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italienischer Maler (1628–1703) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Domenico Piola (auch Domenico Genovese; * 1627 in Genua; † 8. April 1703 ebenda) war ein italienischer Maler, Freskant und Zeichner des Barock und bedeutendstes Mitglied einer bekannten Künstlerfamilie. Er war einer der Hauptvertreter der hochbarocken Malerei in Genua und Begründer der sogenannten casa Piola in der Salita San Leonardo, der wichtigsten Künstlerwerkstatt der ligurischen Hauptstadt ab der Mitte des 17. Jahrhunderts.[1]
Domenico war eins von sieben Kindern des Schneiders Paolo Battista Piola und der Maddalena Zerbi di Giacomo.[1] Laut Ratti wurde er 1628 geboren, was durch ein Dokument vom 10. Juli 1651 bestätigt wird, wo es heißt, dass er zu der Zeit 23 Jahre alt war[1] – Mario Labò behauptete dagegen 1933 (offenbar ohne Fundament), Domenicos Geburtsjahr sei 1627 gewesen, was in einem Großteil der Literatur bis heute weiterverbreitet wurde.[1]
Bereits zwei Brüder seines Vaters – Pier Francesco Piola (1565–1600) und Giovanni Gregorio Piola (1572–1625) – waren Maler, ebenso wie Domenicos Brüder Pellegro (1617–1640) und Giovanni Andrea Piola (1627 oder 1629–1681).[1]
Seine malerische Ausbildung erhielt Domenico ab 1635 in der Werkstatt seines älteren Bruders Pellegro, und nach dessen tragischem frühen Tod im Jahr 1640 in der Werkstatt von Giovanni Domenico Capellino – wo er laut Ratti (1769, S. 30) vier Jahre blieb, aber laut eigener Aussage Piolas nur „für einige Monate“.[1]
Laut Gavazza lässt sich für 1643 ein Studienaufenthalt des fünfzehnjährigen Domenico Piola in Rom nachweisen (Ezia Gavazza, 2013, S. 8), wo er Werke von Carracci und Pietro da Cortona, sowie die klassizistische Strömung nach Guido Reni, Domenichino und Lanfranco kennenlernen konnte.[1] Zurück in Genua schloss er Freundschaft mit Valerio Castello, der ihn auch stilistisch beeinflusste, im Sinne einer Synthese der Malerei von Giulio Cesare Procaccini, Correggio, Parmigianino und Peter Paul Rubens.[1]
Mitte der 1640er Jahre begann Domenico eine enge Zusammenarbeit mit dem Natur- und Tiermaler Stefano Camogli, der etwa zu dieser Zeit auch sein Schwager wurde.[1]
Erste größere Aufträge erhielt er etwa ab Ende der 1640er Jahre, darunter Altarbilder für die Genueser Kirchen San Giacomo della Marina (1647) und die Santissima Annunziata del Vastato (um 1648), sowie Fassadenmalereien im Hafen von Genua.[1] Zu seinen erhaltenen Jugendwerken gehört die Darstellung von Hiob mit seinen toten Kindern im Museum in Bilbao, die er laut Signatur mit 22 Jahren malte (D. Piola annorum XX.II).[1] Der gleichen Epoche wird der bekannte Wagen der Sonne im Palazzo Rosso zugeordnet, den er allerdings Jahrzehnte später überarbeitete.[1]
1653 heiratete er Maddalena, Tochter des Andrea Varzi.[1] Von ihren zahlreichen gemeinsamen Kindern wurden Anton Maria (1654–1715), Paolo Gerolamo (1666–1724) und Giovanni Battista (1670–1728) ebenfalls Maler und arbeiteten später mit ihrem Vater zusammen in der familiären Werkstatt.[1]
Zu Beginn der 1650er Jahre arbeitete Domenico Piola an Fresken in der heute zerstörten Kirche San Domenico (Fragmente heute im Museo dell’Accademia Ligustica, Genua).[1] Etwa zur gleichen Zeit entstanden verschiedene Werke für Ansaldo Pallavicino, darunter insbesondere die Fresken in der Galerie des heutigen Palazzo Spinola di Pellicceria, sowie einige Gemeinschaftsarbeiten zusammen mit seinem Schwager Camogli.[1]
In den 1650er Jahren schuf Piola gemeinsam mit Valerio Castello einige große Dekorationen in der Cappella De Marini, in der Kirche Santa Marta – wo er ein Chorfresko mit der Anbetung der Hirten malte –, und in der Villa des Giovanni Battista Balbi allo Zerbino, wo er teilweise auch mit dem Quadraturmaler Andrea Sighizzi zusammenwirkte und dadurch illusionistische Effekte erzielte, wie sie von den Bologneser Malern Agostino Mitelli und Angelo Michele Colonna etwa um diese Zeit in Genua eingeführt wurden. Piola lehnte sich in seiner Malerei deutlich an den anmutigen Stil von Castello an, aber mit einem stärker betonten Disegno.[1] Weitere Inspirationen bezog Piola aus Werken von Giovanni Benedetto Castiglione, genannt „il Grechetto“.[1]
