Loading AI tools
deutscher Ornithologe (1850–1915) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hans Hermann Carl Ludwig von Berlepsch, ab 1869 mit der Standeserhebung seines Vaters Graf (* 29. Juli 1850 auf Gut Fahrenbach bei Witzenhausen; † 27. Februar 1915 in Göttingen), war ein deutscher Ornithologe.
Berlepsch war der ältere Sohn des Freiherrn, ab 1869 Grafen Karl Friedrich von Berlepsch (1821–1893), Herr auf Schloss Berlepsch und auf den Gütern Fahrenbach, Dohrenbach, Freudenthal, Hübenthal und Neuenrode sowie Mitglied des preußischen Herrenhauses, und dessen Ehefrau Johanna Margarete Theodore Koch (1829–1902), Tochter des ehemaligen kurhessischen Ministers des Inneren Johann Hermann Koch.
Bereits als Junge zeigte er eine ausgesprochene Vorliebe für die Naturwissenschaften. Von seinem Vater lernte er das Ausstopfen bei der Jagd erlegter Vögel, und er legte sich eine kleine Sammlung gebalgter Vögel der heimischen Fauna an. Seine Gymnasialzeit in Münden musste er 1870 als Primaner unterbrechen, da er beim Beginn des Deutsch-Französischen Kriegs in das Husaren-Regiment Nr. 14[1] eintreten musste. Zwar wurde er noch zum Leutnant befördert, aber er schilderte seine Soldatenzeit später als eine schreckliche. Nach dem Ende seiner Soldatenzeit brachte er seine schulische Ausbildung mit dem Abitur zu Ende und studierte danach Ornithologie und Pflanzenkunde in Leipzig, Halle und Zürich.
Nach einem vom Vater ermöglichten längeren Aufenthalt in London kehrte er zurück, heiratete 1881 Emma Karoline Wilhelmine von Bülow (1855–1937) und bezog mit seiner Frau ein kleines Haus in Münden, wo er – passionierter Wanderer und Jäger – sich vor allem der Erweiterung seiner Vogelsammlung widmete, die zu großen Teilen auf Zusendungen von Vogelsammlern aus Südamerika wie Hermann von Ihering basierte. Die stetig wachsende Sammlung und seine ebenso wachsende ornithologische Bibliothek verschlangen viel Geld und brachten nichts ein, sodass seine Eltern immer wieder aushelfen mussten. Da das Haus bald zu eng wurde, zog die Familie in einen geräumigen Neubau in der Nachbarschaft um, in dem Forscher aus vielen Ländern und Museen verkehrten.
Als sein Vater 1893 starb und er dessen Erbe antrat, musste er sich intensiv um die Verwaltung von Schloss Berlepsch, das seit 1881 umfassend umgebaut wurde,[2] und den dazugehörigen land- und forstwirtschaftlichen Besitz kümmern, was ein häufiges Hin- und Herreisen zwischen Münden und dem Schloss Berlepsch erforderte. Am Schloss waren noch immer Reparaturen und Umbauten notwendig, um es wieder zeitgemäß bewohnbar zu machen. Erst 1896 konnte die Familie von Münden in das Schloss umziehen. Die umfangreiche Vogelsammlung wurde im zum Museum umgebauten Fruchthaus untergebracht.
Die Verwaltung des Besitzes sowie mehrere Ämter in Kreisausschüssen und bei der Provinzialregierung in Kassel belasteten die Gesundheit des im Alter zunehmend unter Diabetes leidenden Berlepsch, und die wissenschaftlichen Arbeiten traten notgedrungen etwas in den Hintergrund.
Als er am 27. Februar 1915 verstarb, umfasste seine Bälgesammlung, die Vogelkundler aus aller Welt angezogen hatte, fast 60.000 Exemplare, darunter 300 neue Typen. Sie wurde von seinem Sohn Karl an das Naturmuseum Senckenberg in Frankfurt am Main verkauft, wo sie die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs überstand.
Robert Ridgway führte 1887 die neue Gattung Berlepschia für den Palmsteiger (Berlepschia rikeri) ein.[3]
Ernst Hartert widmete ihm 1898 den Namen der Berlepschsylphe (Aglaiocercus berlepschi)[4] und des Kurzschwanz-Ameisenvogels (Sipia berlepschi)[5] sowie 1900 Rotbrustpitpits (Dacnis berlepschi)[6] Carl Eduard Hellmayr ehrte ihn 1903 in der Olivmantel-Ameisenpitta (Hylopezus berlepschi)[7], 1905 im Graustirncanastero (Thripophaga berlepschi) und 1917 im Cordillera-Real-Canastero (Asthenes berlepschi)[8]. Eugène Simon machte ihm 1889 in der Esmeraldaselfe (Chaetocercus berlepschi)[9], Walter Rothschild, 2. Baron Rothschild 1897 im Berlepschtinamu (Crypturellus berlepschi)[10], Otto Kleinschmidt 1897 im Berlepschparadiesvogel (Parotia berlepschi)[11], Maria Emilie Snethlage 1907 im Rostbrust-Ameisenvogel (Rhegmatorhina berlepschi)[12] und Osbert Salvin 1893 im Weißfleckenkolibri (Anthocephala berlepschi)[13] seine Aufwartung.
