Bombardier Flexity Classic

Baureihe von Niederflur-Straßenbahnwagen des Herstellers Bombardier Transportation Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bombardier Flexity Classic

Der Flexity Classic ist eine Baureihe von Niederflur-Straßenbahnwagen des Herstellers Alstom (bis 2021 Bombardier Transportation), die überwiegend im Werk Bautzen hergestellt wird. Der ursprüngliche Name dieser Fahrzeugfamilie war DWA-LF 2000 bzw. NF 2000.[1] Kassel war wie beim Duewag MGT6D der erste Besteller dieses Types.

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Hinterer Teil eines von Bombardier Transportation in Bautzen für die Leipziger Verkehrsbetriebe hergestellten Straßenbahn-Gelenktriebwagens NGT12-LEI.

Konzept

Zusammenfassung
Kontext

In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre entwickelte die DWA am Standort Bautzen zunächst vier Fahrzeugtypen für die Straßenbahnen Kassel (8NGTW), Essen (M8D-NF), Krakau (NGT6) und Schwerin (SN 2001), die zwar ähnlich aufgebaut sind, hinter denen aber noch kein modulares Konzept stand. Sie sind hinsichtlich der technischen Entwicklung die direkten Vorgängerfahrzeuge des Flexity Classic und werden auch in diesem Artikel behandelt. Eine Gemeinsamkeit besteht insbesondere in den verwendeten Drehgestellen.[1]

Man wollte jedoch auch an Drehgestellwagen interessierten Kunden ein modulares Konzept anbieten, wie es bei anderen Gelenkwagen-Konzepten bereits auf dem Markt war, beispielsweise mit dem Citadis von Alstom oder dem Combino von Siemens. Dieses Konzept wurde schließlich auf Basis der genannten Vorgängerfahrzeuge zusammengestellt und NF 2000 genannt, die erste daraus hervorgegangene Variante ist der ab 2001 ausgelieferte NGT6DE der Straßenbahn Dessau. Es sind dabei grundsätzlich vier verschiedene Wagenteile vorgesehen: Vierachsige mit zwei Drehgestellen und einer Doppeltür dazwischen, wie sie als Mittelteile bei den Kasseler, Essener und Schweriner Vorgängerfahrzeugen angewendet wurden; zweiachsige mit einem Drehgestell und mindestens einer Doppeltür, die auf ein anderes Wagenteil aufgesattelt sind, wie sie bei allen Vorgängerfahrzeugen als Endteile angewendet wurden; zweiachsige mit einem nicht ausdrehbaren Laufwerk, wie sie bei den Krakauer Vorgängerfahrzeugen als Mittelteil angewendet wurden; laufwerkslose mit einer oder zwei Doppeltüren, die zwischen zwei Wagenteilen eingehangen werden müssen, wie sie charakteristisch für Multigelenkwagen sind und bei keinem Vorgängerfahrzeug angewendet wurden. Diese sind mit verschiedenen Gelenken sowie Front- bzw. Heckmodulen zu kombinieren. Letztere können dabei eine Einzeltür beinhalten, die dem Personal vorbehalten oder auch als Fahrgasttür ausgeführt werden kann.[1]

Durch diese Modularität lassen sich die Fahrzeuge beispielsweise in Länge und Aussehen variieren. Auch ist das Konzept nicht auf Ein- oder Zweirichtungswagen festgelegt und die elektrische Ausrüstung stammt von verschiedenen Herstellern. Die gebauten Fahrzeuge lassen sich hinsichtlich der grundsätzlichen Anordnung der Wagenteile in drei Gruppen untergliedern. Am häufigsten sind Fahrzeuge mit einem vierachsigen und ein bis drei aufgesattelten Wagenteilen. Nur für die Straßenbahnen Krakau und Danzig wurden Fahrzeuge gebaut, die in der Mitte einen Wagenteil mit nicht ausdrehbarem Laufwerk haben, auf welches an jedem Ende ein Wagenteil aufgesattelt ist. Nur für die Straßenbahnen Dresden und Leipzig wurden Fahrzeuge gebaut, bei welchen abwechselnd vierachsige und laufwerkslose Wagenteile angeordnet sind, die also das Konzept der Multigelenkwagen mit Drehgestellen kombinieren.

