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deutsch-israelischer Psychologe und Autor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ahmad Mansour (levantinisch-arabisch: ; * 2. Juli 1976 in Tira[1] im Meschulasch bei Kfar Saba, Israel) ist ein israelisch-deutscher Psychologe und Autor arabisch-palästinensischer Herkunft. Er lebt seit 2004 in Deutschland und hat seit 2017 die deutsche Staatsbürgerschaft.[2] Er beschäftigt sich mit Projekten und Initiativen gegen Radikalisierung, Unterdrückung im Namen der Ehre und Antisemitismus in der islamischen Gemeinschaft.
Ahmad Mansour wurde 1976 als Sohn arabischer Israelis in der Kleinstadt Tira geboren.[1] Er wuchs in einer nichtpraktizierenden muslimischen Familie auf. Während seiner Schulzeit kam er nach eigener Aussage in Kontakt mit einem fundamentalistischen Imam, wodurch er beinahe zu einem Islamisten geworden sei.[3] Sein Studium der Psychologie (1996–1999) mit Abschluss als Bachelor am Academic College of Tel Aviv-Yaffo in Tel Aviv habe ihm geholfen, sich vom Islamismus zu lösen.[4]
Nachdem er einen Anschlag miterlebt hatte, ging er 2004 nach Deutschland und setzte 2005 sein Psychologiestudium an der Humboldt-Universität zu Berlin fort; 2009 erhielt er sein Diplom. Seit 2015 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für demokratische Kultur in Berlin und als beratender[5] Programme Director bei der European Foundation for Democracy in Brüssel.[6] Seine Arbeitsschwerpunkte sind Salafismus, Antisemitismus sowie psychosoziale Fragen und Probleme bei Migranten muslimischer Herkunft. Er war von 2007 bis 2016 Gruppenleiter des Berliner Projekts Heroes, das sich aktiv gegen jede „Unterdrückung im Namen der Ehre“ wendet. Von 2012 bis 2014 war Mansour Teilnehmer an der Deutschen Islamkonferenz.[7]
Seit 2017 ist er Geschäftsführer der Mansour-Initiative für Demokratieförderung und Extremismusprävention (MIND) GmbH mit Sitz in Berlin,[8] deren Projekte unter anderem vom Bayerischen Integrationsministerium gefördert werden.[9] 2022 war er Mitgründer des PEN Berlin.[10] Im Wahlkampf zur Berliner Abgeordnetenhauswahl 2023 unterstützte er den FDP-Kandidaten Sebastian Czaja in dessen Wahlkampfteam.[11]
Mansour gehört zu den Initiatoren der Denkfabrik Republik21 und ist Assoziierter des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam unter der Leitung der Ethnologin Susanne Schröter.[12]
Mit seiner deutschen Ehefrau Beatrice veröffentlichte er von 2021 bis 2023 mehr als 30 Folgen des gemeinsamen Podcasts Ein Herz und ein Habibi über ihre binationale und bikulturelle Ehe.[13] Das Paar hat eine Tochter.[14] Mansour lebt und arbeitet in Berlin.
Von 2007 bis 2016 war Mansour Gruppenleiter des Heroes-Projekts in Berlin-Neukölln.[15] Das Projekt ist an in Deutschland lebende Jugendliche aus Milieus mit „ehrenkulturellen Strukturen“ gerichtet und soll Gleichberechtigung und Selbstbestimmung fördern. Über seine Erfahrungen bei Heroes und zum Thema Unterdrückung im Namen der Ehre äußert sich Mansour häufig in den Medien.[16]
Mansour plädiert für eine innere Reform des Islams, der auch in seinen unauffälligen, demokratiekonformen Erscheinungen einen Nährboden für die Radikalisierung von Jugendlichen bilde.[17][18][19] Es müsse eine innerislamische Debatte um Glaubensinhalte und Selbstverständnis eines zeitgemäßen Islam initiiert werden, die allerdings bislang vermieden werde. Die islamischen Verbände distanzierten sich zwar von der Gewalt, eine Beteiligung an Präventivprogrammen scheitere an dem Unwillen, „eigene Inhalte infrage und sich den eigenen Problemen (zu) stellen.“ Es fehlten so die geistlichen Vorbilder, die für einen unzweideutig demokratischen Islam stehen. Grundlage einer effektiven Prävention sei darüber hinaus die Arbeit mit den Familien gefährdeter Jugendlicher. Eine patriarchal-konservative Familienstruktur begünstige mit Angstpädagogik, Sexual- und Kritikunterdrückung, einem stereotypen Frauen- und Männerbild, dass junge Menschen von radikalen Gruppierungen vereinnahmt werden können. Ebenso fördere die hier tradierte Fixierung auf eine vermeintliche Opferrolle von islamischen Gläubigen in der westlichen Welt und dem entsprechenden Feindbild den Zugriff radikaler Islamisten.[20]
