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deutscher evangelischer Pfarrer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Fritz Grünzweig (* 5. November 1914 in Bissingen an der Teck; † 24. November 1989 in Korntal) war ein deutscher evangelischer Pfarrer der Württembergischen Landeskirche, von 1952 bis 1979 Geistlicher Vorsteher der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal, Seelsorger und Autor vieler Bücher und Bibelkommentare.[1]
Friedrich Grünzweig wuchs mit seinem älteren Bruder in Bissingen auf. Die Eltern Karl und Anna Grünzweig betrieben dort eine kleine Landwirtschaft. Mit ihnen besuchte er die Veranstaltungen der Altpietistischen Gemeinschaft, später die des örtlichen CVJM-Kreises und engagierte sich in der Jugendarbeit. Geistlich geprägt wurde er durch den Bezirksjugendpfarrer Otto Mörike, Pfarrer Julius von Jan und das heilsgeschichtliche Denken des Johann Albrecht Bengel und seiner Schüler. Nach dem Besuch der Bissinger Volksschule wechselte er 1927 ans Gymnasium in Kirchheim unter Teck, das er 1932 mit dem Abschluss der Mittleren Reife verließ.
Von 1932 bis 1938 absolvierte er eine Ausbildung für den württembergischen gehobenen Notariatsdienst, dazwischen von 1935 bis 1937 eine Gehilfenzeit beim Amtsgericht und Bezirksnotariat in Stuttgart. Er wandte sich 1934 an die Basler Mission, da er Missionar werden wollte, was aber wegen der schwierigen Devisenbeschaffung während des Dritten Reiches aus finanziellen Gründen scheiterte. 1938 erfolgte das Examen und nach einem 3-monatigem Militärdienst nahm er eine Stelle als Notarsgehilfe an.
Ende August 1939 wurde er wegen Kriegsausbruch als Soldat in den Zweiten Weltkrieg eingezogen und kämpfte als Feldwebel der Artillerie zuerst an der West-, dann Ostfront, wo er im Juli 1943 bei Kämpfen an der Wolchow-Front bei Leningrad schwer verwundet in ein Lazarett nach Apolda, Thüringen und ein Jahr später nach Plochingen am Neckar verlegt wurde. Ab Herbst 1944 kehrte er wieder zur Genesendenkompanie nach Ostpreußen zurück und wurde im Februar 1945 zur Dienststelle des Wehrbezirkskommandos Ulm versetzt, wo er seine spätere Frau kennen lernte. Während eines Kriegseinsatzes bei Leningrad erfuhr er über englische Radiosender von Massenmorden an Juden, 1943 auch direkt durch einen freigelassenen Häftling. Er setzte sich erfolgreich für die Freilassung des Notariatspraktikanten Alfred Leikam ein, der ab 1938 über fünf Jahre lang aus religiösen Gründen nach einer Zeit der Schutzhaft im KZ Buchenwald inhaftiert war. Er beriet sich mit Otto Mörike, Adolf Scheffbuch, Heinrich Albertz, Kurt Scharf und anderen aus der Bekennenden Kirche, die schon Erfahrungen wegen der Freilassung von Pfarrer Martin Niemöller hatten. Grünzweig machte in dieser Zeit über zehn Eingaben bei der Geheimen Staatspolizei in Berlin, die für die Konzentrationslager zuständig war, wurde dort vier Mal vorstellig, hielt Briefkontakt mit Leikam und unterstützte ihn finanziell und mit zugesandten Lebensmitteln. Er konnte erreichen, ihn einmal in Buchenwald besuchen zu können, was eine große Ausnahme darstellte.[2]
Grünzweig konnte nach Kriegsende im Juni 1945 wieder nach Hause zurückkehren. Da Pfarrermangel herrschte, bot die Württembergische Landeskirche Mitarbeitern mit Berufserfahrung eine zweijährige Kurzausbildung zum Pfarrer an. Auch Grünzweig wurde angefragt, nutzte diese Möglichkeit des Zweiten Bildungsweges und begann 1946 am Pfarrseminar in Stuttgart die Ausbildung in Evangelischer Theologie, die er 1948 mit der Ersten theologischen Dienstprüfung abschloss. Nach der Ordination trat er sein Vikariat in der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal an, einer pietistisch geprägten, rechtlich selbstständigen Gemeinde in Kooperation mit der Württembergischen Landeskirche. Im Nebenamt war er zugleich