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Stadt in Bayern Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Bad Rodach (bis 1999 Rodach) ist eine Stadt im oberfränkischen Landkreis Coburg. Seit 1999 ist die Stadt als Heilbad mit der wärmsten Thermalquelle Frankens anerkannt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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| ||
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 20′ N, 10° 47′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberfranken | |
Landkreis: | Coburg | |
Höhe: | 320 m ü. NHN | |
Fläche: | 77,65 km2 | |
Einwohner: | 6643 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 86 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 96476 | |
Vorwahl: | 09564 | |
Kfz-Kennzeichen: | CO, NEC | |
Gemeindeschlüssel: | 09 4 73 158 | |
Stadtgliederung: | 19 Gemeindeteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 1 96476 Bad Rodach | |
Website: | www.bad-rodach.de | |
Erster Bürgermeister: | Tobias Ehrlicher (SPD) | |
Lage der Stadt Bad Rodach im Landkreis Coburg | ||
Die Stadt liegt im Norden Bayerns im Landkreis Coburg, unweit der Grenze zu Thüringen. Sie befindet sich rund 18 Kilometer nordwestlich von Coburg zwischen den Langen Bergen im Osten und den Gleichbergen im Westen am Fluss Rodach.
Bad Rodach hat 19 amtliche Gemeindeteile (in Klammern ist der Ortstyp angegeben):[2][3]
Es gibt folgende Nachbargemeinden:
und das gemeindefreie Gebiet
Die Anfänge des Ortes Rodach, der im Frühmittelalter „Radaha“ oder „Rotaha“ bezeichnet wurde, reichen bis in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts zurück. Erstmals wurde er in einer von Arnulf III. am 11. März 899 in Regensburg unterzeichneten Urkunde erwähnt. Mit dem Dokument gab Arnulf III. einige seiner Gebiete seinem Diener Pippo zurück, der ehemals König dieser Gebiete war, um sein Seelenheil zu retten. Die erste urkundliche Erwähnung des Gemeindeteils Grattstadt erfolgte in einer Schenkungsurkunde vom Jahr 815 oder 823, mit der ein „Erluuin“ (Erwin) seine Güter in „Grezzistat (Grecestetten, Grazzestadt)“ im Grabfelde dem Stift Fulda schenkte.[4]
1362 erhielt Rodach die Stadtrechte. Um 1300 wurde eine städtische Siedlung rund um den Marktplatz gegründet, die 1386 mit einer Stadtmauer umgeben wurde und 1425 die eigene Gerichtsbarkeit erhielt. Mit der Reformation wurde in Rodach die evangelisch-lutherische Konfession eingeführt.
In Rodach befand sich „an der Siechbrücke“ ein mittelalterliches Leprosorium, das als „Haus für Sondersieche“ bezeichnet wurde. Ein Jahr der Ersterwähnung ist nicht bekannt.[5]
Bad Rodach besaß ein Gestüt, die Stuterei Rodach, die 1524 das erste Mal schriftlich erwähnt und um 1806 aufgehoben wurde, nachdem die Stallungen durch einen starken Sturm niedergerissen und nicht mehr aufgebaut worden waren. Es gibt Anzeichen, dass die Pferdezucht bereits lange vor der ersten schriftlichen Nennung bestand; Ortsnamen wie Roßfeld und Mährenausen, die zum damaligen Rodach gehörten, wurden bereits im 13. Jahrhundert erwähnt.[6]
Ab 1531 wurde Rodach zur Landesfestung ausgebaut, deren Steine aus dem nach 1550 abgebrochenen Kloster Georgenberg stammten.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1632 zerstört und brannte bis auf wenige Häuser nieder. 1634 wurde die Stadt von kaiserlichen Truppen geplündert und litt 1635 unter einer Hungersnot, durch die 808 Menschen starben. Die Stadt wurde wieder aufgebaut, und im frühen 19. Jahrhundert entstanden die ersten Industriebetriebe. 1825 wurde die westliche Stadtmauer abgebrochen; die Steine wurden zum Wiederaufbau der kurz zuvor abgebrannten Häuser am Marktplatz verwendet. Im Jahre 1857 wurde auch die restliche Stadtmauer mit dem Coburger Tor und dem Torturm abgebrochen.
