Himmelkron
Gemeinde in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Himmelkron ist eine Gemeinde im oberfränkischen Landkreis Kulmbach in Bayern.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 4′ N, 11° 36′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberfranken | |
Landkreis: | Kulmbach | |
Höhe: | 343 m ü. NHN | |
Fläche: | 23,06 km2 | |
Einwohner: | 3445 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 149 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 95502, 95460 | |
Vorwahlen: | 09227, 09273 | |
Kfz-Kennzeichen: | KU, EBS, SAN | |
Gemeindeschlüssel: | 09 4 77 121 | |
LOCODE: | DE HIK | |
Gemeindegliederung: | 14 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Klosterberg 9 95502 Himmelkron | |
Website: | www.himmelkron.de | |
Erster Bürgermeister: | Gerhard Schneider[2] (CSU) | |
Lage der Gemeinde Himmelkron im Landkreis Kulmbach | ||
Der Ort (343 m ü. NHN) liegt an der Mündung des Streitmühlbaches (auch Rohresbach genannt) in den Weißen Main, einem Quellfluss des Mains, dessen Quelle am Ochsenkopf im Fichtelgebirge 30 km entfernt ist. Umgeben wird er von den Randlagen des Frankenwaldes, des Fichtelgebirges und des Fränkischen Jura.
Der schmale Taleinschnitt des Streitmühlbaches nach seiner Quelle in Rohresreuth (Gemeindeteil von Marktschorgast, 507 m ü. NHN) in die geologische Formation Fränkische Linie bietet eine „Aufstiegshilfe“ für zwei Verkehrsadern zur Überwindung des Höhenunterschiedes vom Tal des Weißen Mains zur Münchberger Hochfläche (zwischen Frankenwald und Fichtelgebirge). Die Bahnstrecke von Bamberg nach Hof an der Saale, Teil der Ludwig-Süd-Nord-Bahn, erhielt 1848 für die 158 Höhenmeter eine Rampe, die „Schiefe Ebene“, mit einer Steigung von bis zu 25 ‰. Den gleichen Höhenunterschied überwindet die Autobahn A 9 München–Berlin.
Der Hauptort liegt auf einer ca. 1 km langen Anhöhe zwischen den Tälern des Mains und des Streitmühlbaches, sowie im Tal des Streitmühlbaches. Am nordwestlichen Ende beim Zusammenfluss der beiden Gewässer fällt die Anhöhe auf drei Seiten steil ab, der Bergsporn ist der ideale Ort für die Errichtung einer Burg und in der Nachfolge der Klosteranlage. Am anderen südöstlichen Ende bei der Kreuzung der beiden Verkehrsadern B 303 und A 9 wurde 1996 weithin sichtbar die Autobahnkirche St. Christophorus errichtet.
Es gibt 14 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[3][4]
Es gibt die Gemarkungen Gössenreuth, Himmelkron, Himmelkroner Forst und Lanzendorf.
Der Ort hat seinen Ursprung auf der rechts des Weißen Mains gelegenen, ursprünglich slawischen Siedlung „Pretzendorf“[Anm 1] mit der Burg „Castrum Prezendorff“. Sie wurde wohl von den Andechs-Meranien gegründet.[5]
Zu Weihnachten 1279 schenkte Otto III., Graf von Weimar-Orlamünde (* 1244, † 1285), der als Landesherr auf der Plassenburg von Kulmbach residierte, die Burg dem Zisterzienserorden zur Gründung eines Frauenklosters. Sie war im Besitz der Grafen von Weimar-Orlamünde, deren Grafschaft auf dem Gebiet des heutigen Thüringens lag.
