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UIC-Bauart-Bezeichnungssystem für Reisezugwagen

internationale Norm für die Bezeichnung der Bauarten von Reisezugwagen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Das UIC-Bauart-Bezeichnungssystem für Reisezugwagen ist eine internationale Norm für die Bezeichnung der Bauarten von Reisezugwagen, das vom Internationalen Eisenbahnverband (UIC) festgelegt wurde.

Anders als beim UIC-Bauart-Bezeichnungssystem für Güterwagen wird die Bauart für Reisezugwagen einzig über die Wagennummer klar definiert, während die Gattungszeichen nur sehr rudimentär vereinheitlicht sind. Beispielsweise heißen die eigentlich komplett baugleichen Eurofima-Wagen der ersten Klasse je nach Bahn Avmz (DB), Amoz (ÖBB, später Amz), A9u (SNCF), Am (SBB), AI6 (SNCB) oder Az (FS). Die UIC-einheitliche Nummer für Reisezugwagen wurde 1966 eingeführt.[1]

Die groß geschriebenen Gattungsbuchstaben sind international weitgehend einheitlich, allerdings haben diverse Bahnen einen Großteil davon schon vorher in den nationalen Bezeichnungen verwendet, wie etwa den Gattungszeichen deutscher Eisenbahnwagen.

Die klein geschriebenen Kennbuchstaben für technische Details sind dagegen Sache der jeweiligen Bahngesellschaft. Zur Unterscheidung von unterschiedlichen Bauserien mit den gleichen Merkmalen werden zudem von einigen Bahngesellschaften Bauartnummern vergeben.

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Gattungsbuchstaben

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Den Anfang der Bauartbezeichnung bilden stets ein oder mehrere Gattungsbuchstaben. Bei mehreren Buchstaben bilden diese eine Kombination von Funktionen ab – so steht etwa ein „R“ in der Bezeichnung stets für einen Speisewagen: „WR“ ist ein reiner solcher, „AR“ ein Halbspeisewagen mit Sitzplätzen erster Klasse, „BR“ ein solcher mit zweiter Klasse.

In geringem Umfang gibt es auch hier nationale Besonderheiten, so verwendet die Deutsche Bahn ein vorangestelltes „D“ für Doppelstockwagen und für Postwagen gibt es überhaupt keine einheitliche Bezeichnung (sehr wohl aber „00“ als fünfte und sechste Stelle der Wagennummer).

Weitere Informationen Bedeutung, Anmerkung ...
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Kennbuchstaben

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Die dem Gattungskennzeichen folgenden Kleinbuchstaben stehen für die technische Ausrüstung und Einrichtung des Wagens. Wie die Kennbuchstaben belegt werden, liegt in der Hand der jeweiligen Bahngesellschaft; eine international eindeutigere Kennzeichnung zumindest einiger dieser Merkmale ergibt sich aus der fünften bis achten Stelle der Wagennummer.

Deutsche Bahn

Die Kennbuchstaben der Deutschen Bahn stammen zum Teil noch aus dem nationalen System und wurden dort in den 1950ern definiert. Mit der Einführung der EDV-Nummern wurde das System grundlegend umgestellt, seitdem sind Drehgestellwagen der nicht weiter gekennzeichnete Regelfall. Vorher waren es Zweiachser. Zusätzlich erfolgten 1986 Änderungen, die Angabe der elektrischen Heizung entfiel (sie betraf alle vorhandenen Reisezugwagen) und die Bedeutung des Nebenzeichens m, das für eine Wagenlänge von mehr als 24 Meter stand, wurde auf Länge über Puffer größer als 24,5 Meter geändert. Damit entfiel es bei den Wagen des OSŽD-Typs B und des UIC-Typs Y. In der Folge wurden die in einigen Details abweichenden Systeme der beiden deutschen Bahnverwaltungen harmonisiert. Die Kennzeichnung von Zwei- und Dreiachsern wurde aufgegeben, weil sie in der Wagennummer enthalten ist. Behelfsreisezugwagen in Güterwagenbauart sind seit den 1970er Jahren nicht mehr im Bestand. Dies führt dazu, dass viele Angaben heute redundant erscheinen – Drehgestellwagen ohne „m“ gibt es kaum mehr und auch die in den 1950er Jahren entwickelten Abteilwagen des UIC-Typs X, denen gegenüber ein „v“ eine Verringerung der Abteilzahl anzeigt (d.h. zehn Abteile in der ersten bzw. zwölf in der zweiten Klasse), sind weitgehend ausgemustert.