Am 1. Juli 1892 erhielt die Stadt eine Eisenbahnverbindung mit Coburg. 1911 wurde das städtische Elektrizitätswerk in Betrieb genommen.
Am 1. Juli 1920 vereinigte sich der Freistaat Coburg, zu dem Rodach gehörte, mit dem Freistaat Bayern.
Im Staatsvertrag des Freistaats Bayern mit dem Freistaat Coburg über die Vereinigung Coburgs mit Bayern vom 14. Februar 1920 wurde in Paragraf 2 vereinbart, dass die Stadt Rodach kreisfrei bleibt. Allerdings galt der Vorbehalt im Schlussprotokoll, Rodach die Kreisfreiheit zu entziehen, falls die Stadt nicht binnen 15 Jahren die in Bayern geltenden Voraussetzungen für die Verleihung des Status einer kreisfreien Stadt erfülle. Am 1. April 1940 erfolgte die Eingliederung in den Landkreis Coburg. Bei rund 3000 Einwohnern wurde die Richtzahl für die Kreisfreiheit bayerischer Städte (10000 Einwohner) verfehlt.
Am 10. April 1945 eroberte die US-Armee nach einem Artilleriebeschuss Rodach. „Große Zerstörungen beim Einmarsch der Amerikaner“ heißt es auf einer Schautafel am Rathaus. Auch die Stadtkirche war betroffen.[7] Rodach gehörte fortan zur amerikanischen Besatzungszone. Über 40 Jahre lang trennte die innerdeutsche Grenze die Stadt Rodach von ihrem Thüringer Hinterland.
Im Jahr 2016 hatte die Kernstadt knapp 3900 Einwohner und rund 4000 Arbeitsplätze.
Am 1. März 1972 wurde Nordbayerns wärmste Thermalquelle (34 °C) in 652 Meter Tiefe erschlossen. Sie begründete die Entwicklung der Stadt zum Kurbad. Zur Nutzung dieser Thermalquelle wurde ab 1973 ein Thermal-Bewegungsbad erbaut und am 5. Juni 1976 eingeweiht. 1981 folgte die staatliche Anerkennung Rodachs als Erholungsort und 1999 die Anerkennung als Heilbad. Heute gibt es die ThermeNatur Bad Rodach mit Bade- und Saunalandschaft sowie Wellnessabteilung.
Am 18. November 1989 wurde die innerdeutsche Grenze geöffnet und die Straße zum Südthüringer Nachbarort Adelhausen für den Durchgangsverkehr freigegeben. Es entstanden der Kurpark (1989), das erweiterte Thermalbad (1996), ein Klinikum (1997) und ein Seniorenzentrum (1998). Am 29. Januar 1999 erfolgte die Namensänderung in Bad Rodach.[8]
Die Rodacher Stadtkirche St. Johannis wurde 1350 zur Pfarrkirche erhoben und gehört seit der Reformation zur Evangelisch-Lutherischen Kirche. Weitere evangelische Kirchen gibt es in den Gemeindeteilen Breitenau, Elsa, Gauerstadt, Grattstadt, Heldritt, Oettingshausen und Roßfeld. Seit 1957 gibt es in Rodach auch eine römisch-katholische Kirche, heute existiert außerdem eine neuapostolische Kirche.
