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österreichischer Keramiker und Bildhauer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kurt Spurey (* 1941 in Mariazell) ist ein österreichischer Keramikkünstler, Bildhauer und Maler.
Kurt Spurey studierte nach kaufmännischer Lehre und Militärdienst ab 1961 technische Keramik am Technologischen Gewerbemuseum, einer Technischen und Gewerblichen Lehranstalt in Wien. Er begann die Ausbildung an der dortigen Fachschule für industrielle Keramik und wechselte 1962 in die 5-jährige Ausbildung an deren sog. „Höheren Abteilung“ in der Fachrichtung Silikattechnik, die er 1967 mit Matura abschloss. 1962 heiratete er Gerda Gruber (* 1940), mit der er schon ab 1964 parallel zur Ausbildung (zusammen mit Iris Brendel (1929–2007)[1] und Elisabeth Schaffer (* 1935)[2] in einer gemeinsamen Werkstatt in der Juchgasse in Wien arbeitete.[3]
Die ästhetisch-künstlerische Seite keramischer Arbeiten interessierte Kurt Spurey nach Abschluss seiner Ausbildung dann weitaus mehr als deren technische Seite, und ab 1969 bis 1975 betrieb er als freischaffender Künstler gemeinsam mit Gerda Spurey-Gruber ein Atelier für Porzellangestaltung in Wien (in der Schüttelstraße).
Er war parallel von 1968 bis 1971 auch mit dem Aufbau und der Leitung eines Designstudios bei der ÖSPAG (früher Wilhelmsburger Steingut- und Porzellan-Fabrik) in Wilhelmsburg beauftragt. Hier entwickelte er Entwürfe und Prototypen vor allem für die Porzellanserie Lilienporzellan.
1975 trennten sich Gerda und Kurt Spurey, und das gemeinsame Produktions-Atelier wurde von Kurt Spurey eine Zeit lang alleine weitergeführt. 1977 heiratete er die aus den USA nach Österreich gekommene Künstlerin Beverly Piersol (* 1944, † 2023), mit der er deren 2 Kinder aus erster Ehe großzog und bis 2023 gemeinsam lebte und arbeitete.
Kurt Spurey arbeitet nicht nur als Keramikkünstler, sondern auch als Maler, Bildhauer und Installationskünstler (siehe dazu den Abschnitt #Zum Werk). Kurt Spurey war neben seiner künstlerischen Tätigkeit auch weltweit als Lehrender und Jurymitglied im Bereich Keramik und Porzellangestaltung tätig (siehe #Lehrtätigkeit, Jurymitgliedschaften (Auswahl)). Er war auch bei Symposien aktiv und hatte zahlreiche Arbeitsaufenthalte in Europa, den USA und China. Darüber hinaus hat er etliche Fachbeiträge zu Keramikkunst und Keramikkünstlern veröffentlicht.
Kurt Spurey ist Mitglied des Künstlerhauses Wien (seit 1977), der Künstlervereinigung MAERZ (seit 1990), und war 1972–1994 Mitglied der „Academie Internationale de la Ceramique / International Academy of Ceramics“ (AIC/IAC) Genf.
