Frankenloch bei Heldra
Naturschutzgebiet in Hessen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Frankenloch bei Heldra ist ein natürlich entstandener Altwasserarm der Werra in der Gemarkung von Heldra im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis. Wegen der hier vorkommenden seltenen Tier- und Pflanzenarten, die im Frankenloch ein Rückzugsgebiet in der sonst recht intensiv genutzten Werraaue gefunden haben, wurde der Bereich 1995 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Seit 2008 gehört das Frankenloch auch als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet zu dem europäisch vernetzten Schutzgebietssystem Natura 2000.[1]
Frankenloch bei Heldra
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Der Holzsteg über die Flutmulde des revitalisierten Altarms. | ||
Lage | Heldra im Werra-Meißner-Kreis in Hessen. | |
Fläche | 8,9 Hektar | |
Kennung | 1636029 | |
WDPA-ID | NSG 163136 FFH 555520192 | |
Natura-2000-ID | DE4827302 | |
Geographische Lage | 51° 8′ N, 10° 12′ O | |
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Meereshöhe | von 160 m bis 180 m | |
Einrichtungsdatum | NSG 1995 FFH-Gebiet 2008 | |
Besonderheiten | Besonderer Schutz als Naturschutzgebiet, Fauna-Flora-Habitat-Gebiet, Teil des Landschaftsschutzgebiets „Auenverbund Werra“ und Teil des Nationalen Naturmonuments „Grünes Band Hessen“ |
Der geschützte Bereich des Frankenlochs liegt östlich des Wanfrieder Stadtteils Heldra, unterhalb des Heldrasteins, der sich mit einer Höhe von 503,8 m am Nordostrand des Nördlichen Ringgaus erhebt. Es erstreckt sich als schmaler Streifen mit einer Breite von etwa 10 m bis 160 m entlang der Landesgrenze zu Thüringen, die in dieser Region besonders verwinkelt und verschlungen ist. Im Südosten begrenzt die Werra mit einer Länge von rund 270 m das Schutzgebiet. Das Frankenloch gehört zum Geo-Naturpark Frau-Holle-Land und wird in der naturräumlichen Gliederung Deutschlands dem Treffurt-Wanfrieder Werratal (358.1) des Unteren Werralands (358) in der Haupteinheitengruppe des Osthessischen Berglands zugeordnet.[2]
Das Frankenloch ist ein älteres, naturnahes Altwasser in einem fortgeschrittenen Verlandungsstadium und wird nur noch bei außergewöhnlichem Hochwasser von der Werra durchströmt. Die Fläche lag Jahrzehnte lang direkt an der DDR-Grenze und war dadurch weitgehend geschützt. Das gilt auch für die auf Thüringer Seite angrenzenden Gebiete, die sich zu einem weitgehend ungestörten Landschaftsteil entwickelten, da der ehemalige Grenzstreifen erst in einiger Entfernung verlief. Ohne die Lage am Rande des ausgedehnten Auenschutzgebiets, mit seinen Gewässern und Röhrichten, wäre die Bedeutung des Frankenlochs als Schutzgebiet viel geringer.
Wissenschaftler untersuchten in den 2000er Jahren im Auftrag der Oberen Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Kassel das Schutzgebiet. Im Rahmen der Berichtspflicht gegenüber der EU-Kommission mussten für die als Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiete gemeldeten Bereiche Maßnahmenpläne erstellt werden. Nach dem Fachgutachten repräsentiert das Frankenloch, wenn auch nur mit Resten, eine naturnahe Flussauenlandschaft. Das nährstoffreiche Stillgewässer des Altarms gehört zu dem Lebensraumtyp 3150 „eutrophe Seen“.[3] Als bemerkenswert angesehen wird das Vorkommen der Karausche. Die in Hessen vom Aussterben bedrohte Fischart aus der Familie der Karpfenfische ist eine Charakterart der Altgewässer in Auen. Sie sind an fortgeschrittene Verlandungsstadien gebunden und wertgebend für den Lebensraumtyp.
In den Schilfröhrichten, Großseggenrieden, Feuchtbrachen und Hochstaudenfluren finden viele Vogelarten geeignete Habitat- und Reproduktionsbedingungen, durchziehende Vögel nutzen es als Rastbiotop. Besonders seltene Durchzügler sind Drosselrohrsänger, Trauerseeschwalbe, Bekassine, Braunkehlchen, Kiebitz und Kornweihe. Teilweise verweilen diese Vogelarten auch als Nahrungsgäste länger in dem Auengebiet.
Die in der offenen Landschaft liegenden, zu dem Schutzgebiet gehörenden Grünlandflächen werden als Mähwiesen oder Pferdeweiden extensiv bewirtschaftet. Die Böden bestehen aus ein bis zwei Metern mächtigen Auelehmen über Flussschottern.[4]
Unter dem von ihr geprägten Begriff „Gewässerdynamik Werra“ versucht die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) Verbesserungen am Fluss und in seiner Aue zu erreichen. Durch Strukturaufwertungen auf geschützten Flächen soll möglichst vielen der gefährdeten Pflanzen und Tierarten ein Lebensraum geboten werden, der ausreichend Nahrung, Deckung und Schutz bietet. Mit Hilfe der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, die sich neben ihren außereuropäischen Projekten auch um die Natur in Deutschland kümmert, konnten Bereiche des Frankenloches gekauft werden. Mit einem Flurbereinigungsverfahren kamen nahezu alle Flächen des Naturschutzgebietes in das Eigentum der Zoologischen Gesellschaft. Einige Restflächen sind noch im Besitz von Hessen-Forst und der Bundeswasserstraßenverwaltung.
Die im März 2003 eingeleitete Flurneuordnung hatte das Ziel den Interessenkonflikt zwischen Landwirtschaft und Naturschutz zu entflechten. Mit dem Leitbild einer naturnahen, teilweise extensiv genutzten Flussauenlandschaft konnten durch Ankauf und Tausch die landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen aus dem Naturschutzgebiet herausgelöst werden.[5]
Um die Flussdynamik wieder zuzulassen, wurde eine verlandete Flutmulde durch Ausbaggerung wieder geöffnet. Bei Hochwasser kann das Wasser der Werra einströmen und die Bereiche der Rinne unter Wasser setzen. In dieser Flutmulde sollen speziell an solche Bedingungen angepasste Arten geeignete Lebensbedingungen und Rückzugsräume finden.
Neben der Flutmulde wurden zwei Infotafeln aufgestellt um Akzeptanz für die Veränderungen im Schutzgebiet zu erreichen. Sie erteilen Auskunft über die ökologische Bedeutung des Frankenlochs und sollen den Besuchern ermöglichen den Sinn und Zweck der Maßnahmen nachzuvollziehen.
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