Berlin-Hansaviertel
Ortsteil von Berlin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Hansaviertel ist ein Ortsteil des Berliner Bezirks Mitte.
Hansaviertel Ortsteil von Berlin | |
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Koordinaten | 52° 31′ 0″ N, 13° 20′ 20″ O |
Höhe | ≈ 52 m ü. NHN |
Fläche | 0,53 km² |
Einwohner | 6075 (31. Dez. 2023) |
Bevölkerungsdichte | 11.462 Einwohner/km² |
Neugründung | 1. Jan. 2001 |
Postleitzahlen | 10555, 10557 |
Ortsteilnummer | 0103 |
Bezirk | Mitte |
Die Bezeichnung Hansaviertel oder Hansa-Viertel bezieht sich auf vier sich überlappende Stadtgebiete.
Der Ortsteil grenzt im Nordwesten, Norden und Nordosten an die Spree, im Osten und Süden an den Park von Schloss Bellevue sowie an den Großen Tiergarten, im äußersten Süden an die Straße des 17. Juni und im Südwesten an die Königliche Porzellan-Manufaktur sowie an das Gelände der Technischen Universität (die Straße Siegmunds Hof bildet die Grenze, sie gehört, mit allen Gebäuden, noch zum Ortsteil).
Der Ortsteil Hansaviertel grenzt an folgende anderen Berliner Ortsteile:
Für bezirkliche Planungen wurden die Statistischen Gebiete durch die „lebensweltlich orientierten Räume“ (LOR) abgelöst. Im weitesten Sinne entsprechen sie den Kiezen. Das Planungsgebiet Hansaviertel (07) gehört zur Bezirksregion Moabit Ost (22) im Südwesten. Die Kennnummer 01 02 22 07 setzt sich 01 Bezirk Mitte und 02 für „Prognoseraum Moabit“ zusammen. Das Planungsgebiet umfasst von der Straße des 17. Juni beginnend auch den Bahnhof Tiergarten, im Uhrzeigersinn entlang der Bezirksgrenze, dem südlichen Spreeufer bis durch die Bahnbrücke und am Rand des Großen Tiergartens und das Grundstück der Akademie der Künste einschließend. Ohne den Englischen Garten geht die Führung über die Altonaer Straße umschließt das Eternit-Haus und die benachbarten Bauten zur Händelallee und an der Ostseite der Klopstockstraße zur Straße des 17. Juni. Die nördlichen Anlagen bleiben außen vor und der Kiezrand nach Westen stößt letztlich an die Bahnanlage.
Mit dieser Kennziffer des Planungsraums ist der Zugriff auf die halbjährlich veröffentlichten Sozialdaten[1] möglich.
Die Fläche von Hansaviertel ist mit 534.475 m² angegeben. Von dieser Fläche sind 55,6 % der Wohnnutzung, 2,9 % Kerngebietsnutzung zugeordnet. 21,4 % sind Straßen und 11,0 % Ver- und Entsorgungseinrichtungen und 5,7 % als Verkehrsflächen ausgewiesen, 3,4 % als Park/Grünfläche. Die größte Einzel(grund)fläche mit 29,7 Hektar gilt der Wohnnutzung.
Die quer durch den Ortsteil verlaufende Strecke der Stadtbahn gliedert ihn in ungefähr zwei gleich große Bereiche. Die Stadtbahnbögen werden für Gewerbezwecke genutzt, beispielsweise für Lagerräume und Werkstätten, aber auch für Gaststätten und Läden. Das Zentrum des Ortsteils ist der Hansaplatz.
Charakteristische Merkmale des Ortsteils sind:
Das 1874 gegründete Wohngebiet Hansaviertel gehörte bis 1920 zum Stadtteil Tiergarten, nach Gründung der Gemeinde Groß-Berlin zum Bezirk Tiergarten. Als Berlin im Ergebnis des Zweiten Weltkriegs unter den Alliierten aufgeteilt wurde, kam das Hansaviertel zum Britischen Sektor und blieb dort bis nach dem Mauerfall und zum Zusammenschluss mit Ost-Berlin 1990. Der Bezirk Tiergarten kannte keine Untergliederung in amtlich definierte Ortsteile.
