Jelenia Góra
Stadt in Niederschlesien, Polen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Jelenia Góra (deutsch: Hirschberg) (von 1927 bis 1945 Hirschberg im Riesengebirge; gebirgsschlesisch Herschbrig oder Herschbrich; tschechisch Jelení Hora, auch Hiršperk), ist eine Stadt in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.
,Jelenia Góra | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Niederschlesien | |
Powiat: | Kreisfreie Stadt | |
Fläche: | 108,40 km² | |
Geographische Lage: | 50° 54′ N, 15° 44′ O | |
Höhe: | 350 m n.p.m. | |
Einwohner: | 75 429 (30. Juni 2023) | |
Postleitzahl: | 58-500 bis 58-588 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 75 | |
Kfz-Kennzeichen: | DJ | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | E 65 Szklarska Poręba–Legnica | |
Eisenbahn: | Jelenia Góra–Szklarska Poręba–Kořenov | |
Bahnstrecke Zgorzelec–Wałbrzych | ||
Nächster int. Flughafen: | Breslau | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Stadtgemeinde | |
Fläche: | 108,40 km² | |
Einwohner: | 78.335 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 723 Einw./km² | |
Gemeindenummer (GUS): | 0261000 | |
Verwaltung (Stand: 2018) | ||
Stadtpräsident: | Jerzy Łużniak (PO) | |
Adresse: | pl. Ratuszowy 58 58-500 Jelenia Góra | |
Webpräsenz: | [www.jeleniagora.pl jeleniagora.pl] |
Die Stadt liegt in Niederschlesien im Hirschberger Tal an der Mündung des Zacken in den Bober am Fuß des Riesengebirges, das die Grenze zu Tschechien bildet, auf 342 m ü. NHN, rund 90 km südwestlich von Breslau und 70 km östlich von Görlitz. Sie gehört zur Euroregion Neiße und ist Sitz des Karkonoski Park Narodowy (Nationalpark Riesengebirge).
Die Stadtgemeinde Jelenia Góra umfasst eine Fläche von 109 km², rund 80.000 Einwohner und gliedert sich in folgende Stadtteile (dzielnice):
sowie die Siedlungen (polnisch osiedle): Osiedle Orle, Osiedle Pomorskie, Osiedle Skowronków, Osiedle Widok, Osiedle XX-Lecia, Osiedle Zabobrze I, Osiedle Zabobrze II, Osiedle Zabobrze III und Osiedle Żeromskiego.
Hirschberg wurde wahrscheinlich kurz vor 1281 auf herzoglichem Boden gegründet. Es gehörte damals zum Herzogtum Schweidnitz und war Mittelpunkt eines deutschen Rodungsbezirks. Erstmals erwähnt wurde es 1281 als „Hyrzberc“ in einer Urkunde, mit der Herzog Bernhard I. von Löwenberg († 1286) den Johannitern von Striegau einen Grund am Oberlauf des Flusses Zacken verlieh. Eine weitere Erwähnung erfolgte 1288 in einer Urkunde des Herzogs Bolko I., in der dieser „unseren Bürgern von Hyrzberc“ (lateinisch nostrorum civium Hyrsbergensium) die Errichtung einer Schenke in Warmbrunn erlaubte. Für das Jahr 1299 ist Hirschberg als Stadt (civitas) belegt.
Unter Herzog Bolko II. erhielt Hirschberg 1338 das Meilenrecht, 1355 das Salz- und Bergwerksrecht sowie die Freiheit von Abgaben im Handel mit Böhmen, 1361 das Waag- und Münzrecht und 1366 die gegenseitige Zollfreiheit mit Breslau. Nach dem Tod Herzog Bolkos II. 1368 erhielt seine Witwe Agnes von Habsburg zwar ein lebenslanges Nießrecht über das Herzogtum, das jedoch gleichzeitig als erledigtes Lehen an die Krone Böhmen fiel. 1377 erwarb die Stadt die Vogtei von Herzogin Agnes.