Design für Gebrauchsporzellan (1968–1971)
Kurt Spurey entwickelte als Leiter des damaligen Designstudios für die ÖSPAG in Wilhelmsburg verschiedene Entwürfe und Prototypen für Gebrauchskeramik, wie die sog. „Sparraupe“,[13] oder ein Gewürzset (Essig, Öl, Pfeffer, Salz) der Lilienporzellan-Serie „Daisy“.[14][15][16]
Frühe Porzellanobjekte (1969 – ca. 1981)
Kurt Spurey erlangte mit der seit 1969 gemeinsam mit Gerda Gruber-Spurey entwickelten und damals revolutionären Nutzung des Werkstoffs Porzellan in der Keramikkunst rasch weltweite Aufmerksam- und Bekanntheit. Die beiden waren Pioniere der Erschließung von Porzellan in diesem Bereich, und ihre damaligen Porzellanobjekte wurden weltweit ausgestellt und gesammelt. Hier schreibt die Kunsthistorikerin Silvia Glaser: „Zu anfangs entstandenen gegenständlichen Arbeiten wie Vasen und Schalen traten im Laufe der Zeit vor allem Reliefs und skulpturale Objekte kleineren und größeren Formates hinzu. Gerade die Entstehung Letzterer forderte den beiden … große Sachkenntnis ab, bewegten sie sich doch in der Verarbeitung des Porzellans an der Grenze des Möglichen; um beispielsweise eine optimale Transparenz von Porzellanplatten zu erreichen, wurde der flüssige Schlicker extrem dünn auf Gipsplatten aufgegossen. Durch die hohe Brenntemperatur bestand die große Gefahr, dass diese im Verlauf des Brandes zerbrachen. Aus den entstandenen dünnen Porzellanblättern erarbeiteten die beiden Künstler ihre skulpturalen Werke. Überwiegend blieben die Arbeiten weiß … die Porzellanmasse wurde nicht gefärbt.“[17]
Kurt Spurey setzte diese Technik der „feinen Porzellanblätter“ nach der Trennung von Gerda Gruber-Spurey (1975) in eigenständiger Weiterentwicklung v. a. durch sog. „Faltformen“ fort. Dazu schreibt er selbst: „Produktionsbedingt wird hauptsächlich eine flüssige Masse verwendet. Es war die Frage zu lösen, wie man zu freier Gestaltung gelangt. Die Lösung fand sich in der Möglichkeit, dünne gegossene „Platten“ zu verarbeiten – die Faltformen entstanden. Durch die geringe Wandstärke ist es möglich, die Transparenz des Porzellans als Gestaltungselement einzusetzen. Die Wechselwirkung von Licht zwingt zu meist weißen Flächen. Diese werden nur spärlich durch kobaltblaue Linien akzentuiert.“.[18]
Ab 1981 kehrte er Porzellan als Werkstoff teilweise des Rücken und arbeitete als Bildhauer und Maler sowie mit anderen keramischen Materialien,
Vasen, Schalen, „Falling Leaves“ (ab 1987)
Kurt Spurey fertigte dann in einer „ersten Rückkehr“ zum Werkstoff Porzellan u. a. bei Aufenthalten als „artist in residence“ der Porzellanmanufakturen Herend (1987, 1992) und Augarten (1992) Porzellanobjekte, die einerseits zur modifizierten oder verfremdeten Vasen- oder Schalenform zurückkehrten, und andererseits die Technik „feiner Porzellanblätter“ als „Falling Leaves“ (1992) neu aufgriffen. Hier schreibt er selbst: „Ein ganz anderes Konzept liegt den »Falling Leaves« zu Grunde. Es wurde versucht, die Leichtigkeit eines nach unten schwebenden Blattes als Gestaltungsidee zu realisieren. Die Schaleninnenseite ist mit eingelegtem färbigen Porzellan gestaltet.“[19]
„Porcelain brut“ (ab 2002)
Er entwickelte dann in einer „zweiten Rückkehr“ zum Werkstoff Porzellan neue Formen von Porzellanplastiken (mit größeren Wandstärken) als „artist in residence“ der Porzellanmanufaktur Augarten (ab 2002). Dazu schreibt er selbst: „Durch die möglichst dünne Verarbeitung von Porzellan wird die wesentliche Eigenschaft dieses Werkstoffs hervorgehoben – die Transparenz. Arbeitet man aber in großen Wandstärken, nützt man zunächst die Weiße des Scherbens, aber verliert die Transparenz. Um diese beiden Eigenschaften zu vereinen, habe ich mich dem Material bildhauerisch genähert. Der Scherben wird eingeschnitten und abgerissen. Die sich ergebenden Riss-Kanten weisen feinste Ziselierungen auf, die nur durch diese Vorgangsweise zu erzielen sind und wieder mit dem Licht korrelieren.“[20]
Größere keramische Plastiken in Steinzeug, Ziegelstein oder Terracotta (1967–1999)
Kurt Spurey gestaltete bei verschiedenen Keramik-Symposien ab 1967 bis 1999 (siehe #Symposien und Arbeitsaufenthalte (Auswahl)) immer wieder Arbeiten, die nicht in Porzellan, sondern in anderen keramischen Stoffen gefertigt wurden.
