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Stadt in Polen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Koszalin [Großstadt in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Die nach Stettin zweitgrößte Stadt der Woiwodschaft ist eine Regiopole und hat eine hohe regionale verkehrstechnische und wirtschaftliche Bedeutung. Die kreisfreie Stadt ist Sitz des Powiat Koszaliński (Kösliner Kreis).
], deutsch Köslin, ist mit rund 106.000 Einwohnern eineKoszalin | ||
---|---|---|
Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Westpommern | |
Powiat: | Kreisfreie Stadt | |
Fläche: | 83,2 km² | |
Geographische Lage: | 54° 11′ N, 16° 11′ O | |
Höhe: | 32 m n.p.m. | |
Einwohner: | 106.235 (31. Dez. 2020)[1] | |
Postleitzahl: | 75-016 bis 75-903 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 94 | |
Kfz-Kennzeichen: | ZK,ZKO | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | DK6 (Stettin–Danzig) | |
DK11 (Kołobrzeg–Bytom) | ||
DW167 (Koszalin–Ogartowo) | ||
Eisenbahn: | PKP-Linien 202: Danzig–Stargard | |
402: Koszalin–Goleniów | ||
Nächster int. Flughafen: | Stettin | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Großstadt | |
Einwohner: | 106.235 (31. Dez. 2020)[1] | |
Gemeindenummer (GUS): | 3261011 | |
Verwaltung (Stand: 2024) | ||
Stadtpräsident: | Tomasz Sobieraj (PO) | |
Adresse: | Rynek Staromiejski 6–7 75-007 Koszalin | |
Webpräsenz: | www.koszalin.pl |
Die Großstadt liegt in Hinterpommern, etwa 150 Kilometer nordöstlich der Stadt Stettin und 190 Kilometer westlich der Stadt Danzig. Zwölf Kilometer nördlich befindet sich die pommersche Ausgleichsküste, der der Jamunder See mit den beiden Badeorten Mielno (Groß Möllen) und Łazy (Laase) vorgelagert ist.
Im Osten und Süden ist die Stadt von großen Waldgebieten umgeben, in denen sich der 137 Meter hohe Gollenberg (Góra Chełmska) erhebt.
Der Ort wurde 1214 als Dorf Cossalitz erstmals erwähnt in einer Schenkungsurkunde, in der Herzog Bogislaw II. von Pommern den Ort an das Kloster Belbuck verschenkte.[2] 1248 kam Cossalitz an das Bistum Cammin. Im Zuge der deutschen Ostkolonisation gründete der Bischof von Cammin, Graf Hermann von Gleichen, zusammen mit den Deutschen Marquardt und Hartmann am 23. Mai 1266 die Stadt Cussalin, und zwar nach Lübischem Stadtrecht. Ab etwa 1300 wurde auch das Umland von Köslin von deutschen Bauern besiedelt.
Während des ausgehenden Mittelalters blieb Köslin beim Bistum Cammin und stand mit diesem von 1356 bis 1417/1422 unter der Oberhoheit des Teilfürstentums Pommern-Wolgast. Köslin lag an der bedeutenden Handelsstraße von Stettin nach Danzig und wurde Hansestadt. 1447 hatte Köslin eine erfolgreiche militärische Auseinandersetzung mit dem größeren, in der Hanse einflussreicheren und ebenfalls zu Cammin gehörenden Kolberg. 1486 geriet Köslin mit Cammin erneut unter herzoglich-pommersche und damit brandenburgische Oberhoheit.