Um 1657–58 wirkten Piola und Valerio Castello gleichzeitig im Palazzo des Francesco Maria Balbi (heute: Palazzo Balbi-Senarega), und nach dem plötzlichen Tode seines Freundes im Februar 1659 übernahm Piola die Fertigstellung einiger Aufträge, die Castello nicht mehr zu Ende führen konnte, insbesondere Fresken in der Kirche Santa Maria in Passione und an der Fassade des Palazzo Sauli an der Piazza San Genesio.[1]
Ab etwa 1660 entwickelte Domenico Piola einen „neuen Stil“ von theatralischer Wirkung, klarer Zeichnung und mit einer reichen und pastosen Farbpalette, der von seinem Biografen Ratti als „ganz weich und lieblich und von so delikatem Impasto“ beschrieben und mit der maniera des Pietro da Cortona verglichen wurde.[2]
Frühe Beispiele für diesen Stil sind Der Hl. Thomas von Aquin mit dem Kruzifix, den Piola 1660 für die Kirche San Domenico malte (heute in der Santissima Annunziata del Vastato, Genua), und die 1661 fertiggestellte große Lünette mit der Ruhe auf der Flucht nach Ägypten im Chor der Chiesa del Gesù (Genua).[1]
Schon ab 1650 schuf er immer wieder Zeichnungen als Vorlagen für Kupferstiche verschiedener Publikationen, nicht zuletzt auch eine von Giorgio Tasnière gestochene Allegorie der Künste als Frontispiz für Raffaele Sopranis 1674 in Genua veröffentlichtes Buch: Vite de’ pittori, scultori et architetti genovesi… („Das Leben von Malern, Bildhauern und Architekten aus Genua“).[1]
Während seiner jahrzehntelangen erfolgreichen Laufbahn hinterließ Domenico Piola zahlreiche bedeutende Fresken und Altarbilder in den Kirchen Genuas, unter anderem in Santa Maria di Castello, San Siro, in der Santissima Annunziata del Vastato, in der Chiesa del Gesù, in San Leonardo, Sant’Andrea und Santi Gerolamo e Francesco Saverio (siehe unten Werkliste).[1] Manche Bilder aus mittlerweile zerstörten Kirchen befinden sich heute in den Museen Genuas und an anderen Orten.[1]
Er pflegte zahlreiche gute Beziehungen zu anderen Künstlern, beispielsweise zu dem berühmten Bildhauer und Schnitzer Filippo Parodi, der 1667 nach Entwürfen von Piola (die sich heute im Musée des arts décoratifs in Paris befinden) die geschnitzten Dekorationen für ein Schiff namens Paradiso schuf;[1] 1680 bemalte Piola eine holzgeschnitzte Skulptur des Toten Christus von Parodi für die Kirche San Luca.[1] Das freundschaftliche Verhältnis zu dem Bildhauer bezeugt auch die Tatsache, dass Piola 1672 Taufpate für Parodis Sohn Domenico war; auch einen Sohn des Quadraturmalers Paolo Brozzi hielt Piola am 23. Mai 1669 über das Taufbecken.[1]
Am 25. November 1674 heiratete Piolas Tochter Margherita den Maler Gregorio De Ferrari, der einer der wichtigsten Mitarbeiter in der ‘casa Piola’ wurde.[1] Beispielsweise führte De Ferrari (vermutlich nach Entwürfen seines Schwiegervaters) einen Auftrag für ein Deckenfresko in der Kapelle des Hl. Andreas in San Siro (Genua) aus, für das Piola 1677 die Bezahlung entgegennahm.[1]
Außer für adlige und kirchliche Mäzene in Genua wirkte Domenico Piola auch für das Haus Savoyen in Turin, die im selben Jahr 1674 den Maler Domenico Genovese, für Arbeiten für die Bühne des Theaters der Venaria Reale bezahlten (Baudi di Vesme, 1966, S. 496), und 1675 für Entwürfe zu malerischen Dekorationen im Palazzo Reale (Turin).[1]
Nach der Wahl des Luca Maria Invrea zum Dogen von Genua am 13. August 1681 bekam er den ehrenvollen Auftrag, das offizielle Porträt zu malen, von dem eine Replik in einer Privatsammlung erhalten ist.[1]
Laut Ratti übernahm Domenico Piola nach dem Tode von Giovanni Battista Carlone (1683 oder 1684) die von diesem begonnene Dekoration in der Kirche San Sebastiano, aber die erhaltenen Fragmente im Museo di Sant’Agostino (Genua) scheinen auf einen früheren Zeitpunkt hinzudeuten.[1]
