Etosha-Nationalpark
Nationalpark in Namibia Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Etosha-Nationalpark ist ein 22.935 Quadratkilometer[1] großer Nationalpark im Norden von Namibia und bedeutendstes Schutzgebiet des Landes. Der Park liegt am Nordwestrand des Kalahari-Beckens und umfasst fast die gesamte 4760 km²[2] große Etosha-Pfanne. Von der Südgrenze des Parks sind es 400 Kilometer bis zur Hauptstadt Windhoek und von der Nordgrenze 125 Kilometer bis zur Grenze nach Angola. Der Atlantik ist von der Westgrenze fast 200 Kilometer entfernt.
Etosha-Nationalpark
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Wasserloch im Etosha-Nationalpark | |
Lage | Nordzentral-Namibia |
Fläche | 22.935 km² |
WDPA-ID | 884 |
Geographische Lage | 18° 51′ S, 15° 54′ O |
Einrichtungsdatum | 22. März 1907 |
Verwaltung | Ministerium für Umwelt und Tourismus |
Der Name „Etosha“ stammt aus dem Oshivambo und bedeutet so viel wie „großer weißer Platz“.
Teile des heutigen Nationalparks bilden das traditionelle Siedlungsgebiet der HaiǁomKlicklaut.
Am 22. März 1907 erklärte der Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, Friedrich von Lindequist, 99.526 km² des heutigen Namibia zum Naturschutzgebiet (Game Reserve 2), nachdem der ehemals reiche Wildbestand durch Wilderei und bedenkenlose Großwildjagd bis an den Rand der Ausrottung reduziert und damit die Fleischversorgung der Bevölkerung ernsthaft gefährdet worden war. Das Schutzgebiet erstreckte sich über drei Gebiete. Das erste lag ungefähr im Norden von Grootfontein, das zweite Gebiet schloss den heutigen Park mit der Etosha-Pfanne, den größten Teil des Kaokolandes, und das Damaralandes im Norden ein und erstreckte sich damit bis zur Skelettküste und zum Kunene. Das dritte Gebiet erstreckte sich über weite Teile der Namib im Süden.
Elefanten gab es bereits seit 1880 nicht mehr in dieser Gegend und die früher zehntausend Tiere zählenden Antilopenherden waren weitgehend verschwunden. Die Schutzmaßnahmen hatten Erfolg und führten zu einer allmählichen Regeneration der Wildbestände. Zugleich wuchs aber der Landbedarf der hier lebenden Volksstämme und der zugewanderten weißen Siedler.
Schon 1928 wurde das Schutzgebiet verkleinert. Zwischen 1958 und 1967 wurden weitere Verkleinerungen durchgeführt, die in einer Rücknahme der Wildschutzgebiete Eins und Zwei mündeten. 1964 wurde das Gebiet zum Nationalpark erklärt. Im Zuge des Odendaal-Plans zur Gründung von Homelands Anfang der 1970er Jahre erhielt es seine heutigen Grenzen und hatte nur noch eine Ausdehnung von rund 22.275 km² (295 km in der maximalen Ost-West-Ausdehnung, 110 km in der maximalen Nord-Süd-Ausdehnung). Es ist damit dennoch in etwa so groß wie das Bundesland Hessen und das zweitgrößte Naturschutzgebiet Afrikas. Seit der Jahrhundertwende sind Bestrebungen im Gange, die Naturschutzgebiete im südlichen Afrika wieder auszuweiten oder sogar länderübergreifend miteinander zu verbinden. Auch der Etosha-Nationalpark ist Gegenstand derartiger Überlegungen.
1973 wurde der Park komplett eingezäunt. Durch künstliche Bohrlöcher stieg der Wildbestand im Park stark an. National Geographic schrieb im März 1983: „Selbst als Etosha zusammenschrumpfte, stieg der Wildbestand innerhalb des verbleibenden Gebietes erheblich. Wie? Nichts leichter als das. Man braucht nur Wasser hinzuzufügen“.
