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Schauspielhaus Zürich

Theaterproduktionsgesellschaft in Zürich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Das Schauspielhaus Zürich ist das grösste Theater der Stadt Zürich und im Pfauenkomplex untergebracht, der den Heimplatz der Stadt säumt. Daher wird das Theater auch als Pfauenbühne, Pfauensaal oder Pfauen bezeichnet. Es umfasst 750 Plätze. Im Keller des Gebäudes befindet sich die Studiobühne Kammer für maximal 70 Zuschauer.[1]

Schnelle Fakten
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Dank jüdischen Emigranten, die an dieser Bühne spielen durften, wurde es ab 1933 und während des Zweiten Weltkriegs zum führenden Haus des deutschsprachigen Theaters.

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Geschichte

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1901–1932

Das Gebäude am Pfauen wurde 1892 als Volkstheater am Pfauen mit Bayerischem Biergarten und Kegelbahn errichtet und zunächst als Variététheater genutzt. 1901 wurde es vom Direktor des Opernhauses Alfred Reucker angemietet und mit Goethes Die Mitschuldigen als Schauspielhaus eröffnet. Von 1903 bis 1926 wurde das Theater von der privaten Genossenschaft zum Pfauen betrieben.

1926 erwarb Ferdinand Rieser, Zürcher Weingrosshändler und Direktor des Schauspielhauses,[2] das Gebäude und liess es umbauen. 1938 wurde der Theaterbetrieb durch die von der Stadt eigens gegründete Neue Schauspiel AG übernommen, der das Gebäude von Ferdinand Rieser verpachtet wurde. Dem damaligen Stadtpräsidenten Emil Klöti und dem Verleger Emil Oprecht gelang es so, das Theater aus seiner finanziellen Schieflage zu befreien. Als 1952 der Pachtvertrag mit der Witwe Ferdinand Riesers ablief, verweigerten die Zürcher Bürger ihre Zustimmung zum Erwerb des Gebäudes durch die Stadt Zürich zu einem Kaufpreis von drei Millionen Franken. Die Schweizerische Bankgesellschaft war bereit, als Käuferin einzuspringen und mit der Neuen Schauspiel AG einen neuen Pachtvertrag abzuschliessen.

Emigrantentheater

Die Bemühungen, ein anspruchsvolles Theater in Zürich zu etablieren, waren zunächst wenig erfolgreich; bis 1933 wurde das Schauspielhaus international kaum beachtet. Ab 1933 emigrierten viele deutsche Schauspieler und Regisseure nach Zürich und wurden von Ferdinand Rieser ins Ensemble des Schauspielhauses aufgenommen. Zahlreiche Künstler wie Albert Bassermann, Maria Becker, Ernst Ginsberg, Therese Giehse, Grete Heger, Wolfgang Heinz, Kurt Horwitz, Wolfgang Langhoff, Leopold Lindtberg, Emil Paryla, Leonard Steckel und viele andere spielten zum Teil lange Jahre auf der Pfauenbühne.

Durch diese Schauspieler erlebte das Schauspielhaus seinen Höhepunkt als Emigrantentheater während des Zweiten Weltkriegs.[3] In dieser Zeit standen viele antifaschistische Stücke auf dem Spielplan, unter anderem mehrere Stücke von Bertolt Brecht und von Schweizer Autoren. Zu dieser Zeit war das Zürcher Schauspielhaus die einzige freie Bühne im deutschsprachigen Raum, da in Deutschland und Österreich nur noch regimegenehme Stücke aufgeführt werden durften. Der «Pfauensaal» gilt als bedeutendstes künstlerisches Denkmal aus der Zeit der Geistigen Landesverteidigung. Er ist ein kulturhistorisch und baukünstlerischer Zeitzeuge von nationaler und internationaler Bedeutung.[4]

Wichtige Uraufführungen

Unter der Leitung von Oskar Wälterlin ab 1938 erlebten zahlreiche Stücke von Bertolt Brecht hier ihre Uraufführung. Gemeinsam mit seinem Chefdramaturgen Kurt Hirschfeld machte Wälterlin während des Zweiten Weltkrieges die Bühne zum bedeutendsten Aufführungsort des deutschsprachigen Theaters ausserhalb des Machtbereiches der Nazi. Zunehmend zeigte er Werke von durch den Nationalsozialismus verbotener und verfolgter Autoren. Auch die meisten Stücke von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt wurden am Pfauen uraufgeführt.