Zur Schenkung gehörten auch die dazugehörigen „Äckern, Wiesen, Wäldern, Mühlen, Gewässern und die mit ihnen verbundenen Rechte“. In der Stiftungsurkunde wird der Name des Klosters mit „corona coeli“ (Krone des Himmels) festgelegt. Sein Motiv für die großzügige Stiftung war der Wunsch nach „Vergebung aller unserer Sünden und zum Heil unserer Seelen“.[6] Sechs Jahre nach der Schenkung verstarb er. Der Name Himmelkron galt zunächst nur für den Klosterbezirk. Erst um 1600, nach der Klosterzeit, ging der Name auch auf das Dorf über. 1602 wurde ein größerer Friedhof an der Straße nach Lanzendorf angelegt, der den Friedhof an der Klosterkirche ablöste. Seitdem wurde der Name Pretzendorf nicht mehr erwähnt.[7]
Die ersten Nonnen kamen wahrscheinlich aus dem Kloster Sonnefeld bei Coburg, dem nächstgelegenen Frauenkloster der Zisterzienser. Agnes von Weimar-Orlamünde († 1354), die Tochter des Klosterstifters Otto III., war Äbtissin des Klosters. Beide haben ein Denkmal im Altarraum der Stiftskirche, die Tumba des Grafen Otto und das Epitaph der Äbtissin Agnes. Noch im 13. Jh. erging der Auftrag zum Bau der Kirche und geeigneter Klostergebäude südlich der Kirche. Mit drei Gebäuden aus dem 13. und 14. Jh. umschließen sie den Klosterhof. Die gotische Klosterkirche, die der Maria geweiht ist, zeigt die typischen Merkmale einer Zisterzienserkirche, hohe Kirchenfenster, schlichte Strebepfeiler und einem Dachreiter mit Glockenstuhl. Er sitzt über eine durchgehende Trennwand, der die Kirche in einen östlichen Teil, der Laienkirche, und dem westlichen Teil, dem Klausurbereich für die Nonnen mit Kapelle und Nonnensaal im ersten Stock trennt. Nur über zwei schmale Fenster war ein Sichtkontakt vom Nonnensaal in die Laienkirche möglich, um den Gottesdienst verfolgen zu können.[8]
Unter der 11. Äbtissin Elisabeth von Künsburg (1460–1484) wurde 1473 der Kreuzgang, errichtet, der den Klosterhof an allen vier Seiten umschloss. Musizierende Engel schmücken das Kreuzrippengewölbe, an der Kirchenwandseite sind Reliefs angebracht mit Darstellungen zu den Artikeln aus dem Glaubensbekenntnis, die den Nonnen zur Meditation dienten. Auch wenn vom Kreuzgang nur noch der nördliche Flügel übriggeblieben ist und die ursprünglich vorhandenen Figuren auf den Konsolen verschwunden sind, ist der Kreuzgang einer der sehenswertesten Baudenkmäler, die „Perle von Himmelkron“.[9] Angeblich aus „unsinnigen Hass gegen gotische Bauwerke“ ließ Markgraf Friedrich III. von Bayreuth (1735–1763) 1750 drei Flügel abreißen.[10] 1516 erfolgte durch die 13. Äbtissin Magdalena von Wirsberg (1499–1522) eine Erweiterung um einem zusätzlichen Klostertrakt an der Westfassade der Kirche. Ein Relief am äußeren Toreingang aus dem Jahr 1518 zeigt die Äbtissin mit dem Ordensgründer Bernhard von Clairvaux, auf der Inschrift an Südseite am inneren Toreingang wird sie namentlich erwähnt. Die letzten baulichen Ergänzungen mit Umfassungsmauern und Tore in der Ära der Klosterzeit veranlasste die 15. Äbtissin Apollonia von Waldenfels (1529–1543). Mit der Reformation endete die Klosterzeit. Der Landesherr Markgraf Georg von Brandenburg-Kulmbach (1527–1543), ein früher Anhänger des Protestantismus, wollte 1528/29 das Kloster zu einem protestantischen Stift umwandeln.[11] Der Bischof von Bamberg widersprach, auch die Klosterinsassen waren zunächst dagegen. 1548 trat die 16. und letzte Äbtissin Margarethe von Döhlau (1543–1569) und mit ihr das gesamte Kloster zum Protestantismus über. Auf ihrem Epitaph ist nicht mehr der Krummstab die Insigne ihres Amtes, sondern ein Kreuz. Ihr Tod 1569 gilt allgemein als Ende der Klosterzeit.[12]
Mit dem Ende des Klosterlebens übernahmen die Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach / von Brandenburg-Bayreuth aus der fränkischen Nebenlinie der Hohenzollern das Kloster und erweiterten es nach ihren Bedürfnissen zu einer Sommerresidenz und einem Jagdschloss. 1604 verlegte Markgraf Christian von Brandenburg-Bayreuth (1603–1655) die Residenz von der Kulmbacher Plassenburg nach Bayreuth. Für die Erweiterung des Klosterkomplexes wurde im Südwesten ein Schlosstrakt angefügt, der Prinzenbau (Bauzeit 1699–1719) mit dem Roten-Adler-Saal.[Anm 2] Architekt des Prinzenbaus war Antonio Porta, der auch ab 1700 das gotische Kirchenschiff der Stiftskirche im barocken Markgrafenstil umgestaltete. Neben dem vorhandenen geschlossenen (oberen) Klosterhof entstand so aus dem unteren Klosterhof ein geschlossener Schlosshof. Im Kloster wurde eine Erziehungsanstalt für adlige, später auch für bürgerliche Waisenkinder eingerichtet.
