Mit seinem Studienfreund August Grubitz gründete er im Jahr 1905 in Hamburg das Architekturbüro Distel und Grubitz, das – nachdem er seinem ehemaligen Teilhaber Grubitz 1932 gekündigt hatte – und Distel 1933 seinen Sohn Walter (1904–1993[1]) als Architekt einstellte, einen zweiten Karriereschub erfuhr. Mit der Machtübergabe der Nationalsozialisten 1933 wurde Distel Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste, eine der sieben Sektionen der Reichskulturkammer unter Leitung von Propagandaminister Joseph Goebbels. In den 1930er Jahren baute Distel vornehmlich Krankenhäuser und Lazarette, zum Teil auch im Ausland. Ab 1941 führte er ein zusätzliches Architekturbüro in Berlin mit zahlreichen Projektbetreuungen für Albert Speer.[2]
Das 1910–1911 erbaute Haus in der heutigen Hermann-Distel-Straße 31 im Hamburger Stadtteil Bergedorf entwarf der Architekt als Wohnhaus für sich und seine Familie; er lebte dort bis zu seinem Tod. Ein Teil des ebenfalls von Distel entworfenen Mobiliars blieb erhalten. Das Gebäude ist ein Beispiel für die sogenannte Reformarchitektur nach der Jahrhundertwende und steht unter Denkmalschutz. Durch seine herausgehobene Rolle im Krankenhausbau, so der Distel-Biograf Peter R. Pawlik, gingen in seinem Privathaus in Bergedorf NS-Größen wie Albert Speer, Karl Brandt und Oskar Schröder ein und aus. Distel verstarb in seinem Wohnhaus 1945, 69-jährig, an den Folgen einer schweren Verletzung, die er sich 1943 bei einem Luftangriff zuzog, als er von einem LKW geschleudert wurde.[3]
(gemeinsam mit Karl Brandt): 1. Frauenklinik, Universitätsklinikum und Medizinische Institute, Berlin. Einzelbericht zum Ausführungsprojekt vom März 1943. Selbstverlag, Hamburg 1943.
Die ehemalige Bismarckstraße im Hamburger Stadtteil Bergedorf wurde 1949 in Hermann-Distel-Straße umbenannt.[8] Ab 2016 wurde eine erneute Umbenennung der Hermann-Distel-Straße angeregt aufgrund Rolle des Namensträgers im NS-System.[9][10]
Martin Feddersen: Über einige Bauten der Architekten Distel und Grubitz in Hamburg. In: Moderne Bauformen. Jg. 25, 1926, S. 113–138.
Carl Anton Piper: Architekt Hermann Distel, in Arbeitsgemeinschaft mit A. Grubitz (= Neue Werkkunst.) F. E. Hübsch, Berlin et al. 1929.
Werner Hegemann (Hrsg.): Krankenhäuser. Hermann Distel. Hegner, Hellerau 1931.
Distel, Hermann. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts.Band1: A–D. E. A. Seemann, Leipzig 1953, S.570 (Textarchiv– Internet Archive– Leseprobe).
Peter R. Pawlik: Von Bergedorf nach Germania. Hermann Distel 1875–1945. Ein Architektenleben in bewegter Zeit. Murken-Altrogge, Herzogenrath 2009, ISBN 978-3-935791-32-8.
Peter R. Pawlik: Der Architekt Hermann Distel (1875–1945). Sein Lebenswerk und sein Einfluß auf Bergedorfs Stadtbild. In: Lichtwark-Heft. 63. Jahrgang 2010, Nr. 75, ISSN1862-3549.
Friedhelm Grundmann u.a.:Stationen Hamburger Architektur (=100 Jahre die Zukunft im Blick. Teil 2). Hamburger Hochbahn AG, Hamburg 2008, ISBN 978-3-9812591-0-0, S.38ff.