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Österreichische Bundesbahnen

Die Österreichischen Bundesbahnen verwenden unterschiedliche Kennbuchstaben für zwei- und vierachsige Wagen. Die folgenden Gattungszeichen gelten seit 1981. Die Kennbuchstaben „d“ für Doppelstockwagen, „l“ für wendezugfähige Wagen und „s“ für Steuerwagen werden nach einem Bindestrich angeschrieben (Beispiel: Bmpz-ds). Bei Triebwagen (und dazu passenden Wagen) wurden bis ca. 2004 zusätzlich die Vierachser mit einer „4“ nach dem Gattungsbuchstaben gekennzeichnet (Beispiel: B4hET). Die Kennzeichnung von Schmalspurfahrzeugen wird hinter einem Schrägstrich angeschrieben (Beispiel: B4iph/s) zusätzlich gibt es ebenfalls eine Kennzeichnung von vierachsigen Fahrzeugen.

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Schweizer Bahnen

Für die Schweizer Bahnen galt ab 1902 ein einheitliches Schema von Serienbezeichnungen für Triebfahrzeuge und Wagen, das durch das Eidgenössische Amt für Verkehr (heute Bundesamt für Verkehr) festgelegt wurde. Im Wesentlichen galt seit 1962 das internationale Schema, einige Besonderheiten haben sich aber bis heute gehalten (siehe auch Tabelle oben). Seit der Jahrtausendwende wurde das einheitliche Schema nicht mehr durchgesetzt und einige Bahnen haben zusätzliche Bezeichnungen eingeführt. Heute werden in der Schweiz folgende Kleinbuchstaben verwendet:

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UIC-Wagennummer

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Wagennummer und ihr Ort an einem DABpza

Im Gegensatz zu den Buchstabenkürzeln ist die stets aus zwölf Stellen bestehende UIC-Wagennummer bei Reisezugwagen vollständig genormt und gibt auch Details über die Wagenbauart an.

erste und zweite Stelle: Code für das Austauschverfahren
dritte und vierte Stelle: Kode für das Eigentumsmerkmal (seit 2006: UIC-Ländercode)
fünfte bis achte Stelle: Angaben zur Wagenbauart (siehe weiter unten)
neunte bis elfte Stelle: Ordnungsnummer
zwölfte Stelle:
(mit Bindestrich von den übrigen getrennt)
Selbstkontrollziffer

Die fünfte Stelle der Wagennummer verschlüsselt bei Reisezugwagen die eigentliche Gattung:

  • 0 = in UIC 438-1 nicht definiert, verwendet für Post- und Privatwagen sowie Schlafwagen der CIWLT
  • 1 = A – Sitzwagen erste Klasse
  • 2 = B – Sitzwagen zweite Klasse
  • 3 = AB – Sitzwagen erste und zweite Klasse
  • 4 = Ac und ABc/AcBc – Liegewagen erste Klasse sowie erste und zweite Klasse
  • 5 = Bc – Liegewagen zweite Klasse
  • 6 = in UIC 438-1 nicht definiert
  • 7 = Schlafwagen
  • 8 = Speisewagen und Wagen der Sonderbauarten
  • 9 = Post-, Gepäck- und Autotransportwagen

Die sechste Stelle der Wagennummer bei Reisezugwagen verschlüsselt bei Sitz-, Liege- und Schlafwagen die Art der Inneneinrichtung:

  • 0: 10 Abteile
  • 1: 11 Abteile
  • 2: 12 Abteile
  • 3: dreiachsige Wagen
  • 6: Doppelstockwagen
  • 7: 7 Abteile
  • 8: 8 Abteile
  • 9: 9 Abteile

Ist die fünfte Stelle eine 0, so ergeben sich einige Sonderbedeutungen für die sechste:

  • 00: Postwagen
  • 06: Schlafwagen, die (noch) nicht in den internationalen Schlafwagenpool eingebracht sind
  • 07: Schlafwagen, die (noch) nicht für den nationalen Park kodifiziert sind

Ist die fünfte Stelle eine 8, ergeben sich folgende Bedeutungen:

  • 80: Sitzwagen alle Klassen mit oder ohne Gepäckabteil, mit Steuerabteil für Wendezugbetrieb
  • 81: Sitzwagen 1. oder 1./2. Klasse mit Gepäck- oder Postabteil
  • 82: Sitzwagen 2. Klasse mit Gepäck- oder Postabteil
  • 84: Sitzwagen alle Klassen mit besonders eingerichteter Fläche, z. B. für Kinderspiele
  • 85: Sitzwagen und Liegewagen alle Klassen mit Bar- oder Buffetabteil
  • 86: in UIC 438-1 nicht definiert, jedoch von einigen Bahnen für Doppelstock-Steuerwagen verwendet
  • 87: Speise-, Bar- oder Buffetwagen mit Gepäckabteil
  • 88: Speisewagen
  • 89: Sonstige Spezialwagen

Ist die fünfte Stelle eine 9, ergeben sich folgende Bedeutungen:

  • 90: Postwagen
  • 91: Gepäckwagen mit Postabteil
  • 92: Gepäckwagen
  • 93: Zwei- oder dreiachsige Gepäck- oder Halbgepäckwagen
  • 94: Zwei- oder dreiachsige Gepäckwagen mit Postabteil
  • 95: Gepäckwagen mit Seitengang
  • 97: Zwei- oder dreiachsige Autotransportwagen
  • 98: Autotransportwagen
  • 99: Dienstwagen

Die siebente Stelle verschlüsselt die Höchstgeschwindigkeit, die achte das Heizsystem:

Weitere Informationen 7. Stelle ↓, 8. Stelle → ...