Bezirksjugendpfarrer im Kirchenbezirk Leonberg. Nach der Zweiten theologischen Dienstprüfung 1951 arbeitete er als zweiter Pfarrer neben Kirchenrat Walther Geißer, bis dieser 1952 Leiter des Pastoralkollegs der Württembergischen Landeskirche wurde. Grünzweig förderte den Ausbau der diakonischen Einrichtungen der Brüdergemeinde und war für seine intensive Seelsorge-Besuchsarbeit bekannt. Diese Gemeinde wurde zu seiner Lebensaufgabe, denn auf ihre Bitten hin blieb er dort bis zu seinem Ruhestand 1979, als er durch Martin Holland im Amt des Geistlichen Vorstehers abgelöst wurde.[3]
Für sein Ringen um das Verständnis der Gemeinde für die Bibel und für das Erbe der Väter des schwäbischen Pietismus, aber auch wegen seiner Rolle als geistlicher Führer der verschiedenen Kräfte dieser Bewegung verlieh ihm die Theologische Fakultät Tübingen 1982 den Ehrendoktortitel.[4]
Grünzweig übernahm Predigtdienste in ganz Deutschland und pflegte auch Kontakte in der ehemaligen DDR. Er arbeitete als Referent beim Missionsbund Licht im Osten, an der Freien Hochschule für Mission als Dozent für Exegese, Ethik, Seelsorge sowie ab 1979 als Gastdozent für Exegese, Homiletik Neues Testament am Liebenzeller Missionsseminar. Während seiner Korntaler Zeit war er sowohl im Süddeutschen Rundfunk und Südwestfunk mit Frühandachten als auch beim Evangeliums-Rundfunk zu hören.[5]
Als Autor verfasste er Bibelkommentare, Lexikonartikel, über hundert Beiträge für den Evangeliums-Rundfunk und ab 1980 Predigtauslegungen (alle Sonntagstexte der sechs Jahrgänge umfassenden kirchlichen Perikopenordnung in schriftlichen Predigten ausgelegt als Predigtmeditationen der Reihe „Trost und Kraft aus Gottes Wort“) in Nachfolge von Hans Brandenburg. Mit ihm brachte er auch die „Korntaler Hefte“ heraus. Er war Autor der Predigtmeditationen der Reihe „Trost und Kraft“, die als Predigtvorlage für Lektoren konzipiert war, und war Mitherausgeber der Zeitschrift „Zuversicht und Stärke: Zeitschrift für Gottesdienst und Verkündigung – Predigthilfen“, die zunächst zum „Gemeindetag unter dem Wort“, dann ab 1982 zweimonatlich erschien.[6] Er war Mitherausgeber der 1974 erschienenen Studienbibel „Lutherbibel erklärt“, in der 64 Mitarbeiter die Bibel in einer für Laien verständlichen Sprache auslegten. Etliche seiner Bücher erschienen auch in rumänischer und russischer Sprache.
Grünzweig wurde 1963 zur Ludwig-Hofacker-Vereinigung (Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Bibel und Bekenntnis in Württemberg) hinzuberufen[7] und war von 1965 bis 1980 deren Vorsitzender.[8] Unter seinen Impulsen wurde sie zur gemeinsamen Plattform aller württembergischen pietistischen Gemeinschaften und deren missionarischen Aktionen. Zwischen 1980 und 1986 war er Vorsitzender der Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den Evangelischen Kirchen Deutschlands, arbeitete von 1971 bis 1977 als Mitglied der Landessynode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg in der Synodalgruppe Lebendige Gemeinde mit und war langjährig Vorstandsmitglied in verschiedenen Missions- und Diakoniewerken. Er war Mitgründer und Ausschussmitglied des am 27. Dezember 1969 in Tübingen gegründeten Vereins Albrecht-Bengel-Haus e.V. und setzte durch, dass das Haus in der Nähe der Theologischen Fakultät errichtet wurde.[9][10]
Fritz Grünzweig heiratete 1949 in Ulm seine Frau Liselotte Denzinger, die im April 2016 gestorben ist.[11] Das Paar hatte drei Kinder – Elisabeth, Gerhard und die Schriftstellerin Dorothea Grünzweig – und wohnte in Korntal.[12] Kurz nach seinem 75. Geburtstag starb Grünzweig an den Folgen eines Gehirntumors und wurde auf dem Korntaler Friedhof begraben.[13]
als Autor und Mitherausgeber
als Mitautor
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Aufsätze
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