Erweiterungsbauten
Zwischen 1955 und 1960 wurde auf einem Teil des alten Wohngebiets die Mustersiedlung Südliches Hansaviertel errichtet, die damit ebenfalls zum Bezirk Tiergarten gehörte. Nach der Berliner Wiedervereinigung wurde die Berliner Verwaltungsreform eingeleitet; sie führte dazu, dass die alte Bezirksaufgliederung beseitigt wurde (Gebietsreformgesetz von 1998): Seit Anfang 2001 ist der bisherige Bezirk Tiergarten zum Ortsteil geworden, das Areal wurde dem neu zusammengesetzten Bezirk Mitte zugerechnet. Seither gehört das Wohngebiet Hansaviertel zum neuen Bezirk Mitte, nicht mehr zum Bezirk Tiergarten. Die Reform schuf neue Ortsteile in den neuen Bezirken; einer der sechs Ortsteile des Bezirks Mitte ist der Ortsteil Hansaviertel. Er trägt die Ortsteilnummer 0103 (wobei „01“ für den Bezirk 1 steht, den Bezirk Mitte). Das Areal des neuen Ortsteils Hansaviertel deckt sich weitgehend mit dem des alten, 1874 gegründeten Wohngebiets Hansa-Viertel. Die Mustersiedlung Südliches Hansaviertel ist seither eine Ortslage innerhalb des Ortsteils Hansaviertel im Bezirk Mitte.
Beschreibung
Das alte Hansa-Viertel wurde auf einem Wiesengelände errichtet, an dessen Rand einige Gastwirtschaften und Villen lagen. Das Gebiet trug den Namen Schöneberger Wiesen, da es 1762 an Schöneberger Bauern verkauft worden war. Zu den Villen gehörten
Das Viertel wurde 1874 gegründet. Für das Gebiet waren verschiedene Bebauungspläne eingereicht worden, und eine Königliche Order vom 21. März 1874 bestätigte den Plan der Berlin-Hamburger Immobiliengesellschaft. Der Gesellschaft gehörten überwiegend Hamburger Kaufleute an. Bereits 1882 kam es zur Liquidation; ehemalige Hamburger Teilhaber der Gesellschaft gründeten noch im selben Jahr die Baugesellschaft Bellevue, die das Projekt fortsetzte.
Der Bebauungsplan bezog sich auf ein Gebiet, das im Nordwesten, Norden und Nordosten durch die Spree begrenzt war, im Osten durch das Gelände des späteren Parks Bellevue, im Süden durch den Tiergarten und im Südwesten durch die Königliche Porzellan-Manufaktur in Charlottenburg. Der Plan legte fest, dass nicht mehr als zwei Obergeschosse gebaut werden sollten, dass Vorgärten anzulegen seien und dass die Straßen im südlichen Teil des Viertels einen sternförmigen Platz bilden sollten. Festgelegt wurden auch die Straßennamen, die allesamt – auch die Dichternamen – an die Hanse erinnern sollten – der Name Lessingstraße sollte an Lessings Hamburgische Dramaturgie erinnern usw. Die Bautätigkeit begann 1874/1875; 1879 wurde amtlich verkündet, dass ein neuer Bezirk gegründet worden sei, der die Bezeichnung Hansaplatz – Bezirk Nr. 211 erhalten habe.[4] Dieser Name konnte sich nicht durchsetzen, ab Ende des Jahrhunderts war Hansa-Viertel die übliche Benennung. Etwa um die Wende zum 20. Jahrhundert war die Errichtung des neuen Wohngebiets abgeschlossen.
Das Zentrum bildete der Hansaplatz, an ihm kreuzten sich Klopstock-, Lessing- und Altonaer Straße sternförmig. Die ältere Brückenallee am östlichen Rand des Viertels wurde in den Straßenplan integriert. An ihr lagen die besten Grundstücke, auf denen Ein- und Mehrfamilienhäuser im Landhausstil errichtet wurden. Die restliche Bebauung bestand vorwiegend aus mehrgeschossigen Wohnhäusern. Auf königlichen Erlass hin durften bis 1910 im Hansaviertel keine Fabrik- und Gewerbebauten entstehen. Die Höhe der Gebäude war zwar auf drei Stockwerke beschränkt, viele Bauherren hielten sich jedoch nicht an diese Auflagen. Charakteristisch waren drei besonders repräsentativ gestaltete Hauptgeschosse, dazu ein Souterrain-Geschoss und ein Mansarden-Geschoss. Es entstand eine für Berlin typische Blockrandbebauung mit Seitengebäuden, Quergebäuden und Hinterhöfen.
