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Holzblasinstrument Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Klarinette ist ein Holzblasinstrument mit teils zylindrischer und teils konischer Bohrung. Ihr Mundstück ist wie beim Saxophon mit einem einfachen Rohrblatt ausgestattet. Der Name des Instruments (von italienisch clarinetto[1]: „kleines Clarino“) wird darauf zurückgeführt, dass sie im hohen Register ähnlich klingt wie die hohe Clarin-Trompete, deren Funktion sie im 18. Jahrhundert teilweise übernahm. Sie verfügt unter den Blasinstrumenten über den bei weitem größten Tonumfang mit ungefähr vier Oktaven, auch abhängig von den Fähigkeiten des jeweiligen Klarinettisten. Es gibt nicht nur die Klarinette, sondern eine ganze Familie von unterschiedlich gestimmten Klarinetten, von der Kontrabasslage bis zum Sopranino. Hinsichtlich der Notation handelt es sich mit Ausnahme der seltenen C-Klarinette um transponierende Instrumente. Unter diesen hat die B-Klarinette in der Praxis die größte Bedeutung, gefolgt von der Klarinette in A. Diese beiden Instrumente klingen eine große Sekunde bzw. eine kleine Terz tiefer als in deren Notensatz notiert.
Moderne Klarinetten werden in drei Griffsystemen, jeweils mit Varianten, hergestellt. Die beiden wichtigsten sind das Böhm-System, auch französisches System genannt und das Oehler-System, auch deutsches System genannt. Daneben gibt es noch das Albert-System. Das Oehler-System dominiert im deutschsprachigen Raum, das Böhm-System im Rest der Welt, während das Albert-System fast nur noch in der osteuropäischen Volksmusik anzutreffen ist.
Der Korpus der Klarinette bestand ursprünglich aus Buchsbaum; heute wird zumeist Grenadillholz verwendet. Es ist wesentlich härter und dichter als Buchsbaum, aber auch schwerer. Stattdessen verarbeiten einige Klarinettenbauer auch Mopane oder Bubinga mit ähnlichen, wenn auch nicht ganz so ausgeprägten Eigenschaften. Cocobolo und Palisander, das teilweise auch als Rosenholz bezeichnet wird, sind wegen mangelnder Härte für den Korpus eher ungeeignet. Preisgünstige Instrumente werden aus ABS-Kunststoff oder Ebonit hergestellt, selten aus Metall. 1994 entwickelte Buffet Crampon einen Verbundwerkstoff, bestehend aus Pulver von Grenadillabfällen und Carbonfasern und belegte die daraus hergestellten Klarinetten mit dem Etikett „Green-Line“, wobei der Preis dem von Grenadill-Klarinetten entspricht. Das neueste und teuerste Material für das Ober- und Unterstück ist ein carbonummantelter Holzkern aus Grenadill oder Cocobolo. Die unterschiedlichen Materialien haben ihren je eigenen Klangcharakter. Die Klappenmechanik ist in der Regel aus versilbertem oder vergoldetem Neusilber, selten aus Messing oder Nickel.
Die Gesamtlänge der B-Klarinette beträgt ungefähr 66 cm, der A-Klarinette 71 cm. Die entsprechenden Bassett-Ausführungen sind ca. 18 cm länger. Die Innenbohrung ist etwa zwischen 14,6 und 15,7 mm weit; dabei liegt die Konizität (Differenz zwischen geringstem und weitestem Durchmesser) der deutschen Klarinette bei 3 mm, der französischen bei 7 mm (hauptsächlich oder ausschließlich am Unterstück), s. Griffsysteme. Die Art der Bohrung ist neben dem Material bedeutsam für den Klang.
Um einfacher hergestellt, transportiert und gewartet werden zu können, besteht die Klarinette aus fünf getrennten Teilen, die mit korkbelegten Zapfen ineinander gesteckt werden:
Der Trichter ist für den Klang der tiefsten Töne ausschlaggebend.
Am Ober- und Unterstück befinden sich die Tonlöcher und Klappen. Die Tonlöcher, die mit den Fingern geschlossen werden, sind einfache runde Löcher. Dagegen sind die mit runden Klappen verschlossenen bzw. zu schließenden Tonlöcher versenkt und von einem erhabenen scharfkantigen konischen Ring (Zwirl) umgeben, auf den beim Schließen der Klappen die in diese eingeklebten Polster treffen und das Tonloch absolut dicht verschließen. Die Polster sind entweder aus Leder, meist weichem Ziegenleder, oder aus Goretex. Im Gegensatz zum zylindrischen Oberstück ist das Unterstück in seiner unteren Hälfte leicht konisch geformt, also engmensuriert. Auf der Rückseite seines oberen Endes ist außerdem ein Daumenhalter angebracht, mit dem das Instrument, auf den rechten Daumen gestützt, beim Spielen gehalten wird. Bei schwereren Instrumenten wird dort ein um den Hals des Spielers verlaufendes Band eingehakt.
Das schnabelförmige Mundstück wird aus gehärtetem Kautschuk, früher auch aus Holz hergestellt. Moderne Mundstücke sind aus Kunststoffen wie Ebonit oder Acryl, auch aus Glas, Metall oder Plastik. Der eigentliche Tonerzeuger ist das etwa 12,5 mm breite einfache Rohrblatt (kurz „Blatt“ oder „Blättchen“ genannt, siehe auch Zunge), das am Mundstück (auch Schnabel genannt) befestigt wird. Es ist fast immer aus Rohrholz (Pfahlrohr, Arundo donax), selten aus Kunststoff, der auch mit Kohlenstoff- oder Glasfasern verstärkt sein kann. Zur Befestigung werden je nach gewünschtem Klang und nach Gewohnheit des Klarinettisten Metallhalter, Kunststoffhalter (beide Blattschrauben oder Ligaturen genannt) verwendet oder im Deutschen System auch ca. 120 cm lange Blattschnüre, mit denen Mundstück und Rohrblatt umwickelt werden. Beim Spiel werden die schwingenden Teile der Blätter von den Lippen umschlossen. Durch Änderungen der Stellung der Lippen und des auf das Blatt ausgeübten Drucks sind mehr oder weniger weit reichende Variationen der Tonhöhe möglich, wovon z. B. beim Glissando Gebrauch gemacht wird. Aber auch bei normalem Spielen können kleinere Modulationen notwendig sein zum Ausgleich bauartbestimmter Unstimmigkeiten. Die höchsten Töne, etwa ab notiert e3, erfordern in der Regel zunehmenden Lippendruck, um nicht zu niedrig auszufallen, insbesondere beim französischen Griffsystem.
Mundstück und Blatt sind von entscheidender Bedeutung für den Klang der Klarinette. Es gibt enge, mittlere und weite sowie schmale und breite Bahnen. Für all diese Mundstücke stellt die Industrie Blätter her, und zwar in verschiedenen Stärken. Für den Klarinettisten ist die richtige Kombination von Mundstück und Blatt enorm wichtig. Gleichwohl müssen neue Blätter erst noch eingespielt und gelegentlich erst nachbearbeitet werden. Profiklarinettisten bearbeiten ihre Blätter häufiger nach: Bei Blättern, die zu leicht sind oder zu leicht geworden sind, werden mit einem Blattschneider in Millimeterbruchteilen die Spitzen gekürzt, während bei zu schwer gängigen Blättern vorsichtig mit einem Schachtelhalm die Blattspitze des auf einer Glas- oder Plexiglasplatte aufliegenden Blattes verdünnt wird. Zudem ist darauf zu achten, dass die Unterseite der Blätter absolut gerade ist. Dazu gibt es einen feinen Schleifstein. Es empfiehlt sich, die Blätter nach dem Gebrauch nicht auf dem Mundstück zu belassen, wo sich die Blattspitze wellen würde, sondern das Blatt leicht befeuchtet auf die Glas- bzw. Plexiglasscheibe zu legen. So bleibt die Spitze plan und muss vor dem nächsten Gebrauch nur noch gut angefeuchtet werden. Dennoch entfaltet das Blatt, auch wenn es bereits eingespielt ist, seine vollen Eigenschaften erst nach mehreren Minuten des (erneuten) Gebrauchs.