21. Jahrhundert

In den Jahren 2002 und 2003 erlebte das Schauspielhaus unter dem Intendanten und Regisseur Christoph Marthaler eine neue künstlerische Blüte und wurde zweimal in Folge von den Kritikern der Zeitschrift Theater heute zum Theater des Jahres gewählt. Unter Marthaler erlebte das Schauspielhaus allerdings auch einen Rückgang der Abonnentenzahl, was neben weiteren Streitereien zu einem vorzeitigen Abgang seiner Theaterequipe führte. Bis 2009 folgten ihm Andreas Spillmann und Matthias Hartmann.

Ab 2009 wurde das Schauspielhaus mit seinen 260 festen Mitarbeitern und einem Ensemble von rund 30 Schauspielern von der Regisseurin Barbara Frey geleitet. Als «roten Faden» für ihr Programm nannte sie zum Amtsantritt «Ausgewogenheit und Vielfalt. Junge und gestandene Regisseure, tolle Klassiker, die als Ensemblestücke funktionieren, und eine Duftmarke mit neuen und dramatisierten Stoffen.» Im Juni 2017 wurde bekannt, dass ab der Saison 2019/2020 der Regisseur Nicolas Stemann und der Dramaturg Benjamin von Blomberg gemeinsam die Intendanz wahrnehmen.[5] Das Schauspielhaus Zürich feierte entsprechend vom 12. bis 15. September 2019 die Eröffnung der neuen Spielzeit unter einer neuen Intendanz, dessen Wechsel sich durch das ganze Haus zog und sich in einer neuen Poster-Gestaltung, im Foyer, in den Stücken und im Ensemble zeigte.[6] Ende 2024 läuft der Vertrag mit den beiden Kointendanten aus.[7]

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Pfauenbühne

Der Zürcher Gemeinderat entschied sich am 9. März 2022 mit 75 gegen 39 Stimmen für die Sanierung des Pfauensaals mit kleinen Eingriffen anstelle eines Neubaus. Der Verein «Pro Pfauen» hatte sich für die Erhaltung des historischen Theatersaals am Pfauen eingesetzt.[8]

Im Mai 2023 wurde bekanntgegeben, dass Ulrich Khuon in der Saison 2024/25 interimistisch die Intendanz und den Vorsitz der Geschäftsleitung übernehmen wird.[9]

Anfang Dezember 2023 wurde bekanntgegeben, dass ab der Saison 2025/26 für vorerst fünf Jahre Pınar Karabulut und Rafael Sanchez gemeinsam die Intendanz übernehmen werden.[10]

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Architektur

Die Pfauenbühne ist eine Guckkastenbühne. Für den Architekten und Dramatiker Max Frisch bedeutete sie eine zeitlos-gültige Theaterform: Der Guckkasten als bedeutungsvolles, elementares architektonisches Element löse die Dinge aus ihrer alltäglichen Umgebung heraus, stelle sie ausserhalb der Zeit und gebe ihnen die Bedeutung von Sinnbildern.[11]

Schiffbau

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Der Schiffbau

Neben dem Schauspielhaus am Pfauen betreibt das Theater auch drei Bühnen im Schiffbau, der ehemaligen Kesselschmiede der Escher Wyss AG in Zürich-West an der Schiffbaustrasse 4: die Schiffbau/Halle (etwa 400 Plätze), die Schiffbau/Box (bis zu 200 Plätzen) und die vom Jungen Schauspielhaus genutzte Schiffbau/Matchbox (etwa 80 Plätze). Der Schiffbau wurde im September 2000 mit dem Stück Hotel Angst von Christoph Marthaler eröffnet. Im Schiffbau befinden sich zudem ein Restaurant sowie der Jazzclub «Moods». Im Inneren des Schiffbaus sind die Probebühnen, Werkstätten und technischen Büros des Schauspielhauses untergebracht.[12]