Zur Benutzung als Jagdschloss gehörte auch die südlich von Himmelkron bei Nenntmansreuth gelegene Falkenhaube (50° 1′ 45,3″ N, 11° 37′ 17″ O ) aus dem Jahr 1722 für die Reiherbeize mittels Falken (heute Hotel Schloss Falkenhaus).
Zur Unterhaltung der höfischen Gesellschaft wurde 1662–1663 vom Markgraf Christian Ernst (1655–1712) die Baille-Maille-Lindenallee angelegt. Sie bestand aus vier Reihen zu je 200 Linden und einer Spielstraße für das Paille-Maille Ballspiel. Später wurde sie am westlichen Ende mit einer Brücke über den Main ergänzt.
In der Kapelle unterhalb des Nonnensaals befindet sich die Fürstengruft, in der zwei Markgrafen und zwei Prinzen in Sarkophagen beigesetzt sind.[14]
Während der Napoleonischen Kriege (1805–1809) drangen Soldaten Napoleons 1806 in die Fürstengruft ein und zerschlugen den äußeren Marmordeckel. Sie wussten, dass der Beigesetzte 60 Jahre zuvor in der Schlacht bei Parma 1734 in den Truppen der Habsburger gegen ihre Vorfahren gekämpft hatte. Den Ortsbewohnern gelang es, sie zu vertreiben.[15]
Unter Markgraf Friedrich III. (1735–1763) wurden drei Flügel des Kreuzganges abgebrochen, Klostermühle und Klosterbrauhaus verkauft.[16] Mit Markgraf Christian Friedrich Karl Alexander (1769–1791) endete die Markgrafenzeit in Himmelkron. Die beiden Fürstentümer Bayreuth und Ansbach führte er in Personalunion. Er hatte keine Nachkommen und trat 1791 die Fürstentümer gegen eine Leibrente an den preußischen Staat ab. Schloss und Kloster wurden an Privatleute für Eigentumswohnungen verkauft, die Lindenallee gegen den Willen der Bevölkerung von preußischem Militär abgeholzt. Eine schwierige Zeit für Himmelkron begann.
Nach der Niederlage Preußens 1806 gegen das napoleonische Frankreich in der Schlacht bei Jena und Auerstedt wurde von 1806 bis 1810 das markgräfliche Fürstentum Bayreuth eine Provinz des französischen Kaiserreiches. Während der französischen Besatzung litt das Dorf unter den „schrecklichen Lasten, Einquartierungen, Contributionen und Lieferungen“. (Postler).[17] 1810 wurde das Fürstentum Bayreuth an das 1806 gegründete Königreich Bayern übergeben.
Ein Jahrhundert lang hatte Himmelkron unter dem Schlossverkauf zu leiden. Pfarrer Theodor Zink[Anm 3] nennt es das „dunkle Jahrhundert“. „Das Schloss wurde eine Stätte der Armut und zum Teil der sittlichen Verkommenheit.“ 49 Familien mit etwa 227 Menschen wohnten in den Gebäuden, die Leute waren bitterarm.[18] Es waren nicht nur Dorfbewohner, die größere Wohnungen und Werkstätten finden konnten, auch asoziale Familien aus der näheren und weiteren Umgebung zogen in die leerstehenden Gebäude ein. Da es für die neu Hinzugezogenen nicht genügend Arbeitsmöglichkeiten gab, waren Bettelei, Diebstahl und Raub mögliche Einkommensquellen. Einige Bewohner, auch alteingesessene Familien, suchten ihr Glück in der Neuen Welt. Der Ruf Himmelkrons litt unter den gefürchteten „Klüsterern“, wie die Schloss- und Klosterbewohner genannt wurden.[19] 1816/17 gab es eine Hungersnot aufgrund eines „Jahres ohne Sommer“, hervorgerufen durch den Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im April 1816. Ein „Hungerkästchen“ mit einer Liste der hohen Preisen für Brot und Kartoffeln 1816–1818 befindet sich in der Stiftskirche.[20] Eine weitere Plage des dunklen Jahrhunderts war eine Blatternepidemie 1866/67.[21]
Der Ort wird nicht nur mit dem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster (Klosterdorf) und dem Markgrafenschloss in Verbindung gebracht, sondern auch mit seinen diakonischen Einrichtungen, den beiden Himmelkroner Heimen für Behinderte Schloss und Gottestreue der Diakonie Neuendettelsau.
