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Bezirk Deutschlandsberg

Bezirk in Österreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Der Bezirk Deutschlandsberg ist ein politischer Bezirk des Landes Steiermark.

Schnelle Fakten Lage im Bundesland Steiermark, Basisdaten ...
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Geografie

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Geografische Lage

Der Bezirk Deutschlandsberg liegt im Südwesten der Steiermark in den Lavanttaler Alpen. Er wird im Westen und Südwesten von der Koralpe begrenzt und im Südosten – östlich des Radlpasses – vom Poßruck. Im Norden wird er durch die östlichen Ausläufer der Packalpe begrenzt. Lediglich im Osten existiert keine natürliche Grenze. Der Bezirk misst sowohl in Nord-Süd- als auch in Ost-West-Richtung an der breitesten Stelle circa 35 km.

Der Bezirk wird größtenteils nach Osten zur Mur hin entwässert. Der äußerste Nordosten an der Grenze zum Bezirk Graz-Umgebung gehört zum Einzugsgebiet der Kainach. Der Norden wird von der Laßnitz und ihrem wichtigsten Nebenfluss, dem Stainzbach, entwässert. Der Süden gehört zum Einzugsgebiet der Schwarzen und der Weißen Sulm, den beiden Quellflüssen der Sulm. Der Südosten wird vom Saggaubach entwässert. Lediglich die Feistritz im Südwesten gehört zu den Nebenflüssen der Drau.

Die höchsten Erhebungen des Bezirks sind die Handalm (1853 m ü. A.) im Nordwesten und der Große Speikkogel (2140 m ü. A.) im Westen. Der niedrigste Punkt befindet sich mit 286 m ü. A. im Gemeindegebiet von Preding.

Angrenzende Gebietskörperschaften

Der Bezirk Deutschlandsberg grenzt:

Gebietsveränderungen

Nach dem Ersten Weltkrieg kamen die Gemeinde Soboth (Sobota oder v Soboti) und Teile der Gemeinden Oberfesing (Zgornja Vižinga), Pernitzen (Pernice) und St. Primon ob Hohenmauthen (Sveti Primož nad Muto) zu Österreich und damit zum Bezirk Deutschlandsberg. Mit 1. Jänner 1924 wurden die Marktgemeinde Preding und die Gemeinde Tobis aus dem Bezirk Leibnitz (bzw. Gerichtsbezirk Wildon) dem Bezirk Deutschlandsberg und dessen Bezirksgericht zugewiesen.[1]

Kleinere Veränderungen erfolgten ab 1952 zwischen folgenden (damaligen) Gemeinden:[2]

  • 1952 zwischen Gasselsdorf und St. Johann im Saggautal (Ried Weichselberg-Blaselberg)
  • 1964 zwischen Dietmannsdorf im Sulmtal und Prarath
  • 1965 zwischen Breitenbach in Weststeiermark und Gießenberg
  • 1980 zwischen Wettmannstätten und St. Nikolai im Sausal
  • 1981 zwischen Lannach, Lieboch und Mooskirchen
  • 1986 zwischen Großradl und Oberhaag
  • 1988 zwischen Lannach und Dobl
  • 1989 zwischen Preding, Hengsberg und St. Nikolai im Sausal
  • 1990 zwischen Sulmeck-Greith und Gleinstätten
  • 1991 zwischen Preding und Zwaring-Pöls
  • 1994 zwischen Sulmeck-Greith und Oberhaag

Die Amtsräume der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg befanden sich ab 1868 provisorisch im Gebäude gegenüber dem heutigen Bezirksgericht in der Kirchengasse (ehem. Gasthaus Stelzer), danach bis 1901 im Feilhofer Schlössl. Die Geschichte der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg wurde in sieben Schautafeln grafisch aufbereitet. Diese Tafeln wurden am 27. August 2018 aus Anlass der 150-Jahr-Feier übergeben, sie sind im zweiten Stock des Amtsgebäudes (Kirchengasse 12) während der Öffnungszeiten zugänglich.[2]