Zwischen 1395 und 1406 gehörte Hirschberg dem böhmischen Oberstburggrafen Johann Kruschina von Lichtenburg. Während der Hussitenkriege wurde die seit 1291 belegte Burg am Hausberg auf Geheiß des Landeshauptmanns zerstört. 1502 gewährte der böhmische König Vladislav II. der Stadt das Recht der freien Ratswahl, sein Nachfolger Ludwig II. 1519 die Abhaltung eines Jahrmarkts und Kaiser Ferdinand II. in seiner Eigenschaft als König von Böhmen 1532 einen zweiten Markt. Mit der Einführung der Reformation 1524 entwickelte sich Hirschberg zu einem wichtigen evangelischen Zentrum. In der Stadtkirche wurde evangelisch gepredigt und 1566 ein evangelisches Schulhaus errichtet.
Seit dem 17. Jahrhundert waren das Hirschberger Tal und Jauer Zentren der Leinenproduktion, insbesondere feiner Schleier, deren Herstellungsweise 1570 aus Holland importiert worden war und für die die Stadt von Ferdinand II. 1630 ein Privileg erhielt. Das Leinen wurde als Nebenerwerb von Kleinbauern, Frauen und Kindern in Heimarbeit hergestellt. In den Handelskontoren nahe den Gewässern wurden sie dann in Lagergewölben gebleicht und aufbewahrt. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde Hirschberg mehrmals belagert und zur Zahlung von Kontributionen verpflichtet. 1658 erfolgte die Gründung einer Kaufmannssozietät, die das Monopol auf den Leinenhandel hatte und die Qualität der Ware kontrollierte, was wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung beitrug. Anfangs arbeiteten die Aufkäufer vorwiegend im Auftrag ausländischer Großhändler, doch konnten einige der Schleierherren bald eigene Niederlassungen im Ausland gründen. Zu den Hauptabnehmern der Ware zählten England, Italien, Spanien, Holland, Frankreich, Russland und das Habsburgerreich. Die Handelsherren ließen aufwendige Handelshäuser errichten und erwarben auch Landgüter in der Umgegend.
Trotz der verordneten Rekatholisierung konnte aufgrund der Altranstädter Konvention vor den Toren der Stadt 1708–1718 eine evangelische Gnadenkirche errichtet werden, die im Wesentlichen von den Hirschberger Kaufmannsfamilien finanziert wurde.
Die Errichtung des Hirschberger Gymnasiums[2] war ebenfalls gleich nach der Altranstädter Konvention 1707 in Angriff genommen worden. Das Lyzeum wurde 1709 gegründet und 1712 in eine Gelehrtenschule umgewandelt. Eine Umgestaltung zu einem Humanistischen Gymnasium begann dann zu Beginn des 19. Jahrhunderts.[3]
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Hirschberg wie fast ganz Schlesien an Preußen. Die damit verbundene Abtrennung der böhmischen und österreichischen Handelsmärkte führte zu einem beträchtlichen Einbruch der Leinen- und Schleierweberei, die seit dem 16. Jahrhundert florierte und der Stadt zu einer wirtschaftlichen Blüte und Reichtum verholfen hatte. Auch der Import von Baumwolle trug zum Niedergang der Heimproduktion bei, ferner die napoleonische Kontinentalsperre und die Gründung der Erdmannsdorfer Fabrik durch die Preußische Seehandlung 1840.
Nach der Neugliederung Preußens gehörte Hirschberg seit 1815 zur Provinz Schlesien und war ab 1816 Sitz des Landkreises Hirschberg im Regierungsbezirk Liegnitz.
Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert entstanden neben der Leinenindustrie Maschinen-, Papier- und Zementfabriken sowie Mehl- und Schneidemühlen. Mit dem Eisenbahnanschluss 1866 nach Görlitz und Berlin und ein Jahr später nach Waldenburg und Breslau entwickelte sich Hirschberg zu einem beliebten Ausflugs- und Touristenort. Im Hirschberger Tal entstanden im 19. Jahrhundert etwa 30 teils große Schlösser, etwa das von Prinz Wilhelm von Preußen oder das Schloss Fischbach in Fischbach, das Schaffgotsch-Palais Bad Warmbrunn, das Schloss Schildau in Schildau (einst im Besitz von Prinzessin Luise von Preußen).[4] Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Hirschberg eine evangelische und vier katholische Kirchen, eine Synagoge, ein Gymnasium, ein Waisenhaus, eine Handelskammer und war Sitz eines Landgerichts.[5]
Seit dem 1. April 1922 bildete die Stadt Hirschberg einen eigenen Stadtkreis im Regierungsbezirk Liegnitz der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reichs. 1924 wurde der Gutsbezirk Hartau, 1928 der Gutsbezirk Schwarzbach aus dem Landkreis in die Stadt eingegliedert. Am 9. Juli 1927 erhielt die Stadt Hirschberg, die bisher auch den Zusatz i. Schles. trug, die neue Bezeichnung Hirschberg im Riesengebirge, wobei sich bald die amtliche Schreibweise Hirschberg i. Rsgb. durchsetzte. 1934 wurde eine Hochschule für Lehrerbildung aus Halle hierher verlagert, die bis 1941 bestand und zunächst im seit 1931 bestehenden Neubau des Gymnasiums im Kramstaweg (heute: Hochschule in der ul. Nowowiejska 3) unterkam.[6] 1934 wurden vier jüdische Bürger in der Nähe der Halben Meile ermordet. 1936 ging eine Zellwollefabrik in Betrieb. Im Zweiten Weltkrieg wurde in Hirschberg ein Außenlager des KZ Groß-Rosen errichtet[7][8] und von Februar bis Mai 1945 wurden Gefangene des Nacht-und-Nebel-Erlasses im Landgerichtsgefängnis Hirschberg inhaftiert.[9]
Gegen Kriegsende wurde Hirschberg im April 1945 von der Roten Armee eingenommen und wenig später von der sowjetischen Besatzungsmacht unter polnische Verwaltung gestellt. Es begann die Zuwanderung polnischer Migranten aus Ostpolen. Der Stadtname wurde als Jelenia Góra ins Polnische übersetzt. Die deutsche Bevölkerung wurde – soweit sie nicht vorher geflohen war – bis auf wenige Ausnahmen vertrieben.
Die Stadt hatte keine Kriegszerstörungen erlitten, gleichwohl wurden zahlreiche Häuser der Altstadt nach 1945 dem Verfall preisgegeben. Nach 1965 erfolgte eine vereinfachte Rekonstruktion der Ringbebauung. 1975 bis 1998 war die Stadt Hauptstadt der Woiwodschaft Jelenia Góra. Die Wirtschaftsuniversität Breslau (Uniwersytet Ekonomiczny we Wrocławiu) betreibt hier eine Außenstelle mit einem Schwerpunkt auf Regionalwirtschaft und Tourismus.
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1787 | 6.295 | |
1816 | 6.513 | mit Neugrunau[10] |
1825 | 6.184 | davon 5.320 Evangelische, 780 Katholiken, 84 Juden[11] |
1840 | 7.144 | davon 6.004 Evangelische und 130 Juden[12] |
1867 | 10.464 | am 3. Dezember[13] |
1871 | 11.776 | am 1. Dezember, davon 9.007 Evangelische, 2.400 Katholiken, 29 sonstige Christen, 336 Juden, vier Sonstige[13] |
1890 | 16.314 | davon 12.206 Evangelische, 3.526 Katholiken und 388 Juden[14] |
1900 | 17.865 | mit der Garnison (ein Jägerbataillon Nr. 5), davon 4.118 Katholiken, 335 Juden[5] |
1905 | 19.317 | am 1. Dezember, einschließlich aktiver Militärpersonen (666 Mann); davon 14.408 Evangelische (14.389 mit deutscher Muttersprache, drei mit tschechischer Muttersprache, 16 sprechen eine andere Sprache) und 4.455 Katholiken (4.149 mit deutscher Muttersprache, 115 mit tschechischer Muttersprache, 171 sprechen eine andere Sprache, 20 sprechen Deutsch und eine andere Sprache) sowie 124 andere Christen, 328 Juden und zwei Sonstige[15] |
1925 | 28.673 | davon 21.993 Evangelische, 5.776 Katholiken, 122 sonstige Christen, 266 Juden[14] |
1933 | 30.692 | davon 23.168 Evangelische, 5.860 Katholiken, 66 sonstige Christen, 240 Juden[14] |
1939 | 32.764 | davon 23.982 Evangelische, 6.422 Katholiken, 224 sonstige Christen, 70 Juden[14] |
An der Spitze der Stadtverwaltung steht der Stadtpräsident. Von 2010 bis 2018 war dies Marcin Zawiła (PO), der das Amt bereits 1990 bis 1994 innehatte und bei der turnusmäßigen Wahl im Oktober 2018 nicht erneut kandidierte.
