Flixtrain
Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland, erbringt Personenfernverkehrsleistungen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Flixtrain GmbH ist ein Eisenbahnverkehrsunternehmen des Verkehrskonzerns Flix. Es bietet seit 2017 deutschlandweiten Schienenpersonenfernverkehr an und tritt als Mitbewerber zu DB Fernverkehr auf. Das Angebot von Flixtrain konzentriert sich auf Verkehre zwischen Ballungszentren und ergänzt das ebenfalls zu Flix gehörende Fernbusnetz der Marke Flixbus. In Schweden wurde zwischen Mai 2021 und Januar 2024 eine Linie vertrieben.
FlixTrain | |
---|---|
Rechtsform | GmbH |
Gründung | 2017 |
Sitz | München, Deutschland |
Leitung | André Schwämmlein, Matthias Müller |
Branche | Personenverkehr |
Website | www.flixtrain.de |
Im August 2017 erhielt Flixtrain, eine zwei Monate zuvor gegründete 100-prozentige Tochtergesellschaft von Flix, eine Lizenz als Eisenbahnverkehrsunternehmen[1] und übernahm damit den Betrieb der zuvor pleite gegangenen privaten Betreibergesellschaft Locomore.[2] Im April 2018 startete Flixtrain auf den Strecken Stuttgart–Berlin und Hamburg–Köln. Flix übernimmt, analog zum Fernbusverkehr, unter der Marke Flixtrain die Vermarktung, die Netzplanung und die Preisgestaltung. 2018 verkaufte das Unternehmen rund 750.000 Fahrkarten. Die durchschnittliche Auslastung lag bei 70 Prozent.[3] Im Mai 2019 wurde die Verbindung zwischen Berlin und Köln aufgenommen.[4] Zunächst fuhr dort nur ein Zugpaar, das Angebot wurde im Lauf des Jahres erweitert.
Aufgrund der COVID-19-Pandemie reduzierte oder pausierte das Unternehmen den Betrieb im Frühjahr 2020[5] sowie im Herbst/Winter 2020–2022[6]. Im Jahr 2020 ersetzte Flixtrain seine Flotte und verkehrt seither mit modernisierten Wagen. Ab Mai 2021 expandierte Flixtrain und erweiterte das Netz erstmalig nach München und Bremen Hbf.[7]
Flixtrain betreibt, ähnlich wie die Billigfluggesellschaften oder die französische Staatsbahn SNCF mit ihrer Marke Ouigo, ein Geschäftsmodell zur Kostensenkung, welches darauf basiert, ein möglichst einfaches im niedrigsten Marktsegment angesiedeltes „Grundprodukt“ anzubieten, welches der Kunde durch Zubuchen optionaler „Extras“ erweitern kann. Im Deutschen könnte man dieses System „Baukastenprinzip“ nennen; der englische Begriff no frills (sinngemäß „ohne Schnickschnack“) ist auch im Deutschen verbreitet. Konkret äußert sich dieses Prinzip bei Flixtrain folgendermaßen: Die Züge führen nur eine Wagenklasse und keinen Speisewagen. Die ab 2020 eingesetzten, von Talbot Services umgebauten Fahrzeuge weisen eine hohe Sitzplatzzahl (100 pro Wagen) – bei entsprechend engerem Sitzteiler – auf.[8] Die Fahrpreise sind nachfrageabhängig und werden nach dem Prinzip des Ertragsmanagements ermittelt. Flixtrain vermarktet seine Strecken mit einer sogenannten „Sitzplatzgarantie“. Kunden erhalten bei Erwerb eines Tickets automatisch einen Sitzplatz im Zug zugewiesen und können diesen aufpreispflichtig ändern.[9] Obwohl es nur eine Wagenklasse gibt, bietet Flixtrain gegen Zuschlag einige Komfortsitze mit mehr Beinfreiheit an.[10] Dies ist vergleichbar mit dem System im Luftverkehr, bei Flixbus und anderen Fernbussen, und bei französischen TGVs, wo lediglich Sitzplätze mit bei der Buchung (oder spätestens beim Einchecken) zugewiesener konkreter Reihe und Nummer verkauft werden. Beim größeren Mitbewerber DB Fernverkehr ist es möglich, ein Ticket ohne zugewiesenen Sitzplatz zu erwerben, welches im schlimmsten Fall (Belegung aller Sitzplätze) einem Stehplatz gleichkommt. Im Flixtrain ist es außerdem (wie im Flixbus) möglich, sich über die Option „Freier Nebensitz“ für wenige Euro Aufpreis eine komplette Sitzreihe mit zwei Sitzplätzen zu reservieren. Im Gegensatz zur Deutschen Bahn besteht für die gesamte Fahrt Anspruch auf beide Sitzplätze, dieser erlaubt jedoch weder die Mitnahme einer weiteren Person, noch mehr Freigepäck.