Es gibt verschiedene Kopfformen, die über die inzwischen 25-jährige Bauzeit angeboten wurden:

Technik

Zusammenfassung
Kontext
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Laufdrehgestell eines Schweriner Vorgängerfahrzeugs

Die Wagenkästen sind grundsätzlich geschweißte Stahlkonstruktionen.[2][1] Erstmals beim Essener M8D-NF wurden sie teilweise automatisch per Punktschweißung gefertigt.[1][3] Die Drehgestelle der Flexity-Classic-Familie erhielten von Bombardier die Bezeichnung Flexx Urban 2000[4] und sind mit H-Rahmen ausgeführt. Bei Normalspur handelt es sich um innengelagerte Drehgestelle, bei Meterspur dagegen um außengelagerte. Ihr Radsatzstand beträgt typischerweise 1800 mm, bei den meterspurigen Laufdrehgestellen jedoch nur 1600 mm.[2][3][5][6][7][4][8][9]

Die Triebdrehgestelle haben durchgehende Radsatzwellen, die vollabgefederten Fahrmotoren liegen zwischen den Radsätzen quer im Drehgestell.[2][5][6][7][4][8][9] Sie sind denjenigen der Duewag-MGT6D-Varianten ähnlich, welche für die Straßenbahnen Rostock, Halle (Saale) und Leipzig bei der DWA gefertigt wurden.[1] Darüber ist ein deutlich erhöhter Wagenboden notwendig, welcher mit je einer Stufe von den angrenzenden Niederflurbereichen abgetrennt ist. Die Laufdrehgestelle sind mit Losradsätzen mit nach unten gekröpften Portalachsen ausgeführt,[2][1] so dass über diesen keine Stufen notwendig sind.

Mit dieser Bauart war der Kasseler 8NGTW unter den vollständig auf Drehgestellen laufenden Straßenbahnwagen der erste Fahrzeugtyp mit hohem Niederfluranteil und gleichem Raddurchmesser bei Trieb- und Laufdrehgestellen (590 mm im Neuzustand).[2] Dies ist beispielsweise bei der Instandhaltung von Vorteil, da somit alle Räder durch die gleichen Radbearbeitungsmaschinen behandelt werden können.[5] Nachteilig sind jedoch die durch den fehlenden Sinuslauf schlechteren Laufeigenschaften der Losradsätze. Bei früher entwickelten Niederflurdrehgestellwagen wie dem NGT8D wurde die Niederflurigkeit über den Laufdrehgestellen stattdessen durch kleinere Räder und eine dementsprechend niedriger liegende Radsatzwelle erreicht.

Der Drehzapfenabstand der Drehgestelle in den vierachsigen Wagenteilen beträgt meist 5500 mm.[6][7][9][10] Dieser Wert gilt auch für den Essener NF-2000-Vorgänger M8D-NF,[3] wohingegen der Abstand beim Kasseler 8NGTW und dem Schweriner SN 2001 mit 5800 mm etwas größer ist.[2][5] Die deutlichste Abweichung vom Standard haben jedoch die Wagen des Bremer Typs GT8N-1 mit 7270 mm.[8] Bei den aufgesattelten Wagenteilen ist der Abstand zwischen dem Drehpunkt des Drehgestells und dem Drehpunkt des Gelenks dagegen deutlich diverser. So beträgt dieser beispielsweise 5320 mm beim Dessauer NGT6DE und Hallenser MGT-K,[6][7] 5715 mm beim Kasseler 8NGTW,[2] 5915 mm beim Schweriner SN2001,[5] 6005 mm bei den Essener und Mülheimer NF2, NF3 und NF4,[11][9] 6195 mm beim Frankfurter Typ S und Dortmunder NGT8[12][13] sowie 7805 mm beim Bremer GT8N-1.[8] Dieser Abstand ist von besonderer Bedeutung für die Türanordnung, da bei größeren Werten zwei Doppeltüren pro Einstiegsseite realisierbar sind, wie das in Bremen, Duisburg, Krakau und Danzig der Fall ist.

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Blick aus dem Mittelteil mit Laufdrehgestellen zum Endteil mit Triebdrehgestell und Stufe (Stockholm)

Einsatz

Zusammenfassung
Kontext

Bahnen des Typs Flexity Classic kommen vor allem in Deutschland zum Einsatz, aber auch in weiteren Ländern Europas (Schweden, Polen) sowie in Australien.