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Geschichte

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Der Bezirk Deutschlandsberg teilt die Entwicklung der Geschichte der Steiermark. In seinem Gebiet sind eine Reihe von Hügelgräbern dokumentiert, die teilweise unter Denkmalschutz stehen.[3]

Die Lebensumstände des Fahrenden Volkes bzw. der Angehörigen mancher Unehrlichen Berufe, somit der sogenannten „unteren Gesellschaftsschichten“ im 18. Jahrhundert sind aus einigen Veröffentlichungen aus den Jahren 1711 und 1713 erkennbar. Im Wesentlichen handelt es sich um Fahndungslisten mit Personenbeschreibungen, den oft auch mit körperlichen Merkmalen („krumphäxet“, keine Zähne, buckeliger Gang etc.) beschriebenen Betroffenen wurde auch Delinquenz unterstellt. Im Jahr 1713 sind 289 für die Steiermark steckbrieflich gesuchte Personen dokumentiert, von denen einige auch aus dem Bereich Deutschlandsbergs stammen. Am 1. Februar 1712 wurden in Schwanberg drei Männer hingerichtet, bei denen u. a. 14 Tabakdosen, drei Terzerole, 71/2 Ellen Leinwand und zusammen neben anderem Bargeld 492 Gulden gefunden worden waren.[4]

Durch seine Lage an der Südgrenze der Steiermark gehörte der Bezirk in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs zum Operationsgebiet von Partisanen aus dem Gebiet der damaligen Untersteiermark (CdZ-Gebiet Untersteiermark). Diese Gruppe wurde „Kampfgruppe Steiermark“ bzw. „Koralmpartisanen“ genannt.[5] Es kam in dieser Zeit zu einer Reihe von Gewalttaten, wobei nicht in allen Fällen ermittelt werden konnte, auf welche Täter ein Verbrechen zurückzuführen war (z. B. reguläre Verbände aus Wehrmacht, Volksbefreiungsarmee, Partisanen oder Freiheitskämpfer verschiedener Herkunft und Motivation, SS, Deserteure aus verschiedenen waffentragenden Verbänden wie der Wlassow-Armee, Räuberbanden ohne politischen Hintergrund, Tschetniks, Endphaseverbrechen auf behördliche Anordnung z. B. des Kreisleiters Hugo Suette, Spione, Racheakte aus privaten Gründen, teilweise im Gewand einer konkreten Gruppe usw.). Einschlägige Beschuldigungen wurden auch Jahrzehnte später erhoben und sind in der lokalen Presse dokumentiert.[6] Das Thema wurde unter Hinweis auf die verschiedenen Standpunkte auch noch 2025 im Zusammenhang mit einem Zeitungsbericht über das Ende des Zweiten Weltkrieges behandelt.[7]

Nach Kriegsende befanden sich wie in vielen Bezirken Österreichs an Straßen, Wiesen- und Waldrändern eine größere Anzahl von Gräbern mit Kriegstoten. Diese Gräber im Bezirk wurden geöffnet, die Toten exhumiert und auf dem Grazer Zentralfriedhof gemeinsam beigesetzt. Betroffen waren vom 22. bis 24. Oktober 1951 27 Tote, unbekannte Soldaten deutscher, jugoslawischer, russischer und ungarischer Nationalität, Ostarbeiter und Angehörige der Organisation Todt. Österreicher waren nicht darunter. Weitere 15 Exhumierungen erfolgten 1952. In einem Massengrab in Unterlaufenegg wurden die Reste von 11 Toten gefunden, die Angehörige der Wlassow-Armee oder Ostarbeiter waren. Dieses Grab war erst in den Monaten Mai oder Juni 1945 entstanden, zwar dem Bürgermeister angezeigt worden, aber längere Zeit aus verschiedenen Gründen unbekannt geblieben.[8]

