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3-dimensionaler Körper ausschließlich von geraden Flächen begrenzt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Polyeder (IPA: [ ][1][2][3], ; auch Vielflächner oder Vielflach; von altgriechisch πολύεδρος polýedros, deutsch ‚vielsitzig, vieleckig‘)[4] ist ein dreidimensionaler Körper, der ausschließlich von ebenen Flächen begrenzt wird.
Das Analogon im Zweidimensionalen ist das Polygon, im Vierdimensionalen das Polychor, allgemein das -dimensionale Polytop.
Beispiele sind der Würfel als beschränktes Polyeder und ein Oktant eines dreidimensionalen Koordinatensystems als unbeschränktes Polyeder.
Polyeder weisen neben planaren Flächen auch ausschließlich geradlinige Kanten auf, da sich planare Flächen als Teilmenge von Ebenen nur in Geraden schneiden.
Polyeder weisen folgende Eigenschaften auf:
Topologie
Größen
Einige Polyeder haben außerdem Symmetrieeigenschaften, zum Beispiel
Die platonischen Körper definieren außerdem Symmetriegruppen, nämlich die Tetraedergruppe, die Oktaedergruppe und die Ikosaedergruppe.
Konstruiert werden können Polyeder sowohl auf Basis ihrer Eckpunkte als auch ihrer planaren Flächen.
Konstruieren lassen sich Polyeder, indem mindestens vier Punkte (die nicht in einer Ebene liegen) durch Kanten miteinander verbunden werden. Die Eckenanzahl der entstehenden Begrenzungsflächen ist davon abhängig, wie viele Punkte jeweils in dieser Ebene liegen. Da drei Punkte je eine Ebene aufspannen, entstehen mindestens Dreiecke. Liegen vier oder mehr Punkte „geschickt“ in einer Ebene, entstehen als Begrenzungsflächen Vier- oder Mehrecke.
Konstruieren lassen sich Polyeder, indem der Raum durch mindestens vier Ebenen geteilt wird. Die Anzahl der notwendigen Ebenen ist die Anzahl der Flächen des Polyeders. Schnittpunkte zweier Ebenen bilden die Kanten des Polyeders (Anzahl ), die Schnittpunkte dreier oder mehrerer Ebenen die Eckpunkte (Anzahl ). Damit sich in einer Ecke mehr als drei Ebenen bzw. Flächen treffen, müssen sich „geschickt“ mehr als drei Ebenen in einem Punkt treffen.
Polyeder, wie sie uns im Alltag begegnen bzw. wie man sie von der Schulmathematik her kennt (vgl. vorhergehender Abschnitt), sind dreidimensional und beschränkt, also – im Sinne der Topologie – kompakte Teilmengen des dreidimensionalen euklidischen Raums. Sie zählen damit zu den geometrischen Körpern. Ein Polyeder heißt dabei dreidimensional, wenn es in keiner Ebene vollständig enthalten ist. Ein Polyeder heißt beschränkt, wenn es eine Kugel gibt, in der es vollständig enthalten ist. Unbeschränkte Polyeder mit nur einer Ecke werden Polyederkegel genannt. Dazu zählen etwa die Trieder (englisch trihedron).
Häufig sind dreidimensionale Polyeder zudem konvex. Ein Polyeder heißt konvex, wenn für je zwei Punkte des Polyeders die Verbindungsstrecke zwischen diesen Punkten vollständig im Polyeder liegt. Zum Beispiel ist das nebenstehende Dodekaeder konvex. Ein Beispiel eines nicht-konvexen Polyeders ist das unten gezeigte toroidale Polyeder.