Zum Stimmen des Instrumentes verwenden Klarinettisten einerseits Birnen unterschiedlicher Längen, andererseits kann auch die Birne einige Millimeter aus dem Oberstück gezogen werden, um tiefer zu intonieren. Die Bonner Klarinettisten Henry Paulus und Matthias Schuler haben 2008 eine stufenlos stimmbare Klarinettenbirne entwickelt und in zahlreichen Ländern (EU, USA, Japan und China) ein Patent erworben,[4] welches dort noch bis voraussichtlich 2028 gültig ist. Diese Klarinettenbirne muss nicht mehr herausgezogen werden, sondern lässt sich über einen geriffelten Drehring einstellen, ähnlich wie bei einem Zoomobjektiv (deswegen nennen sie ihre Erfindung „Z-Birne“).[5] Der Kammerton a1[Anm 1] (bei der B-Klarinette notiert h1) wird heute auf 440 bis 444 Hz gestimmt.
Für die Sauberkeit der Intonation werden bei der B-Klarinette das eine Oktav tiefer liegende h0 und das eine Oktav höher liegende h2 mit herangezogen. Auch die Überprüfung der Unterquinte e1 oder der e-Moll-Dreiklang sind weitere Indizien für die Sauberkeit der Intonation. In extremen Fällen kann außer dem Birnenauszug noch das Oberstück aus dem Unterstück gezogen werden (Korrektur in der Mitte), falls die Stimmung viel zu hoch ist. Im Gegensatz zu Sinfonieorchestern oder Kammermusikensembles stimmen Blasorchester (der Blechbläser wegen) oft auf dem klingenden b1 ein. In dem Fall spielen die Klarinettisten dann notiert c2.
Allerdings sind Klarinetten in puncto Stimmton sehr empfindlich, da sie in der Duodezim überblasen und somit auch die oberen Töne schnell unrein werden. Das Instrument stimmt nicht mehr – wie der Musiker sagt – „in sich“. Manche Musiker können mithilfe des Ansatzes auch noch einige Schwingungen höher oder tiefer spielen, aber verglichen mit Flöten, Oboen oder Fagotten, die zur Not auch weiter „ausziehen“ können – und dann mit dem Ansatz leicht korrigieren – ist der Spielraum auf der Klarinette sehr begrenzt.
Die deutsche Bläserschule deckt bei den kritischen „kurzen“ Tönen gerne mit der rechten Hand einzelne Klappen ab; so klingen sie „runder“. Diese Töne sind gerne zu hoch und werden so etwas tiefer gemacht. Auch können weitere Hilfsgriffe verwendet werden, die aber bei jedem Instrument etwas anders liegen. Ein leichtes Blatt macht die Töne etwas tiefer und ein härteres etwas höher.
Durch den Luftstrom, der vom Musiker in das Instrument geblasen wird, beginnt das am Mundstück befestigte Rohrblatt zu vibrieren. Dadurch entsteht eine Schwingung in der Luftsäule (siehe auch Holzblasinstrument#Tonerzeugung). Die Klarinette verhält sich dabei wie ein einseitig geschlossenes zylindrisches Rohr (am Mundstück geschlossen, am Trichter offen). Das heißt, nur ein Viertel der Wellenlänge befindet sich im Rohr. Daher klingt die Klarinette bei gleicher Rohrlänge eine Oktave tiefer als die Flöte, die ein beidseitig offenes Rohr ist, bei dem sich die halbe Welle im Rohr befindet.
Die Wellenlänge und damit auch die Frequenz dieser Schwingung hängt von der Länge der schwingenden Luftsäule ab, die durch Öffnen und Schließen der Tonlöcher verändert wird. Das Überblasen wird durch eine Überblasklappe (Duodezklappe) ermöglicht. Darüber hinaus kontrolliert der Spieler mit der Unterlippe und dem Luftstrom auch die Vibration des Rohrblatts, wodurch er sowohl den Klang als auch die Intonation beeinflusst.
Weil die Klarinette ein einseitig geschlossenes zylindrisches Rohr ist, weist das Spektrum der Klarinette im Chalumeau-Register (s. u.) überwiegend Obertöne geradzahliger Ordnung (= Teiltöne ungerader Ordnung) auf. Daraus resultiert ihr eher dunkler Klang in der Tiefe, vergleichbar gedackten Pfeifenorgelregistern.
Aus dem gleichen Grund überbläst die Klarinette in die Duodezime (also von 1⁄4 Wellenlänge nach 3⁄4 Wellenlänge) und nicht in die Oktave wie die Flöte oder auch das Saxophon, bei dem wegen des konischen Rohrs andere Verhältnisse herrschen. Dadurch hat die Klarinette einen großen Tonumfang (eine ganze Oktave mehr als beispielsweise Saxophon, Oboe oder Blockflöte). Das dritte Register überbläst zwei Oktaven und eine Terz (also zu 5⁄4 der Wellenlänge). Der gesamte Tonumfang der Klarinette beträgt ungefähr vier Oktaven.
Die Obertonreihe der einzelnen Register charakterisiert auch ihren Namen. So heißt das tiefe, dumpfe Register Chalumeau-Register, da es dem Klang des Chalumeau entspricht, das noch nicht in ein höheres Register überblasen konnte. Bisweilen wird das Register auch Schalmei-Register genannt (Schalmei und Chalumeau haben dieselbe etymologische Wurzel), was aber irreführend ist, da der Klang der Schalmei bekanntlich laut und offen ist. Das Mittel-Register heißt Clarinregister und erinnert an den Klang in hoher Lage gespielter Blechblasinstrumente (Clarinblasen). Das hohe Register trägt den Namen Flageolett-Register, was auf den Charakter einer Flageolett-Flöte hinweist.
Die Artikulation erfolgt bei der Klarinette meistens durch einen Zungenschlag (auch als Zungenstoß bezeichnet), kann aber für besonders weich einsetzende Töne auch durch den kontrolliert unterbrochenen Luftstrom allein erfolgen.
Die Geschichte der Einfachrohrblattinstrumente reicht bis in die Antike zurück. Seit altägyptischer Zeit, in der klassischen Antike sowie im Mittelalter ist eine große Fülle unterschiedlicher Instrumentenformen, häufig mit gedoppeltem Schallrohr, nachgewiesen. In Regionen mit lebendiger traditioneller Musiktradition sind entsprechende Instrumente zum Teil bis in die Neuzeit erhalten geblieben (zum Beispiel Sipsi). Bei den Rohrblättern dieser Instrumente entsteht die schwingende Zunge durch einen Einschnitt in den Halm eines Rohres (idioglottes Rohrblatt). Demgegenüber wird für die Klarinette ein auf ein Mundstück montierbares und wieder abnehmbares Blatt verwendet, somit ein heteroglottes Rohrblatt.