Ursprünglich bestand der Bezirk Deutschlandsberg aus 95 Gemeinden bzw. 170 Katastralgemeinden. Er war der einzige, der 1868 im damaligen Herzogtum Steiermark neu geschaffen wurde. Er umfasste drei Gerichtsbezirke:

Der Erste und der Zweite Weltkrieg forderten im Bezirk 4313 Todesopfer. Im Zweiten Weltkrieg wurden im Bezirk 2269 gefallene und 518 vermisste Soldaten verzeichnet.[9]

Der Bezirk Deutschlandsberg galt als führend bei der Betreuung der „Berliner Ferienkinder“: Dabei handelte es sich um Kinder aus Westberlin, die im Sommer nach Österreich kamen, wo sie mehrere Wochen bei Familien mit ähnlich alten Kindern auf Kosten des Berliner Senates betreut wurden und eine andere Umgebung kennenlernen konnten. 1987 waren im Bezirk 160 Kinder beteiligt.[10]

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Angehörige Gemeinden

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2014, vor der Strukturreform, umfasste der Bezirk 40 Gemeinden, im Rahmen der Gemeindestrukturreform 2014/15 wurde die Zahl der Gemeinden im Bezirk deutlich verringert – der Bezirk Deutschlandsberg umfasst seit 2015 15 Gemeinden, darunter eine Stadt und zehn Marktgemeinden, die Gesamtfläche beträgt 863,46 km².

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Liste der Gemeinden im Bezirk Deutschlandsberg

Die Einwohnerzahlen der Tabelle stammen vom 1. Jänner 2024,[11]
Regionen sind Kleinregionen der Steiermark
Weitere Informationen Gemeinde, Lage ...

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Bevölkerungsentwicklung

Bezirkshauptleute seit 1868

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1939 bis 1945 Landräte.[12][13][14]

Ferdinand Praunegger3. August 1868
Gustav Gutmann8. Juli 1871
Franz Lautner27. Februar 1873
Julius Fränzl Ritter von Vesteneck 25. September 1881
Alexander Freiherr von Neupauer 26. Jänner 1888
Rudolf Graf Pace25. August 1890
Johann Hussak24. Jänner 1897
Otto Demeter Tirka23. Mai 1901 (bis 20. Juli 1904 Leiter)
Josef de Villavicencio19. Jänner 1906
Ferdinand Zoffal28. August 1913 (bis 1915 Amtsleiter)
Viktor Kastner-PöhrMärz 1924
Hans KnieliNovember 1933 – 11. März 1938 (als „politisch unzuverlässig“ der Funktion enthoben, nach Graz und im November in den Ruhestand versetzt, wieder eingesetzt ab 25. Juni 1945)[2]
Anton Stiegler12. – 14. März 1938
Josef Pleunik15. März – 30. August 1938
Alois Dieber15. September 1938 – 31. August 1939
Rudolf Schwarz31. August – 2. September 1939
Wolfgang Buder2. September 1939 – 25. Juli 1940
Wolfgang Kunz26. Juli 1940 – März 1943
Herbert LeonhardtApril 1943 – Oktober 1944
Josef HuberNovember 1944 – Mai 1945
Franz Rader15. Mai – 24. Juni 1945 (provisorisch, als Amtstierarzt, späterer Landesveterinärdirektor)[2]
Hans Knieli25. Juni 1945 – 31. Dezember 1948 (ab 1949 Bezirkshauptmann von Graz-Umgebung)
Anton Kronabether1. Jänner 1949 – 31. Dezember 1959 (bereits 1938 als Stellvertreter von BH Knieli inhaftiert, entlassen, mit Berufsverbot belegt)[2]
Friedrich Mayer1. Jänner 1960 – † 7. Juni 1965
Artur Prommer1. Juli 1965 – 31. Dezember 1973 (ab Dezember 1964 nach einem schweren Unfall seines Vorgängers geschäftsführend)
Herbert Schell1. Jänner 1974 – 31. Dezember 1988
Ingrid Klug-Funovits1. Jänner 1989 – 30. Juni 1996
Helmut-Theobald Müller1. August 1996 – 30. September 2021[15][16]
Doris Bund1. Februar 2022[17]
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Literatur

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Eine Zusammenstellung der Literatur zu Geologie, Archäologie und verschiedenen Themenbereichen von Geschichte und Kultur bieten Michaela Färber und Herbert Blatnik in der Bibliographe des Bezirkes Deutschlandsberg.