Der Stadtbrand von 1504 leitete den Niedergang der Stadt ein. 1516 erließ der Stadtrat eine Willkür, welche die Nutzung der slawischen Sprache für Verhandlungen auf dem städtischen Markt untersagte.[3] 1530 wurde das Herzogtum Pommern reichsunmittelbar. 1534 wurde die Stadt durch die Einführung der Reformation in Pommern evangelisch, elf Jahre später trat der erste protestantische Bischof von Cammin, Bartholomäus Suave, sein Amt an. 1556 wurde Cammin pommersche Sekundogenitur und Köslin nach der Einsetzung des Sohnes Herzogs Philipp I. Johann Friedrich als Titularbischof fürstbischöfliche Residenz. Johann Friedrich ließ 1569 bis 1574 ein Renaissance-Schloss erbauen, in dem bis 1622 die Herzöge von Pommern-Stettin als Bischöfe von Cammin residierten. Mehrere Pestepidemien und der Dreißigjährige Krieg schwächten die Bedeutung Köslins weiter.
Mit der Landung Gustav Adolfs an der Odermündung 1630 geriet Pommern mit Köslin unter schwedischen Einfluss und 1638 unter schwedische Verwaltung.
Mit dem Westfälischen Frieden kam Köslin 1648 mit Hinterpommern an den Kurfürsten von Brandenburg, den der Kaiser schon während des Krieges nach dem Aussterben der Greifenherzöge mit Pommern belehnt hatte.
Die nunmehr preußische Stadt zerstörte im Jahre 1718 erneut ein Brand fast völlig, sie wurde aber mit Hilfe König Friedrich Wilhelms I. wieder aufgebaut, der auch 1720 das Hofgericht Köslin für die pommerschen Hinterkreise einrichtete. Zum Dank widmeten ihm die Landstände Pommerns ein Denkmal in Köslin. Im Jahre 1747 wurde das Kösliner Konsistorium eingerichtet, die für die pommerschen Hinterkreise zuständige Gerichts- und Verwaltungsbehörde der evangelisch-lutherischen Kirche.
1807 stand Köslin unter französischer Besatzung, blieb aber während der gesamten napoleonischen Zeit preußisch.
Mit den preußischen Verwaltungsreformen 1816 wurde die Stadt Cöslin (damalige Schreibweise) Kreisstadt des Landkreises Köslin und 1848 Sitz des Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Köslin in der preußischen Provinz Pommern.
1858 bis 1878 wurde die Eisenbahn von Stettin über Köslin und Stolp nach Danzig gebaut.
Mit Auflösung des Kreises Fürstenthum zum 1. September 1872 wurde Cöslin Sitz des Landrates für den neuen Kreis Cöslin (13. Dezember 1872). Die von Friedrich dem Großen im Jahre 1776 gegründete Kadettenschule wurde 1890 vom westpreußischen Culm nach Cöslin verlegt.
Seit 1879 bestand das Landgericht Köslin. Um 1900 hatte Köslin ein Kadettenhaus (bis 1890 in Culm), ein Gymnasium, ein evangelisches Schullehrerseminar, eine Taubstummenanstalt, eine landwirtschaftliche Winterschule, eine Reihe unterschiedlicher Fabrikationsbetriebe sowie Produktionsstätten und war Sitz eines Landgerichts.[8]
1911 eröffnete die Stadt eine städtische elektrische Straßenbahn, die 1913 zur Kösliner Stadt- und Strandbahn ausgebaut wurde. Sie wurde 1937/38 durch Omnibusse ersetzt.
Im Jahre 1924 baute kurzzeitig die Fahrzeugfabrik Traugott Onnasch in Köslin Kleinwagen. Die Regionalzeitung Kösliner Zeitung wurde in der Stadt bis zum Zweiten Weltkrieg publiziert.
In den 1920er Jahren wurde der Name Cöslin in Köslin geändert. Am 1. April 1923 verließ die Stadtgemeinde Köslin den Kreis Köslin und bildete bis zur Neuordnung nach dem Zweiten Weltkrieg einen eigenen Stadtkreis.
Um 1930 hatte die Gemarkung der Stadt Köslin eine Flächengröße von 86,7 km², und im Stadtgebiet standen zusammen 1843 Wohnhäuser an 22 verschiedenen Wohnorten.[9]
Im Jahr 1925 lebten in der Stadt Köslin 28.812 Einwohner, darunter 706 Katholiken und 170 Juden, die auf 7736 Haushaltungen verteilt waren.[9]
Die Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 führte zu einer einheitlichen Kommunalverfassung ab 1. Januar 1934. Die bisherige Stadtgemeinde Köslin erhielt die Bezeichnung Stadt. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine neue einheitliche Kommunalverfassung in Kraft.
