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buddhistisches Konzept Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Bardo (tibetisch für „Zwischenzustand, Einbeziehung, Versetzung, innewohnende Gegebenheit des Geistes“;[1] Sanskrit अन्तर्भाव IAST antarbhāva[2]) ist die Bezeichnung für die nach der Lehre des Tibetischen Buddhismus möglichen Bewusstseinszustände, im Diesseits wie im Jenseits. Das Tibetische Totenbuch enthält Beschreibungen des Tschikhai-Bardo, Tschönyi-Bardo und Sidpa-Bardo.
Tibetische Bezeichnung |
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Tibetische Schrift: བར་དོ་ |
Wylie-Transliteration: bar do |
Aussprache in IPA: [pʰàrtò] |
Offizielle Transkription der VRCh: Pardo |
Andere Schreibweisen: Pardo |
Chinesische Bezeichnung |
Traditionell: 中有 |
Vereinfacht: 中有 |
Die Sechs Yogas von Naropa verbinden jeden der sechs Bardos mit einer Yoga- und Meditationstechnik:
Ziel dieser Yogas ist es, die in den Bardos auftretenden Phänomene als Projektionen des eigenen Geistes zu erkennen, um so Saṃsāra (Kreislauf von Geburt, Leben, Tod und Wiedergeburt) zu verlassen und Nirvāṇa zu erreichen.
Aus der Erkenntnis der illusionären Natur der Phänomene in den Bardos folgt die Erfahrung der letztendlichen Natur der Dinge und damit die Große Befreiung.
Die inhaltlichen Wurzeln des Begriffes „Bardo“ finden sich in zahlreichen spirituellen Traditionen des mittleren und fernen Ostens. Die Unterscheidung verschiedener Stufen des Seins im Leben und im Tode finden sich u. a. im sog. Ägyptischen Totenbuch, welches in seinen frühesten Teilen ca. 2.500 v. Chr. entstand, sowie in den Upanischaden, die als Teil der hinduistischen Veden auf ca. 800–500 v. Chr. datiert werden.
Im dreiteiligen Pali-Kanon, der ältesten, geschlossen tradierten Reihe verschriftlichter Lehr- und Ordensregeln des Buddha Siddhartha Gautama, der die Grundlage der ältesten Schule des Buddhismus, des Theravada darstellt, wird innerhalb der Textzusammenstellung der mittellangen Lehrreden, der Majjhima-Nikaya, neben Vater und Mutter eine dritte, jenseitige Wesenheit als Notwendigkeit vorausgesetzt.[3] Diese Textstelle galt den Befürwortern der Zwischenexistenz-Theorie als hinreichender Beleg derselben und wurde Ausgangspunkt interschulischer Diskussionen.[4]
Auch um das 1. Jahrhundert herum wird im „Großen Kommentar“ der buddhistischen Sarvastivada-Schule[5] die Existenz des Zwischenzustandes als gegeben postuliert.
Begrifflich nachweisbar sind die „Bardos“ zuerst bei dem buddhistischen Philosophen Nagarjuna (ca. 2. Jahrhundert). Umfassend erläutert brachte jedoch erst der Volksheilige der Tibeter, Padmasambhava (8. bis 9. Jahrhundert) der Legende nach das Wissen über die Zwischenzustände nach Tibet, in Form des bei uns unter dem Titel „Totenbuch der Tibeter“ bekannten Bardo Thödröl. In einen systematischen, erfahrungsreligiösen Zusammenhang wurden sie schließlich von dem tibetischen Meister Nāropa (11. Jahrhundert) gebracht. In seinen Sechs Yogas von Naropa dokumentierte er das Lehrkonstrukt von den Stufen des Bewusstseins im Zusammenhang mit begleitenden Meditationstechniken.
Auch die Dzogchen-Tradition hat die Kenntnisse der Bewusstseinszustände des menschlichen Geistes in eigenen Übertragungslinien erhalten und weitergegeben.
Die Bardos werden üblicherweise in sechs übergeordnete Kategorien unterteilt. Daneben gibt es auch weniger differenzierende Systematisierungen mit nur drei bis vier unterschiedlichen Zuständen.
Allen Bardos gemeinsam ist der Lehre nach, dass sie mehr oder weniger offensichtliche und unterschiedliche Möglichkeiten der Befreiung bieten, die jedoch aktiv vom Individuum ergriffen werden müssen.
Die verschiedenen Stufen von Bardos erfahren in den Natur- und Geisteswissenschaften unterschiedliche Beachtung. Während die materiellen Vorgänge des Lebens – Traum- und meditative Zustände eingeschlossen – durch Medizin, Psychologie, Physik und Chemie heute schon z. T. sehr weit erfasst sind, werfen Fragen bezüglich eines wie auch immer gearteten außerexistenziellen Daseins zumindest aus heutiger Sicht unüberwindliche, erkenntnistheoretische Hürden auf, die u. a. auch in fehlenden, geeigneten, methodologischen Ansätzen begründet sind. Das systematische Sammeln und Auswerten von authentischen Berichten und historischen Niederschriften über Nahtod-Erfahrungen und außerkörperliche Erfahrungen ist eine erste Auseinandersetzung mit der Thematik, mit Nähe zur umstrittenen Parapsychologie.
Bekannte Wissenschaftler, wie der Schweizer Mediziner und Psychologe Carl Gustav Jung, der amerikanische Philosoph Ken Wilber und der tschechische Medizinphilosoph, Psychotherapeut und Psychiater Stanislav Grof haben sich mit einzelnen oder auch allen Bardos auseinandergesetzt und durch ihre z. T. umfangreiche Arbeit daran wertvolle Dienste zum Verständnis derselben geleistet.
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