Ab 1877 wurde durch das Hansa-Viertel der Viadukt der Stadtbahn geführt, die 1882 eröffnet wurde. Das Stadtquartier zerfiel so zwar in zwei Teile, was aber durch zahlreiche Unterführungen für das Zusammenleben nicht ins Gewicht fiel. Zudem war das Viertel ab 1885 durch die beiden Bahnhöfe Bellevue und Tiergarten mit dem Berliner Zentrum und dem nahegelegenen Charlottenburg verbunden.
Um 1900 hatte das Hansa-Viertel knapp 18.000 Einwohner; danach nahm die Einwohnerzahl weiter zu, genaue Zahlen gibt es nicht.[5] Es war ein gutbürgerliches Wohnquartier von mittlerer Bevölkerungsdichte, in bewusstem Kontrast zu dem nördlich der Spree angrenzenden Arbeiterviertel Moabit. Die beiden größten Gruppen waren Unternehmer und Rentiers, sie stellten jeweils 20 Prozent der Einwohner. Etwa zehn Prozent waren Kleingewerbetreibende, sie unterhielten ihre Geschäftsräume überwiegend in den Tiefparterre-Geschossen, häufig hinter Vorgartenhecken verborgen; aus dieser Gruppe hat sich die Baumkuchen-Bäckerei G. Buchwald an der Moabiter Brücke bis heute erhalten.[6] Hinzu kam eine große Zahl von Dienstpersonal wie Diener, Köche/Köchinnen und Kindermädchen. Hervorzuheben ist die große Anzahl von bildenden Künstlern und Schriftstellern; in Siegmunds Hof 11 stand ein Atelierhaus für Maler und Bildhauer, das unter anderem von Eugen Bracht und Käthe Kollwitz genutzt wurde.[7] Der jüdische Bevölkerungsanteil lag bei etwa zehn Prozent.
Nahezu alle bedeutenden Architekten der Kaiserzeit haben im Hansa-Viertel Spuren hinterlassen, darunter Ernst von Ihne, Hans Grisebach, Alfred Messel und Johann Emil Schaudt. Der Baustil der Gebäude war überwiegend historistisch, mit einer Vorliebe für die Stilformen der Renaissance. Charakteristisch für die Innenausstattung waren Stuckdecken, Holztäfelungen, Malereien und Vergoldungen.
Zerstörung
Die Zerstörung des Viertels begann 1933 mit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten. Die Synagoge in der Lessingstraße wurde bei dem Pogrom im November 1938 niedergebrannt und 1939 abgerissen. Juden, die ihre Wohnungen räumen mussten, wurden eine Zeit lang in sogenannte „Judenhäuser“ zwangseingewiesen; ein solches Judenhaus war – Zeugenaussagen zufolge – das Haus Cuxhavener Straße 14, das bis heute erhalten ist.[8] 1941 begannen die Deportationen in die Vernichtungslager; vor einigen Häusern des Hansaviertels erinnern heute „Stolpersteine“ an verschleppte und ermordete Bewohner.
Ab 1943 war das Hansaviertel Ziel von Luftangriffen der Alliierten. Am Ende des Zweiten Weltkriegs lagen von den 343 Gebäuden des Viertels etwa 300 in Trümmern, die übrigen waren zum Teil schwer beschädigt.[9]
Neuplanung
Nach dem Krieg wurden die zerbombten und verbrannten Häuser abgerissen, einschließlich der noch erhaltenen Fassaden. Auch die erhaltenen Gebäude wurden teilweise abgerissen; standen nach dem Krieg noch etwa 40 Häuser des alten Viertels, sind es heute noch etwa 30. Das Hansaviertel sollte zum Symbol für Berlins Erneuerungswillen werden.
Die Geschichte des neuen Hansaviertels ist eng verbunden mit der städtebaulichen Gesamtplanung für Berlin nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Katastrophe für die Stadt – 500.000 Wohnungen waren verloren, alle Industrie- und Arbeitsstätten von einiger Bedeutung zerstört oder demontiert – bot Stadtplanern eine einmalige Chance. Der Architekt Hans Scharoun erhielt 1946 vom Alliierten Kontrollrat den Auftrag, ein Konzept zur Neugestaltung Berlins zu entwickeln. Unter seiner Leitung entstand der Kollektivplan, der eine völlige Neuaufteilung und Dezentralisierung der Stadt vorsah. Bestimmende Elemente sollten die Wohnzellen sein, Wohneinheiten für jeweils 4000 bis 5000 Menschen, von Grün umgeben und versehen mit allen notwendigen Versorgungseinrichtungen.