Die „dunkle Zeit“ endete mit der Entstehung dieser Heime. Sie sind das Werk von Pfarrer Johann Friedrich Langheinrich.[Anm 4][22] 1883 zog er mit seiner Familie in das Himmelkroner Pfarrhaus ein, nachdem er vorher in mehreren Orten in der Oberpfalz, in Unterfranken und in Oberfranken tätig war. Mit einer Reihe von Maßnahmen veränderte sich allmählich die ärmliche Situation, u. a.: Einrichtung einer Kleinkinderschule zunächst im Klostergebäude, später als Kindergarten Marienheim in einem aufgekauften Bauernhof im Ortskern, Neubau eines Badehauses am Wehr des Mühlbaches, Einrichtung einer Pfennigsparkasse, wenig später Gründung der Raiffeisenkasse und -genossenschaft. Die Filetstickerei[Anm 5] wurde als Heimarbeit eingeführt. Mit der Gründung eines „Vereins für christliche Barmherzigkeitsanstalten“ konnten die Kloster- und Schlossgebäude freigekauft werden, die Bewohner zogen aus und die Gebäude wurden renoviert. 1883 übernahm die Diakonissenanstalt Neuendettelsau die Gebäude, richtete im Prinzenbau die Industrieschule für die Filetstickerei ein und begann mit der Behindertenarbeit, aus der eine bedeutende diakonische Einrichtung wurde.[23]
Im Februar und April 1941 wurden 208 Pfleglinge aus den beiden Himmelkroner Pflegeheimen der Diakonie Neuendettelsau in die Heil- und Pflegeanstalten Erlangen, Bayreuth und Kutzenberg verbracht. Am 28. Juli 1941 schlossen die Pflegeanstalt I (Schloss) und die Pflegeanstalt II (Gottestreue) ihre Arbeit mit einer Abendmahlsfeier in der Ritterkapelle und im Haus Gottestreue ab. Bald darauf wurden im Rahmen der Option Südtirol Südtiroler Aussiedler in die frei gewordenen Räume untergebracht. Mit ihnen gab es nach knapp vier Jahrhunderten wieder Katholiken in Himmelkron. Ihre Gottesdienste feierten sie in der Kapelle.
Im Juli 1941 musste der evangelische Kindergarten „unter Protest und Vorbehalt und unter dem Hinweis auf die noch laufende Beschwerde unter ausdrücklicher Wahrung unseres christlichen Standpunktes“ von Pfarrer Ernst Lipffert[Anm 6] an die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt NSV übergeben.[24] Im März 1942 wurde die große Glocke im Zuge der Beschlagnahme der Glocken für Rüstungszwecke abtransportiert. Im März 1945 traf der erste große Treck von Flüchtlingen aus Schlesien ein. Im April quartierten sich deutsche Soldaten ein, Panzersperren wurden an den Dorfeingängen errichtet und wieder abgebaut. Am 14. April erschienen die ersten amerikanischen Panzer vom Schafberg im Norden kommend und von Westen Fußtruppen mit Jeeps von Trebgast her. Am frühen Nachmittag übergab Bürgermeister Rudolf Baumgärtel den Amerikanern das Dorf.[25]
67 Opfer forderte der Zweite Weltkrieg, davon sechs aus den hinzugezogenen Flüchtlingsfamilien. Ein Ehrenmal an der Nordseite der Stiftskirche wurde 1958 für sie errichtet. Es enthält auch Namen von 26 Opfern des Ersten Weltkrieges.
Nach 1945 gab es umfangreiche Veränderungen im Ortsbild. Mit dem Zuzug der Flüchtlinge aus dem Sudetenland, Schlesien und Ostpreußen entwickelte sich eine rege Bautätigkeit. Die Schlesier-, Sudeten- und Ostpreußenstraße erinnern mit ihrem Namen an die Ortserweiterungen.