Der Park war bis Anfang 2014 für Touristen zweigeteilt. Der östliche, von der Etosha-Pfanne geprägte Teil ist für Touristen mit Pkw frei zugänglich. Der westliche Teil dagegen durfte bis Mitte 2011 nur in Begleitung registrierter Reiseführer besucht werden, seitdem auch von allen Übernachtungsgästen des Camp Dolomite. Seit Anfang 2014 ist der Westteil am Galton Gate für alle Besucher geöffnet.[3]
Beide Teile sind durch Pads (afrikaans für Straße), die an den zahlreichen natürlichen und künstlichen Wasserstellen vorbeiführen, erschlossen. Im östlichen Teil verlaufen die Pads südlich und östlich der Etosha-Pfanne. Der westliche Teil ist durch die lange Ost-West-Verbindung geprägt, die erst weit im Westen nach Süden Richtung Galton-Tor abbiegt. Die meisten Straßen sind nicht asphaltiert, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 60 km/h.
Einlass ist von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Das Verlassen der Fahrzeuge ist nur in den an umzäunten Rastlagern und an wenigen ausgewiesenen und umzäunten Stellen gestattet.
Vor der Einzäunung war es den Tieren möglich, bei Trockenheit weiter nördlich Richtung Kunene zu ziehen. Da es diese Möglichkeit heute nicht mehr gibt, wurden künstliche Wasserstellen angelegt. Dies und der allmähliche Ausbau der touristischen Infrastruktur machten den Etosha-Nationalpark im Laufe der Jahre zu einer wichtigen Attraktion für Namibiareisende.
Langfristig ist geplant, den Etosha-Nationalpark noch über seine ursprüngliche Größe von knapp 100.000 km² hinaus zu entwickeln. Dazu ist in einem ersten Schritt die Proklamation des Kaokoveld als Kunene Volkspark (Kunene People’s Park) vorgesehen. Dieser soll dann längerfristig mit dem Etosha-Nationalpark und dem Skelettküste-Nationalpark zusammengeschlossen werden.
In besonders guten Regenjahren läuft die Etosha-Pfanne in den Randbereichen teilweise voll (Fisher Pan häufiger und zum Teil vollständig) und wird zur Heimat tausender Wasservögel, darunter Flamingos. Es gibt im Park keine fließenden Gewässer und die Tiere sind die meiste Zeit des Jahres auf die natürlichen und künstlichen Wasserstellen angewiesen. Gegen Ende der Trockenheit sind viele der natürlichen Wasserstellen versiegt und es sammelt sich mehr Wild an den künstlichen Wasserstellen.
Im westlichen Teil des Parks gibt es nur fünf natürliche Wasserstellen, verglichen mit 29 im östlichen Teil. Deshalb sind im östlichen Teil auch nur zwölf künstliche Wasserstellen hinzugekommen, während es im westlichen Teil 27 sind.
Bei den Wasserstellen kann man vier Arten unterscheiden:
Die Vegetationszonen im Etosha-Nationalpark bilden sich aufgrund unterschiedlicher Boden- und Wasserverhältnisse. Je nach Autor werden bis zu 21 Zonen unterschieden. Diese lassen sich zu acht Zonen vereinfachen, die im Folgenden dargestellt sind. Der Hauptunterschied besteht in der Zusammenfassung von verschiedenen Strauch- und Baumzonen.
Der Etosha-Nationalpark zählt neben dem Sossusvlei zu den meistbesuchten Reisezielen in Namibia. Jährlich besuchen etwa 200.000 Personen das Schutzgebiet.
Der Park hat vier Zugänge:
Im Park selbst gibt es sechs (Stand Juni 2024) Unterkünfte und einige gesicherte und ungesicherte Toiletten sowie Picknickplätze. Vier der Unterkünfte haben nachts beleuchtete Wasserlöcher. Alle werden vom staatlichen Unternehmen Namibia Wildlife Resorts betrieben.[4] Übernachtung außerhalb dieser Unterkünfte ist streng verboten.