Ehemalige Gemeinde | Einwohner (1970) | Datum | Anmerkung |
---|---|---|---|
Breitenau | 204 | 01.05.1978[9] | |
Elsa | 292 | 01.05.1978[9] | |
Gauerstadt | 581 | 01.05.1978[9] | mit Carlshan und Niederndorf |
Grattstadt | 269 | 01.07.1971[10] | Zusammenschluss mit Heldritt zu Langenbergen |
Heldritt | 665 | 01.07.1971[10] | Zusammenschluss mit Grattstadt zu Langenbergen |
Langenbergen | – | 01.05.1978[9] | |
Lempertshausen | 138 | 01.01.1975[9] | |
Mährenhausen | 157 | 01.01.1972[10] | |
Oettingshausen | 126 | 01.01.1975[9] | |
Roßfeld | 305 | 01.07.1971[10] | |
Rudelsdorf | 25 | 01.01.1970[10] | |
Schweighof | 18 | 01.04.1928[10] | Eingemeindung nach Elsa |
Sülzfeld | 84 | 01.01.1972[10] |
Im Zeitraum von 1988 bis 2018 wuchs die Stadt von 6149 auf 6394 um 245 Einwohner bzw. um 4 %. Ein Höchststand wurde am 31. Dezember 2000 mit 6672 Einwohnern erreicht.
Die Kommunalwahl am 15. März 2020 führte zu folgender Sitzverteilung im Stadtrat (in Klammern Sitze 2014):
CSU | 5 Sitze (4) |
GRÜNE | 2 Sitze (0) |
SPD | 6 Sitze (7) |
Freie Wähler | 4 Sitze (6) |
Zukunftsforum Bad Rodach | 1 Sitz (3) |
ÖDP | 1 Sitz (0) |
Sozial und Bürgernah für Bad Rodach | 1 Sitz (0) |
Seit dem 1. November 2012 ist Tobias Ehrlicher (SPD) erster Bürgermeister der Stadt. Er wurde im Alter von 25 Jahren gewählt und ist somit einer der jüngsten Bürgermeister Deutschlands. Obwohl er zwei Gegenkandidaten hatte, erhielt er bereits im ersten Wahlgang 68,9 Prozent der abgegebenen Stimmen. Bei der Bürgermeisterwahl 2020 wurde er mit 70,3 % der gültigen Stimmen gegen Christoph Herold (CSU) wiedergewählt.[11]
Blasonierung: „In Gold ein rot bewehrter schwarzer Löwe (Meißner Löwe).“[12] | |
Seit 1982 gibt es in (Bad) Rodach wieder Nachtwächter.[13] 2012 konnten sie ihr 30-jähriges Jubiläum feiern. Bad Rodach ist die Wiege der Europäischen Nachtwächter- und Türmerzunft, die 1987 im dänischen Ebeltoft gegründet wurde.
Walter Kienel, nach Wolfgang Grosch der zweite Rodacher Nachtwächter, war von der Gründung der Zunft bis zum Jahr 2004 Zunftmeister dieser europäischen Gemeinschaft. Aus gesundheitlichen Gründen musste er das Amt aufgeben und war bis zu seinem Tode Ehrenzunftmeister. Zunftmeister ist Johannes Thier.
Die Auftritte der Bad Rodacher Nachtwächter finden von Mai bis September immer am Donnerstag statt. Um 19:30 Uhr gibt es vorab die Möglichkeit, den Nachtwächterturm an der Stadtmauer zu besichtigen. Um 20:00 Uhr beginnt der Nachtwächterrundgang, Treffpunkt ist der Schlossplatz Bad Rodach. Am ersten Donnerstag im Monat findet um 20:00 Uhr anstatt des Nachtwächterrundgangs die Nachtwächteraufführung am Pulverturm an der Alten Schule statt, welche dann musikalisch von einer ortsansässigen Kapelle begleitet wird. Die Nachtwächter erzählen und kommentieren aktuelle Geschehnisse in Form von Reimen, begleitet durch Hornblasen. Ihr Ehrenkodex ist es, jeden Auftritt mit neuen Versen zu gestalten.
