deutsche Schauspielerin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Jutta Hoffmann (* 3. März1941 in Ammendorf bei Halle an der Saale) ist eine deutscheSchauspielerin. Sie zählte ab dem Ende der 1960er Jahre zu den bekanntesten Schauspielerinnen der DDR und gehört seit Beginn der 1980er Jahre zu den bedeutendsten Darstellerinnen im deutschsprachigen Raum.
Herkunft und Ausbildung
Jutta Hoffmann wurde im Haus Friedrichstraße 8 in Ammendorf als erstes Kind von Alice und Erich Hoffmann geboren und wuchs zusammen mit ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Sabine auch in diesem Hause auf.[1] Während der Schulzeit war sie Mitglied der Laienspielgruppe der Buna-Werke in Schkopau. Nach dem Abitur in Merseburg studierte sie 1959 bis 1962 an der Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg.
Privates
Hoffmann war in erster Ehe mit dem Regisseur Herrmann Zschoche und ist in zweiter Ehe mit dem österreichischen Schauspieler und Regisseur Nikolaus Haenel verheiratet, mit dem sie zwei Kinder hat. Die Rapperin Haiyti ist ihre Enkelin. Sie lebt in Potsdam.
Theater
1960 debütierte Hoffmann als Theaterschauspielerin in der Bühneninszenierung Und das am Heiligabend am Berliner Maxim-Gorki-Theater, dem sie bis 1973 angehörte.
Sie spielte bei Ruth Berghaus, Robert Wilson, Luc Bondy, Thomas Langhoff und Peter Zadek. Vor allem aber hat Einar Schleef sie geprägt. 1973 ging sie zum Berliner Ensemble. 1975 war sie bei ihm am Berliner EnsembleStrindbergsFräulein Julie in jener Skandalinszenierung, die mit ihrem auf die Selbstbefreiung des Individuums ausgerichteten Gestus den Unwillen der SED-Kulturbürokraten hervorrief und nach zehn ausverkauften Vorstellungen prompt abgesetzt werden musste. Besonderer Furor ging von einem in die Aufführung integrierten wilden Tanz Berliner Oberschüler nach Beat-Rhythmen aus und von Jutta Hoffmanns finalem Abgang über die Lehnen der Sitzreihen im Parkett und die Köpfe der Zuschauer hinweg.[2] «Das Verrückteste, was im Berliner Ensemble je über die Bühne ging», schrieb Theater heute. In Schleefs spektakulärer Inszenierung Verratenes Volk spielte Hoffmann 2000 die Rosa Luxemburg und sie stand in Herr Puntila und sein Knecht Matti (1996) am Berliner Ensemble auf der Bühne.
1961 gab Hoffmann unter der Regie von Werner W. Wallroth als Katrin in dem Spielfilm Das Rabauken-Kabarett ihr Filmdebüt. Erste wichtige Rollen vor der Kamera hatte sie 1967 als Lämmchen in der zweiteiligen Fernsehverfilmung von Hans FalladasKleiner Mann – was nun? und 1970 in der ebenfalls zweiteiligen Arnold-Zweig-Verfilmung Junge Frau von 1914 als Bankierstochter Leonore Wahl. Wiederholt arbeitete sie mit dem Regisseur Egon Günther zusammen, so 1972 für dessen Kinofilm Der Dritte, der auf den Filmfestivals in Karlsbad und in Venedig (Darstellerpreis der FIPRESCI-Jury als Beste Schauspielerin) ausgezeichnet wurde, erlangte sie internationalen Ruhm und konnte bei der Biennale den FIPRESCI-Preis als beste Schauspielerin für die Darstellung der Margit Flieser entgegennehmen; die DDR ehrte ihre Künstlerin mit dem „Nationalpreis“. Im selben Jahr erhielt Hoffmann den Deutschen Kritikerpreis. Weitere Zusammenarbeiten mit Günther hatte sie u.a. 1974 in dem Film Die Schlüssel als Arbeiterin Ric, der wegen der heiklen Thematik mit einem Aufführungsverbot belegt wurde und 1975 in der Thomas-Mann-VerfilmungLotte in Weimar in der Rolle der Schriftstellerin und Scherenkunstmeisterin Adele Schopenhauer an der Seite von Lilli Palmer.