Bis 1945 war Köslin Hauptstadt des Regierungsbezirks Köslin in der preußischen Provinz Pommern im Deutschen Reich.
Ab Ende Januar 1945, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, als die bei Warschau durchgebrochene Rote Armee Ostpreußen vom übrigen Deutschland abzuschneiden drohte, zogen Flüchtlingstrecks aus Ost- und Westpreußen, ungefähr 65.000 Menschen, durch Köslin westwärts in Richtung Stettin. Mitte Februar beschloss das sowjetische Oberkommando nach dem Erreichen der Oder bei Küstrin, im nächsten Zug Pommern bis an die Ostsee zu besetzen. Nach dem Durchstoß bei Konitz nach Norden standen am 3. März sowjetische Truppen in Köslin.[10]
Am 5. März 1945 besetzte die Rote Armee Köslin und brannte die Innenstadt nieder, wobei etwa 40 % der Bausubstanz zerstört wurden. Nach Einstellung der Kampfhandlungen wurde die Stadt seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Deren Administration verwaltete den Ort unter dem im Polnischen vorher gebräuchlichen Namen Koszalin.[11] Es begann nun die Zuwanderung polnischer und teils auch ukrainischer Migranten, die anfangs vorwiegend aus Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. Die vor der Roten Armee nicht geflohenen oder im Laufe des Frühlings 1945 zurückgekehrten Einwohner wurden bis 1947 Opfer der von der polnischen Administration durchgeführten „wilden“ Vertreibungen.
Für kurze Zeit war Koszalin Sitz der neuen polnischen Provinzverwaltung für ganz Hinterpommern. Nachdem Stettin ebenfalls unter polnische Verwaltung gestellt worden war, wurde die Provinzverwaltung 1946 dorthin verlegt.
Im Jahr 1950 wurde die Stadt zur Hauptstadt der Woiwodschaft Koszalin, die 1998 im Zuge der Verwaltungsreform abgeschafft und an die neue Woiwodschaft Westpommern angegliedert wurde.
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1740 | 2.535 | [12] |
1782 | 2.933 | davon 47 Juden[12] |
1791 | 3.071 | davon 47 Juden[13] |
1794 | 3.286 | davon 47 Juden[12] |
1812 | 3.802 | davon 13 Katholiken und 28 Juden[12] |
1816 | 4.636 | davon 17 Katholiken und 60 Juden[12] |
1831 | 6.541 | davon 50 Katholiken und 104 Juden[12] |
1843 | 8.114 | davon 78 Katholiken und 210 Juden[12] |
1852 | 9.298 | davon 61 Katholiken und 242 Juden[12] |
1861 | 11.303 | davon 113 Katholiken und 278 Juden[12] |
1867 | 13.575 | am 3. Dezember[14] |
1871 | 13.361 | am 1. Dezember, davon 12.628 Evangelische, 429 Katholiken, 23 sonstige Christen und 281 Juden[14] |
1890 | 17.810 | davon 492 Katholiken und 323 Juden[15] |
1900 | 20.417 | mit der Garnison (ein Bataillon Infanterie Nr. 54), davon 597 Katholiken und 251 Juden[8] |
1910 | 23.236 | auf einer Fläche von 9700 ha, darunter 22.229 Evangelische, 716 Katholiken und 173 Juden[16] |
1925 | 28.812 | davon 706 Katholiken und 170 Juden[9] |
1933 | 30.389 | davon 28.996 Evangelische, 666 Katholiken, zwei sonstige Christen und 123 Juden[15] |
1939 | 31.937 | davon 29.112 Evangelische, 961 Katholiken, 704 sonstige Christen und 25 Juden[15] |
Die kreisfreie Stadt Koszalin ist in 17 Stadtteile (osiedla, wörtlich „Siedlungen“) gegliedert:
In Koszalin gibt es sechs römisch-katholische Pfarrkirchen, darunter die Kathedrale St. Marien, außerdem die Kapelle auf dem Gollenberg (Góra Chełmska) und die Rosenkranzkirche in Jamno. Seit 1972 ist die Stadt Sitz der Diözese Koszalin-Kołobrzeg. Am 1. Juli 1991 besuchte sie Papst Johannes Paul II.