Der Plan lieferte wichtige Denkanstöße, war aber in reiner Form undurchführbar – aus rechtlichen, finanziellen und politischen Gründen. Zwei Hauptziele wurden in den Flächennutzungsplan von 1950 übernommen: Die Innenstadtgebiete sollten wesentlich lockerer bebaut werden als zuvor, und die Stadt sollte so weit wie möglich mit Grünflächen durchsetzt werden.
Diese Grundsätze der Planung sollten im Idealfall für ganz Berlin gelten, für den Ost- wie den Westteil der Stadt, für Innenstadt- wie für Randgebiete. In der Realität ergaben sich andere Abläufe. Die Vorstellung der locker bebauten, durchgrünten Stadt ließ sich nach und nach in einigen Neubaugebieten am Rande West-Berlins verwirklichen, viel später auch an der Peripherie Ost-Berlins. In innerstädtischen Gebieten aber zwangen Geldmangel und die unmittelbare Wohnungsnot dazu, auf große Ideallösungen zu verzichten. Stattdessen galt es, die alten – eng beieinander stehenden – Mietshäuser so schnell wie möglich wieder bewohnbar zu machen und die zahlreichen Lücken mit einfachen Neubauten zu schließen. Zwar wurde darauf geachtet, nicht so dicht zu bauen wie zuvor, die ursprünglichen Stadtstrukturen blieben aber schließlich in beiden Hälften der politisch geteilten Stadt im Wesentlichen erhalten.
Dazu gab es zwei erklärte Ausnahmen. Im sowjetisch verwalteten Ost-Berlin sollten Teile des besonders stark zerstörten Bezirks Friedrichshain im Anklang an Scharouns Ideen neu gestaltet werden. Nach zaghaften Anfängen wurde das Unternehmen rigoros abgebrochen. Die Ende 1949 neu gegründete DDR orientierte sich jetzt für ihr repräsentatives Bauprojekt an der sowjetischen Monumentalarchitektur – es entstand die Stalinallee (später: Karl-Marx-Allee).
Das Hansaviertel blieb in West-Berlin das einzige große innerstädtische (Trümmer-)Gebiet, dessen Aufbau sich an den Vorstellungen der damaligen Moderne orientieren sollte, mit völlig neu aufgeteilten Grundstücken und unter starker Veränderung auch des Straßen- und Versorgungsnetzes. Mit dem Bebauungsplan von 1953 wurde entschieden, dass sich der Wiederaufbau auf das Südliche Hansaviertel beschränken sollte, das heißt auf das südlich und östlich der Stadtbahntrasse gelegene Areal, und damit auf etwa die Hälfte der Fläche des alten Hansaviertels. Dessen Konzept ging aus einem städtebaulichen Wettbewerb des Berliner Senats aus 98 Einsendungen hervor und stammte von Gerhard Jobst und Willy Kreuer, die den Plan mit Wilhelm Schließer als Mitarbeiter entwickelt hatten. Das Bebauungskonzept wurde später mehrfach überarbeitet, die Entwürfe für die Einzelgebäude wurden in einem Architekturwettbewerb erneut ausgeschrieben. Privatkapital war kaum vorhanden, fast alle Bauten entstanden mit öffentlicher Förderung. Städtebauliche Absichten ließen sich dadurch leichter durchsetzen, trotzdem war die Neuordnung der 159 Altgrundstücke außerordentlich schwierig, sie dauerte annähernd drei Jahre. Alles geschah auf privatrechtlicher Grundlage: Zwar waren alle Grundstücke vorübergehend in einer Hand, die neugebildeten Grundstücke und die neuen Gebäude wurden aber wieder Privateigentum.
Die programmatische Orientierung für das Großprojekt lieferte die 1933 von namhaften Architekten unter der Federführung von Le Corbusier entwickelte Charta von Athen, die eine strikte Trennung der Funktionen Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Verkehr forderte. Den organisatorischen Rahmen bildete die Interbau, die Internationale Bauausstellung in Berlin von 1957; den politischen Hintergrund bildete eine für die Zeit des Kalten Krieges symptomatische Konkurrenzsituation: Stalinallee und Hansaviertel wurden nahezu gleichzeitig gebaut, beide als Demonstrationsobjekte für die Leistungsfähigkeit des jeweiligen Gesellschaftssystems betrachtet.