Die Klarinette entstand zu Anfang des 18. Jahrhunderts, indem der Instrumentenbauer Johann Christoph Denner ein Chalumeau in der Alt-Lage,[6] ein Holzblasinstrument (ohne Klappen) mit einem Rohrblatt auf dem Mundstück, mit einer Klappe zum Überblasen und einer weiteren Klappe ausstattete. Das Ausgangsinstrument verfügte über acht mit den Fingern zu schließende Tonlöcher und einen Tonumfang – notiert – von f bis g1. Mit der erstgenannten Klappe wurde das Instrument nicht, wie üblich, in der Oktave überblasen, sondern in der Duodezime. Die zweite Klappe, ganz oben, ermöglichte das a1.[6] Etwas später verlängerte Denner den Becher und versah ihn mit einer dritten Klappe, so dass nun der Tonumfang nach unten bis zu e0 reichte.[7] Damit wurde der Tonumfang der normalen Klarinetten, wie wir sie kennen, festgelegt. Das untere Register von e bis g1 erhielt die Bezeichnung Chalumeau-Register und das überblasene Register von h1 bis c3 die Bezeichnung Klarinregister. Darüber entwickelte sich durch besondere Griffe ein drittes Register bis d4.
Andere Hersteller fügten Klappen hinzu, um mehr Töne auf der chromatischen Tonleiter spielbar zu machen und auch die Intonation zu verbessern.[8] Das klassische Instrument, wie Mozart es kannte und liebte, hatte schließlich vier oder fünf Klappen und war bereits im tiefen, mittleren und hohen Register gut spielbar. Mozart regte an, die Klarinette nach dem Vorbild des Bassetthorns nach unten hin um vier Halbtöne bis c0 zu erweitern, wodurch eine besondere Ausführung der Klarinette entstand, die ca. 18 Zentimeter länger war als die übliche Klarinette und die heute Bassettklarinette genannt wird. Für diese schrieb er 1789 das erste Quintett für Klarinette und Streichquartett und 1791 das Konzert A-Dur für Klarinette und Orchester.[9] Beide Werke wurden von Anton Stadler auf einem solchen von Theodor Lotz gebauten Instrument uraufgeführt.
Etwa ab 1750 begann die Klarinette sich als Orchesterinstrument durchzusetzen. Zur Zeit Beethovens (ca. 1780–1820) war sie ein fester Bestandteil des Orchesters.
Der nächste Entwicklungsschub für die Klarinette erfolgte 1812 durch den deutschen Klarinettisten und Klarinettenbaumeister Iwan Müller. Bis dahin war die Zahl der mit Filzpolstern ausgestatteten Klappen begrenzt, da diese nur unzulänglich dicht abschlossen. Müller behob diesen Mangel, indem er die Tonlöcher für die Klappen versenkte, sie mit erhobenen konischen Ringen (Zwirlen) umgab und die Polster mit weichem Leder überzog. Damit war der Weg frei, das Instrument mit wesentlich mehr Klappen auszustatten. So stellte Müller dann 1812 seine 13-Klappen-Klarinette vor, die nach und nach, vor allem in dem 1820er Jahren, zum Standard weltweit wurde und durch andere Klarinettenbauer noch weitere Klappen erhielt.[10]
Müllers Erfindungen revolutionierten nicht nur den Klarinettenbau, sondern auch den Bau der anderen Holzblasinstrumente. Ende der 1830er Jahre machte der deutsche Flötenbauer Theobald Böhm eine ähnlich bedeutsame Erfindung: das Ring- und Achsklappensystem, das er auf der Querflöte verwirklichte, das dann ebenfalls von den Herstellern anderer Holzblasinstrumente übernommen wurde. Dabei umgeben Ringe die Tonlöcher so, dass, wenn ein Finger ein Tonloch bedeckt, er auch einen Metallring nach unten drückt, der mit der Oberseite des Lochs bündig ist. An dem Ring kann sich eine kleine Resonanzklappe befinden. Der Ring wiederum sitzt auf einer Achse, an der weitere Ringe montiert sind, die sich dann ebenfalls schließen und die auch über Resonanzklappen verfügen können, die mit geschlossen werden. Die auf einer Achse montierten Ringe nennt man auch Brille. Zuerst wurde dieses Klappensystem auf die Klarinette übertragen, und zwar zwischen 1839 und 1843 von dem französischen Klarinettisten Hyacinthe Klosé und dem Instrumentenbauer Louis Auguste Buffet. Dabei nahmen sie aber noch weitere signifikante Änderungen an der Klarinette vor, so dass eine neue Klarinette entstand, mit anderen Griffen und durch eine andere Innenbohrung auch einem anderen Klang. Am auffälligsten an dieser Klarinette, die die Erfinder Boehm-Klarinette nannten, obwohl Böhm an der Entwicklung nicht beteiligt war, sind die neuen Klappen für die beiden kleinen Finger am Unterstück, die für bestimmte Töne redundante Griffmöglichkeiten bieten. Die Standard-Böhm-Klarinette besitzt 17 Klappen und 6 Ringe.[11][12][13][14][15]
Der Belgier Eugène Albert übertrug 1852 das Böhmsche Ringklappensystem ohne grundlegende Änderungen des Griffsystems auf die Müller-Klarinette. Der Klang der Albert-Klarinette ähnelt jedoch eher dem der Böhm-Klarinette, wenn er auch seine eigene Charakteristik hat.[16] Sie hat 16 Klappen und fünf Ringe und je zwei Rollen zwischen den Klappen für die kleinen Finger. Die technische Entwicklung im Detail zeigen die Klarinetten in der Edinburgh University Collection of Historic Musical Instruments.[17]
Um 1860 entwickelten der Klarinettist Carl Baermann und der Instrumentenbauer Georg Ottensteiner gemeinsam die patentierte Baermann/Ottensteiner-Klarinette, eine Klarinette mit 16 Klappen, vier Ringen und vier Rollen (wie die Albert-Klarinette, nur dass die Ringe teilweise andere Tonlöcher umgeben), aber in der Tradition des historischen Klangs. Dieses Instrument zeichnete sich vor allem durch seine neuartigen Verbindungshebel aus, die es ermöglichten, einige Klappen von mehreren Stellen aus zu drücken und damit Redundanzen schafften. Sie wurde von 1860 bis etwa 1910 verwendet. Auch der berühmte Brahms-Klarinettist Richard Mühlfeld benutzte diese Klarinette. Und der amerikanische Klarinettensolist Charles Neidich nimmt eine Baermann-Ottensteiner in die Hand, wenn er die bekannten Kompositionen für Klarinette von Johannes Brahms spielt. Diese Klarinette wurde von 1860 bis etwa 1910 gebaut.
Anfang des 20. Jahrhunderts perfektionierte der deutsche Klarinettist und Klarinettenbauer Oskar Oehler dieses Instrument und stellte 1905 eine Klarinette vor mit 22 Klappen, vier Rollen, fünf Ringen und einem blinden Deckel für den rechten Mittelfinger, unter dem sich kein Tonloch befindet, durch den aber zwei Klappen an der rechten Seite des Unterstücks betätigt werden.[18] Damit war die Weiterentwicklung der Müller-Klarinette einstweilen beendet. Die neue Klarinette wurde Oehler-Klarinette oder auch Klarinette deutschen Systems genannt, während die Böhm-Klarinette seitdem auch als französische bezeichnet wird.