„Chawan-Schalen“ (ab 2011)
Chawan ist die japanische Bezeichnung für eine Teeschale aus Steingut oder Porzellan, die in der Japanischen Teezeremonie Verwendung findet. Deren Gestaltung und Herstellung hat eine lange Tradition in der japanischen Keramikkunst. Kurt Spurey hat sich dieser Tradition mit eigenen Kreationen seit 2011 zugewendet und eigene Chawan-Formen aus Steingut unter Anwendung der sog. „Raku-Technik“ entwickelt. Dazu schreibt er selbst: „Das Thema «Chawan» steht für die fundamentale Frage von Form und Funktion. Dieses Konzept ist in sich eine Herausforderung. Ich bin von den bildhauerischen Möglichkeiten dieser speziellen Form fasziniert; Oberfläche und Farbe sind sekundär. Nach Jahren der Arbeit in Porzellan, ist es eine Wiederkehr zu den Wurzeln der Keramik. Der unscheinbare Gegenstand der Teeschale ist die Essenz von Erde – Wasser – Feuer.“[21]
„Seladon-Objekte“ (ab 2016)
Seladon, auch Seladon-Keramik oder „Celadon“, ist ein nach seiner „seladongrünen“ (= graugrünen) besonderen Glasur benanntes chinesisches Steinzeug, das bis heute in China und Korea hergestellt wird. Kurt Spurey hat diese Glasur-Technik aufgegriffen und verschiedene Keramikobjekte mit eigener Formgebung in einer traditionellen Werkstatt für Seladon-Glasur-Technik in Longquan, China hergestellt und brennen lassen.[22]
Bildhauerei: „Köpfe“ (1978–2020)
Kurt Spurey hat das Thema „Kopf“ schon in frühen Porzellanarbeiten (ab 1971) aufgegriffen und dann seit 1978 in verschiedenen bildhauerischen Mischtechniken bis heute intensiver verfolgt und umgesetzt. Hier werden Porzellanelemente mit anderen Materialien (Holz, Terrakotta, Stein, Messing, andere Metalle) verbunden und zu eigenständigen Skulpturen geformt. Dazu Kurt Spurey selbst: „Der Kopf wie ich ihn für meine Arbeit sehe, ist eine Metapher und auch ein architektonisches Gebäude. Metapher für die Person, die hinter der Fassade des Gesichtes steht. Gebäude durch den Dom des Schädels … Die Ideenfindung geht immer über den Schädel, das Knochengebäude. In den letzten Arbeiten setzen sich immer mehr die zwei Gegensätze durch: organisch & kristallin – erdverbunden & metaphysisch = Terrakotta & Porzellan.“[23]
Bildhauerei/Malerei: „Gespannte Leinwände“ (1976–1988)
Kurt Spurey hat als Bildhauer schon seit 1976 auch das Konzept von „Gespannten Leinwänden“ entwickelt, das künstlerisch-bildhauerische Objekte durch Spannung von Leinwänden über darunter liegende Strukturen schuf. Hier schreibt Kurt Spurey selbst: „Eine Linie drückt von hinten an die Leinwand – dadurch wölbt sich die Leinwand nach Außen. Die dadurch sich ergebenden sphärischen Flächen binden die Linie im neu entstandenen Raumkörper. Sie entziehen sich jeder zeichenhaften, mithin bildnerischen oder auch methapherhaften Festlegung. Sie konzentrieren sich auf die materiellen Grundlagen der Malerei, also auf Leinwand, Farbe und den Malprozeß. Die Differenzierung der einzelnen Werke geschieht durch das Erfassen von Nuancen, die dem Betrachter erst durch längeres Sehen erfaßbar werden.“[24]
Malerei: Serien „Interlocking“ und „70+“ (ab 1991)
Ab dem Jahr 1991 begann sich der Künstler auch direkt mit Malerei zu beschäftigen. Entstanden sind unter anderem Werke der Reihe „Interlocking“ und der neuen Serie „70+“, die in flächiger Acrylmalerei das Verhältnis von Rahmen/ Umgebung zum Bildinhalt in neuartiger Weise thematisieren. Hier schreibt Dr. Wolfgang Drechsler (Museum Moderner Kunst MUMOK, Wien): „Und irgendwann erkennt man, dass ein Bild ja mehr ist als ein Fenster, das es selbst eine Fläche ist. und dass diese Fläche anders gestaltet werden kann. In dem Moment, wo man erkennt, dass das Bild eine Fläche und kein Fenster ist, stellt man die Frage, was macht eigentlich der Rahmen? Wie funktioniert das? Dieser Schritt ist im ganzen 20. Jhdt. immer weiter und immer ausführlicher gedacht worden. Kurt Spurey fügt durch seine malerischen Arbeiten dieser Frage neue Dimensionen hinzu.“[25]
Kurt Spurey hat auch verschiedene Projekte der Kunst im öffentlichen Raum verwirklicht. Neben div. dauerhaft sichtbaren keramischen Objekten sind auch seine temporären Installationen mit roten rechten Winkeln im öffentlichen Raum bemerkenswert.
