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deutsche Schriftstellerin und Essayistin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Brigitte Kronauer (* 29. Dezember 1940 in Essen; † 22. Juli 2019 in Hamburg)[1] war eine deutsche Schriftstellerin. Ab 1974 lebte und arbeitete sie als Autorin in Hamburg.
Brigitte Kronauer wuchs im Ruhrgebiet auf und begann bereits als Kind mit dem Schreiben erster Geschichten, da sie wegen ihrer unleserlichen Handschrift von ihrem Vater zu Schreibübungen angehalten wurde. Gegenüber ihrem Vater setzte sie durch, dass sie eigene Texte schreiben durfte und nicht Vorlagen, die ihr Vater ihr vorlegte.[2] Im Alter von 16 Jahren schrieb sie Hörspiele und sandte diese an Verlage. Sie studierte Germanistik sowie Pädagogik und war zunächst einige Jahre als Lehrerin in Aachen und Göttingen tätig.
Kronauer war mit dem Kunstwissenschaftler und Pädagogen Armin Schreiber verheiratet und lebte seit Anfang der 1970er Jahre mit ihm und dem Maler Dieter Asmus als Polykül in Hamburg.[3][4]
In den 1970er und 1980er Jahren hatte sie regelmäßig mit der österreichischen Zeitschrift das pult (St. Pölten) und deren Herausgeber Klaus Sandler Kontakt. Zu Beginn ihrer publizistischen Laufbahn siedelte sie nach Hamburg um. Es schien ihr paradiesisch, in einer Stadt am Strom mit weißen Villen und Segelbooten[5] zu leben.
Bereits ihr erster Roman Frau Mühlenbeck im Gehäus (1980) erweckte große Aufmerksamkeit. Der Roman Teufelsbrück aus dem Jahr 2000 spielt teilweise in Arosa, wo sich Kronauer regelmäßig im Urlaub aufhielt. Kronauer schrieb regelmäßig für das Magazin konkret.
Kronauer war seit 1988 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Trägerin zahlreicher Literaturpreise, u. a. des Georg-Büchner-Preises (2005). 2011 erhielt sie die Tübinger Poetik-Dozentur. Im gleichen Jahr wurde ihr literarisches Gesamtwerk mit dem Bayerischen Literaturpreis (Jean-Paul-Preis)[6] gewürdigt. Sie stand mit ihrem Roman Der Scheik von Aachen auf der Shortlist des Preises der Leipziger Buchmesse 2017.[7]
Ebenfalls 2017 wurde ihr der Thomas-Mann-Preis zuerkannt, die Laudatio hielt Martin Mosebach. Die Preisstifter lobten ihre bisherigen Arbeiten als „Sprachkunstwerke, die formale Kühnheit mit psychologischer Subtilität verbinden“. Kronauer sei eine „Erbin der großen Tradition Jean Pauls“ und sie besitze „die Fähigkeit, mit der Sprache Äquivalente für eine vielfältig zersplitterte Realität zu bilden, die unter ihren Händen zu einer unverwechselbaren Melodie“ zusammenfinde.[8] Kronauer konnte schon aus Krankheitsgründen den Preis nicht selbst entgegennehmen.
Kronauer starb im Juli 2019 im Alter von 78 Jahren nach langer Krankheit in Hamburg.[9] Sie lebte dort seit 1974 im Stadtteil Nienstedten[10] und wurde auf dem dortigen Friedhof beigesetzt.
In der Sendung Doppelkopf von hr2-kultur sagte Kronauer, sie fühle sich der Prosa von Ror Wolf sehr nahe. Eine Würdigung Wolfs von ihr erschien unter dem Titel Auftritt am Horizont bereits in das pult.[11]
In einer Rezension für literaturkritik.de[12] schrieb Peter Mohr anlässlich des Romans Verlangen nach Musik und Gebirge (2004):
„Brigitte Kronauer ist eine der gebildetsten, sprachmächtigsten und ambitioniertesten Schriftstellerinnen im deutschen Sprachraum. Die gebürtige Essenerin, die seit vielen Jahren in Hamburg lebt und mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet worden ist, hat nun einen Roman vorgelegt, der in Schönheit erstarrt. Ein Buch über die Liebe, über die Kunst, über Philosophie und Politik – ein polyphones, stärker essayistisches als erzählendes Wortgemälde, bei dem jeder Pinselstrich wohl überlegt ist, das aber trotzdem relativ spurlos am Betrachter/Leser vorbeizieht.“
Zu einer anderen Einschätzung kam Eberhard Hübner im Spiegel Special (4/2004). Er schrieb über Verlangen nach Musik und Gebirge:
„Kronauers Sätze wollen die innere Optik des Lesers verändern, zumindest für die Dauer des Romans. Man wird hineingezogen in ein Kaleidoskop aus Wahrnehmungen und Imaginationen, das mit üblicher Romanrealistik kaum etwas gemeinsam hat.“
Und weiter:
„Der Titel ist ein Nietzsche-Zitat aus den Aphorismen seiner ‚Morgenröte‘. Es seien ‚Erdichtungen‘, so führt Nietzsche das aus, die diesem Verlangen ‚Spielraum und Entladung‘ geben. Beides erfüllt Brigitte Kronauers Roman in einer für die gegenwärtige deutsche Literatur ganz einzigartigen Weise.“
Tilman Krause beschloss seine Kritik in der Welt vom 2. Oktober 2004 mit den Worten:
„[…] lustvoll, daß man am liebsten sofort wieder von vorn lesen würde.“
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