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Schweizer Theater-, Portrait- und Kulturfotograf Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Fred Erismann (* 17. Januar 1891 in Winterthur; † 8. Juli 1979) war ein Schweizer Theater-, Portrait- und Kulturfotograf.
Fred Erismann wurde in Winterthur geboren. Einen Teil seiner Jugend verbrachte er im deutschen Waldshut. In Zürich absolvierte er eine Lehre als Feinmechaniker. 1908 begab er sich als Wandergeselle von Hamburg aus auf einen ausgiebigen Weltenbummel als Seefahrer, wo er es vom Kohlenschaufler auf dem Frachtschiff bis zum ersten Steward auf einem Passagierschiff brachte. In dieser Zeit gelangte er u. a. nach Südamerika, Australien, Italien, Skandinavien und Russland. Er arbeitete jedoch auch in seinem mechanischen Beruf, so in Argentinien in Tucomán in einer Werkstatt zur Überholung von Lokomotiven. Der Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 setzte seiner Weltreise ein Ende. Er liess sich für vier Jahre in München nieder, wo er sich mit Arbeiten an Fotoapparaten befasste, die der Luftaufklärung durch Flugzeuge dienten. Da solche Geräte extremen Bedingungen ausgesetzt waren, benützte Erismann als eifriger Berggänger seine Klettertouren in der Nähe von München als Test für solche Kameras. Er entdeckte in München’s Kulturleben auch seine Begeisterung für das Theater und die Oper.
Nach seiner Rückkehr 1919 in die Schweiz begann er sich dem Fotografieren zuzuwenden. Noch arbeitete er bis zum August 1926 in Bern bei der Hasler Bern als Feinmechaniker, um sich danach in Berlin zum Fotografen ausbilden zu lassen. Hier kam er in Kontakt mit der berühmten Theaterfotografin Elli Marcus, bei der er sich zum Künstler im Umgang mit Licht, Form und Aussagekraft in diesem Medium ausbilden konnte. Er traf auch auf Rosemarie Clausen, die von 1929 bis 1933 bei Elli Marcus als Assistentin arbeitete.
Zurück in Bern, eröffnete er 1930 an der Marktgasse sein Fotoatelier und widmete sich während rund 40 Jahren der Fotografie. Erismann präsentierte sich in seiner Arbeit sehr vielseitig als Theater-, Presse-, Portrait- und Reklamefotograf. Er engagierte sich auch in der Lehrlingsausbildung.[1]
Ab der Theatersaison 1931/32 arbeitete er im Auftragsverhältnis für das Berner Stadttheater. Er übte seine Tätigkeit als Theaterfotograf mit einer richtungsweisenden Philosophie in seinem Metier aus, indem er für sein künstlerisches Schaffen seine eigenen Wege finden musste. Das bedeutete: Sich Auseinandersetzen mit der Technik der Fotogeräte und der Fotoentwicklung, den Künstlerinnen und Künstlern, den Bühnenwerken und den Bühnensituationen. Zur Bedeutung von Erismann schrieb Martina Bolzli in der Berner Zeitung vom 2. November 2017: Er war jahrzehntelang Hausfotograf des Stadttheaters. Und definierte, was das Theater gegen aussen darstellen wollte.[2]
Durch seine Arbeit kam er mit den bedeutendsten Bühnenkünstlern in Kontakt: Erwin Kohlund, Leopold Biberti, Alfred Lohner, Heinrich Gretler, Maria Becker, Therese Giehse, Maria Schell und Adolf Spalinger als Schauspieler; Elisabeth Schwarzkopf, Inge Borkh und Else Schulz, als Sängerinnen; Joséphine Baker und Mistinguett als Varietékünstlerinnen sowie mit Clown Grock, dem Charaktertänzer Harald Kreuzberg und Marcel Marceau als Pantomime. Diese reagierten oft mit besonderen Widmungen auf seine fotografischen Werke.
Nach der Berner Theaterzeitung von 1956/57 war Erismann ein zurückhaltender Mensch und drängte sich nicht in den Vordergrund. Sie bezeugte ihm ein stilles Wirken im Hintergrund des Theaters und sehr viel Aufopferung, unendliche Geduld und Idealismus. Er bereitete sich als künstlerisch empfindender Theaterphotograph akribisch für die Aufführungen vor, um die bestmöglichen Momente für Aufnahmen zu erspüren. Im gleichen Artikel wird ihm ein unerhört sicheres Erfassen einer Persönlichkeit attestiert.[3]
Für das Spiel von Licht und Schatten liess er sich von alten Meistern der Malerei wie Rembrandt und Goya inspirieren. Er liebte die Hell-Dunkel-Kontraste und wählte entsprechende Fotopapiere, um mit spritzigen Schatten sehr wirkungsvolle Stimmungen erzielen lassen. (Zitat von Erismann in einer Kodak-Broschüre 1953.) Erismann's Fotoarbeiten wurden verwendet bei Theaterberichten in der Presse und in den Programmheften des Stadttheaters. Das Stadttheater Bern ermöglichte ihm eine eigene Dauerausstellung im Käfigturm in Bern mit Szenenfotos der jeweiligen Theater-, Ballett- und Opernvorstellungen.
1932 beteiligte er sich an der 1. Internationalen Ausstellung für künstlerische Photographie in Luzern und erhielt als Auszeichnung die Silberne Medaille.[4] Eigentliche Ausstellungen zu seinem Wirken gab es erst nach seinem Tod: 1994 in Worb und 2017 in Bern: Licht an! Berner Theatermomente.
Erismann war verheiratet, Vater einer Tochter und wohnte in Ostermundigen bei Bern.
Die Stiftung SAPA (Schweizer Archiv der Darstellenden Künste) besorgt die Aufarbeitung und Erschliessung der Fotosammlung sowohl aus dem Archiv des Stadttheaters Bern wie auch der Privatsammlung des Fotografen. Die Bestände umfassen 5000 Papierabzüge und 90'000 Negative.[5]
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