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deutscher Geologe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hans Cloos (* 8. November 1885 in Magdeburg; † 26. September 1951 in Bonn) war Geologie-Professor in Breslau und Bonn. Europaweit bekannt wurde er als Autor eines Lehrbuchs (1936) und der umfangreichen Monographie Gespräch mit der Erde (1947), durch deren klare Sprache und selbstgezeichnete Abbildungen die Geologie auch der Allgemeinheit verständlich wurde.
Hans Cloos wurde als Sohn des Regierungsbaurates Ulrich Cloos und seiner Ehefrau Elisabeth, geb. Heckel, in Magdeburg geboren. 1911 heiratete er Elisabeth Grüters, aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor. 1932 trennte sich Cloos von seiner Frau Elisabeth und heiratete Frieda Grüters, geborene Schwab, die verwitwete Schwägerin seiner Frau. Kurz vor seinem 66. Geburtstag erlag Cloos einer schweren Herzerkrankung.
Als Zweijähriger zog Cloos mit seinen Eltern auf das großväterliche Gut in Kleinblittersdorf bei Saarbrücken, woher seine Mutter stammte. In Saarbrücken wurde Cloos eingeschult. Als 13-Jähriger besuchte er für ein Jahr die Knabenanstalt der evangelischen Herrnhuter Brüdergemeine in Königsfeld im Schwarzwald. Im Jahre 1901 musste er als damals 16-Jähriger nach Köln umziehen, weil sein Vater dorthin versetzt wurde. Hier besuchte er das Gymnasium Kreuzgasse bis zur Reifeprüfung im Jahr 1905. Cloos zeigte während der Schulzeit in Köln eine hohe Begabung für Sprachen und Cellospiel. Seine Mutter war eine künstlerisch und musikalisch hochbegabte Frau, die diese Begabung auf ihren Sohn übertrug. Dieser hatte zusätzlich eine hohe zeichnerische Begabung. Durch diese vielseitigen Begabungen fiel es ihm nicht leicht, eine seiner Eignung entsprechende Berufswahl zu treffen. 1905 begann er ein Studium der Architektur an der RWTH Aachen.
Durch sein ausgeprägtes Interesse für Naturwissenschaften entschied er sich, insbesondere nach einem Gespräch mit dem Geologen Eduard Holzapfel (1853–1913), sein Studium insgesamt auf die Geologie zu verlegen. Noch im gleichen Jahr wechselte er an die Universität Bonn. Im Mai 1906 wechselte an die Universität Jena, um unter anderem bei Johannes Walther Vorlesungen zu hören. Zu dieser Zeit starb sein Vater in Köln, seine Mutter zog daraufhin in den Schwarzwald, was ihn veranlasste, zu seiner Mutter zu ziehen, um diese als ältester Sohn besser unterstützen zu können. Er ließ sich an der Universität Freiburg immatrikulieren, um bei Gustav Steinmann (ein Semester bis zu dessen Weggang nach Bonn) und Wilhelm Deecke sein Studium fortzusetzen.
Bei Wilhelm Deecke promovierte Cloos als 25-Jähriger im Jahre 1910 mit dem Thema „Tafel- und Kettenland im Basler Jura“.
Nach dem Studium verschaffte ihm sein Onkel die Möglichkeit zu einer Forschungsarbeit im damaligen Deutsch-Südwestafrika. Dort konnte Cloos seine im Studium erworbenen Kenntnisse in der Praxis vertiefen und unter anderem den Granitstock des Erongo-Gebirges erforschen.
1911 nahm er von einer US-Tochtergesellschaft der Standard Oil Company einen Zweijahresvertrag an, um erdölgeologische Erkundungen auf Java und Borneo durchzuführen. Erdöl wurde damals noch nicht mit Reflexionsseismik gesucht, sondern durch geologische Oberflächenkartierung. In diesen zwei Jahren gewann Cloos ungewöhnlich reiche praktische Erfahrung in der Lagerstättenkunde, der Prospektion und der Exploration.
1914 habilitierte sich Cloos in Marburg als Privatdozent bei Emanuel Kayser mit der Arbeit „Jura-Ammoniten aus dem Molukkengebiet“. Während dieser Zeit arbeitete er am Harzrand bei Goslar. Es gelang ihm nachzuweisen, dass das Auftreten von Kreidekeilen, die in überkippten Jurakalken stecken, eine Folge der Biegeverformungen während der Harzauffaltung war. Im Ersten Weltkrieg arbeitete er in Schlesien bei Krupp-Bergbau für die Rohstoffversorgung mit Nickel, der für die Stahlherstellung wichtig war. 1917 wurde ihm die Vertretung der Breslauer Geologie-Professur übertragen.
1919 erhielt Cloos mit 34 Jahren den durch den Tod von Fritz Frech freigewordenen Lehrstuhl für Geologie an der Universität Breslau. In den Folgejahren fand Cloos in Schlesien ein Gebirge vor, das aus ähnlichem Granit aufgebaut war wie jener im afrikanischen Erongo. Diese Granite erforschte er mehrere Jahre, um die Frage der Bewegungsspuren zu klären. Es gelang ihm nach jahrelangen Beobachtungen und Messungen, die Bewegungsvorgänge erstarrter Intrusivkörper zu rekonstruieren. Diese von ihm entwickelten und angewandten Methoden wurden in der nachfolgenden Literatur als „Granittektonik“ bezeichnet. 1926, als damals 41-jähriger Professor, wurde Cloos als Nachfolger von Gustav Steinmann an die Universität Bonn berufen. Von dort unternahm er ab 1927 Forschungsreisen nach Nordamerika. Dort stellte er fest, dass der riesige Granitpluton der Sierra Nevada dieselben Bauelemente und gleichen Aufbau wie der kleinere Granitstock des Riesengebirges hat. Ferner besuchte er auf seinen Amerikareisen den Grand Canyon in Colorado und den Meteorkrater von Arizona.