„... denn ich hab ja schon einige DDR-Filme gesehen im westdeutschen Fernsehen – auch einen von Egon Günther – ich wusste also, dass in der DDR genauso gute Schauspieler sind wie drüben in Westdeutschland. Weiß nicht, wen ich da herausheben sollte – ich kann mir im Augenblick niemanden denken drüben, den ich mit der Jutta Hoffmann vergleichen könnte – in Können, Technik und der Jugend, die sie doch noch hat!“
– Lilli Palmer: im Kino-Trailer zum DEFA-Film Lotte in Weimar, 1975[3]
Die Ausgrenzung aus dem parteitreuen DDR-Kunstbetrieb spiegelt sich in Filmen wie Herrmann ZschochesKarla, in dem sie eine Lehrerin spielt und der 1965 verboten wurde, oder später in Das Versteck mit Manfred Krug (1977). 1979 spielte sie im Indianerfilm Blauvogel letztmals für die DEFA.
2005 wurde Hoffmann von der DEFA-Stiftung für ihre Verdienste um den deutschen Film geehrt. Aus Anlass ihres 70. Geburtstags widmete ihr das Filmmuseum Potsdam eine Ausstellung. Seit 2011 hat Hoffmann einen Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin.[4]
Otto Paetz: Porträt Jutta Hoffmann (Bleistift-Zeichnung, um 1964)[5]
1976: Tschingis Aitmatow: Der Aufstieg auf den Fudschijama (Gulshan, Schauspielerin) – Regie: Peter Groeger (Hörspiel – Rundfunk der DDR) Erstsendung abgesetzt und erst 13 Jahre später, im Dezember 1989 erfolgt.[7]
1977: Ingeborg Bachmann: Der gute Gott von Manhattan (Jennifer) – Regie: Peter Groeger (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1977: Bertolt Brecht: Die Tage der Commune (Genevieve) – Regie: Barbara Plensat und Joachim Staritz (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1979: Brigitte Hähnel: Wappen oder Zahl (Lika) – Regie: Barbara Plensat (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1979: Joachim Brehmer: Jahreswechsel – Wechseljahre (Helene) – Regie: Achim Scholz (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1979: Alberto Molina: Beerdigung unter Bewachung (Aida) – Regie: Fritz Göhler (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1980: Alfred Matusche: An beiden Ufern (Hanna) – Regie: Peter Groeger (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1981: Brigitte Hähnel: Die Einladung (Sie) – Regie: Barbara Plensat (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1982: Märta Tikkanen: Liebesgeschichte des Jahrhunderts – Regie: Heljä Talvikki Ahonen (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
1983: Johann Karl August Musäus: Melechsala oder Die Wahrheit über des Grafen von Gleichen Ehe mit zwei Frauen zugleich (Melechsala) – Regie: Norbert Speer (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
1988: Michael Gaida: Die Erde bebt, die Masse ruht (Rita) – Regie: Rüdiger Meyke (Hörspiel – RB/WDR)
2015: Peter Kramer: Todsicher (Edith Neubert) – Regie: Walter Niklaus (Hörspiel – MDR)
2015: Reinhold Batberger: Die Bibel der Hölle – Regie: Andrea Getto (Hörspiel – hr)
2015: Walter Niklaus: Todsicher – Regie: Walter Niklaus (Kriminalhörspiel – MDR)
Gebrüder Grimm: Schneeweißchen und Rosenrot, Hörspiel mit Otto Mellies, Jutta Hoffmann, Waltraut Kramm, Walter Lendrich, Regie: Heinz Möbius, Single, 1965, LITERA 5 60 078
Hans Christian Andersen: Die Nachtigall, Hörspiel mit Jutta Hoffmann, Rolf Ludwig, Fred Düren u.a., Regie: Dieter Scharfenberg, LP, 1970, LITERA 8 65 147
Wolfgang Amadeus Mozart: Der Schauspieldirektor KV 486, Gesamtaufnahme mit Rosemarie Rönisch, Peter Schreier, Hermann Chr. Polster, Helmut Müller-Lankow, Jutta Hoffmann, Monika Lennartz, LP, 1970, ETERNA 8 26 073
Robert Louis Stevenson: Der Flaschenteufel, Hörspiel mit Kurt Böwe, Wolfgang Greese, Jutta Hoffmann u.a., Regie: Dieter Scharfenberg, LP, 1975, LITERA 8 65 178
Brüder Grimm: Der Gestiefelte Kater/ Der Trommler, Hörspiel mit Klaus Piontek, Kurt Böwe, Jutta Hoffmann, Regie: Dieter Scharfenberg, LP, 1975, LITERA 8 65 208
Carlos Paredes – Meister Der Portugiesischen Gitarre: Das Gold und das Getreide – Suite für Sprecherin und Portugiesische Guitarre, mit Jutta Hoffmann, LP, 1977, AMIGA 8 45 140
Brigitte Reimann: Ich bedaure nichts – Tagebücher 1955–1963, gelesen von Jutta Hoffmann, 2 Audio-CDs, MDR 2000/Der Audio Verlag 2000, ISBN 978-3-89813-066-0.[8]
Brigitte Reimann: Alles schmeckt nach Abschied – Tagebücher 1964–1970, gelesen von Jutta Hoffmann, Regie: Matthias Thalheim, 2 Audio-CDs, MDR 2000/Der Audio Verlag 2000, ISBN 978-3-89813-110-0.