Daneben gibt es die polnisch-orthodoxe Schlosskirche, die griechisch-katholische Mariä-Entschlafens-Kirche, das evangelisch-augsburgische Gemeindezentrum, eine Methodistenkirche und mindestens eine evangelisch-freikirchliche Gemeinde (Kirche Christi).
Bis 1945 gab es in Köslin die evangelische St.-Marien-Kirche und die Schlosskirche, die römisch-katholische St.-Josefs-Kirche, die Christuskirche der Methodisten, eine Neuapostolische Kirche und die Landeskirchliche Gemeinschaft sowie die große Synagoge. In Köslin befanden sich eine evangelische Superintendentur und ein Konsistorium.
In der Stadt kreuzen sich die Landesstraßen DK6 (ehemalige deutsche Reichsstraße 2, heute auch Europastraße 28) und DK11 (ehemalige Reichsstraße 160). Außerdem beginnen in der Stadt die nach Süden führende Woiwodschaftsstraße DW167 und die nach Osten führende Woiwodschaftsstraße DW206.
Die Stadt ist Bahnknotenpunkt der Polnischen Staatsbahn (PKP). Hier verlaufen die PKP-Linien 202 (Gdańsk–Stargard (Stargard in Pommern–Danzig)) und 402 (Goleniów–Koszalin (Gollnow–Köslin)). Der nächste Flughafen ist in Stettin.
An der Spitze der Stadtverwaltung steht ein Stadtpräsident. Seit 2010 war dies Piotr Jedliński, der zunächst der PO angehörte, diese aber verließ und 2024 mit seinem eigenen Wahlkomitee antrat, das auch von Polska 2050 unterstützt wurde. Die turnusmäßige Wahl 2024 brachte folgendes Ergebnis:[17]
In der notwendigen Stichwahl setzte sich Sobieraj mit 51,0 % der Stimmen knapp gegen Amtsinhaber Jedliński, der aber einen Sitz im Stadtrat errang, durch und wurde neuer Stadtpräsident.
Die turnusmäßige Wahl 2018 brachte folgendes Ergebnis:[18]
Damit wurde Jedliński bereits im ersten Wahlgang wiedergewählt.
Der Stadtrat besteht aus 23 Mitgliedern (bis 2024: 25) und wird direkt gewählt. Die Stadtratswahl 2024 führte zu folgendem Ergebnis:[19]
Die Stadtratswahl 2018 führte zu folgendem Ergebnis:[20]
Koszalin unterhält Beziehungen mit zwölf Partnerstädten, das sind[21]:
Stadt | Land | seit |
---|---|---|
Albano Laziale | Italien | 2008 |
Bourges | Frankreich | 1999 |
Fuzhou | Volksrepublik China | 2007 |
Gladsaxe | Dänemark | 1990 |
Iwano-Frankiwsk | Ukraine | 2010 |
Kristianstad | Schweden | 2004 |
Lida | Belarus | 1993 |
Neubrandenburg | Deutschland | 1987 |
Neumünster | Deutschland | 1990 |
Roermond | Niederlande | |
Schwedt/Oder | Deutschland | 2004 |
Seinäjoki | Finnland | 1988 |
Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg | Deutschland | 1995 |
Trakai | Litauen | 2019 |
Die Stadt Minden hat 1953 die Patenschaft für die Stadt Köslin, im Sinne einer Patenschaft für die vertriebenen Kösliner, übernommen.[22] Die Patenschaft besteht bis heute.[23]
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