Außerdem findet sich sein Name in den Unterarten des Zimtspiegel-Meisenschlüpfers (Leptasthenura aegithaloides berlepschi Hartert, E, 1909)[14], der Sturzbachente (Merganetta armata berlepschi Hartert, E, 1909)[15], der Purpurtaube (Patagioenas subvinacea berlepschi (Hartert, E, 1898)[16], des Braunflügel-Mausvogels (Colius striatus berlepschi Hartert, E, 1899)[17], des Gelbbauch-Schnäppertyrann (Mitrephanes phaeocercus berlepschi Hartert, E, 1902))[18], des Olivscheitel-Breitschnabeltyrann (Tolmomyias sulphurescens berlepschi (Hartert, E & Goodson, 1917))[19], des Kleinantillen-Schopftyranns (Myiarchus oberi berlepschii Cory, 1888)[20], des Starkschnabel-Baumsteigers (Xiphocolaptes promeropirhynchus berlepschi Snethlage, E, 1908)[21], Olivbrust-Maskentyranns (Conopias trivirgatus berlepschi Snethlage, E, 1914)[22], Schwarzohr-Finkentangare (Hemispingus melanotis berlepschi (Taczanowski, 1880))[23], des Feinstreifen-Ameisenwürgers (Thamnophilus tenuepunctatus berlepschi Taczanowski, 1884)[24], der Silberfleckentangare (Tangara nigroviridis berlepschi (Taczanowski, 1884))[25], des Goldbauch-Smaragdkolibris (Chlorostilbon lucidus berlepschi Pinto, 1938)[26], Maskenmückenfängers (Polioptila dumicola berlepschi Hellmayr, 1901)[27], des Nacktzügelibis (Phimosus infuscatus berlepschi Hellmayr, 1903)[28], des Grauameisenschlüpfers (Myrmotherula menetriesii berlepschi Hellmayr, 1903)[29], des Várzeaameisenschnäpper (Myrmoborus lugubris berlepschi (Hellmayr, 1910))[30], des Fahlbrauen-Schmätzertyranns (Ochthoeca fumicolor berlepschi Hellmayr, 1914)[31], des Schuppenbrustkolibris (Phaeochroa cuvierii berlepschi Hellmayr, 1915)[32], der Schwarzschwanzsylphe (Lesbia victoriae berlepschi (Hellmayr, 1915))[33], des Streifenschwanzspechts (Veniliornis mixtus berlepschi (Hellmayr, 1915))[34], des Braunschwanzsittichs (Pyrrhura melanura berlepschi Salvadori, 1891)[35], des Bronzeolivtyranns (Pseudotriccus pelzelni berlepschi Nelson, 1913)[36], der Gelbkopfpipra (Ceratopipra erythrocephala berlepschi (Ridgway, 1906))[37], des Panamáameisenvogels (Hafferia zeledoni berlepschi (Ridgway, 1909))[38] und der Streifenbrust-Ameisendrossel (Chamaeza campanisona berlepschi Stolzmann, 1926)[39].
Catharus berlepschi Lawrence, 1887[40] wird heute als Synonym zur Graurücken-Musendrossel (Catharus fuscater (Lafresnaye, 1845)), Otocoris berlepschi Hartert, E, 1890[41] als Synonym für die Ohrenlerchen-Unterart (Eremophila alpestris teleschowi (Przevalski, 1887)), Eriocnemis berlepschi Hartert, E, 1897[42] ein Synonym für den Violettkehl-Höschenkolibri (Eriocnemis vestita (Lesson, RP, 1839)), Phaethornis berlepschi Hartert, E & Hartert, C[43] ein Synonym für den Orangebauch-Schattenkolibri (Phaethornis syrmatophorus Gould, 1852), Henicorhina leucophrys berlepschi Ridgway, 1903[44] ein Synonym für den Einsiedlerzaunkönig (Henicorhina leucophry (Tschudi, 1844)), Myiornis auricularis Berlepschi Pinto, 1933[45] ein Synonym für den Ohrfleck-Zwergtyrann (Myiornis auricularis (Vieillot, 1818)), Pseudochloris olivascens berlepschi Ménégaux, 1909[46] ein Synonym für die Olivbrust-Gilbtangare (Sicalis olivascens (d'Orbigny & Lafresnaye, 1837)), Euphonia berlepschiana Bertoni, W, 1901[47] ein Synonym für den Braunbauchorganist (Euphonia pectoralis (Latham, 1801)), Pyrorhamphus berlepschianus Bertoni, W, 1901[48] ein Synonym für den Papageischnabelsaltator (Saltator fuliginosus (Daudin, 1800)), Dendrexetastes berlepschi Madarász, 1903[49] ein Synonym für die Dunkelschnabel-Baumsteiger-Unterart (Dendrocolaptes picumnus validus von Tschudi, 1844), Heliodoxa berlepschi Boucard, 1892[50] ein Synonym für die Grünstirn-Brillantkolibri-Unterart (Heliodoxa jacula henryi Lawrence, 1866), Grallaria macularia berlepschi Snethlage, E 1907[51] ein Synonym für Paraameisenpitta (Hylopezus paraensis (Snethlage, E, 1910)), Thraupis episcopus berlepschi (Dalmas, 1900)[52] ein Synonym für die Bischofstangare (Tangara episcopus prysjonesi Collar & Kirwan, 2016) und Turdus phaeopygus berlepschi (Todd, 1931)[53] ein Synonym für die Halbringdrossel (Turdus albicollis spodiolaemus von Berlepsch & Stolzmann, 1896), gesehen.
Seiner 1881 geschlossenen Ehe mit Emma von Bülow (* 8. Juni 1855 in Braunschweig; † 20. Mai 1937 auf Schloss Berlepsch) entstammten fünf Kinder und sechs Enkel:
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.