Sein Nachfolger wurde Jerzy Łużniak (ebenfalls PO). Die Wahl 2024 führte zu folgendem Ergebnis:[18]
In der damit notwendig gewordenen Stichwahl konnte sich Łużniak mit 58,9 % der Stimmen gegen Papaj durchsetzen und wurde wiedergewählt.
Die Wahl 2018 führte zu folgendem Ergebnis:[19]
In der damit notwendig gewordenen Stichwahl konnte sich Łużniak mit 59,8 % der Stimmen gegen den PiS-Kandidaten Mróz durchsetzen und neuer Stadtpräsident werden.
Der Stadtrat umfasst 23 Mitglieder, die direkt gewählt werden. Die Wahl im April 2024 führte zu folgendem Ergebnis:[20]
Die Wahl im Oktober 2018 führte zu folgendem Ergebnis:[21]
Wappenbeschreibung: In Silber auf grünem Dreiberg ein roter, schwarzgehufter stehender Zwölfender-Hirsch mit einem grün-goldenen stilisierten, dreiblättrigem Kleeblatt im Maul. Es gehört damit zu den Redenden Wappen.
Ein älteres Wappen war schräglinks in Silber und Blau gespalten und der Hirsch war laufend mit einem Kleeblatt im Maul.[22]
Die Partnerstädte von Jelenia Góra sind (Stand September 2022):[23]
Ehemalige Partnerstädte:
Der am 20. August 1866 eröffnete Bahnhof Jelenia Góra liegt an der Bahnstrecke Wrocław Świebodzki–Zgorzelec. Später kamen die Strecken Kamienna Góra–Jelenia Góra, Jelenia Góra–Kořenov und Bahnstrecke Jelenia Góra–Żagań hinzu.
Die Stadt liegt an der Nationalstraße 3, zudem beginnt dort die Nationalstraße 30. Nächste Autobahnen sind die A4 mit der Anschlussstelle 12-Kostomłoty (Richtung Breslau) und A18 mit der Anschlussstelle 6–Bolesławiec (Richtung Cottbus).
1957 wurde in Jelenia Góra in der ul. Sudecka 55 bei 50°53'51" nördlicher Breite und 15° 44'34" östlicher Länge ein Rundfunksender für Mittelwelle eingerichtet, der als Antennenträger bis 1967 einen 47 Meter hohen Holzturm verwendete. Dieser Turm war möglicherweise der einzige nach 1945 für Rundfunksendezwecke in Polen errichtete Holzturm. 1967 wurde der Holzturm durch einen 72 Meter hohen Stahlmast ersetzt. Seit der Einstellung des Mittelwellensendebetriebs 1994 dient dieser Sendemast zur Verbreitung von UKW-Hörfunkprogrammen.[24]
In Hirschberg spielt die Rübezahl-Sage Rübezahl als Holzhauer. Nach der Sage lebte im Ort ein geiziger Bäcker, der die Not der ihm Holz liefernden Bauern ausnutzte. Rübezahl bot dem Bäcker an, ihm für eine Hucke Holz die von einem Bauern gerade erworbene große Menge Holz zu hauen. Der Bäcker willigte ein. Rübezahl zog daraufhin sein eigenes linkes Bein aus der Hüfte und hackte damit das Holz rasend kurz und klein und lud sich schließlich die gesamte Holzmenge auf. Das Holz warf er beim Hof des Bauern ab. Der schockierte Bäcker nutzte fortan die Bauern nicht mehr aus.[35]
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