Im Rahmen der Interbau erhielt das Neubaugebiet die Bezeichnung „Ausstellungsgelände im Hansaviertel“.[10] Bis heute steht auf dem Gelände ein Lageplan, der den 1960 erreichten endgültigen Stand der Bebauung zeigt und auf dem das Gebiet als „Südliches Hansaviertel“ bezeichnet wird. Das neue Viertel wurde allerdings zunehmend mit dem Hansaviertel schlechthin gleichgesetzt; das alte Hansaviertel geriet in Vergessenheit.[11] Während der Interbau wurde eine Seilbahn auf dem Baugelände betrieben. Die Fahrt damit kostete 1,50 Mark.[12]
Die Zielvorstellung für das Südliche Hansaviertel war also: aufgelockerte Baustrukturen statt der geschlossenen Blockrandbebauung der Vorkriegszeit; viel Grün zwischen den Bauwerken – der Tiergarten sollte gewissermaßen von seinen Rändern aus durch das Viertel hindurchfließen. Die Finanzierung im Sozialen Wohnungsbau, die Forderung, mit knapp bemessenen, öffentlich kontrollierten Budgets das Bestmögliche für die späteren Bewohner zu leisten, bedeuteten für die Architekten eine Beschränkung, aber auch eine interessante Herausforderung. Am Ende ergab der Ideenwettbewerb der Architekten vielfältige, auch anderswo nutzbare Anregungen für Grundrisse, Konstruktion und Gestaltung im öffentlich geförderten Wohnungsbau – auch dies ein wichtiges Ergebnis des Projekts.
Zu einem Wettbewerb von 1952 wurden 53 Architekten aus 13 Ländern eingeladen, allesamt Verfechter westlich-moderner Vorstellungen vom Neuen Bauen, darunter Alvar Aalto, Egon Eiermann, Walter Gropius, Arne Jacobsen, Oscar Niemeyer, Paul Schneider-Esleben und Max Taut. Nach ihren Entwürfen wurden schließlich 35 Objekte verwirklicht. Die Wohnhäuser mit insgesamt 1160 Wohneinheiten gruppieren sich in lockerer Mischung aus Hoch- und Flachbauten um das Zentrum am Hansaplatz, mit Ladenpassage, St.-Ansgar-Kirche, Kino (später Spielstätte des Grips-Theaters), ein Flachbau als offene Bibliothek und Kindergarten sowie den beiden Eingängen zur 1961 eröffneten U-Bahn-Station Hansaplatz. Etwas abseits, südlich des Hansaplatzes entstand die neue evangelische Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche.
Das Prinzip der aufgelockerten und „durchgrünten“ Stadt verlangte nach enger Zusammenarbeit mit Fachleuten der Gartenarchitektur. Der Berliner Gartenarchitekt Walter Rossow wirkte von Beginn an bei der Gesamtplanung mit. Das ganze Gelände wurde zur gärtnerischen Gestaltung in fünf Bereiche aufgeteilt, insgesamt zehn angesehene deutsche und internationale Gartenarchitekten, unter ihnen Ernst Cramer (Zürich), hatten die Aufgabe, die Grünflächen zu gestalten.
Schließlich entstanden im Südlichen Hansaviertel drei große Gruppen von Gebäuden:
In die Interbau integriert waren drei Bauten außerhalb des Südlichen Hansaviertels. In der Nähe des Olympiastadions errichtete Le Corbusier eine Wohneinheit (Unité d’Habitation) von 135 Metern Länge; unweit des Reichstagsgebäudes entstand als Beitrag der USA die von Hugh Stubbins entworfene Kongresshalle mit ihrer seinerzeit in Europa einmaligen Dachkonstruktion; und nur wenige hundert Meter vom Südlichen Hansaviertel entfernt, jedoch auf der anderen Seite der Bahntrasse liegend, wurde die Hansa-Grundschule nach Plänen von Bruno Grimmek errichtet.
