Diez Brandi

deutscher Architekt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Diez Brandi

Paul Dietrich „Diez“ Brandi[1][2] (* 30. März 1901 in Marburg; † 5. Mai 1985 in Göttingen)[3] war ein deutscher Architekt.[4]

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Rathaus Aschaffenburg, erbaut 1956–58 (Aufnahme 2013)

Leben und Wirken

Zusammenfassung
Kontext

Diez Brandi ist der Sohn des Historikers Karl Brandi und Vater des Architekten Jochen Brandi.

Nach einer Möbeltischlerlehre[5] in Göttingen und einem Praktikum im Baubüro von Georg Metzendorf in Essen[6] studierte Diez Brandi von 1922 bis 1926 Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart, unter anderem bei Paul Bonatz und Paul Schmitthenner,[5] bei Letzterem legte er 1926 sein Diplom ab.[6] Kurzzeitig war er auch in den Büros von Heinrich Straumer, Paul Mebes und Georg Steinmetz in Berlin sowie German Bestelmeyer in München tätig.[3][7] 1930 folgte die Gründung eines Architekturbüros in Berlin.[3] Sein erstes als Architekt verantwortetes Projekt war die 1930–35 erbaute evangelische Emmaus-Kirche in Berlin-Zehlendorf.

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Brandis Wohn- und Atelierhaus in Göttingen, Rohnsweg 52, erbaut 1937 (Aufnahme 2009)
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Grabplatte Diez Brandi auf dem Stadtfriedhof Göttingen

1933 übersiedelte Brandi nach Göttingen und nahm noch im selben Jahr an einer Architekturausstellung der „Vereinigung Göttinger Kunstfreunde“ teil.[6] In Göttingen errichtete er, inzwischen SA-Mitglied (1933–34),[2] ab 1933 eine Kleinsiedlung für den örtlichen Spar- und Bauverein auf dem Egelsberg[8] eine „weitgehend dem Stil des Massenwohnbaus im ‚Dritten Reich‘ verpflichtete“ (Reinhard Müller[2]) Fliegerhorstsiedlung sowie „relativ komfortable, aber bezeichnenderweise keineswegs luxuriöse Professorenhäuser“[7] im vornehmen Göttinger Ostviertel. Es sollte noch vier Jahre dauern, bis Brandi dort 1937 sein eigenes Wohn- und Atelierhaus (Rohnsweg 52) errichten konnte. Am 22. Juni 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 4.890.338).[9][2] Diez Brandi war von 1933 bis 1945 in unterschiedlichen Funktionen Mitglied nationalsozialistischer Organisationen, u. a. der Reichskammer der bildenden Künste, und als Bauplaner bei der Reichsstelle für Hochfrequenzforschung tätig.

Mit der Berufung auf den Lehrstuhl für Architekturentwurf an der „Deutschen Technischen Hochschule Prag“ erreichte Brandis Karriere 1940 ihren Höhepunkt. Bereits 1943 gab er diese Position jedoch unter ungeklärten Umständen wieder auf. Während eine Quelle Streitigkeiten mit der lokalen Parteiführung nennt,[10] verweist eine weitere Quelle auf die unklare Herkunft dieser Information und deutet an, Brandis unmittelbar folgende Tätigkeit für Abraham Esau, Professor für Militärtechnik und Bevollmächtigter für Hochfrequenzforschung könnte ursächlich gewesen sein.[2]

Nach kurzer Kriegsgefangenschaft kehrte Brandi 1946[10] nach Göttingen zurück, wo er sein Architekturbüro fortführte, das sich durch gewonnene Architektenwettbewerbe[11] und Kirchenneubauten (vgl. Werkverzeichnis) einen Namen machte. Neben den Kirchen gelten als Hauptwerke Brandis das 1946–1949 erbaute Studentenwohnheim „Akademische Burse“ in Göttingen und das 1956–1958 erbaute Rathaus Aschaffenburg.