Seit den 1950er Jahren sind die meisten deutschen Spitzenklarinetten noch mit einer Bechermechanik zur Verbesserung der Intonation von e0 und f0 ausgestattet und werden mitunter als „Volloehler“-Klarinetten bezeichnet, obwohl diese Mechanik nicht von Oehler stammt.[18]
Die französische Klarinette unterscheidet sich von der deutschen nicht nur in der Griffweise, sondern auch im Klang. Der charakteristische Klang der Klarinette, der Mozart so sehr fasziniert hatte, ging bei der Böhm-Klarinette verloren. Richard Strauss sprach nach Dirigaten in Frankreich von den näselnden französischen Klarinetten.[19] Ende der 1940er Jahre verwirklichte der deutsche Klarinettenbaumeister Fritz Wurlitzer, Vater von Herbert Wurlitzer, den Gedanken, eine Böhm-Klarinette zu bauen, deren Klang weitgehend dem der deutschen angenähert ist. Es entstand die Reform-Böhm-Klarinette, die nach wie vor hergestellt wird. Nach Weiterentwicklung der Bohrtechniken, vor allem durch die Verwendung von CNC-Maschinen, aber auch nach Wandlung der Spielweise der Böhmklarinettisten wird heute – mit Vorbehalten – der Klang der deutschen Klarinette als rein, sonor und warm und der der französischen als schärfer, obertonreicher (und damit brillanter) und als flexibler beschrieben. Wie eine Klarinette im Einzelfall tatsächlich klingt, ist nicht nur von der Bauart abhängig, sondern in starkem Maße auch von der Klangvorstellung des Spielers und seinem Können, diese Vorstellung auf seinem Instrument zu realisieren, so dass heute selbst Profis bei Blindtesten und Aufnahmen das System der jeweils gespielten Klarinette kaum erkennen können. Damit liegen die Gegebenheiten, die zur Entstehung der Reform-Boehm-Klarinette führten, heute nicht mehr vor.
Während Mitte des 19. Jahrhunderts die Müller-Klarinette nebst Weiterentwicklungen auf der ganzen Welt gespielt wurde, setzte sich bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts von Frankreich ausgehend die Böhm-Klarinette immer weiter international durch. In Deutschland, Österreich und Osteuropa dominierte allerdings das Oehler- bzw. deutsche System. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde auch in den osteuropäischen Ländern das Oehler-System weitgehend durch das Boehm-System ersetzt. In den Niederlanden hatte im Profibereich das Reform-Böhm-System lange Zeit Bedeutung; inzwischen wird es nach und nach vom klassischen Böhm-System abgelöst. In Deutschland und Österreich werden nach wie vor zumindest im Bereich der E-Musik nahezu ausschließlich Klarinetten verwendet, die auf dem Oehler-System fußen. Aus Gründen, die den Klang und die Intonation betreffen, andere meinen aus protektionistischen Gründen, wird die Verwendung dieser Klarinetten in deutschen und österreichischen Orchestern weiterhin durchgesetzt (u. a. Wiener Philharmoniker, Berliner Philharmoniker), in Österreich vorwiegend in der Variante der sogenannten Wiener Klarinette.[20] Andererseits findet man in einem französischen Sinfonieorchester auch keine deutschen Klarinetten.
Die um 1850 von Eugène Albert entwickelte Albert-Klarinette, die in seiner Anfangszeit im Jazz vorherrschte, wird heute nur noch in der Volksmusik des Balkans und der Türkei verwendet.
Ausführlichere Informationen zu den Systemen enthalten die Hauptartikel Griffsysteme Klarinette, Böhm-System, Reform-Böhm-System, Albert-System-Klarinette und Oehler-System.
Die Familie der Klarinetten hat zahlreiche Vertreter in unterschiedlichen Größen, weil sich die zylindrische Bohrung und das flexible Klappensystem besonders gut für bauliche Experimente eignen. Schon Richard Strauss berichtet in seiner Überarbeitung von Berlioz’ Instrumentationslehre von einer Aufführung der Mozartschen g-moll-Symphonie mit einem reinen Klarinettenorchester, das sich aus Instrumenten der verschiedensten Stimmungen zusammensetzte. Fast alle Klarinetten sind transponierende Instrumente und müssen daher dementsprechend notiert werden.
Im modernen Gebrauch sind in erster Linie vier Größen üblich: die „normale“ Klarinette in B, in der klassischen Musik dazu auch eine einen Halbton tiefer gestimmte Klarinette in A, ab der romantischen klassischen Musik eine Bassklarinette in B und etwa ab Spätromantik auch eine hohe Klarinette in Es.
Die B-Klarinette ist am meisten verbreitet und findet etwa auch im Jazz und in der Volksmusik Verwendung. Sie klingt einen Ganzton tiefer als notiert. Im Sinfonie- und im Opernorchester gesellt sich zu ihr die A-Klarinette, die eine kleine Terz tiefer als notiert klingt. Die abwechselnde Verwendung dieser beiden Typen ist vor allem technisch begründet, klanglich sind sie fast identisch: Passagen in B-Tonarten lassen sich auf dem B-Instrument leichter ausführen, die A-Klarinette ist für Kreuz-Tonarten spieltechnisch besser geeignet. Einige Komponisten stellen allerdings gerade den klanglichen Unterschied in den Vordergrund und nicht die leichtere Griffweise – sie setzen die A-Klarinette für einen weicheren oder wärmeren Klang ein und nehmen keine Rücksicht auf die schwierigere Griffweise. Die unterschiedliche Klangcharakteristik kann so zusammengefasst werden: „[D]ie B-Klarinette [wirkt] infolge ihres reichhaltigeren Obertonspektrums glanzvoller und kräftiger, während bei der A-Klarinette der dunkle und kantable Charakter deutlicher ausgeprägt ist.“[21]
Manche Böhm-Klarinetten werden mit einem tiefen es (Mi♭ grave) und erweiterter Mechanik gebaut (sog. Vollböhm-System, s. Abbildung). So können Klarinettisten mit nur einer Klarinette das gesamte gängige Repertoire auf einem Instrument spielen. Auch vermeidet man, dass auf ein kaltes Instrument gewechselt werden muss, was oft Intonationsprobleme mit sich bringt. Allerdings müssen sie teilweise in sehr schwierigen Tonarten musizieren, wozu nur das Böhm-Instrument problemlos in der Lage ist. Besonders Nachdrucke der Orchesterstimmen von Breitkopf & Härtel in den USA haben oft transponierte Klarinettenstimmen beigefügt. Oder die Musiker mussten prima vista transponieren, was überraschenderweise oft gut beherrscht wurde. Dieser Brauch war mehr in den romanischen Ländern verbreitet. Im Rumänien der 70er und 80er Jahre war es – wegen Geldmangels – oft die Regel in mittleren Orchestern. (Gleichzeitig spielten dort ältere Spieler noch das deutsche System, jedoch mit sehr französischer Tongebung.)
Ein weiterer Vorteil dieser Erweiterung nach unten ist, dass das es als kurzes b (b1) überblasen gespielt werden kann und somit fülliger als dieser – meist sehr kritische Ton – erklingt. Obwohl diese Erweiterung des Umfangs nach unten – außer bei der Bassklarinette – wenig verbreitet ist, haben einzelne Komponisten trotzdem damit gerechnet. Schon Gustav Mahler hat in seiner 7. Sinfonie (Ziffer 262) eine diesbezügliche Anmerkung angebracht. Ottorino Respighi verlangt in der ersten und der Bassklarinette dieses „tiefe es“ in seiner Tondichtung Pini di Roma (zwei Takte vor der Ziffer 10, Ricordi-Partitur Seite 30).