Polyeder können nach verschiedenen Arten von Regelmäßigkeiten klassifiziert werden. Die wichtigsten sind:
Klassifizierung | Anzahl | 1. | 2. | 3. | 4. | konvex | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|
platonische Körper | 5 | jeweils dual zu einem platonischen Körper | |||||
Kepler-Poinsot-Körper | 4 | jeweils dual zu einem Kepler-Poinsot-Körper | |||||
reguläre Polyeder | 9 | – | gemeinsame Definition für platonische Körper und Kepler-Poinsot-Körper | ||||
archimedische Körper | 13 | jeweils dual zu einem catalanischen Körper | |||||
catalanische Körper | 13 | jeweils dual zu einem archimedischen Körper | |||||
reguläre Prismen geeigneter Höhe | die Seitenflächen sind 2 reguläre n-Ecke und n Quadrate, Ausschlusskriterium für archimedische Körper | ||||||
reguläre Antiprismen geeigneter Höhe | die Seitenflächen sind 2 reguläre n-Ecke und 2·n gleichseitige Dreiecke, Ausschlusskriterium für archimedische Körper | ||||||
reguläre Doppelpyramiden geeigneter Höhe | die Seitenflächen sind 2·n gleichschenklige Dreiecke, Ausschlusskriterium für catalanische Körper | ||||||
reguläre Trapezoeder geeigneter Höhe | die Seitenflächen sind 2·n Drachenvierecke, Ausschlusskriterium für catalanische Körper | ||||||
Johnson-Körper | 92 | alle Seitenflächen sind reguläre Polygone |
Die Flächen eines orthogonalen Polyeders treffen sich im rechten Winkel. Seine Kanten verlaufen parallel zu den Achsen eines kartesischen Koordinatensystems. Mit Ausnahme des Quaders sind orthogonale Polyeder nicht konvex. Sie erweitern die zweidimensionalen orthogonalen Polygone in die dritte Dimension. Orthogonale Polyeder kommen in der algorithmischen Geometrie zum Einsatz. Dort bietet ihre eingeschränkte Struktur Vorteile beim Bewältigen ansonsten ungelöster Probleme (beliebiger Polyeder). Ein Beispiel ist das Entfalten der Polyederflächen in ein polygonales Netz.
Chirale Polyeder sind Vielflächner, die topologisch nicht mit ihrem Spiegelbild übereinstimmen. Beispiele in drei Dimensionen sind der abgeschrägte Würfel und das schiefe Dekaeder. Sie weisen Händigkeit auf, das heißt, sie besitzen eine rechtshändige und eine linkshändige Variante, die durch Spiegelung aufeinander abgebildet werden können.[5]
Apeiroeder sind unbeschränkte Polyeder mit sich wiederholenden Strukturen.
Beispiele für Polyeder aus dem Alltag – verstanden als geometrische Körper – sind in ihrer üblichen Bauweise – Schränke, Pyramiden, Häuser, Kristalle, Spielwürfel und Geodätische Kuppeln. Keine Polyeder sind hingegen Kugeln, Kegel, Flaschen, Tortenstücke, da sie gekrümmte Randflächen besitzen.
Für konvexe und beschränkte Polyeder gilt der eulersche Polyedersatz:
Dabei ist die Anzahl der Ecken, die Anzahl der Kanten und die Anzahl der Flächen.
Für zusammenhängende Polyeder gilt allgemein
mit der Euler-Charakteristik . Für einen Torus zum Beispiel ist . Das rechts abgebildete Polyeder ist ein Beispiel dafür. Es hat 24 Ecken, 72 Kanten und 48 Flächen: .
Für alle Polyeder ist die Anzahl der Flächen mit ungerader Eckenanzahl (die jeweils gleich der Anzahl der Kanten ist) gerade. Das folgt daraus, dass die Summe der Anzahl der Kanten aller Seitenflächen gerade ist, weil diese Summe die doppelte Anzahl der Kanten des Polyeders ist.
Außerdem ist für alle Polyeder die Anzahl der Ecken, wo eine ungerade Anzahl von Flächen (die jeweils gleich der Anzahl der Kanten ist) zusammentrifft, gerade. Das folgt daraus, dass die Summe der Anzahl der Kanten, die an den Ecken zusammentreffen, gerade ist, weil diese Summe die doppelte Anzahl der Kanten des Polyeders ist.
Für jedes konvexe Polyeder gilt die Ungleichung , weil jede Fläche benachbart zu mindestens 3 Kanten ist und jede Kante genau 2 Flächen begrenzt. Daraus und aus der Gleichung (Eulerscher Polyedersatz) folgt . Außerdem gilt , weil in jeder Ecke mindestens 3 Kanten zusammentreffen und zu jeder Kante genau 2 Ecken gehören. Daraus und aus dem eulerschen Polyedersatz folgt .