In Diez Brandis Büro war von 1959 bis 1963 auch sein Sohn Jochen tätig, der dann ein eigenes Architekturbüro in Göttingen gründete. Bei den Gartenplanungen Brandis war teilweise seine Frau Antje beteiligt.[12]

Ab 1965 zog sich Diez Brandi aus dem Berufsleben zurück und fertigte Zeichnungen und Aquarelle mit Architekturmotiven seiner Auslandsreisen, insbesondere nach Italien.[13][3][14]

Titel, Ehrungen, Ausstellungen

Nach seinem Rückzug vom Lehrstuhl in Prag 1943 führte Diez Brandi lebenslang weiter den von Adolf Hitler persönlich verliehenen[2] Professorentitel. Weitere Hochschultätigkeiten waren 1952 eine Gastprofessur an der Teknik Üniversitesi in Istanbul[11] und 1952–54 ein Lehrauftrag am Kunsthistorischen Institut der Universität Göttingen (zweistündige Vorlesung „Einführung in die Aufgaben der modernen Architektur“).[15]

Brandi war seit 1951 Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.[16]

Zu Leben und Werken von Diez Brandi gab es Ausstellungen im Städtischen Museum Göttingen (1991)[6] und in der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (2002).[17]

Werkliste

Zusammenfassung
Kontext

Das im Folgenden aufgelistete, architektonische Werk von Diez Brandi ist bisher nicht monographisch erforscht und daher eine vorläufige Übersicht im weiteren Aufbau.

Schrift

  • Engelbert Plassmann: Karl Brandi (1868–1946). Zur 25. Wiederkehr seines Todestages. Ein Vortrag, gehalten von Engelbert Plassmann. Mit einem Geleitwort von Diez Brandi. Schürmann & Klagges, Bochum 1972.

Literatur

Zusammenfassung
Kontext

(chronologisch)

  • Jochen Brandi: Brandi. In: Bauwelt, Jg. 75 (1984), Heft 15 vom 20. April 1984, S. 658. (Der Sohn schreibt hier über seinen Vater Diez Brandi in einer Bauwelt-Serie über Architekten-„Väter und Söhne“; S. 656 ff.)
  • Hans-Christian Winters: Diez Brandi (1901–1985). Charakteristik aus feinen Strichen. Der Architekt als bildender Künstler. In: Göttinger Jahresblätter, Jg. 1986, S. 7178.
  • Friedrich Lindau: Hannover, Wiederaufbau und Zerstörung. Die Stadt im Umgang mit ihrer bauhistorischen Identität. Schlüter, Hannover 2001, ISBN 3-87706-659-3, S. 320–321 (Biographie zu Diez Brandi, Digitalisat, eingeschränkte Vorschau, abgerufen am 27. März 2021)
  • Christian Freigang (Hrsg.): Diez Brandi – Ein Göttinger Architekt zwischen Tradition und Moderne. Göttinger Tageblatt Buchverlag, Göttingen 2002, ISBN 978-3-924781-44-6 (Begleitpublikation zur Ausstellung vom 19. April 2002 bis 29. Juni 2002 im Foyer der Staats- und Universitätsbibliothek SUB Göttingen; Pressemitteilung zur Ausstellung, auf uni-goettingen.de, abgerufen am 27. Juni 2022) - Enthält in den Texten eingestreut Erwähnungen zahlreicher weiterer architektonischer Werke von Brandi.
  • Karl-Heinz Fix (Hrsg.): Die Protokolle des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Band 3: 1949. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 978-3-525-55762-4, S. 507 (Angaben zur Biographie im Personenregister); eingeschränkte VerlagsvorschauGoogle Books
  • Holger Köhn: Diez Brandi (1901–1985). Wirken in der NS-Zeit. Eine biografische Skizze im Auftrag der Stadt Aschaffenburg. 2021. (Digitalisat auf aschaffenburgzweinull.stadtarchiv-digital.de, PDF; 254 kB, abgerufen am 13. Januar 2023.)
  • Thomas Appel: Göttinger Künstlerlexikon. Maler – Grafiker – Bildhauer – Architekten. Vom 14. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2022, ISBN 978-3-86395-504-5 (Digitalisat auf.d-nb.info, abgerufen am 13. Januar 2023), S. 147, 228–230 (S. 230: Werkverzeichnis).
Commons: Diez Brandi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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