Für hohe Stimmen mit speziellen Klangeffekten wird seit Mitte des 19. Jahrhunderts oft die Es-Klarinette („Sopranino-Klarinette“) verwendet, deren schriller Ton in Blaskapellen und böhmisch-mährischer Volksmusik, aber auch im groß besetzten Symphonieorchester zum Einsatz kommt. Wegen ihres durchdringenden Klanges wird sie im Orchester normalerweise nur einzeln besetzt. Eine Ausnahme stellt die 1. Symphonie von Gustav Mahler dar, in der zwei Es-Klarinetten besetzt sind.
Hauptsächlich im Orchester und in der sinfonischen Blasmusik, vereinzelt auch im Jazz, ist die Bassklarinette in B zuhause, die eine Oktave tiefer als die B-Klarinette klingt. Ihr Tonumfang ist oft über e0 hinaus bis maximal zum c0 erweitert, sodass ihr tiefster Ton das klingende Kontra-B (B1) ist. Im Gegensatz zur Normalklarinette wird die Bassklarinette üblicherweise nicht in A gebaut.
Seltener werden heutzutage im Sinfonieorchester noch C-Klarinetten und D-Klarinetten eingesetzt. Die C-Klarinette war im 19. Jahrhundert weit verbreitet und wurde zum Beispiel von Antonio Salieri in seinen Opern häufiger verwendet. Sie wird heute jedoch als einziges nicht-transponierendes Familienmitglied üblicherweise durch die B-Klarinette ersetzt. Die D-Klarinette, die beispielsweise im barocken Klarinettenkonzert von Johann Melchior Molter oder in der Wiener Tanzmusik (Johann Strauss) zu finden war, wird weitgehend durch die Es-Klarinette ersetzt, was aber nur dann bis zum untersten Ton (geschriebenes e) geht, wenn sie (geschrieben) bis zum tiefen es reicht, was bei deutschen Klarinetten nie und bei französischen selten der Fall ist. Im übrigen standen bzw. stehen die Komponisten, die bewusst für diese Instrumente wegen ihrer jeweiligen Klangeigenschaften komponiert haben, der Übertragung auf andere Klarinetten ablehnend gegenüber.
Seltenere hohe Instrumente sind die Hoch-G-Klarinette (es gibt auch eine Tief-G-Klarinette), das „picksüße Hölzl“, das ausschließlich in der Wiener Schrammelmusik gespielt wird, und die Hoch-As-Klarinette, die höchste Klarinettenstimme in der frühen Blasmusik. Sie werden heute nicht mehr serienmäßig hergestellt.
Das Bassetthorn in F setzte vor allem Wolfgang Amadeus Mozart in einigen seiner Opern (Die Zauberflöte), Kammermusikwerken und in seinem Requiem ein, anschließend auch Felix Mendelssohn Bartholdy und Richard Strauss (in Elektra und Die Frau ohne Schatten). Heute erlebt es eine Renaissance in der neueren Quartettliteratur für Klarinetten. Der Tonumfang des Bassetthorns ist mit den sogenannten Bassettklappen nach unten bis zum notierten c0 (klingend F) erweitert (wie auch die lange Bassklarinette und die Bassettklarinette bis notiert c0 erweitert sind). Dadurch beträgt der Tonumfang volle vier Oktaven. Vorwiegend im Blasorchester übernimmt die Altklarinette in Es die Rolle der Mittellage zwischen normaler und Bassklarinette. Diese wird gewöhnlich ohne Bassettklappen gebaut, manchmal aber bis notiert c0 (klingend Es) verlängert, um Bassetthornstimmen wiedergeben zu können.
Die Bassettklarinette (in A, B oder auch C) ist das dem Bassetthorn ähnliche Instrument, für das Mozart sein Klarinettenquintett KV 581 und sein Klarinettenkonzert KV 622 komponierte, Werke, deren tiefste Passagen kurz nach Mozarts Tod oktaviert wurden, um sie auch auf einer normalen A-Klarinette spielen zu können, und deren ursprüngliche Partituren heute nur in rekonstruierten Fassungen vorliegen. Die erst später so genannte Bassettklarinette wurde mehrfach erfunden, zuerst um 1770. Das Instrument von Mozarts Freund und Logenbruder Anton Stadler (1753–1812), der auch die beiden Werke uraufführte, wurde 1788 von dem Wiener Hofinstrumentenmacher Theodor Lotz entwickelt und gefertigt[22] und von Stadler weiter verbessert. Es verfügte, wie von Mozart vorgeschrieben, notiert neben den Tönen der normalen Klarinette noch über die tieferen Töne es0, d0, cis0 und c0 (klingend A bzw. B bei der Bassettklarinette in A oder B). Einige Instrumentenbauer haben in letzter Zeit moderne Sonderanfertigungen dieser Bauform hergestellt, so dass neuere Einspielungen ein authentischeres Bild dieser Werke vermitteln können.
Im 19. Jahrhundert wurden auch Tief-G-Klarinetten verwendet, vorzugsweise in Gestalt der Klarinette d'amore. Die Stimmung ist eine reine Quarte tiefer als notiert, kann also der Altlage zugeordnet werden.
In der griechischen und türkischen Volksmusik kommen auch heute noch Tief-G-Klarinetten zum Einsatz. Diese Instrumente haben eine gerade Bauform; es gibt sie sowohl in Holz als auch in Metall. Die Mechanik ist meist nach Albert konstruiert, man findet aber auch die moderne deutsche und neuerdings auch französische Mechanik.
Die Kontrabassklarinette in B klingt um zwei Oktaven tiefer als die B-Klarinette und kommt bei großbesetzten Werken des 20. und 21. Jahrhunderts zum Einsatz, beispielsweise in Arnold Schönbergs Fünf Orchesterstücken Opus 16, György Ligetis Lontano und Iannis Xenakis’ Jonchaies sowie in der Filmmusik. Häufig doppelt dabei die Kontrabassklarinette die Stimme des Kontrabasses. Gelegentlich findet sich die Kontrabassklarinette auch in Blasorchestern.
Im Blasorchester wird gelegentlich zur weiteren Verstärkung des tiefen Klarinettenregisters neben der Kontrabassklarinette die Kontraaltklarinette in Es verwendet, die um eine Oktave tiefer als die Altklarinette in Es klingt. Diese sehr tief spielenden Klarinetten werden auch in einigen Musicals (zum Beispiel A Chorus Line, The Producers) eingesetzt.
Von der noch tieferen Subkontraaltklarinette in Es (zwei Oktaven tiefer klingend als die Altklarinette in Es) sowie der Subkontrabassklarinette in B (drei Oktaven tiefer klingend als die Klarinette in B) existieren weltweit nur wenige Exemplare.
Aus den zahlreichen Werken für Klarinette und Klavier sind vor allem die beiden Sonaten von Brahms, die Fantasiestücke von Robert Schumann und die Vier Stücke von Alban Berg hervorzuheben. Weitere Sonaten komponierten Felix Draeseke, Camille Saint-Saëns, Max Reger, Arnold Bax, Paul Hindemith, Francis Poulenc (Sonate für Klarinette und Klavier), Josef Schelb, Leonard Bernstein und Aaron Copland.
Es gibt auch eine reiche Literatur an Klarinettenkonzerten, darunter das bekannte Klarinettenkonzert KV 622 von Wolfgang Amadeus Mozart. Auch Carl Maria von Weber, Ludwig Spohr, Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Krommer, Johann Melchior Molter und Mitglieder der Stamitz-Familie schrieben beliebte und bis heute häufig aufgeführte Klarinettenkonzerte. Von Antonio Salieri existiert darüber hinaus eine sogenannte Picciola Sinfonia für konzertante Klarinette und Orchester, die als Einleitung zum zweiten Teil seiner Oper Die Neger dient. Später komponierten Claude Debussy, Igor Strawinski, Paul Hindemith und Aaron Copland Werke für Soloklarinette mit Orchesterbegleitung. Erwähnung verdient außerdem das Klarinettenkonzert von Carl Nielsen. Einen Höhepunkt in technischer und musikalischer Raffinesse markiert das Klarinettenkonzert von Jean Françaix (1968), das jedoch wegen seiner hohen Anforderungen an Solist und ans Orchester nur selten aufgeführt wird.