1959 wurde eine neue Turnhalle mit Gaststättenbetrieb gebaut und ersetzte die alte Turnhalle (80 m²) aus dem Jahre 1931, sowie den bisherigen Theater- und Tanzsaal im Gasthaus Grampp. Davor war bereits das Sportgelände erweitert worden, u. a. wurden der Sportplatz vergrößert und das Gefälle von 2 m eingeebnet, ein zweites Spielfeld und ein Tennisplatz später hinzugefügt. Eine nochmalige Erweiterung erfolgte 1965 mit dem Bau des Schwimmbades.[26]
1955–1962 wurde die Flurbereinigung durchgeführt.[27]
Eine größere Veränderung im Ortsbild erfolgte 1968–1974 mit dem Ausbau der Hauptstraße, die vom Sportgelände und der Einmündung in die B 303 im Osten zur Mainbrücke und zum ehemaligen Bahnhof im Westen führt. Mit der Einführung von neuen Straßenbezeichnungen 1975 wurde sie in Markgrafenstraße umbenannt. Für die Baumaßnahme mussten mehrere Häuser abgebrochen und der Dorfbach (Rohresbach/Streitmühlbach) verrohrt werden. Ihre vorhandenen vier Brücken (Pöhlmanns- oder Schusterbrücke, Ottenbrückla, Thames-(Thoma)Brücke, Gewinnerbruck)[28] wurden überflüssig. Die am östlichen Ortseingang vorhandenen Weiher Ottenweiher und Weißenweiher, die als Löschweiher und im Winter zur Gewinnung von Eis für die Kühlung der Bierkeller der Gastwirtschaften genutzt wurden, – der Ottenweiher zeitweise auch für die Karpfenzucht – wurden zum Teil zugeschüttet. Der Abflussbach bis zur Einmündung in den Streitmühlbach wurde ebenfalls verrohrt.
1975 wurde die alte vierbogige Sandsteinbrücke (vermutlich aus dem 18. Jh.), die neben einer früheren Furt den Main überquert, durch eine neue Brücke für die Staatsstraße St 2182 ersetzt. Ein Bogen blieb erhalten. Auf ihm steht die Bronzefigur eines Flößers vom Bildhauer Günter Rossow aus Wunsiedel zur Erinnerung an die ehemalige Holzdrift.
1961 erhielt die Gemeinde eine zentrale Wasserversorgung, die bisher benutzten Brunnen mit Handpumpe wurden stillgelegt. 1970 wurde die Müllabfuhr eingeführt, 1971 die Kanalisation mit Kläranlage fertiggestellt.[29] Die zweiklassige Grundschule, bisher zusammen mit dem Rathaus im Gebäude am Klosterberg 9 untergebracht, zog in das neue Schulgebäude an der Ringstraße 5 ein.
1987 wurde das Stiftskirchenmuseum eröffnet. Im Nonnenchor und dem Johannisstübchen der Stiftskirche sind Zeugnisse aus der Klostergeschichte und der Markgrafenzeit Himmelkrons ausgestellt, u.a eine Ölberggruppe (um 1500), ein Altarschrein, Vortragskreuze und liturgische Geräte. Einen wesentlichen Anteil an der Gestaltung hatte Helmuth Meißner.[Anm 7][30] Zwischen 1986 und 1992 wurde die vierreihige Baille-Maille-Allee neu angelegt bis zur noch vorhandenen Baille-Maille-Brücke. In einer Länge von 970 m wurden je 150 Linden in einer Reihe gepflanzt.[31][32]
Die Himmelkroner Heime wurden 1892 als Behindertenwohnheim vom Ortspfarrer Langheinrich für geistig und körperlich Behinderte gegründet. Er erreichte, dass die Behindertenarbeit von der Diakonissenanstalt in Neuendettelsau übernommen wurde. In den Flügelbauten des Klosters und im Schloss waren nach der Renovierung 1898 142 Personen untergebracht, betreut von 21 Pflegekräften und sonstigem Personal.[33]
Aufgrund einer großzügigen Spende einer Diakonissin konnte 1899 ein altes Bauerngut am östlichen Ortsrand erworben werden, auf dem ein eigener Friedhof angelegt und ein zweites Heim errichtet wurden. Noch während des Ersten Weltkrieges wurde es 1916 als Haus Gottestreue eingeweiht und bot Heimplätze für 34 Pfleglinge.[34] Nach einer Unterbrechung in der Zeit des Nationalsozialismus wurde nach dem Krieg die Behindertenarbeit wieder aufgenommen.