Wissenschaftliche Tierforschung begann in Etosha erst, als 1947 mit A. A. Pienaar der erste Berufsbiologe eingestellt wurde. Als Innovation in der Wildbewirtschaftung galt der Vorschlag seines Nachfolgers P. Schoeman, wegen Überlastung der Weidegründe 1000 Zebras und 500 Gnus zu töten. Die Forschung und Wildbewirtschaftung wurden 1954 unmittelbare Ziele der Verwaltung durch die Ernennung von Bernabé de Bat zum ersten Leiter der Naturschutzverwaltung. 1974 wurde das Forschungsinstitut für Umweltfragen gegründet. Es überwacht Veränderungen der Vegetation, das Klima und die Bodenbeschaffenheit. Anfang der 1980er Jahre wurden Versuche unternommen, den Jagddruck, verursacht durch die Löwen, mit Hilfe von Hormonimplantaten zu vermindern, die mindestens drei Jahre lang wirkten.
Eine besonders schwierige Aufgabe für die Biologen ist die Überwachung der Seuchen Tollwut und Milzbrand. Weil die Tiere nicht mehr abwandern können und oft eng an den Wasserlöchern beisammen sind, besteht das ganze Jahr über Ansteckungsgefahr. Zwischen 1979 und 1982 raffte die Tollwut 100.000 Kudus im südlichen Afrika dahin, da diese besonders anfällig für diese Seuche sind.
Im Südwesten des Parks befand sich bis Mitte der 1990er Jahre das etwa 15.000 Hektar große Schongebiet „Karoo“ zur Hege von gefährdeten Wildtieren. Die in den 1970er Jahren gegründete Enklave widmet sich unter anderem Pferde- und Elenantilopen, Schwarznasenimpalas, dem Bergzebra und dem Spitzmaulnashorn.
Der Etosha-Nationalpark beherbergt eine sehr große Vielfalt an Großtierarten. Man findet hier bis auf Krokodile, Flusspferde und Büffel nahezu alle Großtierarten des südlichen Afrika. Seit der Einzäunung im Jahre 1973 ist es den Tieren nicht mehr möglich, den Park zu verlassen – sie sind auf das Nahrungsangebot im Park angewiesen.
In Etosha wurden bisher folgende Anzahl an unterschiedlichen Tierarten nachgewiesen:[5]
Auswahl der größten und bekanntesten Säugetierarten:
Afrikanischer Elefant Katzen Hyänen |
Hunde Mangusten Sonstige |
Antilopen
Zebras |
Diese Übersicht gibt nur einen Eindruck von der Vielfalt der Vögel im Park und ist keine vollständige Liste.
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Zahlreiche nationale und internationale Projekte zum Schutz der Tierwelt finden im Nationalpark statt.
Ein großer Erfolg ist der Schutz der Spitzmaulnashörner (Diceros bicornis bicornis). Ihre Zahl stieg von etwa 48 Tieren 1970 auf 340 im Jahre 1990 an. Das war damals 10 Prozent der weltweiten Population. Teilweise werden sie an gefährdeten Stellen am Rand des Parks gefangen und weiter ins Zentrum des Parks gebracht, um sie vor Wilderern zu schützen. Damit konnte die Zahl der gewilderten Nashörner im Jahr 1990 auf vier gegenüber 23 im Jahr zuvor reduziert werden. Heute wird durch den Erfolg des Schutzes des Spitzmaulnashorns darüber nachgedacht, ob die kontrollierte Jagd in Namibia zur Einnahme von Devisen zugelassen werden soll.
Seit Dezember 1988 gibt es eine Spezialeinheit gegen professionelle Wilderei (Anti-Poaching Unit), die teilweise wochenlang unterwegs ist. Diese zielt nicht auf Gelegenheitswilderer, die über den Zaun klettern, um einen Springbock oder ein Warzenschwein für den Eigenbedarf zu erlegen, sondern auf kriminelle Banden, die mit automatischen Waffen dutzende Tiere töten oder Elefanten und Nashörner wegen ihrer Stoßzähne oder Hörner erlegen.
Eine botanische Besonderheit ist der Sprokieswoud (Zauberwald) zwischen Okaukuejo und dem Charl-Marais-Damm. Auf einer Fläche von etwa einen Quadratkilometer, teilweise eingezäunt zum Schutz vor Elefanten, stehen hier Moringabäume (afrikaans sprokiesboom) in der Ebene, die sonst nur auf felsigem Grund wachsen.
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