Neue Impulse setzten in den letzten Jahren u. a. der schwedische Solo-Klarinettist Martin Fröst und der Finne Kari Kriikku. Beide Solisten haben Konzerte in Auftrag gegeben, uraufgeführt und in zahlreichen Konzerten weltweit gespielt und auf CD aufgenommen. Für Fröst schrieben u. a. Kalevi Aho, Anders Hillborg und Rolf Martinsson (Concert Fantastique), für Kriikku u. a. Unsuk Chin, Kimmo Hakola, Jouni Kaipainen, Magnus Lindberg, Kaija Saariaho und Jukka Tiensuu Konzerte.
Die völlig unbegleitete Klarinette wurde von vielen Komponisten, vor allem im 20. Jahrhundert, mit Solokompositionen bedacht. Die prominentesten Vertreter sind hier die Drei Stücke (1919) von Igor Strawinski, Stimmungen eines Fauns (1921) von Ilse Fromm-Michaels, L’abîme des oiseaux (1941) aus dem Quatuor pour la fin du temps von Olivier Messiaen, das Capriccio (1946) von Heinrich Sutermeister, Luciano Berios Sequenza IXa (1980) sowie die Solo-Sonaten von Sigfrid Karg-Elert (1920) und John Cage (1933) und Germaine Tailleferre (1957).
In der reinen Bläserkammermusik gibt es kaum eine Formation ohne Klarinette. In Harmoniemusiken, Bläseroktetten und -sextetten sind meistens zwei, im Holzbläserquintett ist eine Klarinettenstimme besetzt. Eine weitere wichtige Besetzung ist das moderne Klarinettenensemble mit Klarinetten, Bassetthörnern, Es-Klarinette, Bassklarinette und Saxophonen oder das Klarinettenquartett aus zwei Klarinetten, Bassetthorn und Bassklarinette. Auch in den Quintetten für Klavier und Bläser von Mozart und Beethoven spielt die Klarinette eine wichtige Rolle.
In der gemischten Kammermusik (Bläser und Streicher) ist vor allem das Klarinettenquintett zu nennen, das den Klang des solistischen Blasinstruments mit einem Streichquartett kombiniert. Besonders die Quintette von Mozart und Brahms sind hier hervorzuheben. In der größeren gemischten Besetzung, wie im Schubert-Oktett oder Beethoven-Septett teilt sich die Klarinette mit der ersten Violine oft die Hauptstimme. Berühmte Trios schrieben Mozart (Klarinette, Viola, Klavier) und Brahms (Klarinette, Violoncello, Klavier). Olivier Messiaen besetzt in seinem Quatuor pour la fin du temps (Quartett zum Ende der Zeit) Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier.
Das vielleicht bekannteste Stück für zwei Klarinetten ist die Sonate für zwei Klarinetten FP7 von Francis Poulenc.
Abgesehen von einigen solistischen Einsätzen, zum Beispiel in Werken von Antonio Vivaldi oder Jan Dismas Zelenka, war das Chalumeau nie wirklich im barocken Orchester integriert. Erst mit der Weiterentwicklung zur Klarinette konnte sich das Instrument neben den anderen Holzbläsern behaupten. Im Sinfonieorchester sitzen die Klarinettisten meistens in der zweiten Holzbläserreihe neben den Fagottisten; wobei die ersten Bläser beider Gruppen (Soloklarinettist und Solofagottist) direkt nebeneinander sitzen.
Wolfgang Amadeus Mozart hörte 1778 in Mannheim Sinfonien von Carl Stamitz und schrieb an seinen Vater:
Dieses Zitat bezieht sich allerdings auf die Salzburger Hofkapelle, welche Klarinetten erst 1804 in Gebrauch nahm. Klarinetten wurden spätestens ab 1769 in der Fürsterzbischöflichen Militärmusik verwendet.[23] Mozart bemühte sich jedenfalls von diesem Zeitpunkt an, dieses Instrument auch in Österreich im Orchester zu integrieren. Dass die Klarinette noch keineswegs verbreitet war, lässt sich auch daran ablesen, dass Mozart seiner Sinfonie g-Moll KV 550 von 1788 erst nachträglich in der Zweiten Fassung, nachweislich bei den Konzerten am 16. und 17. April 1791, zwei Klarinetten hinzufügte, sie also in zwei Versionen auf den Markt brachte, sicher auch um ihre Verbreitung zu unterstützen. Und es ist mit sein Verdienst, dass in den Symphonien von Beethoven die Klarinette bereits fest zur Bläsergruppe gehört und gleichwertig mit der Oboe und Flöte eingesetzt wird. Besonders charakteristische Stellen findet man in den innigsten Momenten vieler Mozart-Opern, natürlich – hier sind es zwei Bassetthörner – in seinem Requiem und in den langsamen Sätzen der Beethoven-Symphonien. Zu dieser Zeit wurden üblicherweise zwei Klarinetten im Orchester besetzt.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist auch der oberschwäbische Komponist Nikolaus Betscher aus der Abtei Mönchroth, heute Rot an der Rot, der Beziehungen zu dem Salzburger Michael Haydn hatte. In seiner Missa in C von 1794, also erst 3 Jahre nach der Aufführung der Klarinetten-Version von Mozarts g-Moll-Sinfonie, setzt er die Klarinette ein „sowohl als Tutti-Instrument in der Bläserbesetzung des Ensembles als auch als virtuoses Soloinstrument im ‚Gloria‘ “.[24]
Bei vielen Komponisten der Romantik ist die Klarinette, ähnlich der Oboe in der Barockzeit, das Instrument der Wahl für intime, gesangliche Passagen (beispielsweise in den Symphonien von Mendelssohn oder Brahms). Auch im romantischen Opernorchester wird sie gerne mit ausdrucksvollen Gesangslinien bedacht. Außerdem vergrößert sich die Klarinettengruppe im Orchester, oft kommen drei oder mehr Spieler zum Einsatz, die zum Teil auch Nebeninstrumente spielen. Vor allem im romantischen Opernorchester spielt zum Beispiel die Bassklarinette eine zunehmende Rolle (etwa in den Opern von Richard Wagner). Die Klarinettenpartien aus Opern von Richard Strauss sind so wichtig und anspruchsvoll, dass sie bis heute als Pflichtstücke bei Vorspielen verlangt werden. Einzelne Komponisten (zum Beispiel Schostakowitsch in seiner Oper Lady Macbeth von Mzensk) besetzen bis zu fünf oder acht (Richard Strauss, Elektra) Klarinettisten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beeinflusste der neuartige Jazz auch die Konzertmusik, und naturgemäß wurde hierbei die Klarinette als verbreitetes Jazz-Instrument, das aber auch im Orchester vertreten ist, zunehmend verwendet. Ein weltbekanntes Beispiel ist der Beginn der Rhapsody in Blue von George Gershwin. Neuere Komponisten schätzen die Klarinette vor allem wegen ihrer Wendigkeit in allen Registern.