Während der Bombardierung Genuas durch die Franzosen zwischen dem 17. und dem 28. Mai 1684 wurden Haus und Werkstatt der Piola schwer beschädigt und Domenico fand mit seiner Familie Unterschlupf in der Villa Balbi allo Zerbino.[1] Im Sommer 1684 begann er gemeinsam mit seinen Söhnen Anton Maria und Paolo Gerolamo, sowie mit Rolando Marchelli und anderen Mitgliedern seiner Werkstatt eine Kunstreise durch ausgewählte Städte Norditaliens, darunter Mailand, Bologna, Bergamo, Venedig, Parma, Piacenza und Asti.[1] Laut Ratti schlug Piola in Mailand einen Auftrag für eine Palast-Dekoration aus, um seine Reise fortsetzen zu können, malte aber mit seinen Mitarbeitern in Piacenza Fresken in der Galerie des Palazzo Baldini und im Chor der Kirche Santa Maria di Torricella.[1] Ebenfalls in Piacenza schuf er für Ranuccio II. Farnese zwei Ölbilder für einen Zyklus über Alessandro Farnese.[1] 1685 bemalte er in der Kathedrale von Asti den Chorraum mit Fresken (Ratti, 1769, S. 44).[1]
Nach seiner Rückkehr nach Genua 1686 arbeitete er zunächst in der Kirche San Leonardo und war mit Restaurierungen von durch die Bombardierungen entstandenen Schäden in verschiedenen Bauten beschäftigt, unter anderem in der Cappella della Vigne der gleichnamigen Kirche und im Palazzo Fieschi Raveschieri Negrone.[1]
Zu den Hauptwerken Domenico Piolas gehören die Fresken, die er für Giovanni Francesco Brignole-Sale neben Gregorio De Ferrari in den Jahreszeiten-Salons im (heutigen) Palazzo Rosso schuf;[1] dabei arbeiteten sie zusammen mit dem Quadraturmaler Sebastiano Monchi aus Bologna und dem lombardischen Stuckateur Giacomo Muttone. Piola selber malte die allegorischen Deckenfresken von Herbst und Winter, für die er am 4. März 1688 bezahlt wurde.[1]
Um dieselbe Zeit schuf er die Entwürfe für den Baldachin des Dogen in der Sala del Maggior Consiglio im Palazzo Ducale von Genua, wofür er im Mai 1689 bezahlt wurde.[1]
Zwischen 1690 und 1695 malte Piola mehrere Bilder für den in Rom lebenden Niccolò Maria Pallavicini, darunter insbesondere das in diversen Briefwechseln lobend erwähnte Gemälde Alexander der Große und die Familie des Darius sowie eine Hl. Maria Magdalena, für die er großzügig entlohnt wurde.[1]
Ein bedeutendes Spätwerk ist das Gemälde Der hl. Petrus heilt einen Krüppel (1694) in der Kirche Santa Maria in Carignano.[3]
Die Freskendekorationen in der Kirche San Luca (Genua) entstanden zwischen 1681 und 1690 (oder 1695 ?) unter starker Mitwirkung seiner Söhne Anton Maria und Paolo Gerolamo Piola.[1]
Als Domenico Piola am 10. Februar 1699 in einem Prozess, der von dem Finanzmann Ottavio De Ferrari gegen den Maler Giovanni Lorenzo Bertolotto geführt wurde, in den Zeugenstand berufen wurde, wurden auch zahlreiche andere Künstler befragt, von denen die meisten seine Schüler waren, darunter seine Söhne Paolo Gerolamo und Anton Maria Piola, sein Schwiegersohn Gregorio De Ferrari, sowie die Maler Giovanni Ambrogio Camogli, Nicolò Maria Vaccaro, Rolando Marchelli und Nicolò Micone.[1]
Im Frühjahr desselben Jahres 1699 lieferte er einige Bozzetti für die Sala del Maggior Consiglio im Palazzo Ducale von Genua, doch diesmal zog man ihm den Bologneser Marcantonio Franceschini vor.[1]
Piola wurde auch verschiedentlich als Gutachter herangezogen, um den Wert von Gemälden anderer Künstler zu schätzen, beispielsweise von Giovanni Carlo Imperiale Lercari (1678), Francesco Torriglia und Marcantonio Grillo (1679), Anton Maria Casoni (1697), Carlo Spinola (1700) und Paolo Maria Crocco (1701).[1]
Domenico Piola starb am 8. April 1703, während er an dem Bild Der Hl. Luigi Gonzaga in Anbetung der Hostie für die Genueser Kirche Santi Gerolamo e Francesco Saverio arbeitete (Ratti, 1769, S. 47), und wurde in der Familiengruft in der Kirche Sant’Andrea in Genua bestattet.[1]
Die florierende casa Piola wurde von Paolo Gerolamo Piola, dem begabtesten der Söhne Domenicos, übernommen und weitergeführt.[1]
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