Ein konvexes Polyeder mit Flächen hat also mindestens und höchstens Ecken. Daraus folgt außerdem, dass ein Polyeder mit Ecken mindestens und maximal Flächen hat.
Bei gegebener Anzahl von Flächen wird die minimale Anzahl von Ecken erreicht, wenn das Polyeder bei gerader Flächenzahl nur von Dreiecksflächen, bei ungerader Flächenzahl von einem Viereck und Dreiecken begrenzt wird. Das ist unter anderem beim Tetraeder, beim Oktaeder, beim Ikosaeder, bei den Deltaedern, bei einigen catalanischen Körpern und bei allen Doppelpyramiden der Fall. Weitere Beispiele sind die geodätischen Polyeder.
Bei gegebener Anzahl von Flächen wird stattdessen die maximale Anzahl von Ecken erreicht, wenn sich in jeder Ecken immer nur 3 Flächen und 3 Kanten treffen. Das ist unter anderem beim Tetraeder, beim Würfel, beim Dodekaeder, bei einigen archimedischen Körpern und bei allen Prismen der Fall. Weitere Beispiele sind die Goldberg-Polyeder.
Diese Polyeder weisen für eine gegebene Anzahl von Flächen (oder Ecken) auch jeweils das Minimum oder das Maximum an Kanten auf.
Polyeder werden nur in Ausnahmefällen (im Allgemeinen der Körper mit maximaler Symmetrie, die platonischen Körper) nach der Anzahl der begrenzenden Flächen klassifiziert.
So versteht man unter Oktaeder (3,3,3,3,3,3,3,3) eher einen platonischen Körper als einen Zylinder mit sechsseitiger Grundfläche (6,6,4,4,4,4,4,4).
Die Anzahl von Polyedern mit verschiedenen Topologien bei gegebener Seitenanzahl wächst überexponential mit der Seitenanzahl.
Der Name eines Polyeders weist im Allgemeinen auf dessen Verwandtschaft und dessen Konstruktionsprinzip hin, manchmal auch auf Gegenstände des alltäglichen Lebens. Polyeder, deren Name „-dekaeder“ enden, brauchen nicht einmal 12 Flächen zu haben (Ausgehöhltes Dodekaeder mit 20 Flächen), teilweise gibt es nur in der Konstruktionskette Zwölfflächner oder Polyeder, die von einer bestimmten Polygonart 12 Flächen haben (Rhombenikosidodekaeder mit 62 Flächen).
Flächen | allgemein | Beispiel | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Name | Kanten | Ecken | Name | Bild | K | E | |||
4 | Tetraeder | 6 | 4 | Dreieckpyramide | 6 | 4 | |||
5 | Pentaeder | 8...9 | 5...6 | Quadratpyramide | 8 | 5 | |||
6 | Hexaeder | 9...12 | 5...8 | Würfel | 12 | 8 | |||
7 | Heptaeder | 11...15 | 6...10 | verlängerte Dreieckpyramide | 12 | 7 | |||
8 | Oktaeder | 12...18 | 6...12 | regelm. Oktaeder | 12 | 6 | |||
Tetraederstumpf | 18 | 12 | |||||||
Rhomboederstumpf | 18 | 12 | |||||||
9 | Enneaeder | 14...21 | 7...14 | verlängerte Quadratpyramide | 16 | 9 | |||
10 | Dekaeder | 15...24 | 7...16 | Fünfeck-Bipyramide | 15 | 7 | |||
pentagonales Trapezoeder | 20 | 12 | |||||||
11 | Hendekaeder | 17...27 | 8...18 | ? | 20 | 11 | |||
12 | Dodekaeder | 18...30 | 8...20 | regelmäßiges Dodekaeder | 30 | 20 | |||
13 | Tridekaeder | 9...22 | verdreht verlängerte Quadratpyramide | 20 | 9 | ||||
14 | Tetradekaeder | 9...24 | Disheptaeder | 24 | 12 | ||||
15 | Pentadekaeder | 10...26 | verlängerte Fünfecks- Bipyramide | 25 | 12 | ||||
16 | Hexadekaeder | 10...28 | zweifach erweitertes Antiprisma | 24 | 10 | ||||