Permanente Keramische Objekte (1971–1995)
Temporäre Interventionen (1996–2010)
Kurt Spurey hatte bisher ca. 80 „personale“ Ausstellungen (= Einzel-, Tandem- oder „Terzett“–Ausstellungen) in Österreich, Deutschland, Dänemark, Schweden, Italien, Luxemburg und den USA. Er nahm auch an mehr als 250 Gruppenausstellungen weltweit teil (Österreich, Deutschland, viele weitere europäische Länder, Türkei, USA, Kanada, Japan, Taiwan, Australien, Neuseeland). Hier wird eine Auswahl von 23 personalen und 75 Gruppenausstellungen genannt. Dazu kommen Arbeiten im öffentlichen Raum (siehe oben, #Kunst im öffentlichen Raum) und die Präsenz in Sammlungen und Museen.
Österreich: Museum für angewandte Kunst Wien; Albertina (Wien); Landesmuseum Joanneum, Graz; Kunstsammlung des Bundes (heute: Artothek des Bundes, Belvedere 21, Wien); Porzellanmuseum Augarten, Wien; Geschirrmuseum, Wilhelmsburg, NÖ; Sammlung der Gmundner Keramik, Gmunden.
Deutschland: Keramikmuseum Westerwald, Höhr-Grenzhausen; Deutsches Keramikmuseum Hetjens, Düsseldorf; Landesmuseum Oldenburg, Schloss Oldenburg; Keramion Keramikmuseum, Frechen bei Köln; Sammlungen der Veste Coburg (Keramik heute im Europäischen Museum für modernes Glas, Schloss Rosenau (Coburg));[64] Sprengel Museum Hannover; Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück; Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg; Keramiksammlung Ingrid und Rudolf Welle, Paderborn (heute im Museum Angewandte Kunst Gera); Keramiksammlung Alex Henrichs, Köln (heute im Museum für Angewandte Kunst Köln).[65] Keramiksammlung Jakob Wilhelm Hinder und Lotte Reimers, Deidesheim (1993 vom Land Rheinland-Pfalz übernommen und seit 2005 als „Moderne Keramik des 20. Jahrhunderts“ im Schloss Ludwigshöhe in Edenkoben (Rheinland-Pfalz) gezeigt; Keramiksammlung Gerhard Mammel, Nürnberg (heute im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg); Keramiksammlung Theresia und Heinz Döhmen, Mönchengladbach;[66] Sammlung Diethelm Lütze, Sindelfingen (1998 vom Land Baden-Württemberg übernommen; der Teil V: Keramik befindet sich heute im Badischen Landesmuseum, Karlsruhe);[67] Keramiksammlung Adolf Egner, Köln (heute als Schenkung aufgeteilt auf: Kolumba Museum und Museum für Angewandte Kunst, beide Köln).
Europa: Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam, Niederlande; Kunstindustrimuseet Kopenhagen, Dänemark; Museo internazionale della Ceramiche Faenza, Italien; Patrimonio culturale dell'Emilia Romagna, Collezione sculture, Bologna;[68] Victoria and Albert Museum, London; Muzeum Okręgowe w Rzeszowie (dt.: Bezirksmuseum Rzeszów), Toruń, Polen; Uměleckoprůmyslové museum (dt.: Kunstgewerbemuseum Prag); Designmuseum Gent (übernommene Sammlung des früheren Museum Sierat (Schmuckmuseum)) Gent, Belgien; Museo Nacional de Cerámica y Artes Suntuarias González Martí, Valencia, Spanien.
Amerika: Tennessee Arts Commission, Permanent Collection, Memphis, USA.;[69] Brooklyn Museum, New York City;[70] Memorial Art Gallery, Rochester (New York);[71] American Museum of Ceramic Art, Pomona (Kalifornien), USA[72]
Asien, Ozeanien: Taipei Fine Arts Museum, Taiwan; Museum of Modern Ceramic Art, Gifu, Japan; Tūhura Otago Museum, Dunedin (New Zealand).[73]
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