In Blasorchestern und Militärkapellen wird die Klarinette unter anderem für schnelle Solopassagen verwendet. In Blasmusikbearbeitungen symphonischer Werke übernehmen die in zwei oder mehr Gruppen geteilten Klarinetten häufig die Geigenstimmen. Sie spielen dort weitgehend in ihrem oberen Tonbereich, in dem sie sich leicht von den anderen Instrumenten abheben. In größeren Blasorchesterbesetzungen werden zu den vorherrschenden B-Klarinetten, die chorisch besetzt sind, auch noch die Es-Klarinette, die tiefere Altklarinette in Es und die Bassklarinette in B gespielt. Die Kontra-Altklarinette in Es und die Kontrabassklarinette in B sind selten anzutreffen.
In böhmisch-mährischer Volksmusik wird die Klarinette meist zweistimmig (Es und B) besetzt und hat, abgesehen von eigenen Solopassagen, verzierende Funktion. Da die häufigen Pralltriller und Sechzehntelfiguren an Vogelgezwitscher erinnern, werden ihr oft Namen von Singvögeln gegeben zum Beispiel in den Titeln Gesang der Lerche oder Amselbrüder.
Vor allem im frühen Jazz war die Klarinette ein zentrales Instrument, der Gipfel ihrer Popularität war in der Dixieland-Jazz- und Big-Band-Ära der 1930er und 1940er Jahre, als Klarinettisten wie Sidney Bechet, Benny Goodman, Artie Shaw, Johnny Dodds, George Lewis und Woody Herman die wohl erfolgreichsten Unterhaltungsmusikgruppen ihrer Zeit anführten. Dabei kamen zeitweise neben der dominierenden B-Klarinette auch Klarinetten in C und Es zum Einsatz. Duke Ellington verwendete die Klarinette in seinen Kompositionen als Hauptinstrument. Mit der sinkenden Beliebtheit der Big Bands in den späten 1940ern entfernte sich das Instrument von der zentralen Position, die sie auch im modern Jazz nicht wieder erlangte.
Im Dixieland-Revival der 1950er Jahre wurden Klarinettisten wie Hugo Strasser, Acker Bilk und Monty Sunshine berühmt und gelangten mit ihrer Musik sogar in die Hitparaden der Popularmusik. In der populären Jazzmusik fand auch die selten eingesetzte Metallklarinette ihren Platz.
Obwohl einige Musiker wie Eric Dolphy, Buddy DeFranco, Tony Scott, Jimmy Giuffre, Rolf Kühn, Perry Robinson, Theo Jörgensmann oder John Carter sie auch für Bebop und Free Jazz einsetzten, konnte die Klarinette bis heute ihren alten Stellenwert nicht mehr erreichen. In der zeitgenössischen Improvisationsmusik kann man sie wieder öfter hören. Unter den modernen Jazz-Klarinettisten sind u. a. Eddie Daniels, Paquito D’Rivera, Gebhard Ullmann, Don Byron und Lajos Dudas erwähnenswert.
Im Jazz und in der amerikanischen Unterhaltungsmusik wird die Klarinette traditionell mit ausgeprägtem Vibrato gespielt. In der klassischen Musik, in der Ländlermusik und in der Blasmusik wird die Klarinette hingegen traditionell mit einem möglichst geraden, konstanten Ton gespielt. Im Gegensatz zu Streichern, Sängern, Flötisten und Oboisten lehnten die klassischen Klarinettisten im 20. Jahrhundert das Vibrato-Spiel ab. Allein in Amerika wurde – vom Jazz beeinflusst – nicht selten auch in der klassischen Musik Vibrato eingesetzt.
Wie so viele andere Instrumente kann man auch das Klarinettenspiel privat, an Musikschulen, Konservatorien oder Kunsthochschulen erlernen. Vor der Anschaffung eines Instruments sollte unbedingt der zukünftige Lehrer konsultiert werden, der den Schüler über die Wahl des Systems und die Qualität der Klarinette beraten kann. Neben der Vermittlung von Grifftechnik, Haltung, Atemtechnik und Ansatz sollte ein guter Klarinettenlehrer auch in der Lage sein, Tipps für die Bearbeitung des Rohrblattes zu geben.
In Klarinettenensembles, Blasorchestern, Amateur- oder Schulorchestern kann der fortgeschrittene Schüler seine erste Spielpraxis erhalten. Im professionellen Studium bieten sich zudem Kammermusikensembles oder Hochschulorchester an. Für die Aufnahme in ein Symphonieorchester ist das erfolgreiche Absolvieren eines Probespiels Bedingung, bei dem Konzertsoli und schwierige Stellen aus Orchesterwerken vorzutragen sind. Die Vorbereitung solcher Probespiele ist einer der Schwerpunkte des professionellen Instrumentalstudiums.
Wichtige Etüden und Schulwerke für Klarinette stammen von Kalman Opperman, Carl Baermann, Friedrich Berr, Giovanni Battista Gambaro, Hyacinthe Klosé, Fritz Kröpsch, Rudolf Jettel, Ernesto Cavallini, Paul Jeanjean, Alfred Uhl und Reiner Wehle.
Anton Stadler (1753 – 1812), ein österreichischer Klarinettist, war der berühmteste Klarinettist und Bassetthornist der Anfangszeit der Klarinette und ein Logenbruder von Wolfgang Amadeus Mozart. Mozart widmete ihm das Klarinettenquintett KV 581 und sein Klarinettenkonzert KV 622. Beide Werke und noch eine Reihe anderer, z. B. das Kegelstatt-Trio KV 498, wurden von ihm uraufgeführt. Auf Anregung von Mozart entwickelte er zusammen mit dem Instrumentenbauer Theodor Lotz eine Klarinette, deren Tonumfang um eine große Terz nach unten (bis C statt E) erweitert wurde und die heute Bassettklarinette genannt wird. Für dieses Instrument schrieb Mozart sowohl das Klarinettenquintett wie auch das Klarinettenkonzert. Konzertreisen führten Stadler nach Mozarts Tod (1792) bis nach Riga.[27][28]
Iwan Müller (1786–1854), in Reval geborener deutscher Klarinettist, wurde sowohl als großer Virtuose und Interpret wie auch als Klarinettenbauer bekannt, der entscheidende Verbesserungen an dem Instrument vornahm. Vor allem erfand er das runde Lederpolster, das in Kombination mit konischen von Zwirlen umgebenen Tonlöchern für die Klappen eine luftdichte Abdeckung der Tonlöcher ermöglichte, was bei den bis dahin verwendeten rechteckigen Filzpolstern nicht gewährleistet war. Als Folge davon konnte die Klarinette jetzt mit deutlich mehr Klappen versehen werden als zuvor. Er entwickelte eine Klarinette mit 13 Klappen statt der bis dahin üblichen fünf, die sich weltweit durchsetzte. Diese Erfindung wurde auch von den Herstellern der anderen Holzblasinstrumente übernommen. Müller wirkte als Soloklarinettist in Deutschland, Russland, England, Frankreich und der Schweiz und war zuletzt als Hofmusiker des Fürsten von Schaumburg-Lippe tätig.[29]
Klose (1808 – 1880) war ein auf Korfu geborener französischer Klarinettist, der fast ausschließlich in Paris wirkte, zunächst als Militärmusiker, dann als Solist und vor allem als Lehrer am Pariser Conservatoire. Zudem entwickelte er, ausgehend von der Müller-Klarinette, zusammen mit dem Instrumentenbauer Louis Auguste Buffet die sogenannte Böhmklarinette, auch französische Klarinette genannt, die sich von den konventionellen Klarinetten durch eine andere Anordnung der Tonlöcher, die Übernahme des von Böhm auf der Querflöte verwirklichten Ringklappensystems, eine Erhöhung der Klappenzahl auf siebzehn und eine andere Innenbohrung unterschied. Diese Klarinette ist heute fast unverändert in der ganzen Welt mit Ausnahme von Deutschland und Österreich verbreitet.[30][31]