Der Rodacher Rückertkreis veranstaltet regelmäßig Konzerte und Vortragsveranstaltungen. Künstler wie Siegfried Jerusalem und Susanne Kessel sind regelmäßig Gäste in Bad Rodach. Der Verein ist im Besitz eines Flügels der Firma Steinway & Sons, dadurch werden viele international bekannte Künstler nach Bad Rodach gelockt.
Die Holz-, Kunststoff- und Spielwarenindustrie ist traditioneller Wirtschaftsschwerpunkt. Sie ist neben dem Tourismus immer noch ein wichtiger Wirtschaftszweig. Die Stadt weist 3300 Arbeitsplätze aus, 800 Beschäftigte pendeln aus und 1800 nach Bad Rodach.
Die Staatsstraße 2205 führt von Coburg nach Bad Rodach und zur Thüringer Landesgrenze.
Die Bahnstrecke zwischen Bad Rodach und Coburg wurde nach Stilllegungsplänen in den 1980er Jahren bis Juni 2011 wieder regelmäßig im 2-Stunden-Takt durch die Deutsche Bahn (DB) befahren. Seitdem bietet das private Eisenbahnunternehmen Agilis auf der Verbindung einen Stundentakt an; dessen Züge verkehrten teilweise über Lichtenfels, Kulmbach und Bayreuth bis Weiden in der Oberpfalz, seit Dezember 2017 enden sie in der Regel in Coburg.
Außerdem verkehrt eine Buslinie von Coburg über Bad Rodach nach Hildburghausen.
Mit 1800 Mitarbeitern (Stand: 2023) ist die Firmengruppe HABA größter Arbeitgeber in der Stadt. Das Familienunternehmen wurde 1938 unter anderem von Eugen Habermaaß gegründet und produziert Spielzeug sowie Schul- und Kindergartenmöbel.
Die Valeo Klimasysteme GmbH, eine Tochtergesellschaft des Valeo-Konzerns, beschäftigt etwa 1100 Mitarbeiter in ihrem Rodacher Werk (Stand: 2019). Das Unternehmen stellt Heiz- und Klimaanlagen für die Fahrzeugindustrie her.
Ursprünglich stand auf dem Werksgelände an der Bahnstrecke Coburg–Bad Rodach die am 23. Juli 1894 von Max Roesler gegründete Max Roesler Feinsteingutfabrik. Im Jahr 1910 waren dort etwa 400 Personen beschäftigt. 1919 verkaufte Roesler die Aktiengesellschaft an das Dresdner Bankhaus Gebrüder Arnhold. Im Jahr 1938 übernahm die Dresdner Bank[14] im Zuge der Arisierung jüdischen Eigentums das Vermögen des Bankhauses Gebrüder Arnold und wurde damit Besitzer der Max Roessler AG. Durch Vermittlung des nationalsozialistischen bayerischen Ministerpräsidenten Ludwig Siebert kauften die Siemens-Schuckertwerke das Unternehmen von der Dresdner Bank. Erst 1943 wurde der Firmenname in Siemens-Schuckertwerke Porzellanfabrik Rodach umbenannt. Mit bis zu 1000 Beschäftigten, darunter auch Zwangsarbeiter aus der UdSSR und Polen, wurden bis Ende des Krieges Porzellanisolatoren hergestellt. Nach Kriegsende folgte 1945 die Wiederaufnahme der Feinsteingut-Produktion, ab 1965 konzentrierte Siemens die Produktion auf die Herstellung von Kunststoffteilen im Spritzgussverfahren. 1995 verkaufte Siemens das Werk an Valeo.
Daneben gibt es unter anderem die 1878 gegründete Christian Hofmann GmbH, die bewegliche und unbewegliche Figuren für Schausteller und Parks fertigt.
Grundschule und Mittelschule sind vorhanden.
1775 fiel in der Nähe des Ortes ein rund 2,9 Kilogramm schwerer, nicht näher klassifizierter Steinmeteorit. Er wurde unter dem offiziellen Namen Rodach registriert.[15]
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