Das Haus Gottestreue wurde der Kern eines zweiten Areals am östlichen Ortsrand für die Bereitstellung weiterer Einrichtungen des Diakoniewerkes Neuendettelsau. Später firmierte es unter dem eigenen Namen Diakoneo Region Himmelkron. Es folgten Erweiterungen mit Anbauten und Wohnheime für Mitarbeiter. Angrenzende bebaute Grundstücke wurden erworben, ebenso das Wiesengrundstück Froschletten – bis dahin für Kinder im Winter ein beliebter Rodelberg. Ein Freizeiten- und Schulungsheim, das Haus der Einkehr, wurde 1970 östlich vom Haus Gottestreue errichtet. Weitere Heimplätze wurden 1976 mit dem Haus Elisabeth nördlich vom Haus Gottestreue bereitgestellt. Im Zuge dieser Neubauten wurde der Altbau Gottestreue abgerissen.
Im Bereich des Heimes Schloss wurde auf dem Anwesen Ganzleben ein Parkplatz geschaffen, das ehemalige Forstdiensthaus für Verwaltungszwecke eingerichtet. Es entstand ein fast zusammenhängender „Ortsteil“ vom Klosterberg bis Langheinrichsraße/Lindig mit 13,7 ha für die Himmelkroner Heime. 1979 gab es 435 Plätze für Behinderte und 182 Stellen für Mitarbeiter, davon 36 Diakonissen.[35] 2024 bot das Unternehmen Diakoneo Region Himmelkron 460 vollstationäre Wohnplätze für Erwachsene mit geistiger oder mehrfacher Behinderung in Himmelkron und Wirsberg an sowie 280 Plätze in der Werkstatt für behinderte Menschen und 70 Plätze in der Förderstätte. Für die Ausbildung des Pflegepersonals wurde eine praxisnahe Fachschule für Heilerziehungspflege geschaffen.[36]
Seit der Jahrtausendwende ist es absehbar, dass die bisherige Nutzung der Kloster- und Schlossgebäude als ein zentralisiertes Behindertenheim beendet wird. Zu aufwendig ist die Erhaltung und Renovierung der historischen Gebäude, um die geforderten Standards einhalten zu können. Dies hat u. a. der Umbau- und Ausbau des Prinzenhauses 1977/78 gezeigt. Favorisiert werden kleinere dezentrale Pflegeeinrichtungen in den Nachbargemeinden. Eine Machbarkeitsstudie wurde erstellt, wie die Anlage z. B. touristisch für museale und gastronomische Zwecke erschlossen werden könnte. Das 14.000 m² große Areal mit seinen Gebäuden wurde im Internet für 3,3 Mio Euro angeboten und von zwei Investoren 2018/2020 zu einem nicht veröffentlichten Preis erworben. Ausgenommen von dem Erwerb sind die Stiftskirche, der Kreuzgang, die Ritterkapelle, das Stiftsmuseum und der Rote-Adler-Saal.[37]
Ebenfalls im Bereich des Areals Langheinrichstraße/Lindig wurde ein Kinderhort (2005) und eine Kinderkrippe (2009) eingerichtet. Der Kindergarten Marienheim im Ortskern zog 1973 in einen Neubau an der Langheinrichstraße um. Er war nach der Schließung durch die Nationalsozialisten von 1941 bis 1945 fünf Wochen nach der Übergabe Himmelkrons an die Amerikaner zu Pfingsten 1945 wieder eröffnet worden.