Legende:

  • grauer Hintergrund: Fahrzeuge mit elektrischer und Dampfheizung sowie Bordnetzeigenversorgung mit Achsgenerator ausgerüstet
  • blaue Schrift: Bei bestimmten Fahrzeugen ist die Nutzung von 1000V nur für 16,7 oder 50Hz zugelassen.
  • rote Schrift: Fahrzeuge für eine Spurweite von 1520mm
  • grüne Schrift: 1500V~ und 3000V= nur bei national eingesetzten Fahrzeugen, bei international eingesetzten Fahrzeugen alle Spannungen.
  •  %: Ziffernkombination ist nicht vergeben bzw. reserviert
  • Spezial (89 bzw. 99): Spannungsversorgung für alle Spannungen über die Zugsammelschiene, Klimaanlage muss über einen separaten Generator betrieben werden

Wagen mit Dampf- oder Eigenheizung benötigen für einen freizügigen Einsatz immer eine von der Zugsammelschiene unabhängige Stromversorgung für die übrigen Verbraucher, in der Regel durch einen Achsgenerator.

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RIC- und Heizraster eines nach Deutschland und Österreich übergangsfähigen Reisezugwagens der Gattung Bmeer der České dráhy mit zusätzlichen Speisespannungen der Zugsammelschiene

Mit dem Aufkommen des elektrischen Bahnbetriebes wurden unterschiedliche Fahrdrahtspannungen und -stromarten genutzt. Die Heizspannungen sind einfache Ableitungen der verwendeten Systeme. Näheres dazu im Artikel Zugsammelschiene. Im internationalen Verkehr sind 1kV Wechselspannung mit 16,7Hz, 1,5kV Gleich- und Wechselspannung mit 50Hz sowie 3kV Gleichspannung genormt. Zur Vereinfachung der Zugbildung und für einen einfacheren Wechselverkehr sind insbesondere in Mitteleuropa zahlreiche Wagen auch in der Lage, mit den nicht genormten Wechselspannungen von 1kV mit 50Hz, 1,5kV mit 16,7Hz oder 3kV mit 50Hz versorgt zu werden. Diese zusätzlichen Frequenzen sind im Heizraster links von den Spannungen angegeben. Die Heizfrequenz von 22Hz, die zur Vermeidung der Beeinflussung von Gleisstromkreisen mit einer Frequenz von 50Hz insbesondere bei Diesellokomotiven erforderlich ist, wird nicht angegeben.

Da es zur Zeit der Einführung der UIC-Wagennummern noch viele Dampflokomotiven und Diesellokomotiven mit Heizkessel gab, musste auch die Dampfheizung im System berücksichtigt werden. Nicht voraussehbar war zum Zeitpunkt der Einführung, dass danach deutlich mehr Wagen für Geschwindigkeiten über 160km/h in Dienst gestellt würden, während die Anzahl der Wagen für Geschwindigkeiten bis 140km/h stark abnahm.

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Beispiel

Aus dem hier verlinkten Bild für eine vollständige Bauartbezeichnung eines Reisezugwagens (bestehend aus Landkürzel, Fahrzeughaltercode, UIC-Wagennummer, Gattungszeichen und Bauartnummer) beispielhaft aufgeschlüsselt:

D-DB 50 80 36-81 040-8 DABpza785.3

   D = Deutschland
  DB = Deutsche Bahn AG

  50 = Wagen des Binnenverkehrs (nicht druckertüchtigt)
  80 = Deutschland
   3 = AB; Sitzwagen erster und zweiter Wagenklasse
   6 = Doppelstockwagen
   8 = bis 160 km/h
   1 = elektrische Heizung mit 1000 V, 16,7 Hz; 1500 V, 50 Hz; 1500 V= und 3000 V=
 040 = Ordnungsnummer
   8 = Selbstkontrollziffer

   D = Gattungsbuchstabe Doppelstockwagen
   A = Gattungsbuchstabe Sitzplätze der ersten Wagenklasse
   B = Gattungsbuchstabe Sitzplätze der zweiten Wagenklasse

   p = Kennbuchstabe Großraumwagen klimatisiert
   z = Kennbuchstabe Stromversorgung über Zugsammelschiene
   a = Kennbuchstabe technikbasiertes Türabfertigungsverfahren

 785.3 = Bauartnummer
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Siehe auch

Einzelnachweise

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