Hermstedt (1778 – 1846) war ein deutscher Klarinettist, später auch Leiter des Orchesters des Fürsten von Sondershausen. Seine Konzertreisen führten ihn durch Deutschland, Österreich und die Niederlande. Er war ein anerkannter Virtuose, der auch die größten technischen Schwierigkeiten überwand, wenn auch seine Interpretationen nicht immer Zustimmung fanden. Er war mit Louis Spohr befreundet, der ihn einmal den „vorzüglichsten aller lebenden Klarinettenvirtuosen“ nannte und führte häufig dessen ihm gewidmeten vier Klarinettenkonzerte auf. Auch Goethe äußerte sich lobend über sein Spiel. Da Spohr keine Rücksicht auf die damaligen technischen Möglichkeiten der Klarinette nahm, war Hermstedt immer wieder gezwungen Verbesserungen an seinen Klarinetten vorzunehmen.[32]
Heinrich Baermann (1784–1847) war ein in Potsdam geborener deutscher Klarinettist, der als Soloklarinettist der Münchner Hofkapelle und als Solist wirkte. Er unternahm zahlreiche Konzertreisen durch fast ganz Europa, von Rom bis St. Petersburg. Besonders gefeiert wurden seine Auftritte mit der seinerzeit berühmten italienischen Sopranistin Angelica Catalani. Obwohl auch er sein Instrument technisch beherrschte, zeichnete er sich insbesondere durch seine Tongebung und seine Interpretationen auf hohem künstlerischen Niveau aus. Carl Maria von Weber, der ihm alle seine Klarinettenwerke widmete, bezeichnete ihn als „lieben Freund“ und nannte ihn einen „wahrhaft großen Künstler und herrlichen Menschen“.[33]
Carl Baermann (1811–1885) war der Sohn von H. J. Baermann und der 1. Sängerin des Münchener Hoftheaters Helene Harlas. Er folgte seinem Vater als Klarinettist und Hofmusiker der Staatskapelle. Auch er unternahm eine Reihe von Konzertreisen, wenn auch nicht im Umfang seines Vaters. Er erhielt zahlreiche Ehrungen und wurde Professor am königlichen Conservatorium für Musik in München. Als solcher schrieb er eine ausführliche Klarinetten-Schule, die bis heute als Studienwerk für die deutsche Klarinette verwendet wird.[34][35]
Richard Mühlfeld (1856–1907) war ein deutscher Orchester- und Kammermusiker, zunächst als 1. Klarinettist der Meininger Hofkapelle unter Hans von Bülow. Von 1884 bis 1886 war er daneben Soloklarinettist des Bayreuther Festspielorchesters. Von 1888 an übernahm er leitende Funktionen am Meininger Hoftheater, zuletzt als herzoglicher Musikdirektor. Mühlfeld war mit Brahms befreundet, der seine Karriere als Kammermusiker förderte. Als solcher machte er dessen Klarinettenwerke in vielen europäischen Ländern bekannt. Brahms nannte Mühlfeld „die Nachtigall des Orchesters“ und schrieb an Clara Schumann: „Man kann nicht schöner Klarinette blasen, als er es tut.“[36]
Oskar Oehler (1858–1936) war ein deutscher Klarinettist und Klarinettenbauer. Bereits während einer Lehrer als Orgelbauer nahm er Klarinettenunterricht. Er wirkte sodann als Klarinettist in Orchestern in Weida, Halle (Saale) und Nizza. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er Klarinettist in dem damals berühmten Laube-Orchester in Hamburg. 1883 wurde er Mitbegründer der Berliner Philharmoniker. Während seiner Orchestertätigkeit und auf mehreren Reisen studierte er die Instrumente anderer Klarinettisten und sammelte Erfahrungen im Klarinettenbau. 1887 eröffnete er eine Werkstatt als Klarinettenbauer und gab 1888 seine Anstellung bei den Berliner Philharmonikern auf, um sich ganz dieser Tätigkeit zu widmen. Um die Wende zum 20. Jahrhunderts widmete er sich mehrere Jahre der Verbesserung und Perfektionierung der deutschen Klarinette, deren am weitesten entwickelte Variante damals die auch von Mühlfeld gespielte Baermann/Ottensteiner-Klarinette war. Diese Arbeiten führten 1905 zur Patentierung einer perfektionierten Klarinette mit 22 Klappen, fünf Ringen und einem Deckel, der an der rechten Seite zwei Klappen betätigt, für die er ein Gebrauchsmuster erhielt und die auch heute noch nahezu unverändert von deutschen und österreichischen Profi-Klarinettisten gespielt wird und die allgemein Oehler-Klarinette oder deutsche Klarinette genannt wird.[37][38][39]
Die 1919 gegründete Manufaktur Richard Müller in Bremen entwickelte Anfang der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts zusammen mit dem damaligen Soloklarinettisten des Kölner Gürzenich-Orchesters und Dozenten der dortigen Musikhochschule Paul Gloger für die Klarinette mit deutschem Griffsystem eine durchgehend ergonomische Mechanik, mit der Folge, dass die Instrumente besser in der Hand lagen und leichter gespielt werden konnten. Diese ergonomische Bauweise der Mechanik wurde später von fast allen Herstellern von Klarinetten mit deutschem Griffsystem übernommen.
Seit ca. den 1930er Jahren war in Großbritannien ein bestimmtes Klarinettenmodell der Firma Boosey & Hawkes (B. & H.) sehr beliebt und einflussreich.[41] Das Modell 1010 hatte eine sehr weite Bohrung von 15,2 mm, die zudem vollständig zylindrisch geformt war. Berühmte englische Klarinettisten wie Jack Brymer, Thea King, Frederick Thurston und Gervase de Peyer spielten auf ihr und sind maßgeblich für die enorme Popularität dieser Klarinette in Großbritannien mit verantwortlich.[41] Die Produktion von Klarinetten wurde 1986 von B. & H. eingestellt.[41] Dies führte dazu, dass viele professionelle britische Klarinettisten meist auf Instrumente der französischen Firma Buffet Crampon (meist Modell R13) auswichen[41][42], Instrumente mit wesentlich kleinerer und nicht vollständig zylindrischer Bohrung (14,65 mm). Die Tradition der 1010 wurde von Peter Eaton und seinem kleinen Team mit dem Modell Elite fortgeführt und verbessert.[43] Trotz kleiner Auflage sind Instrumente von Peter Eaton bei führenden britischen Klarinettisten sehr verbreitet.[43] Peter Eaton hat die Produktion 2018 aus Altersgründen eingestellt.[43]
Frankreich
Die Firma Buffet Crampon gilt bei professionellen Böhmklarinetten als Marktführer. Das ca. 1950 vom Instrumentenmacher Robert Carrée entwickelte Modell R13 ist die weltweit erfolgreichste[44] Profiklarinette und gilt in den USA quasi als Standard. In Europa ist das 1975 entwickelte Modell RC (bzw. RC Prestige [14,71 mm][44]) beliebter.[45] Wichtigste Mitstreiter am Markt sind sicherlich Yamaha und Henri Selmer, im nordamerikanischen Raum seit einigen Jahren auch Backun. Die französische Firma George Leblanc war sehr bedeutend, bis sie 2008 von Buffet Crampon aufgekauft wurde. Buffet Crampons Modell R13 diente als Vorbild für einige Modelle von Leblanc und Yamaha.[44]
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