In den ersten Jahrzehnten nach der Einrichtung des Kindergartens 1888 wurde er anfangs nur von Diakonissen betreut, später auch zusammen mit Kindergärtnerinnen. Mit dem Umzug in die Langheinrichstraße beendete die letzte Diakonissin ihre Arbeit. 2024 wurden 120 Kinder von 12 Mitarbeiterinnen betreut. Träger der Einrichtung Garten Eden mit Kindergarten, Kinderhort und Kinderkrippe ist der Kindergarten- und Diakonieverein Himmelkron e.V.[38]
Drei Jahrhunderte lang, vom 17. bis 20. Jh. gab es eine für Himmelkron bedeutende Industrieanlage, in der 60 bis 80 Personen einen Arbeitsplatz fanden. 1661 erhielt ein Fölschnitzer vom Stiftskastenamt Himmelkron, das das Vermögen der Markgrafen verwaltete, die Genehmigung, eine Ziegel- und Kalkbrennerei zu errichten. Anfänge dazu gab es bereits in der Klosterzeit. Täglich wurden bis zu 6.000 Ziegelsteine produziert. Aufträge kamen nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern auch aus dem Vogtland, aus Hamburg, Nürnberg und München. Zeitweise war die Ziegelhütte die größte Ziegelfabrik in Oberfranken. 1958/59 wurde eine Kammertrocknerei errichtet, es war die letzte große Investition. Sechs Jahre später musste Konkurs angemeldet werden. Der Konkurrenzdruck durch die billigeren Betonziegel und Kunststoffrohre für die Drainage war zu groß. 1985 wurden die beiden 37 und 55 Meter hohen Kamine gesprengt. Nach Abriss der weiteren Gebäude entstand auf dem Gelände der neue Ortsteil Ziegelhütte mit 300 Einwohnern.[39]
Am 1. Juli 1971 wurde im Zuge der Gebietsreform in Bayern die Gemeinde Gössenreuth eingegliedert.[40] Am 1. Januar 1976 kam Lanzendorf hinzu.[41]
Jahr | 1848 | 1871 | 1900 | 1925 | 1939 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2011 | 2021 |
Einwohner | 1868 | 1991 | 1968 | 2009 | 1917 | 2644 | 2490 | 2513 | 2833 | 3452 | 3489 |
Erster Bürgermeister ist seit 2002 Gerhard Schneider (CSU/FWG Himmelkron). Dieser wurde bei den Kommunalwahlen 2008 mit 94,40 %, 2014 mit 93,99 % und 2020 mit 71,23 % der Stimmen wiedergewählt.
Der Gemeinderat besteht aus dem ersten Bürgermeister und 16 Mitgliedern. Das Ergebnis der Gemeinderatswahl am 15. März 2020 führte zu folgender Sitzverteilung:
Blasonierung: „Geviert; 1: in Gold ein rot gekrönter und rot bewehrter schwarzer Löwe; 2: in Blau ein rot gekrönter und rot bewehrter silberner Adler; 3: in Rot eine silberne Zinnenmauer; 4: geviert von Silber und Schwarz.“[43] | |
Wappengeschichte: Die Gemeinde Himmelkron besteht seit 1976 aus den ehemals selbstständigen Gemeinden Gössenreuth und Lanzendorf. Das Wappen weist auf die ehemaligen Herrschaftsinhaber im Gemeindegebiet hin. Der Adler stammt aus dem Wappen der Grafen von Andechs-Meranien. Sie gelten als die Gründer der Gemeinde Himmelkron, die anfangs Pretzendorf hieß. Der Name Himmelkron taucht erstmals 1279 auf, als das gleichnamige Kloster gegründet wurde. Es ist ein mystischer Name der Zisterzienserinnen, der die Verbindung zwischen Himmel und Erde ausdrücken soll. Gründer des Klosters waren die Grafen von Orlamünde. An sie erinnert der Löwe aus ihrem Stammwappen. Bis 1340 diente das Kloster als Grablege dieses Grafengeschlechts. Die Vierung von Silber und Schwarz bezieht sich auf die Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth, die den Klosterbesitz nach der Reformation übernahmen und hier eine Sommerresidenz und eine fürstliche Grablege einrichteten. Die Zinnenmauer erinnert an die Ritter von Wirsberg, die ihren Sitz in Lanzendorf hatten.[44] Dieses Wappen wird seit 1978 geführt.[45] |
Caspar Walter Rauh (1912–1983), Graphiker und Maler des Phantastischen Realismus, lebte von 1945 bis 1955 in Himmelkron. Im Baugebiet Weißmaintal ist eine Straße nach ihm benannt.
Die älteste Anbindung Himmelkrons an die benachbarten Gemeinden ist eine Straße, die von Kulmbach, über Trebgast, Himmelkron (Klosterberg) und Bad Berneck entlang des Weißen Mains ins Fichtelgebirge führt. In der Liste der Staatsstraßen in Oberfranken führt sie heute die Nummern B 289, St 2182 (von Kauerndorf nach Himmelkron), B 303 und E 48. Die Überquerung des Mains in Himmelkron erfolgte durch eine Furt und eine vierbogige Sandsteinbrücke, die 1975 zum Teil abgebrochen und durch eine Stahlbetonbrücke ersetzt wurde.
