Remove ads
regelmäßiges Ineinanderschlingen mehrerer Stränge aus biegsamem Material Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Flechten (von lateinisch plectere, u. a. über althochdeutsch flehtan[1]) ist das Verbinden dünner und biegsamer Materialien (Flechtelemente) von Hand oder maschinell durch regelmäßiges Verkreuzen oder Verschlingen zu einem Geflecht(Flechtwerk).[2][3] Mit dem Begriff Flechtwerk oder Geflecht bezeichnet man einerseits Geflochtenes allgemein, andererseits eine Matte oder einen Zaun, aber auch das Füllen eines Fachwerks mit geflochtenen Zweigen zur Herstellung einer Flechtwerkwand.[4]
Das Flechthandwerk ist als Immaterielles Kulturerbe in Deutschland anerkannt. Die Deutsche UNESCO-Kommission hat das Flechthandwerk im Dezember 2016 in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.[5]
Zum Flechten eignen sich viele Materialien, daher findet diese Methode in sehr unterschiedlichen Bereichen Verwendung. Flechten kann sowohl per Hand als auch maschinell erfolgen. Zur Erklärung sind einige Beispiele hier genannt:
Typisch für Bugholzstühle von Thonet ist die geflochtene Sitzfläche aus Wiener Geflecht, auch Achteck- oder Wabengeflecht genannt. Dünne etwa 2,5 mm breite Rattanstreifen laufen gespannt in vier Richtungen (alle 45°) und sind in den senkrechten Bohrungen des Rahmens verknotet.
Die Geschichte der Teppichherstellung kennt den gezopften Teppich.
Als Volkstanz gibt es den so genannten Bandltanz, wobei die Tänzer jeweils ein Band halten und gegenläufig um einen Baum oder eine Stange tanzen und so die oben befestigten Bänder um diesen Baum flechten.
Flechten gilt als eine der ältesten Textiltechnik der Menschheit. Wahrscheinlich ist Flechten älter als Weben, da ersteres ohne Werkzeuge, nur mit den Händen ausgeführt werden konnte und von großem funktionalem Wert war. Handgemachte Geflechte, darunter Seile und Körbe, aus Grabstätten im heutigen Peru werden auf 8600 bis 5780 v. Chr. datiert. Traditionelle chinesische und japanische Flechtbänder aus Seide, Kumihimo genannt, lassen sich bis in das 8. Jahrtausend v. Chr. zurückverfolgen.[6] Auch die Jäger und Sammler der europäischen Mittelsteinzeit stellten schon zwirngeflochtene Reusen, Matten und Spitzhüte her. Dazu wurden paarige Streifen von Eichen-, Linden- und Ulmenbast miteinander verzwirnt. Körbe und Siebe wurden in der Technik des Spiralwulstflechtens mit Binsenhalmen, Gras und Rinden hergestellt.[7] Umhang und Schuhwerk des Mannes vom Tisenjoch, vulgo „Ötzi“, weisen ebenfalls gezwirnte Geflechte auf.
Auch das Zopfflechten lässt sich durch einen Fund beim Tassili n'Ajjer schon für das 4. Jahrtausend v. Chr. in Afrika nachweisen;[8] bis heute gilt die traditionelle Flechtkunst der Yoruba zu den anspruchsvollsten Frisiertechniken der Welt.[9] Matten und Teppiche, die aus langen Gewebestreifen geflochten waren, sind in fast allen Weltregionen spätestens im ersten vorchristlichen Jahrtausend nachweisbar. Im Alten Ägypten, in der Wari- und Chavin-Kultur sowie in frühen japanischen Kulturen wurden Geflechte, vor allem Flachgeflechte, nicht nur zu funktionalen, sondern auch zu dekorativen Zwecken verwendet. Darauf lassen auch Keramiken aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. schließen, in denen Abdrücke geflochtener Bänder gefunden wurden.[6] Nachdem Flechten jahrtausendelang Handarbeit war, wurde 1748 das erste Patent für eine Flechtmaschine im englischen Manchester ausgestellt. 1767 entstand im deutschen Barmen die erste Flechtmaschine aus Eisen.[10]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.