Per Olov Enquist: Der Besuch des Leibarztes, Hörspielbearbeitung: Valerie Stiegele, Regie: Walter Adler, mit Ulrich Matthes, Felix von Manteuffel, Jutta Hoffmann u.v.a., 2 CDs, NDR/SWF/der hörverlag 2002, ISBN 3-89584-974-X
Brigitte Reimann: Tagebücher 1955–1970, gelesen von Jutta Hoffmann, 4 Audio-CDs, MDR 2000/Der Audio Verlag 2004, ISBN 978-3-89813-362-3.
Hans Fallada: Kleiner Mann – was nun?, gelesen von Jutta Hoffmann, 4 Audio-CDs, MDR 2006/Der Audio Verlag 2006, ISBN 978-3-89813-846-8.[9]
Hans Fallada: Weihnachten mit Hans Fallada, gelesen von Jutta Hoffmann, 2 CDs, 1h 46 min, Der Audio Verlag Berlin Berlin 2018, ISBN 978-3-7424-0650-7
Christa Wolf: Moskauer Tagebücher. Wer wir sind und wer wir waren, CD, 59 min, Der Audio Verlag Berlin Berlin 2018, ISBN 978-3-7424-0448-0
Gertrud Schleef, Einar Schleef: Briefwechsel I+II, zusammen mit Thomas Thieme, mp3-CD, 4h 48 min., Der Audio Verlag Berlin 2021, ISBN 978-3-7424-2134-0
Silberner Löwe als „Beste Darstellerin“ bei den Filmfestspielen Venedig (für Der Dritte) (1972)
C. Bernd Sucher (Hg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 1995, 2. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S.311 f.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 4: H – L. Botho Höfer – Richard Lester. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S.13.
Erstausstrahlung: Teil 1/Teil 2: 16./17. Dezember 1967, Deutscher Fernsehfunk; auch in der Bundesrepublik: 14./21. Dezember 1980, Bayerischer Rundfunk, Drittes Programm
Für Sonntag, den 28. März 1976, 20 Uhr war für das Kulturprogramm „Radio DDR II“, die Ursendung des Hörspiels „Der Aufstieg auf den Fudschijama“ nach Tschingis Aitmatows damals neustem Bühnenstück in der Programmzeitschrift „FF-Dabei“ angekündigt. Das Hörspiel war im Januar des Jahres 1976 mit einer hochkarätigen Besetzung – darunter Jutta Hoffmann, Kurt Böwe und Jürgen Hentsch – unter der Regie von Peter Groeger und mit einer Hörspielmusik von Reiner Bredemeyer aufwändig produziert worden. Aber an besagtem Sonntagabend wurde das Publikum vom Abendsprecher knapp auf eine Änderung des Programms hingewiesen und bekam eine Wiederholung von Alexander Gelmans Produktionsstück „Protokoll einer Sitzung“ geboten. Die Ursendung des Aitmatow-Dramas „Der Aufstieg auf den Fudschijama“ war durch eine Anweisung des SED-Zentralkomitees kurzfristig verboten worden. Als sich der Rundfunk-Komitee-Vorsitzende, Rudi Singer, darauf berief, dass Aitmatows Text ja in einer Auswahl sowjetischer Zeitstücke 1975 als Buch beim DDR-Verlag Volk und Welt erschienen sei, kam die Antwort vom ZK, die Freigabe für ein Buch bedeute noch lange nicht, dass das Werk in einem Massenmedium verbreitet werden dürfe. Die Tonbänder mit der Hörspiel-Inszenierung verschwanden im Tresor des damaligen Hauptabteilungsleiters Funkdramatik – Hans Bentzien. Er und die mit der Inszenierung befassten Mitarbeiter wurden gerügt. Mitten in der Breschnew-Doktrin sollten Aitmatows Erinnerungen an das schwere Unrecht der Stalinzeit kein breites Publikum erreichen. Erst nach dem Wende-Herbst 1989 erlebte die Inszenierung am 20. Dezember 1989 ihre tatsächliche Radiopremiere beim Rundfunk der DDR. Zuvor hatte das Stück mit zehnjähriger Verzögerung im Januar 1986 im Schauspielhaus Leipzig seine DDR-Erstaufführung auf dem Theater erlebt. siehe Hans Bentzien: Meine Sekretäre und ich, Verlag Neues Leben, Berlin 1995, S. 262ff.