Auf halbem Weg von Trebgast nach Himmelkron an der St 2182 auf einer Anhöhe bei Schlömen steht eine spätgotische Marter (Denkmal D-4-77-143-12). Nach der Legende von der „Weißen Frau der Hohenzollern“ ist hier die Burgherrin Kunigunde, die Witwe des Grafen Otto von Orlamünde, gestorben. Sie hatte ihre beiden Kinder ermordet und wollte zur Buße auf den Knien von der Plassenburg zum Kloster nach Himmelkron rutschen. Im Anblick des Klosters von der Anhöhe aus brach sie vor Erschöpfung tot zusammen.
1898 wurde eine eingleisige Bahnstrecke von Neuenmarkt-Wirsberg – Schlömen – Bad Berneck – Bischofsgrün mit den Bahnhöfen Himmelkron, Lanzendorf, Bad Berneck, Goldmühl, Röhrenhof und Bischofsgrün in Betrieb genommen. Die Teilstrecke Schlömen – Bischofsgrün wurde neu gebaut. Bei Schlömen wurde ein Stellwerk für die Abzweigung der bereits vorhandenen Strecke Neuenmarkt – Bayreuth errichtet. Mit dem Ausbau der Autobahnen und Bundesstraßen und dem damit verbundenen Rückgang der Fahrgastzahlen wurde 1974 der Personenverkehr eingestellt, 1993 auch der Güterverkehr. Er war wegen des Hartsteinwerkes Küfner in Röhrenhof länger betrieben worden. Die Strecke Neuenmarkt-Wirsberg – Lanzendorf wurde zum letzten Mal 2006 für die Belieferung eines Flüssiggashändlers befahren und danach stillgelegt. Die Bahntrasse wurde demontiert, die Bahnhöfe mit Ausnahme in Bischofsgrün wurden abgebrochen, der Himmelkroner Bahnhof bereits 1969.[48][49][50] Die Nutzung des hochwassergeschützten Bahndammes entlang des Mains als Radweg wurde zwischen Bad Berneck und Bischofsgrün realisiert, Planungen für den Streckenabschnitt Schlömen – Bad Berneck sind vorhanden.[51]
1936 und 1937 wurden Teilstrecken der Reichsautobahn Berlin-München zwischen Leipzig und Nürnberg freigegeben mit einem Anschluss für Bad Berneck (heute Anschlussstelle 39 Bad Berneck/Himmelkron). In den 1960-Jahren wurde eine neue Straße zwischen Untersteinach und Himmelkron gebaut und als Teilstück der B 303 (Schweinfurt, Stadtsteinach, Bad Berneck, Wunsiedel) definiert. Sie wurde für den West-Ost-Verkehr von Kronach/Kulmbach zur Autobahn und ins Fichtelgebirge u. a. zur Umgehung der kurvenreichen engen Staatsstraße St 2182 über den Klosterberg geschaffen. Zwar führt die Bundesstraße im Osten an Himmelkron vorbei, trennt aber den Sportplatzbereich, der auch für den Schulsport benutzt wird, vom Ort. Seit 1971 gibt es eine Fußgängerunterführung.[52]
An der Kreuzung der Fernverkehrswege
sind ein Autohof, zwei Hotels, eine Gastwirtschaft und eine Autobahnkirche (1997) entstanden.
Es gibt Busverbindungen mit Haltestellen im Ortsbereich nach Kulmbach, Bayreuth, Bad Berneck sowie zu den Bahnhöfen Neuenmarkt-Wirsberg und Trebgast. Die Flixbusstrecke München-Berlin auf der A 9 hat eine Haltestelle im Autohof Himmelkron.
Das 700-jährige Jubiläum feierte Himmelkron das ganze Jahr 1979, angefangen von einem Festball am 31. Dezember 1978 bis zum Festgottesdienst mit Festakt am 28. Dezember 1979 (Datum der Schenkungsurkunde ist der 28. Dezember, der Festtag der Unschuldigen Kinder).[53] Das Programm zum Himmelkroner Festjahr 1997 weist an 29 Tagen Veranstaltungen aus. Höhepunkte waren am Sa/So 14./15 Juni[54] das Straßenfest (Schäfflertanz, Münzprägung, Flößerei an der Mainbrücke, Baille-Maille-Spielstraße auf der Markgrafenstraße), die Fahnenweihe mit Umzug der Feuerwehr, sowie der große historische Festzug, der alle Epochen Himmelkrons darstellte: Klosterzeit, Markgrafenzeit, „dunkles Jahrhundert“, Zeit der Diakonissen mit Behindertenarbeit und Betreuung Kindergarten, Anschluss an das Eisenbahnnetz und aktuelles Vereinsleben.
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