Flixtrain betrieb ab 2019 alle seine Fahrten mit Ökostrom, der von Green Planet Energy bezogen wurde.[11] Aufgrund steigender Energiepreise stellte Flixtrain 2023 den Bezug von Ökostrom ein. In Schweden wurde bis zur Einstellung des Angebots weiterhin 100 % Ökostrom bezogen.[12]
Aktuell (Stand: Dezember 2023)[13] verkehren folgende Linien:
Linie | Strecke | Frequenz | Betreiber |
---|---|---|---|
FLX 10 | Stuttgart – Heidelberg – Darmstadt – Frankfurt (Main) Süd – Fulda – Eisenach – Gotha – Erfurt – Halle (Saale) – Berlin | 12 Zugpaare/Woche je Richtung
(ab 10.12.2023) |
Flixtrain (EVU) in Zusammenarbeit mit Netzwerkbahn Sachsen (Tf und Zf) und Berliner Bahnservice (Zub) |
FLX 10 | Basel Bad Bf – Weil am Rhein – Freiburg – Offenburg – Baden-Baden – Karlsruhe – Wiesloch-Walldorf – Heidelberg – Mannheim – Darmstadt – Frankfurt (Main) Süd – Bad Hersfeld – Erfurt – Halle (Saale) – Berlin | 4 Zugpaare/Woche
je Richtung (ab 10.12.2023) |
Flixtrain (EVU) in Zusammenarbeit mit Berliner Bahnservice (Zf und Zub) und Netzwerkbahn Sachsen (Tf) |
FLX 20 | Hamburg – (Hamburg-Harburg –) Bremen – (Osnabrück –) Münster – (Recklinghausen –) (Gelsenkirchen –) (Dortmund –) (Bochum –) Essen – (Mülheim (Ruhr) –) Duisburg – Düsseldorf – Köln | 9 Zugpaare/Woche
je Richtung (ab 10.12.2023) |
Flixtrain (EVU und Zub) in Zusammenarbeit mit Hector Rail (Tf, Zf und Stellung Tfz), weitere Partner (Zf) |
FLX 30 | (Aachen –) Köln – Düsseldorf – Duisburg – Essen – Bochum – Dortmund – Hamm – Gütersloh – Bielefeld – Herford – Hannover – Stendal – Berlin – Leipzig / – Dresden | 11 Zugpaare/Woche
je Richtung (ab 10.12.2023) |
SVG |
FLX 35 | Hamburg – Berlin Spandau – Berlin – Berlin Südkreuz – Leipzig | 12 Zugpaare/Woche
je Richtung (ab 10.12.2023) |
Flixtrain (EVU und Zub) in Zusammenarbeit mit Hector Rail (Tf und Stellung Tfz), weitere Partner (Zf) |
(EVU = Eisenbahnverkehrsunternehmen, Tfz = Triebfahrzeug, Tf = Triebfahrzeugführer, Zf = Zugführer, Zub = Zugbegleiter)
Seit März 2023 kooperiert Flixtrain auf verschiedenen Strecken mit dem Deutschlandtarifverbund. Züge auf den entsprechenden Streckenabschnitten können über Flixtrain als Vor- oder Nachlauf einer Fahrt mit Flixtrain hinzugebucht werden. Auf folgenden Strecken gilt die Kooperation:
Linie | Strecke | Betreiber |
---|---|---|
RE 8/80 RB 81 | Hamburg – Bad Oldesloe – Lübeck | DB Regio |
RE 8 RE 9RS 2 | Bremen – Osterholz-Scharmbeck – Bremerhaven | RE 8/9: DB Regio
RS 2: NordWestBahn |
RE 18 | Osnabrück – Oldenburg (Oldb) – Wilhelmshaven | NordWestBahn |
RE 60 RE 70 | Hannover – Lehrte – Peine – Braunschweig | Westfalenbahn |
RE 19/20 S 1 | Stendal – Magdeburg | DB Regio |
RE 7 RB 69 RB 89 | Münster – Hamm (Westf) | RE 7: National Express
RB 69/89: eurobahn |
RB 50 | Münster – Lünen – Dortmund | Eurobahn |
RE 4 S 5 | Dortmund – Witten – Hagen – Wuppertal | RE 4: National Express
S 5: DB Regio |
RE 49 S 9 | Essen – Wuppertal | DB Regio |
RE 42 RB 33 | Essen – Duisburg – Krefeld – Viersen – Mönchengladbach | DB Regio |
RE 4 RE 13 S 8 | Düsseldorf – Neuss – Mönchengladbach | RE 4: National Express |
RE 1 RE 9 | Köln – Düren – Eschweiler – Stolberg – Aachen | RE 1: National Express
RE 9: DB Regio |
RB 75 | Wiesbaden – Mainz – Darmstadt | Hessische Landesbahn |
