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Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (ab 1995: Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas, abgekürzt immer noch GWZO) ist ein interdisziplinäres, international ausgerichtetes Institut der Ost- und Ostmitteleuropaforschung mit Sitz in Leipzig. Der Tätigkeitsschwerpunkt liegt in der wissenschaftlichen Untersuchung der Geschichte und Kultur des Raumes zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und Adria vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart in vergleichender Perspektive. Das Institut will zu einem tieferen Verständnis aktueller politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen in den Staaten, Gesellschaften und Kulturen des östlichen Europa, insbesondere Ostmitteleuropas, beitragen, indem es sich auch mit der jeweiligen Landesgeschichte der historischen Landschaften in der Germania Slavica beschäftigt. Es ist seit 2003 ein An-Institut der Universität Leipzig und seit 2017 Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) | |
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Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa | |
Kategorie: | Forschungsinstitut |
Träger: | Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) e. V. |
Bestehen: | seit 1995 |
Rechtsform des Trägers: | Verein |
Mitgliedschaft: | Leibniz-Gemeinschaft |
Standort der Einrichtung: | Leipzig |
Außenstelle: | Prag |
Entstanden aus: | Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas |
Fächer: | Geisteswissenschaften |
Fachgebiete: | Osteuropaforschung, Ostmitteleuropaforschung |
Leitung: | Maren Röger, Direktorin[1] |
Mitarbeiter: | ca. 50 |
Homepage: | www.leibniz-gwzo.de |
Das Institut sieht sich im Hinblick auf sein methodisches Vorgehen zur Erforschung des östlichen Europa zu Innovation und Interdisziplinarität verpflichtet. Dies wird realisiert:
Die rund 50 am Institut tätigen Wissenschaftler aus dem In- und Ausland repräsentieren verschiedene Disziplinen der Geisteswissenschaften, darunter Archäologie, Namenkunde, Geschichte, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft.
Das GWZO verfügt über ein dichtes Netz von Kooperationsbeziehungen mit Forschungseinrichtungen in Deutschland, im östlichen Europa, anderen Teilen Europas und Übersee. Eine enge Zusammenarbeit besteht beispielsweise mit der Nationalgalerie Prag, dem Willy Brandt Zentrum für Deutschland- und Europastudien der Universität Wrocław und der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik.[2]
Im Rahmen der internationalen Kooperationsarbeit kommt dem Gastwissenschaftlerprogramm des GWZO ein besonderer Stellenwert zu.[3]
Das GWZO ist gemeinsam mit sechs weiteren Forschungsinstitutionen der Wissenschaftsregion Mitteldeutschland Teil des im November 2016 eingerichteten LeibnizWissenschaftsCampus „Eastern Europe – Global Area“ (EEGA) mit Sitz in Leipzig.[4]
Das Institut wurde im Jahr 1995 als gemeinnütziger, eingetragener Verein auf Empfehlung des Wissenschaftsrates als „Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas“ (kurz: GWZO) gegründet und nahm im Januar 1996 seine Arbeit auf.[5] Zum Gründungsdirektor wurde der Historiker Winfried Eberhard bestellt.
Seit 2003 ist das GWZO mit dem Status eines An-Institutes der Universität Leipzig versehen.
Die Projektfinanzierung erfolgte bis 2007 überwiegend durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, zudem durch die VolkswagenStiftung, die Deutsche Stiftung Friedensforschung, die Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung und andere. 2008 ist das GWZO in die ergänzende Projektförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung aufgenommen worden.[6]
Das GWZO ist seit 1. Januar 2017 Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.[7] Seither lautet der Name des Instituts „Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)“. Die Abkürzung GWZO wurde beibehalten.
Mit der Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft erfolgte eine organisatorische und inhaltliche Neuausrichtung des Instituts. Administrativ gliedert sich das GWZO seit 2017 in die vier wissenschaftlichen Abteilungen: Die Abteilung „Mensch und Umwelt“ unter der Leitung von Matthias Hardt, „Kultur und Imagination“ geleitet von Arnold Bartetzky sowie „Verflechtung und Globalisierung“ unter der Leitung von Frank Hadler. Daneben gibt es die Abteilung „Wissenstransfer und Vernetzung“ (einschließlich Bibliothek) sowie in eine Verwaltungsabteilung. Zudem wurden zwei Programmbereiche etabliert: „Forschung zum östlichen Europa“ und „Transfer von Forschungsergebnissen“.