  • Wochenzeitung Weststeirische Rundschau. Unabhängige Wochenzeitung der Firma Simadruck für den Bezirk Deutschlandsberg. Deutschlandsberg, ab 1927.
  • Konrad Maritschnik: Aufgelassene Volksschulen im Bezirk Deutschlandsberg. Eigenverlag 2014.
  • Konrad Maritschnik: Große Kapellen - einsame Kirchen. Bezirk Deutschlandsberg. Deutschlandsberg 2000.
  • Konrad Maritschnik: Land an der Grenze. Gnas 1995.
  • Konrad Maritschnik: Die Koralpe lebt. Gnas, Weishaupt 2006. 3-7059-0227-X.
  • Helmut-Theobald Müller (Hrsg.), Gernot Peter Obersteiner (wissenschaftliche Gesamtleitung): Geschichte und Topographie des Bezirkes Deutschlandsberg. („Bezirkstopographie.“) Steiermärkisches Landesarchiv und Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg, Graz/Deutschlandsberg 2005, ISBN 3-901938-15-X. In der Reihe: Große geschichtliche Landeskunde der Steiermark. Begründet von Fritz Posch †, Band 3.
  • Gerald Wolf: Die NSDAP im Bezirk Deutschlandsberg von 1933 bis zum »Anschluss« 1938. In: Herbert Blatnik, Hans Schafranek (Hrsg.): Vom NS-Verbot zum »Anschluss«. Steirische Nationalsozialisten 1933–1938. Czernin Verlag, Wien 2015, ISBN 978-3-7076-0554-9, S. 268–300.
  • Gerald M. Wolf: Jetzt sind wir die Herren … Die NSDAP im Bezirk Deutschlandsberg und der Juli-Putsch 1934 (Grazer zeitgeschichtliche Studien, Band 3). StudienVerlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2008, ISBN 978-3-7065-4006-3.
  • Cathrin Weisi: … ganz sicher keine Weltgeschichte …: Eine Region schreibt sich ihre Zeitung – 65 Jahre „Weststeirische Rundschau“ für den politischen Bezirk Deutschlandsberg. Universität Graz, Diplomarbeit, Graz 1992.
  • Gunther Riedlsperger: Schlösser und Herrensitze im Paradies der Steiermark. Bezirk Deutschlandsberg. Simadruck-Verlag Deutschlandsberg.
  • Waltraud Weisi (Hrsg.): Damals. Alte Photographien aus dem Bezirk Deutschlandsberg. Drei Bände, Band 1 1992, Band 2 1995, Band 3 2004, Simadruck, Deutschlandsberg.
  • Heinz Otto: Die Temperaturumkehr in der Südweststeiermark. In: Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark. Band 101, Graz 1971, S. 97–118 (zobodat.at [PDF]).
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Commons: Bezirk Deutschlandsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • bh-deutschlandsberg.steiermark.at Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg
  • Gemeindeverzeichnis der Bezirkshauptmannschaft Deutsch-Landsberg 1868. Aus: „Politische Eintheilung des Herzogthumes Steiermark, Kundmachung des k. k. Statthalters in Steiermark vom 31. Oktober 1868, womit zur politischen und gerichtlichen Organisirung des Herzogthumes Steiermark die detaillierten Eintheilungs-Uebersichten zur Kenntniß gebracht werden.“ Landesgesetz- und Verordnungsblatt des Herzogthumes Steiermark vom 21. April 1869, XX. Stück, Nr. 36, S. 59 und Anhang.
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Einzelnachweise

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