Dea Loher, die Tochter eines Försters, wurde 1964 in Traunstein geboren. Der Vorname ‚Dea‘ (lateinisch für „Göttin“) war ursprünglich nur ihr Künstlername, den sie später durch Namensänderung vor Gericht anstelle von ‚Andrea Beate‘ zu ihrem gültigen Vornamen machte.[1] Loher studierte Germanistik und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach ihrem Studienabschluss als Magister 1988 verbrachte sie ein Jahr in Brasilien. Ab 1990 nahm sie an dem Studiengang ‚Szenisches Schreiben’ bei Heiner Müller und Yaak Karsunke an der Hochschule der Künste Berlin teil. Ihr erstes Stück Olgas Raum kam bereits 1991 im Hamburger Ernst Deutsch Theater zur Uraufführung. Dea Loher lebt und arbeitet heute in Berlin.
Im Oktober 2003 inszenierte Andreas Kriegenburg Lohers Stück Unschuld am Hamburger Thalia Theater. Im Juni 2004 folgte Das Leben auf der Praça Roosevelt, uraufgeführt unter der Regie von Andreas Kriegenburg an der Thalia-Studiobühne in der Gaußstraße, das im Herbst 2004 zu Festivals nach São Paulo, Porto Alegre und Rio de Janeiro reiste.
Am 2. Februar 2009 verlieh der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, den mit 30.000 Euro dotierten Berliner Literaturpreis der Stiftung Preußische Seehandlung an Dea Loher. Zugleich berief die Vizepräsidentin der Freien Universität Berlin, Christine Keitel-Kreidt, die Preisträgerin auf die Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität. Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt der Literaturkritiker Lothar Müller. Lisa Hagmeister, Hans Löw und Jörg Pose, Schauspieler vom Thalia Theater Hamburg, ehrten Dea Loher mit einer szenischen Lesung aus ihrem Theaterstück Unschuld. 2017 wurde Loher mit dem Joseph-Breitbach-Preis ausgezeichnet.[2]
Michael Börgerding: Auf der Suche nach den vielen Antworten. Über Dea Loher und ihre Stücke – eine persönliche Vergewisserung. In: Theater heute, 10, 2003, S. 42–46
Jean-Claude Francois: Dea Loher: Dramaturge de l’Allemagne nouvelle. In: Allemagne aujourd’hui, 160, 2002, S. 171–186
Jens Groß, Ulrich Khuon (Hrsg.): Dea Loher und das Schauspiel Hannover. Niedersächsisches Staatstheater Hannover, 1998
Birgit Haas: Die Renaissance des dramatischen Dramas. In: Birgit Haas: Plädoyer für ein dramatisches Drama. Passagen Verlag, Wien 2007, S. 177–219
Birgit Haas: Dea Loher. Vorstellung. In: Monatshefte, 99, 2007, S. 269–277
Birgit Haas: Die Rekonstruktion der Dekonstruktion in Dea Lohers Dramen, oder: Die Rückkehr des politischen Dramas. In: Monatshefte, 99, 2007, S. 280–298
Birgit Haas: Das Theater von Dea Loher: Brecht und (k)ein Ende. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2006
Birgit Haas (Hrsg.): Dea Loher. Special Issue. In: Monatshefte, 99, 2007
Birgit Haas: Gender-Performanz und Macht. (Post)feministische Mythen bei Sarah Kane und Dea Loher. In: Birgit Haas (Hrsg.): Macht – Performanz, Performativität und Polittheater seit 1990. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, S. 197–227
Simon Hansen: Dea Loher – Unschärfe und Figur. In: Nach der Postdramatik. Narrativierendes Text-Theater bei Wolfram Lotz und Roland Schimmelpfennig. Bielefeld 2021, S. 242–248
Ulrich Khuon: Das Spiel des Schreibens und seine Anstöße. Dea Loher und das Autorentheater in Hannover. In: Groß, Khuon (Hrsg.): Dea Loher und das Schauspiel Hannover. S. 9–14
Nils Lehnert: Gesellschaftsrelevant, aber nicht offen ‚engagiert‘. Zum didaktischen wie ästhetischen Potenzial von Dea Lohers Theatertexten Diebe (2010), Am Schwarzen See (2012) und Gaunerstück (2015). In: Marijana Jeleč (Hrsg.): Tendenzen der Gegenwartsliteratur. Literaturwissenschaftliche und literaturdidaktische Perspektiven. Peter Lang, Berlin 2019, S. 307–329.
Sascha Löschner: Dea Loher: Verletzte Sprache. In: Stück-Werk 1. Internationales Theaterinstitut, Berlin 1997, S. 71–73
Malgorzata Sugiera: Beyond Drama: Writing for Postdramatic Theatre. In: Theatre Research International 1, 2004, S. 16–28
Malgorzata Sugiera: Realne światy / Możliwe światy. Niemiecki dramat ostatniej dekady (1995–2004). Księgarnia Akademicka, Kraków 2005
Sandra Umathum: Unglückliche Utopisten. In: Christel Weiler, Harald Müller (Hrsg.): Stück-Werk 3. Zentrum Bundesrepublik Deutschland des Internationalen Theaterinstituts, Berlin 2001, S. 101–105
Birte Werner: Das Drama ist die Wirklichkeit. Theatertexte von Autorinnen der 1990er Jahre. Gesine Danckwart, Dea Loher, Theresia Walser. In: Der Deutschunterricht; Beiträge zu seiner Praxis und wissenschaftlichen Grundlegung, 58:4, 2006, S. 63–73
Peter Yang: Dea Loher. In: The Literary Encyclopedia – 1(4.1: German-language Writing and Culture), 2017, litencyc.com
Peter Yang: Innocence (Unschuld) by Dea Loher (2003). In: The Literary Encyclopedia – 1(4.1: German-language Writing and Culture), litencyc.com
Vgl. dazu Birgit Haas: Sexual Abuse: Dea Loher’s Tätowierung (1992). In: Birgit Haas: Modern German Political Drama 1980–2000. Camden House, New York 2003, S. 146–148.
Vgl. dazu Birgit Haas: History Through the Lens of the Uncertainty Principle: Dea Loher’s Leviathan. In: Journal of the M/MLA, 39:1, 2006, S. 73–88; und Birgit Haas: The Rote Armee Fraktion: Dea Loher’s Leviathan (1993). In: Birgit Haas: Modern German Political Drama 1980–2000. S. 170–173.
Vgl. dazu Alexandra Ludewig: Dea Lohers Theaterstück Adam Geist. In: Forum Modernes Theater, 15, 2002, S. 113–124; und
KAlexandra Ludewig: Junges Theater im Deutschland der 1990er Jahre: Dea Lohers Adam Geist. In: New German Review, 1998, S. 55–73.
Vgl. dazu: Birte Giesler: Überall Täter: Geschlechterkritik in Dea Lohers „Blaubart – Hoffnung der Frauen“. In: Forum Modernes Theater, Band 20:1, 2005, S. 77–95.