S 5 S 5X | Halle (Saale) –Leipzig/Halle Flughafen – Leipzig – Altenburg – Crimmitschau – Zwickau | DB Regio |
RE 1 RE 3 RE 51 RB 21 | Erfurt – Weimar – Jena – Gera | RE 1/3: DB Regio
RE 51: DB Fernverkehr RB 21: Erfurter Bahn |
IRE 6 IRE 6a/b MEX 12 MEX 18 | Stuttgart – Esslingen (Neckar) – Reutlingen – Tübingen | IRE 6 a/b: DB Regio
IRE 6, MEX 12/18: SWEG |
Seit Sommer 2020 setzt Flixtrain eine modernisierte Flotte aus 135 ehemaligen Interregio-Wagen ein, die zuvor bei Talbot entkernt und zu Großraumwagen der Gattungen Bmmz264, Bmmdz268 und Bmmbz138/266 umgebaut wurden.[14] Dabei blieben typische Interregio-Designelemente wie die wellenförmige Deckenverkleidung, die Längswandverkleidungen, Glastüren mit Griffen sowie die Tische erhalten und wurden passend zur neuen Farbgestaltung neu beschichtet. Die Wagen wurden mit neuen Sitzen, ebensolchen Toiletten, Steckdosen am Platz, WLAN und einem digitalen Unterhaltungsangebot ausgestattet.[15][16] Die Anzahl der Sitzplätze pro Wagen wurde von zuvor 60 auf 100 erhöht[17], es handelt sich somit um die am dichtesten bestuhlten Wagen, die derzeit im schienengebundenen Fernverkehr in Deutschland eingesetzt werden. IC-Großraumwagen von DB Fernverkehr haben 80 Sitzplätze bei gleicher Wagenlänge.
Im Mai 2021[18] nahm Flixtrain den Betrieb in Schweden mit Zügen zwischen Stockholm und Göteborg auf. Ursprünglich sollte dies bereits 2020 geschehen, die COVID-19-Pandemie führte aber zu einer Verzögerung. Der schwedische Markt stellte das erste Auslandsengagement des Unternehmens dar. Das Unternehmen stand in Konkurrenz zur Staatsbahn SJ und dem privaten Anbieter MTR Express. Infolge von Herausforderungen bei der Wartung infolge eines Wintereinbruchs erfolgte Ende Januar 2024 der Rückzug aus Schweden.[19] Die Reisezugwagen wurden nach Deutschland überführt und verstärken das dortige Angebot.[20] Das Angebot wurde durch Hector Rail bereitgestellt.[21] Die Linie Stockholm–Göteborg verband die zwei größten Städte des Landes.[22]
Linie | Strecke | Frequenz | Betreiber |
---|---|---|---|
FLX 61 | Stockholm – Södertälje – Hallsberg – Skövde – Falköping – Göteborg | 3 Zugpaare/Tag | Hector Rail |
In Österreich vermarktet Flixtrain Tickets für die zwischen Wien und Salzburg verkehrende Westbahn. Innerhalb der Schweiz verkehren keine Züge von Flixtrain, allerdings ist Basel Badischer Bahnhof, ein Grenzbahnhof auf Schweizer Staatsgebiet, der sich im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland befindet, Ausgangspunkt der Linie FLX 10 nach Berlin.
In Frankreich beantragte das Unternehmen im Juni 2019 bei der Bahnaufsichtsbehörde Arafer im Zuge der Marktliberalisierung ab 2021 Trassenrechte für fünf Linien auf den Strecken Paris-Nord–Brüssel-Nord, Paris-Bercy–Lyon-Perrache, Paris-Bercy–Nizza (Nachtzug), Paris-Bercy–Toulouse-Matabiau, sowie Paris-Austerlitz–Bordeaux-Saint-Jean.[23][24] Im April 2020 gab das Unternehmen bekannt, die Pläne aufgrund der hohen Trassennutzungsgebühren der SNCF Réseau nicht weiterzuverfolgen.[25]
Im Mai 2023 beantragte FlixTrain auch eine internationale Zugverbindung in die Niederlande. Die Strecke soll dabei von Oberhausen über Emmerich nach Arnhem, Utrecht, Amsterdam, Den Haag bis hin nach Rotterdam führen. Voraussichtlich wird sie Ende 2024 in Betrieb genommen.[26]
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