÖ Herbert Kickl warb für eine restriktive Migrationspolitik unter dem Schlagwort „Festung Österreich“.[9]

Neben europäischen Nachrichtenportalen wurde weltweit über die Tat berichtet, u. a. in den USA und Indien.[10]

Am 18. Februar 2025 fand in Villach ein Trauermarsch mit 4000 Teilnehmern, darunter Spitzenpolitiker und Kirchenvertreter, und anschließendem Gottesdienst statt.[11]

Laut der Extremismusforscherin Daniela Pisoiu (oiip) habe jahrzehntelange Forschung die Erkenntnis gebracht, dass es kein typisches Profil für Menschen gebe, die besonders anfällig für Radikalisierung seien. Deshalb bewertet sie die Ankündigung von Innenminister Karner, anlasslose Massenüberprüfungen bei syrischen und afghanischen Migranten durchzuführen, kritisch.[12] Der Terrorismusforscher Peter R. Neumann betonte, dass Radikalisierung mittlerweile ausschließlich online stattfinden und in relativ kurzer Zeit zu brutalen Taten führen könne. Der Rechtsprofessor Nikolaus Forgó sagte, dass große Plattformen wie TikTok mittels des Gesetzes über digitale Dienste gezwungen werden können, stärker gegen illegale und hetzerische Inhalte im Netz vorzugehen und diese auch zu entfernen.[13] Der Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger forderte bessere Rahmenbedingungen für Präventionsprojekte und psychosoziale Betreuung, da eine solche Betreuung das Potenzial hätte, die Kandidatengruppe für derartige Terrorakte zu verkleinern und so möglicherweise Menschenleben zu retten. Auch sprach er ein Entfremdungsgefühl unter jungen Muslimen an, das im Extremfall in Hass auf die Gesellschaft umschlagen könne. Grund dafür sei der Rassismus, der in den letzten zehn Jahren in die Mitte der Gesellschaft gekommen sei.[14] Der Autor Ahmad Mansour erklärte hinsichtlich der Radikalisierung des Täters, dass viele Flüchtlinge sich in Parallelwelten begeben, die zwar physisch in Europa seien, aber emotional noch nicht angekommen seien. Die Entwicklung zeige sich dann auf der Straße, wo sich Tausende offen von der Mehrheitsgesellschaft und deren Werten distanzieren würden. Er warnte vor Verharmlosungen und einer „massiven Radikalisierungswelle“, die in Terror umschlagen könne.[15]

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) verurteilte das Attentat und schrieb: Die „abscheuliche Tat steht in völligem Widerspruch zu den Werten unseres Glaubens und ist durch nichts zu rechtfertigen.“ Zudem wurde zu einem Friedensgebet in einer Moschee in Villach geladen, um „ein Zeichen für Frieden, gesellschaftlichen Zusammenhalt und die klare Ablehnung von Gewalt setzen“.[16] Laut IGGÖ arbeite man in den Moscheen präventiv, man könne aber jene nicht erreichen, die sich online radikalisieren, denn solche Attentäter hätten kaum Kontakt mit ihren Imamen und Moscheen.[17][18]

Der Umzug des Villacher Faschings am 1. März 2025 sowie die letzten drei Faschingssitzungen und damit die Aufzeichnung durch den ORF wurden abgesagt.[19]

Commons: Messerangriff in Villach am 15. Februar 2025 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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