Von Bonn aus unternahm er Studienreisen in die skandinavischen Länder. Hieraus resultierte sein Werk „Bau und Bewegung der Gebirge in Nordamerika, Skandinavien und Mitteleuropa“.
In weiteren Forschungsarbeiten begann Cloos, den Verwerfungen des Oslograbens, insbesondere den Grenzen gegeneinander bewegender Schollen der Erdkruste nachzugehen. Diese Forschungsarbeiten waren der Beginn seiner jahrelangen Beschäftigung mit den Problemen der Verwerfungen und Gräben, zu deren Verständnis er in dem folgenden Jahrzehnt durch Geländebeobachtungen und tektonische Experimente viel beitrug. In Bonn führte Cloos Experimente mit nassem Ton durch, um daran Gebirgsbewegungen zu simulieren. Dabei stellte er fest, dass die Verformung des Tons bei langsamer Deformation an den Scherflächen und Spalten erfolgt, analog den Grabenzonen der Erdkruste.
Das nahe Bonn gelegene Siebengebirge nutzten Cloos und sein jüngerer Bruder Ernst Cloos (ebenfalls ein international tätiger Geologe und Professor an der Johns Hopkins University) oft als Ausflugsziel für ihre geologischen Erkundungen. Hans Cloos erforschte speziell den Aufbau der Erdkruste in der Struktur von Vulkaniten im Siebengebirge. Dabei zeigten sorgfältige Messungen und Beobachtungen, dass die Lage des Schlotes und die Form des Schmelzenaufstieges sich in der Anordnung der aus der Tiefe mitgebrachten Kristalle abgebildet hat. Hans Cloos war durch seine Forschungsergebnisse in der Lage, anhand der im Gestein abgekühlten Feldspäte, als Sanidine bezeichnet, die ehemalige Form des Drachenfels zu rekonstruieren. Er konnte beweisen, dass sich die Sanidine in der Fließrichtung des Magma abkühlten. Anhand dieser Erkenntnisse wurde es möglich, die ehemalige Höhe des Drachenfels zu errechnen, welche etwa 80 Meter höher war als die heutige.
Von 1938 bis 1951 war er als Chefredakteur[1] der Geologischen Vereinigung e. V. tätig. Seine große schriftstellerische Fähigkeit verhalf der Geologischen Rundschau zu überdurchschnittlichem Niveau und internationalem Ansehen.
Hans Cloos wurde noch im Gründungsjahr 1912 Mitglied der Paläontologischen Gesellschaft.[2] 1933 wurde er Vorsitzender der Geologischen Vereinigung e. V.[3] 1947 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[4]
Zur Ehrung von Hans Cloos wurde am Drachenfels, dem von ihm erforschten Vulkandom bei Bonn, eine Gedenktafel angebracht, worauf zu lesen steht:
HANS CLOOS
1885 - 1951
PROFESSOR IN BRESLAU UND BONN
BELEBTE DIE GEOLOGIE FÜR VIELE
Geologische Vereinigung
Die Geologische Vereinigung e. V. in Mendig vergibt jährlich seit dem Jahre 2000 den Hans-Cloos-Preis[7] an den wissenschaftlichen Nachwuchs. Dieser Preis wird während der Jahrestagung, aber nicht zwangsläufig jährlich, an Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler verliehen, die in der Regel nicht älter als 35 Jahre sind und durch eine herausragende, eigenständige, international publizierte wissenschaftliche Leistung in den Wissenschaften der festen Erde oder durch einen hervorragenden Beitrag zur Darstellung geowissenschaftlicher Inhalte sich hervorgetan haben. Vorschläge sollten bis zu vier Monate vor der Jahrestagung erfolgen. Nach Einholen des Gutachtens einer unabhängigen Persönlichkeit wird der Preis in Höhe von 10.000 Euro auf einstimmigen Beschluss des engeren Vorstandes verliehen.
Unter seinen vielen Publikationen hervorzuheben sind Pionierarbeiten zur Granit-Tektonik, zum tiefen Vulkanismus und v. a. seine Hypothese zur Bildung der Kontinente, die ihn allerdings zum Gegner Alfred Wegeners machte. 1936 vollendete er sein Lehrbuch „Einführung in die Geologie“, das viele von Cloos selbst gezeichnete, besonders anschauliche Abbildungen enthält. 1947 veröffentlichte Cloos sein Buch „Gespräch mit der Erde“, das 1953 auch ins Englische übersetzt wurde. Spätestens mit diesem Buch wurde er weltweit bekannt als ideenreicher Geologe, der die Entstehung von Graniten und Vulkanen neu betrachtet und unverwechselbar gezeichnet hat. Das Buch hat auch in der Taschenbuchausgabe von 1959 weit über die Fachgrenzen hinaus Menschen für die spröde Umwelt der Minerale und Gesteine begeistert. Die langsamen, aber seit Urzeiten unbeirrbar ablaufenden Bewegungsvorgänge in der Erdkruste hat er auf vielen Reisen studiert und teilt sie dem Leser erlebnisdicht mit. Dieses Buch hat durch seinen oft persönlichen Stil und vor allem durch seine Zeichnungen der Geologie viele Interessenten gewonnen. Veröffentlichungen auf einen Blick:[8]
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