17 | Heptadekaeder | 11...30 | erweiterte Sphenocorona | 26 | 11 | ||||
18 | Oktadekaeder | 11...32 | Quadratdoppelkuppel | 32 | 16 | ||||
20 | Ikosaeder | 12...36 | regelmäßiges Ikosaeder | 30 | 12 | ||||
22 | Ikosidiploeder | 13...40 | verlängerte Fünfeckskuppel | 45 | 25 | ||||
24 | Ikositetra- eder | 14...44 | Deltoidal- ikositetra- eder | 48 | 26 | ||||
30 | Triakontaeder | 17...56 | doppelt erweitertes abgestumpftes Hexaeder | 60 | 32 | ||||
32 | Triakontadiploeder | 48...90 | 18...60 | Ikosaederstumpf | 90 | 60 | |||
Ikosidodekaeder | 60 | 30 | |||||||
Dodekaederstumpf | 90 | 60 | |||||||
60 | Hexakontaeder | 90...174 | 32...116 | Pentagonhexakontaeder | 150 | 92 |
Für jedes konvexe Polyeder existiert ein duales Polyeder . Das duale Polyeder hat genau eine Fläche für jede Ecke von , und zwei Flächen von grenzen aneinander genau dann, wenn die entsprechenden Ecken von durch eine Kante verbunden sind. Die Ecken von wiederum entsprechen genau den Flächen von . Anders ausgedrückt: es gibt eine bijektive Zuordnung der Ecken des Polyeders auf die Flächen des dualen Polyeders, so dass zwei Ecken von genau dann benachbart sind, wenn die zugeordneten Flächen von aneinander grenzen. Entsprechend sind auch die Kanten des Polyeders den Kanten des dualen Polyeders bijektiv zugeordnet. Ebenso gibt es eine Bijektion zwischen den Flächen von und den Ecken von . Das Dual des Würfels ist beispielsweise der Oktaeder (siehe Abbildung): jeder Seitenfläche des Würfels, also jedem Quadrat, entspricht eine Ecke des Oktaeders (in der Abbildung ist die Ecke gerade der Mittelpunkt des Quadrats), und jeder Ecke des Würfels entspricht eine Seitenfläche des Oktaeders (die Ecke liegt genau senkrecht über dem Schwerpunkt dieses Dreiecks). Umgekehrt ist das Dual des Oktaeders wieder der Würfel.
Duale Polyeder existieren paarweise, und das Dual eines Duals ist wieder das ursprüngliche Polyeder (). Einige Polyeder sind selbst-dual, was bedeutet, dass das Dual des Polyeders mit dem ursprünglichen Polyeder kongruent ist. Solche Polyeder sind zum Beispiel das Tetraeder, die quadratische Pyramide und alle regelmäßigen Pyramiden.[6] Das Dual eines platonischen Körpers ist selbst ein platonischer Körper. Das Hexaeder ist dual zum Oktaeder und umgekehrt, das Dodekaeder ist dual zum Ikosaeder und umgekehrt und das Tetraeder ist dual zu sich selbst. Jeder der 13 archimedischen Körper ist dual zu einem der 13 catalanischen Körper und umgekehrt.
Abstrakte Polyeder haben auch Duale, die zusätzlich erfüllen, dass sie die gleiche Euler-Charakteristik und Orientierbarkeit wie das ursprüngliche Polyeder haben. Diese Form der Dualität beschreibt jedoch nicht die Form eines dualen Polyeders, sondern nur seine kombinatorische Struktur. Für einige Definitionen nichtkonvexer geometrischer Polyeder existieren Polyeder, deren abstrakte Duale unter derselben Definition nicht als geometrische Polyeder realisiert werden können.
Vielfach wird neben dem Begriff des Polytops auch der Begriff „Polyeder“ für nicht notwendigerweise dreidimensionale Räume verwendet.
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