Übersicht aller Fahrzeuge und Einsatzgebiete

Weitere Informationen Betrieb, Typbezeichnung des Betreibers ...
Betrieb Typbezeichnung
des Betreibers
Typ1 Spurweite
in mm
Baujahr Anzahl Ord.-Nr. Länge
in m
Breite
in m
E-Ausrüster Bemerkungen Bild
AdelaideI/Type 1008Z14352005–200711101–11130,002,40Thumb
8Z14352011–201204112–11530,002,40
BremenGT8N-18E14352005–2009343101–313435,402,65Vossloh KiepeThumb
GT8N-18E14352011–2012093135–314335,402,65Vossloh Kiepe
DanzigNGT6-2GD6E14352007031005–100726,002,40Thumb
DessauNGT6DE6E14352001–200210301–31021,072,30Thumb
DortmundNGT88Z14352007–2013471–4730,002,40Vossloh KiepeIm August 2011 sind 45 Fahrzeuge ausgeliefert.Thumb
DresdenNGT D12DD12E14502003–2005322801–283245,092,30Thumb
NGT D8DD8E14502006–2009402601–264030,042,30Thumb
NGT D12DD12E14502009–2010112833–284345,092,30Thumb
DuisburgGT8ND-NF4[14]8Z14352020–2023572001-205734,002,302017 bestellt,[15] erster Wagen am 1. Sept. 2020 geliefert
Zulassung am 5. April 2023 erteilt
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Essen/MülheimM8D-NF8Z10001999–2001341501–153428,002,30Adtranzursprünglich beschafft durch die EVAG
1528 im Jahr 2000 einmonatiger Testeinsatz in Cottbus
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M8D-NF28Z10002013–2014271601–162729,702,30Bombardierursprünglich beschafft durch die EVAG
2011 bestellt
2013 2 Vorserien­fahrzeuge ausgeliefert
2014–2016 schrittweise Serienauslieferung[16]
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8Z10002014–2015058001–800529,702,30Bombardier Mannheimursprünglich beschafft durch die MVG
M8D-NF38Z10002015–2016108006–801529,702,30Bombardier Mannheimursprünglich beschafft durch die MVG
2013 bestellt[17]
M8D-NF48Z10002021–2023321051–108230,002,302018 bestellt[18] Thumb
Frankfurt am MainS8Z14352003–200765201–26530,002,40Bombardier Mannheim2010/11 drei Wagen (262–264) an Stockholm verliehen.Thumb
S8Z143520129266–27430,002,40Bombardier Mannheim2011 bestellt[19]
Halle (Saale)MGT-K6Z10002004–200530661–69020,502,30Wagen hat nur einen Führerstand, Einsatz erfolgt üblicherweise in Heck-an-Heck-Traktion als ZweirichtungszugThumb
MGT-K26Z10002012–201312691–70220,502,30Bombardier Mannheimim Einsatz seit Juli 2013[20]Thumb
Kassel8NGTW8E1435199912601–61229,302,40Vossloh KiepeThumb
8NGTW8E14351999–200010613–62229,302,40Eigentum der RBKThumb
8ZNGTW8Z1435200105631–63529,302,40Eigentum der RBKThumb
8ZNGTW8Z1435200305636–64029,302,40Thumb
NGT88Z14352011–201322651–67230,002,40Vossloh Kiepe2010 bestellt, 2012 weitere 4,[21] zudem Option auf weitere 2
Tw 651 – Tw 672 ausgeliefert[22]
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KrakauNGT66E14351999–200014RP601-RP61426,002,40Thumb
NGT6-26E1435200312RP615–RP62626,002,40Thumb
NGT6-26E14352007–200824RP627–RP65026,002,40Thumb
NGT88E14352011–201324RY801–RY82432,832,40Vossloh KiepeThumb
LeipzigTyp 38, NGT12-LEI12E14582005–2007241201–122445,092,30Bombardier MannheimThumb
Typ 38a12E14582011–2012091225–123345,092,302010 bestellt,[23] 2011/12 geliefertThumb
MagdeburgNGT10D10E14352023–2024351401–

1435

38,202,402021 bestellt[24], Option über weitere 28 FahrzeugeThumb
NorrköpingM068Z14352006–20070531–3530,002,40Wagennummern bis 2007: 25–29
2010/11 drei Wagen (33–35) an Stockholm verliehen.
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8Z14352011–20121136–4630,002,40Thumb
Plauen6NGTW6E10002013–201609301–309Bombardier Mannheim2011 erste 2 bestellt mit Option auf 8 weitere, hieraus 2013 4 bestellt, weitere 3 im Jahr 2015 vereinbart. Inzwischen alle ausgeliefert.Thumb
SchwerinSN20018E14352001–200330801–83029,702,65Vossloh KiepeThumb
StockholmA348Z14352011061–630,002,40Ende 2020 wurden alle 6 Fahrzeuge an Norrköping abgegeben.[25]Thumb
1: 6/8/10/12 – Anzahl der Achsen; E/Z – Ein-/Zweirichter
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Commons: Bombardier Flexity Classic – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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