Die Stadtplaner glaubten seinerzeit, mit ihren Konzepten einen sicheren Weg zur „Stadt von Morgen“ zu zeigen. Diese Überzeugung gilt inzwischen als überholt. Dennoch bleibt das Hansaviertel ein sehenswertes Beispiel für moderne Architektur und Stadtplanung der 1950er Jahre. 1995 wurden sämtliche Gebäude und Gartenanlagen unter Denkmalschutz gestellt.
Das Hansaviertel ist der bevölkerungsärmste Ortsteil des Bezirks Mitte.
Der Anteil der ausländischen Bevölkerung im Ortsteil lag im Jahr 2021 bei 34,6 %, der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund (deutsche Staatsbürger + Ausländer) bei 49,2 %.[15]
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Quelle: Statistischer Bericht A I 5. Einwohnerregisterstatistik Berlin. Bestand – Grunddaten. 31. Dezember. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (jeweilige Jahre)[16]
Verzeichnis der Gebäude, Baujahre und Architekten, alphabetisch nach Straßenkomplexen geordnet:[17]
Altonaer Straße
Bartningallee
Händelallee
Hanseatenweg
Klopstockstraße
Die Grünanlagen und Freiflächen des Hansaviertels wurden von 1956 bis Anfang der 1960er Jahre angelegt. Die Landschaftsarchitekten waren: Hermann Mattern, René Pechère, Ernst Cramer, Otto Valentien, Herta Hammerbacher, Edvard Jacobson, Gustav Lüttge, Pietro Porcinai, Wilhelm Hübotter und Christian Theodor Sörensen.
Der südliche und südöstliche Bereich des Ortsteils Hansaviertel wird durch die Mustersiedlung Südliches Hansaviertel von 1955 bis 1960 eingenommen, hinzu kommt ein Altbaukomplex (Joseph-Haydn-Straße 1). Auf der anderen Seite der Stadtbahntrasse, im nördlichen und nordwestliche Bereich des Ortsteils, findet man etwa 30 Altbauten, überwiegend jedoch auch hier Neubauten.
Altbauten
Aus der Zeit des alten Hansa-Viertels sind folgende Bauwerke erhalten geblieben:[18]
Eine besonders aufwendig gestaltete Fassade hat das Haus in der Cuxhavener Straße 14, in dem sich u. a. seit dem 2000 die Botschaft der Republik Honduras eingemietet hat.
Neubauten
Gotteshäuser
Der Ortsteil Hansaviertel wird von der U-Bahn unterfahren und von der Stadtbahn durchquert.
S-Bahn
U-Bahn
Busverkehr
Für den Autoverkehr sind die wichtigsten Verkehrsachsen des Ortsteils die Altonaer Straße sowie die Bachstraße und die Lessingstraße.
Das Hansaviertel wird von verschiedenen Fahrgastschiffen angefahren (Anlegestelle Hansabrücke).
Der Ortsteil Hansaviertel ist vom Ortsteil Moabit durch die Spree getrennt, die Verbindung wird durch eine Reihe von Brücken hergestellt. Folgt man der Spree flussabwärts, sind dies
Die 13. Realschule für Knaben wurde 1901/1902 fertiggestellt, die einzige öffentliche Schule des Hansa-Viertels und eines der Gebäude, die erhalten geblieben sind. Das Haus stand am Schleswiger Ufer 9, nach einer amtlichen Umnummerierung Nr. 14, heute hat es die Adresse Altonaer Straße 26. Das nach Plänen von Ludwig Hoffmann und Vinzent von Dylewski errichtete Gebäude ist im Stil der norddeutschen Renaissance gestaltet; über einem Tuffsteinsockel erhebt sich ein viergeschossiges Gebäude in rotem Rathenower Backstein mit Sandsteingliederungen.
Die Schule wurden überwiegend von Jungen aus Moabit besucht, Bewohner des Hansa-Viertels schickten ihre Söhne meist auf Gymnasien oder Privatschulen. 1920 erhielt die Schule den Namen Menzel-Schule, ab 1929 wurde sie durch Erweiterung um drei Klassenstufen zu einer Oberrealschule ausgebaut. Die im Jahr 1937 durchgeführte Schulreform machte sie Deutschen Oberschule für Knaben.[23] 1939–1940 wurde das Gebäude von Militärbehörden genutzt, 1940 zogen hier die 20. Volksschule und ein Notkrankenhaus ein.
Im August 2012 ging aus einer Fusion der Menzelschule mit dem Heinrich-von-Kleist-Gymnasium das Gymnasium Tiergarten im selben Gebäude hervor.
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