Die zentralen Organe des GWZO sind die Mitgliederversammlung, der Vorstand, das Kuratorium und der Wissenschaftliche Beirat.
Von 1999 bis 2021 fungierte Stefan Troebst als stellvertretender Direktor. Im Oktober 2023 übernahm Julia Herzberg diese Funktion.
Die Bibliothek des GWZO ist eine wissenschaftliche Präsenzbibliothek mit derzeit (2020) rund 130.000 Medieneinheiten[8] in diversen europäischen Sprachen, vor allem Polnisch, Ungarisch, Tschechisch und Englisch. Sie ist die größte Spezialbibliothek zu Ostmitteleuropa in den neuen Bundesländern. Das Erwerbungsprofil orientiert sich am mittelfristigen Forschungsprogramm des Hauses und dem allgemeinen regionsbezogenen Auftrag des Instituts. Darüber hinaus verfügt die Bibliothek über Nachlassbestände diverser Osteuropa-Forscher, darunter Hans Roos, Joachim Herrmann, Ernst Eichler und Hans-Joachim Schlegel. Die Bibliothek im Specks Hof kann sowohl vom Fachpublikum als auch der interessierten Öffentlichkeit genutzt werden.[9]
Das GWZO gibt vier hauseigene Schriftenreihen heraus, darunter die Reihen „Visuelle Geschichtskultur“, „Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa“ und „Studia Jagellonica Lipsiensia“. Deren neueste Ausgaben erscheinen im Böhlau Verlag und sind als Open-Access-Version online frei zugänglich.[10]
Die deutsch-englische Reihe „Armenier im östlichen Europa – Armenians in Eastern Europe“ ist bislang in sechs Bänden erschienen und wird unter anderem vom Historiker Stefan Troebst, Stellvertretender Direktor des GWZO, herausgegeben.[11]
Auf mehrere Bände angelegte Handbücher bündeln für Fachpublikum und interessierte Leser die Forschungsergebnisse am GWZO: Das prächtig illustrierte „Handbuch zur Geschichte der Kunst in Ostmitteleuropa“ (Band 1: 400–1000. Vom spätantiken Erbe zu den Anfängen der Romanik; erschienen 2017) wird in seinen neun Bänden eine umfassende Darstellung der Geschichte der Kunst im östlichen Mitteleuropa vom spätantiken Erbe bis zur Gegenwart liefern. Das „Handbuch einer transnationalen Geschichte Ostmitteleuropas“ (Band 1: Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg; erschienen 2017) bietet die erste zusammenfassende Darstellung der transnationalen Geschichte der Forschungsregion.
Seit 2010 veröffentlicht das Institut für ein breites Lesepublikum das Jahresheft „Mitropa“ mit aktuellen Beiträgen zu den Forschungsthemen des GWZO. Zudem werden regelmäßig Jahresberichte publiziert.[12]
Das GWZO kuratiert und organisiert stetig selbst Ausstellungen im In- und Ausland oder begleitet diese wissenschaftlich.
Das deutsch-tschechisch-polnische Ausstellungsprojekt „Europa Jagellonica“ präsentierte die Kunst und Kultur Mitteleuropas an der Wende vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit. Es wurde von vier Kunstmuseen und dem GWZO gemeinsam veranstaltet und 2012/2013 in den Städten Kutná Hora, Warschau und Potsdam erfolgreich gezeigt.[13]
An der Ersten Bayerisch-tschechischen Landesausstellung „Kaiser Karl IV. 1316–2016“ anlässlich des 700. Geburtstages von Karl IV. 2016/2017 war das Institut zusammen mit der Nationalgalerie Prag, dem Haus der Bayerischen Geschichte (HdBG) in Augsburg und dem Germanischen Nationalmuseum (GNM) in Nürnberg beteiligt.[14]
Mit „Die unerträgliche Leichtigkeit des Haiku – Der Künstler Karel Trinkewitz“ hat das Institut 2017 seine erste digitale Ausstellung realisiert.[15]
Die seit 2001 jährlich stattfindenden Vorlesungen zu Ehren von Oskar Halecki (1891–1973) bieten die Möglichkeit, Wissenschaftler aus den östlichen Nachbarländern Deutschlands zu einem in der wissenschaftlichen Diskussion umstrittenen Thema einzuladen.[16]
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