Als Islamismus-Experte wird er in Deutschland zu Seminaren und Workshops für Pädagogen und Sozialarbeiter eingeladen.[21][22][23] Seit 2013 arbeitet er auch bei Hayat (Eigenschreibweise: HAYAT), einer Berliner Beratungsstelle gegen Radikalisierung. Hayat richtet sich an alle, die sich um einen möglichen islamistischen Glaubenswechsel von Angehörigen oder Bekannten Sorgen machen.[24] Mansour kann sich in den Medien häufig über den politisch-religiösen Radikalisierungsprozess äußern, so etwa über die Anziehungskraft des syrischen Bürgerkriegs auf radikale Jugendliche oder mit seinen Erfahrungen als Berater bei Hayat.[25]
Mansour hält die verstärkte Religiosität unter muslimischen Jugendlichen für ein soziokulturelles Phänomen, das teilweise mit einer Jugendkultur zu vergleichen sei. Mit dem Begriff „Generation Allah“ spricht er von einer aktuellen jugendlichen Tendenz, die Identität aus der Religion zu schöpfen.[26] Deshalb tritt Mansour für Kopftuchverbote für Kinder, Lehrerinnen und Richterinnen ein.[27] Bei der Radikalisierung von Jugendlichen spielt laut Mansour die Tabuisierung von Sexualität eine Schlüsselrolle.[28]
Mansour war Sprecher des 2015 gegründeten Muslimischen Forums Deutschland.[29]
Als Mitglied der Praktikerteams beriet Mansour den CDU-Spitzenkandidaten Christian Baldauf zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz 2021.[30][31][32] Zusammen mit Serap Güler steht er dem Netzwerk Integration der CDU vor.[33]
Aufgrund seines Engagements gegen Islamismus lebt er unter ständigem Polizeischutz.[34]
Ahmad Mansour ist bekannt für seine Arbeit gegen islamischen Antisemitismus. Als er in Tel Aviv studierte, arbeitete er an verschiedenen Projekten für das friedliche Zusammenleben zwischen Arabern und Juden mit. Nach dem Überfall auf Rabbiner Daniel Alter in Berlin im August 2012 plädierte Mansour bei der Bundeszentrale für politische Bildung[35] sowie bei der Plenarsitzung der Deutschen Islamkonferenz 2013 für mehr Aufklärung über muslimischen Antisemitismus.[36] 2013 war er Mitproduzent und Kommentator in der ARD-Reportage Antisemitismus heute: wie judenfeindlich ist Deutschland?[37] In einem Interview im Juli 2014 beklagte er, dass in vielen muslimischen Familien Kindern antisemitischer Hass und Verschwörungstheorien vermittelt würden.[38]
2021 und 2022 wirkte Mansour neben Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und seiner Frau Beatrice Mansour in einer Expertenkommission mit, die durch die Süddeutsche Zeitung erhobene Antisemitismus-Vorwürfe gegen Mitarbeiter der Deutschen Welle untersuchte. In der Folge entließ die Deutsche Welle mehrere Mitarbeiter der arabischen Redaktion,[39] von denen einige später erfolgreich Rechtsmittel gegen ihre Entlassung beim Arbeitsgericht einlegten.[40]
Ahmad Mansour arbeitet seit 2009 bei der Islamismus-Beratungsstelle Hayat.[41] Im Rahmen ihrer Deradikalisierungsarbeit arbeitete Hayat 2014 u. a. mit dem salafistischen Imam Abu Adam alias Hesham Shashaa zusammen. Mit Steuergeldern wurden Jugendliche zur Deradikalisierung zu dem mit vier Frauen und 15 Kindern in Spanien lebenden Imam, der seit April 2017 im Gefängnis sitzt, geschickt. Die spanischen Behörden werfen Abu Adam vor, Mitglied des IS zu sein und IS-Terroristen Geld und falsche Papiere besorgt zu haben.[42] Mansour sprach sich grundsätzlich gegen eine solche Kooperation aus und arbeitete selbst nicht mit Abu Adam zusammen.[43]
Die Herausgeberin der Blätter für deutsche und internationale Politik, Katajun Amirpur, kritisierte Mansour dafür, dass er behaupte, „die Inhalte des IS seien im Mainstream-Islam angelegt, den viele Muslime in Deutschland praktizieren“.[44]
Ein Bericht des Journalisten James Jackson im britischen Onlinemagazin Hyphen unterstellte Mansour im Juni 2023 Manipulationen seines Lebenslaufs. Ihm wurden eine übertriebene Darstellung der Lebensgeschichte als Islamismus-Aussteiger und falsche Angaben zu Bildungsabschlüssen unterstellt. Mansour wies diese Vorwürfe zurück und kündigte rechtliche Schritte an.[45] Im Juli 2023 unterzeichnete die Redaktion von Hyphen eine Unterlassungserklärung, die auf eine Korrektur von fünf Abschnitten des Berichtes im Sinne von Mansour abzielt.[46]
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