Direktoren

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Uraufführungen

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Szenenbild aus dem Leben des Galilei von Bertolt Brecht, Foto: Fred Erismann, 1943
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Premierenfeier zu Frank der Fünfte, Therese Giehse, Friedrich Dürrenmatt, Maria Becker, im Hintergrund: Peter Schifferli, Foto: Comet Photo, ETH-Bibliothek, 19. März 1959
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Max Frisch und Regisseur Kurt Hirschfeld bei den Proben zur Uraufführung des Stücks Andorra, Foto: Comet Photo, Bildarchiv der ETH-Bibliothek Zürich, 1961
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Max Frisch im Gespräch mit dem Bühnenbildner Teo Otto bei den Proben zur Uraufführung des Stücks Andorra, Foto: Comet Photo, Bildarchiv der ETH Zürich, 1961
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Wolfgang Reichmann als Professor Schlatter, Chirurg, und Friedrich Dürrenmatt, Uraufführung Der Meteor, Foto: Comet Photo, Bildarchiv der ETH-Bibliothek Zürich, zwischen 1966 und 1967
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Regisseur Leopold Lindtberg mit Ullrich Haupt und Peter Frankenfeld, Hauptproben zur Uraufführung des Stücks Biografie: Ein Spiel von Max Frisch, Schauspielhaus Zürich, Foto: Josef Schmid, Comet Photo, Bildarchiv der ETH-Bibliothek, Zürich, 1968

2002, 2004 und 2007 wurden Die schöne Müllerin, Elementarteilchen und Der Gott des Gemetzels mit dem Nestroy-Theaterpreis als Beste deutschsprachige Aufführung ausgezeichnet. 2001 war das Schauspielhaus für einen Nestroy nominiert.

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Literatur

  • Dieter Bachmann, Rolf Schneider (Hrsg.): Das verschonte Haus. Das Zürcher Schauspielhaus im Zweiten Weltkrieg. Ammann, Zürich 1987, ISBN 3-250-10089-7.
  • Marco Badilatti: Schauspielhaus Zürich, Zürich ZH. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1585–1588.
  • Valentin Gillet, Wilko Potgeter: Theaterdecken an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert: Zimmerei und Rabitz im Dachraum des Schauspielhauses Pfauen in Zürich. In: INSITU. 2020/2, S. 269–284.
  • Ute Kröger, Peter Exinger: «In welchen Zeiten leben wir!» Das Schauspielhaus Zürich 1938–1998. Limmat Verlag, Zürich 1998, ISBN 3-85791-322-3.
  • Fritz Lendenmann (Hrsg.): Eine grosse Zeit. Das Schauspielhaus Zürich in der Ära Wälterlin 1938/39–1960/61. Orell Füssli, Zürich 1995, ISBN 3-280-02384-X.
  • Ingo Starz, Matthias Wyssmann (Hrsg.): Mehr als 70 Stimmen aus dem Schauspielhaus Zürich. Hörbuch. Christoph Merian Verlag, Basel 2008, ISBN 978-3-85616-411-9.
  • Beat Schläpfer, Dieter Nievergelt: Schauspielhaus Zürich. Kleine Geschichte des Theaters, Baugeschichte und Baubeschreibung (= Schweizerische Kunstführer. Nr. 230). Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK). Bern 1978, ISBN 978-3-85782-230-8.
  • Theater am Pfauen. Schauspielhaus Zürich. In: Neujahrsblatt 2021 des Stadtzürcher Heimatschutzes, Zürich 2021.
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Commons: Schauspielhaus Zürich – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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